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Dein Geschichtspodcast mit Daniel und Solveig

FG019 - Kartoffeln, Bier und Kippen! Die Märzrevolution 1848

17.05.2023 94 min

Zusammenfassung & Show Notes

Über Jahrtausende wurden psychische Störungen unter der Krankheit der Hysterie zusammengefasst. Das kommt rt von dem griechischen Wort hystéra - zu deutsch "Gebärmutter". Da ist es nicht überraschend, dass vor allem Frauen als hysterisch diagnostiziert wurden.
 
Griechische Ärzte und Philosophen wie Platon sahen den Auslöser der Hysterie in einer erkrankten Gebärmutter, Diese wandere, sollte sie nicht regelmäßig Kinder hervorbringen, hungrig nach dem männlichen Samen durch den Körper hindurch und löse dabei verschiedenste Krankheitssymptome aus.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verabschiedete sich die Forschung, gerade unter dem Einfluss Sigmund Freuds, langsam von dem Gedanken eines erkrankten Uterus. Vielmehr vermutete man nun die Ursachen in traumatischen Kindheitserfahrungen. Dennoch scheute auch Freud nicht davor zurück, hysterischen Patientinnen wie etwa Prinzessin Alice von Battenberg Röntgenbestrahlungen der Eierstöcke zu verschreiben, um ihre psychischen Störungen zu heilen. Im Falle der Prinzessin waren diese angeblich durch eine nicht ausgelebte Schwärmerei zu einem mysteriösen Engländer ausgelöst worden.

Seit den 1980ern ist der Begriff aus der Medizin verschwunden. Welchen Einfluss die Hysterie dennoch bis heute insbesondere auf die Frauengesundheit hat, darüber spricht Solveig mit Daniel in dieser Folge. Dabei hätten wohl beide am Ende einen Schluck Frauengold vertragen!


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Transkript

Solveig
00:00:00
Ja, ich bin ein bisschen verschnupft, aber die Sache duldet keinen Aufschub.
Daniel
00:00:04
Ich glaube, auch halb Deutschland ist zurzeit verschnupft.
Solveig
00:00:07
Ja, halb Deutschland ist verschnupft und Deutschland war, glaube ich, auch 1848 sehr verschnupft. Allerdings in politischer Hinsicht.
Daniel
00:00:16
Es war März, also vielleicht auch in gesundheitlicher Hinsicht. Allerdings.
Music
00:00:20
Solveig
00:00:43
Ja, hallo Solveig. Es ist schön, dass wir wieder zusammen sind und dass ihr uns hört. Unsere neue Folge bei Flurfunk Geschichte aus einem sehr aktuellen Anlass und wir bedienen diesmal ein Jubiläum. das zumindest hier in Berlin auch ordentlich begangen wird diesmal mit verschiedenen Aktivitäten. Denn die Märzrevolution hat 1848 stattgefunden. Und in Berlin war das am 18. März, als es richtig losging. Und da haben wir uns gedacht, machen wir doch auch mal eine Folge zur Märzrevolution und dem wunderbaren 19. Jahrhundert. Und es gibt so viele schöne, interessante Figuren, die in diesen Geschichten auftauchen. Aber ich bin gar nicht sicher, ob Solveig da so Lust drauf hat.
Daniel
00:01:34
Auf Revolution. Irgendwie unterstellst du mir, dass ich das 19. Jahrhundert nicht machen möchte. Ich mag das sehr gerne.
Solveig
00:01:41
Okay.
Daniel
00:01:44
Du wirktest so
Solveig
00:01:45
Wenig begeistert an diesem Thema.
Daniel
00:01:46
Ja, weil ich 48 Revolution nicht so, ich weiß auch nicht, irgendwie, Ich weiß, dass es wichtig ist und ich weiß, dass da wichtige Sachen passiert sind, aber irgendwie, wir hatten das vorhin schon, sobald ich mir irgendwas anlese, ich vergesse das sofort auch wieder.
Solveig
00:02:00
Ja gut, das passiert mir überall, also egal bei welchem Thema. Du bist doch eigentlich immer so strukturiert und kannst schnell einarbeiten und wir verdanken dir so viele Folgen in diesem Podcast.
Daniel
00:02:11
Aber 48, nee, kann ich nicht. Irgendwie mein Gehirn verweigert das.
Solveig
00:02:14
Ja, meins ehrlich gesagt auch. Ich tue mich auch nicht leicht mit diesem Thema, weil das Problem ist eigentlich, kann man glaube ich sagen, es ist halt nicht eine Revolution. Also vor allem, wenn wir über Deutschland reden, dann muss man natürlich ständig gucken, was ist da irgendwie, keine Ahnung, in Lepedet-Malt eigentlich passiert.
Daniel
00:02:36
Ja, es ist halt auch dann, man hat es schon gesagt, in Berlin war es am 18., aber dann ist es ja auch noch in Wien und dann ist es in München und dann ist es in Hamburg und es ist halt alles irgendwie was unterschiedliches und es sind immer unterschiedliche Leute und irgendwann gehen mir auf mir, da habe ich irgendwann keine Lust mehr, muss ich ehrlich sagen, jetzt kriege ich es mal auf die Reihe. Also erstmal ist es schwierig,
Solveig
00:02:58
Weil es so viele verschiedene Orte sind und es sind auch sehr viele verschiedene Akteure, wo ich mir auch die ganzen Namen und wer hat jetzt welche Position genau vertreten, bin ich überhaupt nicht gut drin. Also das wäre auch glaube ich ein bisschen zu viel, wenn wir das jetzt alles heute aufrollen. Aber tatsächlich gibt es eben auch in der Geschichtswissenschaft diese Diskussion, oder was heißt Diskussion, aber es wird immer wieder auch erwähnt, dass es eben nicht die eine große Revolutionsbewegung ist, die dann irgendwo rein mündet und eine Antwort erhält oder auch nicht, sondern dass es, also Adam Samoisky hat es eine Reihe zweckopportunistischer Aufstände genannt.
Daniel
00:03:34
Das klingt schon super spannend, da habe ich auf jeden Fall Lust drauf.
Solveig
00:03:37
Oh Gott, was hat er denn jetzt getan?
Daniel
00:03:39
Nein, aber ich meine nur, man will es spannend verkaufen und dann kommen solche Begriffe.
Solveig
00:03:45
Mit Zweckopportunismus.
Daniel
00:03:48
Aufstände.
Solveig
00:03:49
Wenn man zum Jubiläum eine Podcast-Folge macht, ist das auch ein gewisser Zweck-Opportunismus. Ich glaube, das ist eine passende Bemerkung.
Daniel
00:03:57
Ich glaube, das ist das Problem der 48er-Revolution, dass sie ein richtig schlechtes Branding hat. Die ist einfach...
Solveig
00:04:04
Was würdest du denn da für ein Branding wählen?
Daniel
00:04:06
Keine Ahnung, aber irgendwie, da fehlt so ein bisschen der Pfiff. Ich glaube, das liegt auch einfach an der Bewertung, auch im Schulunterricht. Weißt du, da hast du dann irgendwie die amerikanische Revolution und die französische Revolution und dann kommen diese 48er-Revolutionen da irgendwie verspätet hinterher und ist irgendwie so bräsig. Bräsig? Ja, irgendwie zieht die nicht, da fetzt es nicht.
Solveig
00:04:30
Es sind Menschen gestorben und gar nicht so wenig.
Daniel
00:04:33
Ja, aber für Freiheit.
Solveig
00:04:38
Gleichheit und Einheit.
Daniel
00:04:40
Weiß ich nicht. Ist das irgendwie... Okay, was braucht es denn,
Solveig
00:04:46
Damit du eine Revolution vernünftig findest?
Daniel
00:04:49
Keine Ahnung, ich bin so grundsätzlich gegen Revolutionen, weil ich der Meinung bin, dass die nicht funktionieren. Aber ich weiß irgendwie...
Solveig
00:04:56
Die funktionieren nicht. Mit Einigkeit und Recht und Freiheit hat nicht funktioniert.
Daniel
00:05:00
Ja, wollen wir spoilern? Nee.
Solveig
00:05:03
Ich spreche heute kaum über Frankreich.
Daniel
00:05:06
Wie es 1948 ausgegangen ist.
Solveig
00:05:08
Ja, ich glaube, im Zweifel wissen das bestimmt schon einige, die uns hören, wie das am Ende ausgeht. Aber vielleicht muss man auch nochmal klären, wie Deutschland eigentlich aussieht. Also ich finde es ja schon krass, dass man eine ganze Epoche nach der Revolution genannt hat. Also sie hätte doch sehr bedeutsam gewesen zu sein, wenn ich quasi so fast so ein halbes Jahrhundert davor als Vormärz bezeichne. Also die Zeit vor der Märzrevolution, was auch so ein bisschen... Abschätzig ist, finde ich, für die Generationen, die damals gelebt haben und ja auch gekämpft haben, etwas erdacht haben, etwas geschaffen haben und dann werden sie so unter Vormärz subsummiert.
Daniel
00:05:50
Vor allem frage ich mich dann auch immer, ob das nicht auch schon so eine Lesart in Gut und Böse ist, nach dem Motto, die, die im März gekämpft haben, das sind die Guten und wir gucken uns jetzt auch nur die Ideen an, die Vormärz-Ideen sind eben von denen, die dann später Revolution mitbegehen oder die das schaffen. Also, Büchner beispielsweise haben wir im Deutschen LK damals als Vormärz gehabt. Und dann die, die nicht für den März sind, die gegen die Revolution sind, die die Revolution bekämpfen, das sind dann so ein bisschen die Bösen irgendwie, mit denen man sich dann auch gar nicht auseinandersetzt.
Solveig
00:06:23
Ja, ich glaube, es ist jetzt noch nicht mal so, dass es Gut und Böse gibt. Also klar, der Vormärz ist natürlich so ein bisschen die dunkle Zeit. Nee. Da war alles schlecht. Und dann kommen die Märzrevolutionäre und bringen das Licht und werden dann aber, Achtung, Spoiler, geschlagen und haben nichts erreicht scheinbar. Aber ich meine jetzt gar nicht so sehr, dass da nur alle böse sind, sondern dass da natürlich auch viel sich eigentlich schon entwickelt hat.
Daniel
00:06:47
Ich meine das auch gar nicht. Ich meine das nur mit diesem Begriff, wie du das ansprichst. Also, dass man mit diesem Begriff vormärz halt schon wertend eingreift. Also, das sind die, die wichtig waren für die Zeit. Das sind eben, wie gesagt, die Guten, die progressiv waren und die Veränderung wollten und die anderen, das sind die, die dagegen waren und deswegen, das sind dann die Bösen, mit denen man sich eben nicht beschäftigen muss. Also ich erinnere mich eben dran, im Deutschunterricht oder auch Geschichtsunterricht, wenn man sich dann überhaupt mit der Zeit beschäftigt, sind es nur die Guten, die eben wie Georg Büchner sich dann dafür einsetzen, dass man Revolution hat und nicht unbedingt sich anguckt, ja warum sind denn vielleicht auch Leute gegen die Revolution gewesen? Warum waren die dann doch eigentlich monarchistisch eingestellt? Und das finde ich tatsächlich eigentlich viel, viel spannender, sich eben beide Seiten anzugucken, weil ja beide irgendwie eine Existenz Berechtigung haben. Also ob das jetzt mit unseren Vorstellungen übereinstimmt oder nicht, aber die haben ja eine Perspektive gehabt, warum sie dafür sind und warum sie das gut finden und warum sie das andere ablehnen. Und ich finde das immer spannender zu schauen, ja warum waren die trotzdem alle für Monarchie? Na gut, nicht alle. Ja, aber also die Bösen quasi, in Anführungszeichen.
Solveig
00:07:59
Ja gut, ich glaube nachher, wir kommen ja noch zu den Leuten da, so ein paar werden wir ja doch noch nennen, die sind glaube ich schon unter den Guten und wollten halt doch die Monarchie behalten. Aber tatsächlich hast du recht, also meistens rezipiert man die, die dann so die Radikaldemokraten waren. Aber das verrät schon zu viel. Wer ist denn, wenn du Büchner als den Guten da nennst?
Daniel
00:08:18
Nein, nein, nein. Also in Anführungszeichen.
Solveig
00:08:21
Wie heißt die Parole nochmal? Komm, von Büchner. Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Krieg den Palästen, sowas, genau. Das war der hessische Landbote, da die Parole. Wer wäre denn dann die böse Figur?
Daniel
00:08:34
Metternich.
Solveig
00:08:35
Oh, ich wusste, ist schön, wie du das so aus dem FF, zack, Metternich. Metternich. Ja, wieso ist der böse?
Daniel
00:08:41
Weil er doch alles verbrochen hat. Der hat doch Restauration und was hat er alles eingeführt?
Solveig
00:08:47
Der hat Restauration eingeführt, sag mal, hallo. Nein, aber er.
Daniel
00:08:50
War doch der führende Mann auf dem Wiener Kongress. wo man eben gesagt hat, wir drehen die Uhr zurück und tun jetzt so, als ob es 1792 ist und Napoleon nie passiert ist.
Solveig
00:09:04
Genau, das ist eben auch so ein Ding, wie man das immer im Nachklapp dann so rezipiert hat. Und das stimmt natürlich auch, das ist dieses große Schlagwort von Restauration, aber natürlich restaurieren die Herrschaftsverhältnisse für sich. Aber die restaurieren natürlich nicht das Heilige Römische Reich Und irgendwie geben den Reichsrittern das zurück, was sie da geklaut haben. Oder was Napoleon da schön großzügig verteilt hat. Dass die Badenser da zwei Drittel ihres Landes wieder aufgeben müssten. Und dass wieder irgendwelche Kirchenstaaten, die es ja in Deutschland auch gab, restauriert werden. So weit gehen die nicht. Also die machen eigentlich den Status quo, wie es ihnen gefällt. Aber Restauration bezieht sich natürlich vor allem darauf, dass die Kronen jetzt fester sitzen wie da auf den Köpfen. Trotzdem finde ich Metternich, wir haben jetzt heute keinen Sekt getrunken, weil ich habe ja etwas verschnupft.
Daniel
00:09:58
Ich glaube, es ist auch ganz gut.
Solveig
00:10:01
Das ist nicht so dein Favorite. Aber man könnte natürlich schon anstoßen, finde ich, auf die Leistungen, die die international vollbracht haben oder in Europa vollbracht haben, nämlich Jahrzehnte des Friedens. tatsächlich ein System zu schaffen, das lange gewährt hat oder den Frieden bewahrt hat. Naja gut, so bald jetzt auch wieder nicht, aber wir sprechen glaube ich nochmal extra irgendwann über den Wiener Kongress, ist ja auch eine spannende Sache, aber wichtiger ist ja, was für Deutschland dabei rauskam, nämlich dieser komische Deutsche Bund. Also man wollte natürlich nicht zurück zum Heiligen Römischen Reich, aber man wollte schon irgendwas schaffen, was an diese Stelle tritt und gerade im Kampf gegen Napoleon war ja schon das Bewusstsein gereift. Ich würde, dass wir so irgendwie zusammengehören, alle die Deutsch sprechen und auch irgendwie zusammen agieren sollten.
Daniel
00:10:50
Aber Ich meine, man muss ja immer daran denken, klar wird dann immer so gesagt, Napoleon, aber war das der Rheinbund, die dann mit Napoleon sind? War die nicht der Grund, warum es das Heilige Römische Reich nicht mehr gibt? Von daher, das ist so.
Solveig
00:11:04
Das ist halt auch Mittelalter.
Daniel
00:11:07
Ja. Hat gut funktioniert.
Solveig
00:11:09
Hatte sich jetzt schon ein bisschen überlebt.
Daniel
00:11:11
Naja.
Solveig
00:11:11
Ja gut, ich hätte jetzt nichts, ich bin ja auch Romantik. Romantik wird ja heute auch eine Rolle spielen.
Daniel
00:11:14
Ich meine, das englische Königreich existiert auch.
Solveig
00:11:16
Ich bin ja auch romantisch veranlacht, ich hätte nichts gegen Heiliges Römisches Reich. Ich glaube, ich würde da nicht viel Verständnis heute ernten für und damals eben auch schon nicht mehr.
Daniel
00:11:26
Die englische Krone besteht seit 1066. Ja klar.
Solveig
00:11:30
Ja. Ja wunderbar. Andere falsche... Falsche Insel. Wir bleiben bitte auf dem Kontinent.
Daniel
00:11:37
Die ist immer noch da. Also von wegen Mittelalter überkommt sich.
Solveig
00:11:42
Und ja, die Krone wird auch, glaube ich, der Thron wird gerade restauriert für Charles. Aber gut, das ist nächstes Mal. Also, Deutscher Bund soll natürlich vor allem sicherstellen, dass sowas wie Revolution nicht nochmal passiert. Allerdings steht in der Bundesakte damals auch, dass in den Ländern, die zum Deutschen Bund gehören, landständische Verfassungen einzuführen sind. Also der war nicht nur reaktionär. Es war schon.
Daniel
00:12:09
So ein bisschen
Solveig
00:12:09
Gereift, diese Vorstellung, dass das vielleicht an der Zeit ist, mit dem Absolutismus zu brechen und da irgendwie eine neue Basis zu schaffen. Also da war man irgendwie noch froh gemut. Ja, okay, wir fixieren das mal, wie unser Staat funktioniert. Und auch der jeweilige Herrscher hat sich dann daran zu halten, was man da aufschreibt. Und gerade so die süddeutschen, südwestdeutschen Staaten Und haben das dann auch sehr schnell getan und sich Verfassungen gegeben. Und in Preußen, der alte Hardenberg, das waren diese beiden Reformer, Herr vom Stein und Herr von Hardenberg, bevor der dann seinen Hut genommen hat, der hat auch noch so ein schönes Gesetz vom König unterschreiben lassen, 1820, dass also Preußen, wenn es neue Schulden aufnehmen möchte, erstmal einen Landtag befragen muss, ob der denn auch damit einverstanden ist bzw. das bewilligen lassen muss. Führt dann dazu, dass man da zwei Jahrzehnte lang keine Anleihen mehr aufnehmen kann.
Daniel
00:13:07
Und irgendwie mit dem Geld haushalten muss,
Solveig
00:13:08
Das man hat, weil denn sonst war man dann verpflichtet, eben einen Landtag einzuberufen. Und das wollte man dann doch lieber vermeiden. Aber das greift jetzt vielleicht schon ein bisschen zu weit. Also wir sprechen ja vor allem jetzt über die Revolution, die sich so anbahnt. Und da ist eigentlich auch kurz nach Abschluss des Wiener Kongresses schon etwas, das eben diese Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes erschreckt. Es gibt nämlich ein Jubiläum, 300 Jahre Reformation, 1817 und irgendwelche komischen Burschenschaftler marschieren auf die Wartburg, halten da Reden, lesen sich aus irgendwelchen obskuren Büchern vor. Wo von Liberalismus und Freiheitsrechten und dergleichen die Rede ist. und allerdings sind die auch ein bisschen komisch drauf. Also aus unserer heutigen Sicht würde man da vielleicht nicht so gerne dabei sein. Also die reden zwar auch über interessante Forderungen, die schon auf das weisen, was wir so als Demokratie verstehen, aber gleichzeitig ist es natürlich auch so die Blütezeit des Nationalismus. Also jetzt hat man gerade entdeckt, wir sind eine Nation oder es gibt sowas wie eine Nation und wir stellen uns das so oder so vor und überlegen jetzt natürlich, wer gehört dazu, wer gehört nicht dazu. Und da betrifft es dann oft auch gerne die jüdischen Mitmenschen in diesen Staaten, die dann eben nicht als deutsch gelten und dann gleich so die ersten Opfer werden. Und alle, die etwas geschrieben haben, dass diesen Burschenschaftlern nicht gefiel, wurden dann, also nicht die Leute, aber die Bücher, dort verbrannt. Da gibt es dieses wunderbare Zitat von Heinrich Heine, das sich auch hier in Berlin dort findet, wo dann 1933, 1934 die Bücher verbrannt wurden auf dem heutigen August-Bebel-Platz, wo nämlich Heinrich Heine dieses Wartburg-Fest vergleicht mit einem anderen Fest. Das 1832 dann stattfindet, in Hambach, das ihm deutlich sympathischer war und er eben ja diesen Wartburg Studenten, Burschenschaftlern vorwirft, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man womöglich am Ende auch Menschen, die anderer Auffassung sind, anderer Herkunft sind, als man das für richtig befindet. Ja, das Hambacher Fest ist übrigens auch einfach, ja, war wahrscheinlich ganz unterhaltsam. Das ist natürlich schon eine Ecke weiter und da ist natürlich was passiert, was die Monarchen Europas dann ordentlich erschreckt hat. Nämlich eine Revolution in Frankreich. Wo sonst? In Paris 1830. Die zweite große Revolution. Also der Satan geht wieder um, sagt Prinz Wilhelm aus Preußen. Und ja, in dem Gefolge brodelt es dann auch natürlich in anderen europäischen Staaten. Und ja, der Prinz Wilhelm will eigentlich sofort militärisch in Frankreich einschreiten. Prinz Wilhelm, das ist der jüngere, also der Sohn von Friedrich Wilhelm III und Königin Luise. Der zweitgeborene Sohn, der wird uns nachher auch nochmal begegnen bei diesen Märzereignissen in Berlin. Und auch mit dieser Haltung, dass die beste Antwort ist, einfach mit dem Militär reinzuschlagen. Also man solle nicht zögern, sondern sofort eine europäische Allianz bilden, um also gegen Frankreich vorzugehen und da, ja, Gott sei Dank hört man da nicht so auf ihn. Aber es gibt eben nicht nur die Revolution in Frankreich damals, also das ist dann die Juli-Revolution, wo Karl X. und die Bourbonen.
Daniel
00:16:45
Dann endgültig verabschiedet werden.
Solveig
00:16:47
Oder na gut, also der eine Zweig der Bobonen. Denn da kommt jemand dran aus dem anderen Zweig. Wir haben mal, ich weiß nicht wann es war, über Ludwig XIV. und seinen Bruder gesprochen. Ich glaube es war bei der schwulen Hofkammer hier. Weil der Philipp von Orléans, der Bruder von Ludwig XIV.
Daniel
00:17:03
Ich spreche bei jeder Gelegenheit über Philipp von Orléans.
Solveig
00:17:05
Auch zu dem Thema fasste. Und dessen Nachfahre Louis Philippe wird dann der sogenannte Bürgerkönig in Frankreich. Also eigentlich die liberalste Monarchie dann zu dem Zeitpunkt. Ein Verfassungsstaat, also eigentlich all das, was man 1848 dann in Deutschland auch versucht.
Daniel
00:17:24
Vielleicht noch als kurzer Einwurf, das ist auch, diese Revolution ist das Bild, was, es ist Delacroix, das ist glaube ich der, dieses sehr, sehr berühmte Bild mit der Marianne, die Marianne für das Volk an, mit dieser wunderschöne Frau mit den bloßen Brüsten. und es stört mich jedes Mal, weil dieses Bild wird immer benutzt für die 1789-Revolution. Es wird immer gebracht und es ist nicht diese Französische Revolution, sondern es ist jetzt die in den 1830ern, wofür das Bild ist. Das macht mich immer einen Anfall.
Solveig
00:18:02
Aber es ist halt so ein schönes Bild.
Daniel
00:18:04
Es ist ein wunderschönes Bild, aber...
Solveig
00:18:05
Es hat halt keiner was damals gemalt. Nicht in der richtigen Art und Weise, wie man das braucht zur Bebilderung. Genau, aber eben in dieser Zeit, 1830er Jahre, da wird auch Belgien unabhängig. Oh ja. Macht sich frei von den Niederlanden, dem protestantischen Teil der Niederlande. Auch als konstitutionelle Monarchie.
Daniel
00:18:27
Als Kolonialmacht vor allem.
Solveig
00:18:29
Ja gut, das wäre dann nochmal ein extra Thema. Jetzt bleiben wir mal bei den positiven Aspekten.
Daniel
00:18:34
Das ist dann der König Leopold.
Solveig
00:18:35
Weil diese Verfassung damals nämlich vorbildhaft ist für viele, die dann davon träumen, auch in einem konstitutionellen Staat zu leben. In Polen gibt es einen Aufstand. Polen, das ja so nicht existiert als Land, als Staat, sondern dreigeteilt ist. Und vor allem diejenigen, die auf der Seite leben, die vom russischen Zaren beherrscht wird, als König von Polen damals noch. Also formell ist es immer noch ein Königreich Polen. Aber damit ist es vorbei. Also wenn die ständig Aufstände machen, Dann ist Finis Polonie, also dann wird es quasi zur russischen Provinz degradiert. Und im Kirchenstaat ist auch was los. Da gibt es auch noch Aufstände, wo der Papst dann erstmal ganz freundlich reagiert, bevor er dann zum Gegenschlag ausholt. Und es gibt diverse Aufstände dann auch noch in Kurhessen, in Braunschweig, in Sachsen und in Hannover, dass sich dann auch erstmals eine ordentliche Verfassung gibt. Also für die vier größere nennenswerte Subjekte des Deutschen Bundes erhalten eben auch Verfassungen zu diesem Zeitpunkt. So und jetzt noch mal zu dem Hambacher Fest. Denn das ist jetzt sozusagen unmittelbar danach, dass es vielen eben nicht reicht, sondern man will mehr. Und natürlich, also nach den ersten Aufständen und vor allem der Ermordung von einem gewissen Kotzebue, gab es ja diese Karlsbader Beschlüsse im Deutschen Bund, die die Zensur ordentlich verschärft haben und auch Kontrolle über die Universitäten und vor allem das, was dort gesagt wird, geschafft haben und natürlich auch jegliche Demonstrationen und politischen Versammlungen untersagen. Also wir können keinen Aufruf starten, um da uns in irgendeinem Saal zu versammeln und jetzt politische Forderungen zu stellen. Aber was kann.
Daniel
00:20:26
Man da machen? Turnen.
Solveig
00:20:28
Turnen? Und singen. Gar nicht mehr so up to date. Also es kommt dann wieder mit den Turnvereinen.
Daniel
00:20:34
Ich dachte, die werden gegründet wegen den Karlsbader Beschlüssen.
Solveig
00:20:38
Die gibt es vorher schon. Ja genau, Karlsbader Beschlüsse ist ja schon 1819. Aber die sind natürlich immer da. sind zwischendurch mal mehr, mal weniger populär. Nee, aber wir wollen einfach eine große Veranstaltung machen. Wir dürfen aber eben nicht politisch sein. Also was machen wir da im Südwesten Deutschlands?
Daniel
00:20:59
Eine Burg einweiht.
Solveig
00:21:02
Das kommt auch noch. Diese romantischen Burgvollendungen. Ein Weinfest.
Daniel
00:21:06
Ah, natürlich, ja klar.
Solveig
00:21:08
Also eigentlich laden wir einfach nur Leute ein, um zusammen zu saufen. Wir machen mal ein ordentliches Weinfest und dann, klar, wenn man so ein paar Gläser schon Intus hat, dann spricht man auch mal eben über alles, was einem gerade so durch den Kopf geht. Also 30.000 Leute sollen da gekommen sein, um Wein zu trinken.
Daniel
00:21:27
Und es ist wirklich,
Solveig
00:21:28
Also ich weiß nicht, wie das dann laufen soll, 30.000 Leute und es gibt natürlich die Initiatoren hier, der Herr Siebenpfeifer und der Herr Wirt, die sich das unter diesem politischen Demonstrationsaspekt alles organisiert haben. Aber wie bringen die denn jetzt bitte ihre Ideen an die Leute? Ich kann mich doch nicht auf den Tisch stellen und dann so laut schreien, dass mich 30.000 Leute, die da in irgendwelchen Weinbänken sitzen und gerade schon drei Gläser Intus haben, mir jetzt noch zuhören und mit mir über Demokratie sprechen.
Daniel
00:21:58
Vielleicht ist man so Arbeitskreise eingerichtet.
Solveig
00:22:00
Ja, so ähnlich. Also im Prinzip bist du da eigentlich hingegangen. Hast du irgendwie, wenn du da Bock drauf hattest, dich auf so einen Tisch gestellt und hast angefangen, eine Rede zu schwingen. Und dann hast du halt da 100 Leute im Zweifel noch erreicht und im Dreitische weiter steht jemand anders, hält seine Rede und dann gehst du da so rum und hörst dir das an, was die Leute zu sagen haben. Ist es wie.
Daniel
00:22:18
Auf so einer Messe?
Solveig
00:22:19
Ja, irgendwie schon. Also da hast du da quasi schon so Gruppierungen, die sich da so ein bisschen herausbilden und ich glaube, es hat niemals Protokoll geführt. Ja, ja gut. Also soweit ich weiß, haben wir jetzt keine Aufzeichnung von den verschiedenen Reden, die da, also sicher von dem Siebenpfeifer oder von dem Wirt, Und die großen Namen, die das alles organisiert haben, da gibt es dann schon deren Aufzeichnungen. Aber was sie dann in den Nebentischen weinselig erzählt haben, weiß dann keiner. Ja, das ist natürlich den Behörden schon aufgefallen, dass 30.000 Leute plötzlich das im Hambacher Schloss raufziehen und nicht nur Wein trinken, sondern auch komische Sachen erzählen, hat denen nicht so wahnsinnig gut gefallen. Ja, und jetzt habe ich gerade erzählt, dass Hannover sich auch eine Verfassung gegeben hat. Und 1837 passiert aber etwas Entscheidendes.
Daniel
00:23:07
In Hannover?
Solveig
00:23:09
In Hannover, beziehungsweise in der Dynastie der Hannoveraner.
Daniel
00:23:13
Ich weiß nicht, das ist noch nicht Queen Victoria?
Solveig
00:23:16
Genau, Queen Victoria erklimmt den Thron mit einiger Mühe. In London, weil das nämlich dort möglich ist für eine Frau als Herrscherin.
Daniel
00:23:28
Aus dem guten Hause Hannover.
Solveig
00:23:29
So ist es. Aber in Hannover, in dem guten Hause selbst. Geht das eben nicht. Da muss ein Mann ran. Und das ist dann Ernst August. Und Ernst August findet Verfassungen blöd. Und er sagt, das hat vielleicht mein Vater gemacht, aber ich mache sowas nicht mit. Also Verfassung ist nicht mehr. Und.
Daniel
00:23:49
In Göttingen gab
Solveig
00:23:50
Es sieben Professoren, die dann gemeinsam ein Pamphlet verfassen, dass das unerhört ist und sie werden auch keinerlei Eid leisten für den neuen König, beziehungsweise sie fühlen sich an den Eid gebunden, den sie damals geleistet haben, auf die Verfassung. Und sowas können sie nicht mitmachen und dann müssen die natürlich raus da aus Hannover. Und die bekanntesten von diesen Göttinger Sieben, das sind hier die Märchenonkel.
Daniel
00:24:12
Ja, genau. Jakob und Wilhelm Grimm.
Solveig
00:24:15
Und wer lädt Sie ein, dann zu sich zu kommen? Ein bisschen später, müssen noch drei Jahre warten. Es ist Friedrich Wilhelm IV.
Daniel
00:24:24
Da merkt man wieder, ich habe das ja alles schon gelesen für unsere Märchenfolge im Romanisch-Mittelalter. Ich habe es alles wieder vergessen.
Solveig
00:24:31
Wann die nach Berlin gekommen sind?
Daniel
00:24:33
Ja, also, diese Zeit kann ich mir nicht merken.
Solveig
00:24:36
Ja gut, das wäre ja auch nicht so relevant für Hänsel und Gretel. Wo haben Sie denn Hänsel und Gretel geschrieben? Waren Sie doch schon in Berlin wahrscheinlich.
Daniel
00:24:42
Ich verbinde ja auch irgendwie immer mit Süddeutschland, aber ich weiß nicht, warum.
Solveig
00:24:45
Ich weiß auch nicht, wo die herkommen, ehrlich gesagt. Keine Ahnung.
Daniel
00:24:48
Das habe ich rausgesucht.
Solveig
00:24:49
Also Sie waren zumindest in Göttingen, um da entlassen zu werden.
Daniel
00:24:54
Und dann sind sie ein bisschen umhergeirrt.
Solveig
00:24:56
Und es gab viele Spendenaktionen übrigens, weil das waren ja jetzt arbeitslose Professoren, die Ärmsten.
Daniel
00:25:00
Die wussten ja gar nicht,
Solveig
00:25:01
Wovon sie jetzt leben sollen. Wobei die waren, glaube ich.
Daniel
00:25:04
In der Zeit auch schon sehr bekannt.
Solveig
00:25:06
Ja, ja, klar. Also nicht nur die. Also ich kenne die anderen Namen, sagen mir jetzt nicht so wahnsinnig viel. Herr Dahlmann ist noch wichtig nachher. Und der kommt nämlich dann auch nach Berlin. Entschuldigung, nee, Quatsch, nach Leipzig. Und ein gewisser Robert Blum hat da nämlich schon eine Spendenaktion gestartet für die Göttinger Sieben. Und hat, jetzt muss ich mal gucken, ob ich die Zahl finde, ich hatte es mir irgendwo aufgeschrieben, wie viel das war, ich glaube 2000 Gulden gesammelt. Und 2000 Gulden sollen so ungefähr 30.000 Euro entsprechen heute. Also mal ebenso, die Leipziger Bürger, um da die Professoren irgendwie zu unterhalten.
Daniel
00:25:43
Leipzig war eine reiche Handelsstadt.
Solveig
00:25:45
Ja, und hatten es auch wahrscheinlich schon immer so ein bisschen mit revolutionären, freiheitlichen Bestrebungen.
Daniel
00:25:51
In der Leipziger Universität war da nicht auch irgendwie, dass die da, oder denke ich mir das gerade raus?
Solveig
00:25:56
Jetzt bringst du mich, das schneide ich raus.
Daniel
00:25:58
Nee, vielleicht denke ich mir das auch gerade selber noch aus. Ich habe keine Ahnung. Irgendwie verbinde ich Leipzig auch irgendwie mit der Zeit, dass die da sehr liberal waren. Aber vielleicht habe ich mir das jetzt auch nur ausgedacht.
Solveig
00:26:07
Ja gut, aber es ist immer der Hort der Revolution. Genau, und jetzt zurück zu Frankreich, denn es hat nicht gereicht. Nee. Der Louis-Philippe hat sich irgendwie auch desavouiert da.
Daniel
00:26:20
Ich sag doch, Revolution bringt mich.
Solveig
00:26:23
Frisst ihre Kinder.
Daniel
00:26:25
Ja, das ist leider so.
Solveig
00:26:26
Auf jeden Fall haben die sich da in Korruption verstrickt. Sehr unpopulär, die ganze Regierung. Und dann werden da, so ähnlich wie in Hamburg mit dem Weinfest, veranstalten die in Paris Bankette, um sich dann dort politisch beim Abendessen auch zu betätigen. Und ein solches Bankett wurde verboten im Vorfeld. Und das hat dann den Aufstand da ausgelöst. Sodass also Louis-Philippe auch seinen Hut nehmen muss. Und ja, das erschreckt natürlich dann viele. Trotzdem heißt es eigentlich, dass das weder der Ausgangspunkt ist für das, was dann in Europa passiert, noch irgendwie das Fanal schlechthin. Sondern das findet eigentlich schon in einem so revolutionären Kontext statt. Also in den 30er Jahren ging es ja schon mal so eine Runde. Und letzten Endes ist das dann zwar abgeebbt, aber eigentlich geht es die ganze Zeit so weiter. Pius IX, ich habe vom Kirchenstaat gesprochen, Pius IX wird im Juli 1946 Papst und ist eine liberale, ich verstehe nicht wieso, aber eine liberale Hoffnung für die Menschen im Kirchenstaat. Ich meine, das ist der antirevolutionäre Papst nachher, aber erstmal lockert er die Zensur. Und in Italien ist ein gewisser Graf von Cavour unterwegs und veröffentlicht etwas über Il Risorgimento.
Daniel
00:27:45
Da geht es jetzt richtig los. Das klingt nicht auf Italienisch, alles immer besser.
Solveig
00:27:49
Was heißt das überhaupt?
Daniel
00:27:50
Ist das nicht auch die Zusammenbrachführung?
Solveig
00:27:53
Ich glaube ja.
Daniel
00:27:53
Weil Italien ist ja auch noch nicht.
Solveig
00:27:55
Italien hat das gleiche Problem wie Deutschland. Weil ich dachte, wir waren ja auch mal im selben System zu Hause.
Daniel
00:28:00
Weil Risorgimento ist ja dann die Vereinigung Italiens.
Solveig
00:28:04
Die Sammlung.
Daniel
00:28:06
Was das eigentlich heißt.
Solveig
00:28:08
Und da ist natürlich auch ein deutscher Staat von betroffen. Gar kein so unwesentlicher, nämlich da gibt es dann eine laufende Auseinandersetzung zwischen Italien und Österreich.
Daniel
00:28:19
Über Neapel?
Solveig
00:28:19
Über Neapel, vor allem über Lombardei und Venezien. Neapel ist glaube ich schon länger Geschichte.
Daniel
00:28:26
Nee, du hast ja immer noch die Österreicher drin.
Solveig
00:28:28
In Neapel? Da ist doch das Königreich beider Sizilien. Oder Ferdinand.
Daniel
00:28:33
Ja, aber es sind ja trotzdem...
Solveig
00:28:36
Es sind doch Bobonen.
Daniel
00:28:37
Ja, ich habe das halt, da sind wir dann wieder bei der armen Sissi, die wir jetzt wieder rausholen. Ihre Schwester, eine ihrer Schwestern war Königin von Neapel, aber vielleicht ist sie da eingeheiratet.
Solveig
00:28:49
Wahrscheinlich, ja.
Daniel
00:28:50
Deswegen ist sie da drin. Es ist ja auch Wittelsbach.
Solveig
00:28:53
Also der Ferdinand ist definitiv doch so ein abgelegter Spanier.
Daniel
00:28:56
Ja.
Solveig
00:28:57
Von früher.
Daniel
00:28:58
Nee, dann ist das irgendwie, aber irgendwie deswegen habe ich Neapel im Kopf.
Solveig
00:29:01
Aber dieser Ferdinand, der muss jetzt eben auch für Sizilien eine Verfassung zulassen. Das mag der gar nicht. Dann die Habsburger in der Toskana. Secundo Genitur, das heißt so ein zweitgeborenes Geschlecht, das da regiert. Das muss auch eine Verfassung zulassen. Sardinien-Piermont, da wo das ganze Researchimento seinen Ausgang nimmt. Wird zum Vorbild für Italien. Im Februar 46 gab es schon einen Aufstand in Galicien. Mal wieder. Also ein Teil, der sich natürlich polnisch fühlt, aber österreichisch lebt und verwaltet wird. Und ja, vielleicht auch ganz gerne. Wir haben diesen Teil Europas auch in unserer Ukraine-Folge schon erwähnt. Diese Aufstände, wo die gar nicht wussten, dass es denen eigentlich noch am besten ging im Vergleich zu den anderen. Teilgebieten. Genau, und von diesem Aufstand werden eben auch viele Polen, die dann fliehen, arrestiert. Also seitdem saßen auch in Berliner Gefängnissen diverse polnische Aufständische fest, die dann nämlich in der Märzrevolution 48 wieder befreit werden. Kleiner Sturm auf die Bastille sozusagen.
Daniel
00:30:18
Ne, und da kommen wenigstens mal Leute frei, aber in der Bastille saß ja niemand.
Solveig
00:30:21
Ja, gut, da sind wirklich wichtige Leute drin gewesen. Ja, und die ganze Zeit entwickeln sich eben, du hast schon die Turnvereine angesprochen, diverse Vereine, also auch so Lesevereine, treffen uns und lesen uns mal die neuesten Bücher vor oder das, was der Kollege aus Paris mitgebracht hat, was man hier leider nicht drucken darf.
Daniel
00:30:40
Die Lesekabinette.
Solveig
00:30:42
Wo auch Frauen aktiv waren. Ja. Ja. Wir haben nicht nur das Wasser gereicht. Das erwähne ich deshalb, weil wir den Bild schon. Wir kennen ein Gemälde wo die Herren in der Zeitung lesen und die einzige Dame, die darauf abgebildet ist, bringt ihnen ein Glas Wasser zur Erfrischung. Also angeblich gab es da Salons, Lesevereine, wo Damen der Gesellschaft durchaus was mitzureden hatten und auch ihr politisches Verständnis geschult und mit eingebracht haben. Ja, und dann gibt es diese radikalen Gruppen, die meistens aus Süddeutschland kommen. Da ist der Friedrich Hecker, der berühmteste, Der dann nachher da so einen Marschversuch startet und ein gewisser Strufe, die da eben auch schon seit 1946 aktiv sind. Also, dass jetzt da in Paris das wieder losgeht, ist sozusagen nur nochmal so ein kleines Signal. Mal der entscheidende Tropfen vielleicht für das Fass, dass man jetzt die richtigen Momente sieht, um es nochmal richtig zu versuchen, aber es geht halt schon eine ganze Weile so rum. Und seit 1840 haben wir eben in Berlin, und das ist ja jetzt nochmal der entscheidende Ort für uns, weil wir hier leben, und weil der 18. März so dann der Erinnerungstag ist, als es in Berlin losging, Friedrich Wilhelm IV. an der Macht kam. Und natürlich verknüpfen sie sich auch mit ihm, eigentlich mit jedem, der irgendwie den Thron besteigt scheinbar, damals liberale Hoffnung.
Daniel
00:32:11
Nee, man kann ja immer erst mal hoffen, vielleicht wird es mit dem jetzt.
Solveig
00:32:15
Ja, der holt eben die Humboldts. Da ist natürlich sein Bruder wieder sauer, der Prinz Wilhelm, kannst du das machen? Irgendwie diese komischen Professoren da aus Göttingen jetzt zu dir zu holen, was soll da raus werden? Und eigentlich der Humboldt, also die Grimms. Der Humboldt ist natürlich schon in Berlin und der beschreibt aber eben auch den neuen König. Finde ich ganz süß. Gegenüber von einem Freund hat er das gesagt, er sei ein aufgeklärter Herrscher, der nur einige mittelalterliche Vorstellungen noch loswerden musste. Ja, hat er schon gut erkannt, nur das mit dem Loswerden hat er nicht geklappt.
Daniel
00:32:46
Man kann andere Menschen nicht ändern.
Solveig
00:32:50
Und FVIV, also Friedrich Wilhelm IV., ist der erste preußische König, auf den ein Attentat verübt wird.
Daniel
00:32:59
Das wusste ich gar nicht.
Solveig
00:33:00
Und das schon 1844. Allerdings hat es nichts mit Revolution zu tun. Ich finde es trotzdem spannend. Weil es halt das erste Mal ist, dass jemand einen Monarchen irgendwie angreift oder da seinen Hass auslässt. Und zwar handelt es sich um einen gewissen Heinrich-Ludwig-Tschech, der ehemals Bürgermeister von Storko war und offenbar nicht so einen guten Job gemacht hat. Jedenfalls musste er dann zurücktreten und hat versucht, diesen Job wieder zurückzugewinnen. Er hatte aber einen ähnlich vergleichbaren Job zu bekommen, bekam aber schlechte Zeugnisse aus Storko. Und er hat auch Eingaben an den König geschrieben. Er will seinen Job wieder haben und er ist auch ein guter Bürgermeister. Und der König hat aber nicht darauf reagiert. Und er hat gesagt, jetzt mach mal was anderes besser. Ja, und dann fand er offenbar, dass es nur einen Weg gibt. Den König zu töten? Sich gehört zu verschaffen.
Daniel
00:33:54
Wenn ich den umbringe, dann kann ich Bürgermeister werden.
Solveig
00:33:57
Ja, und irgendwie hat er wohl das Gefühl bekommen, es geht gar nicht mehr um das Bürgermeister sein. sondern es gibt keinen anderen Ausweg, denn es sei eine allgemeine Weltsache, für die er kämpft. Das Erbürgermeister-Wirat. Das ist die der göttlichen Vorsehung. Das Erbürgermeister-Wirat. Ja, scheinbar. Er muss sich da so ein bisschen reingesteigert haben. Er ist also nach Berlin gefahren. Er ist noch in einen Fotoladen gegangen. Denn, also Fotografie im modernen Sinne können die noch nicht, aber Daggerotopien anfertigen, also quasi Foto in einer Pose, in der man sozusagen die Hand zum Himmel reckt. um da den göttlichen Beistand zu erflehen. Und, so heißt es nämlich nachher, hat er dann gesagt, er hat es gemacht, damit die Welt nach seinem etwaigen Tode sehe, dass seine Physiognomie nicht die eines gemeinen Schurken sei. Weil es gibt schon diese Theorien, dass man bei den Kriminellen, kann man das doch am Gesicht ablesen eigentlich.
Daniel
00:34:53
Da wächst dann später die Kranologie.
Solveig
00:34:55
Da gibt es da ein Foto von ihm quasi. Das man sieht, er ist doch eigentlich ein ganz netter gewesen. Nur ein bisschen durchgeknarrt. Ja, und am 26. Juli, 44, um 8 Uhr geht er zum Schloss in Berlin. Er weiß nämlich das allerhöchste Paar, der König und seine Frau, die Elisabeth von Bayern, die wessen Tante ist?
Daniel
00:35:16
Von Sissi.
Solveig
00:35:17
Ja, von Sissi. Und die Schwester von?
Daniel
00:35:20
Ludovica.
Solveig
00:35:21
Ludovica und?
Daniel
00:35:22
Und Sophie.
Solveig
00:35:23
Und Sophie, der Erzherzogin.
Daniel
00:35:25
Genau.
Solveig
00:35:26
Ja, die wollen nach Schlesien fahren, die Kutsche wartet. Der Tschech steht da rum mit anderen Leuten. Und dann kommt der König und seine Frau kommen aus dem Schloss, wollen in die Kutsche steigen und da wäre eigentlich die beste Gelegenheit gewesen, den jetzt zu erwischen. Aber tatsächlich möchte er halt nur den König treffen und nicht seine Frau und die anderen Damen des Gefolges. Also wartet er erstmal, bis die alle in die Kutsche gestiegen sind, um dann abzufeuern. Aber es ist nichts passiert. Also dem König hat es wohl das Ohr gestreift und er hat ein bisschen geblutet. Und dann hat man ihn schnell überwältigt. Aber es gibt nachher ein wunderbares Spottlied, das die Berliner sich überlegt haben über diese ganzen Ereignisse. Und das würde ich dir gerne vortragen. Einfach, weil es so schön ist. War wohl je ein Mensch so frech als der Bürgermeister Tschech? Denn er traf auf ein Haar unser teures Königspaar. Ja, er traf die Landesmutter durch den Rock ins Unterfutter. »Gaum die Uhr noch war halb achte, als noch niemand Böses dachte, ist ein Mann im grauen Mantel durch das Schlossportal gewandelt. Dies war Tschech der Hochverräter, Königsmörder, Attentäter. Ach, es hat der Bösewicht, unseren Gott, im Herzen nicht. Pocken hat er im Gesicht, sonst sah man Böses nicht.« Deswegen ja, das Foto. Ich werde das eben erkennen können. Friedrich Willen kam heraus, sah noch ganz verschlafen aus. Tschech zieht ein Pistol hervor, trifft den König fast ans Ohr. Doch es packt ihn ein Gendarme an dem frevelhaften Arme und man keilt den wüterig auf der Stelle fürchterlich. Als der König ihn erblickt, von Gendarmen ringsum stricket, zeigt er plötzlich viel Courage und spricht schnell zur Equipage. Auf dem Schlossplatz halt man still, weil das Volk mich sehen will. Drauf dreht er sich um und spricht, Kinder, ich hab nichts gekriegt. Dick und fett, ihm fehlte wenig, alles brüllt, es lebt der König. Aber natürlich, wenn du versuchst, den König zu ermorden, das ist Hochverrat und darauf steht.
Daniel
00:37:21
Todesstrafe.
Solveig
00:37:21
Der Tod, genau. Die Todesstrafe durch.
Daniel
00:37:25
Die Guiutine.
Solveig
00:37:27
Ach nein. Dem Strang. So aufklärerisch ist Preußen noch nicht zu diesem Zeitpunkt. Nein, das Urteil des Gerichts lautet Tod durch das Rad.
Daniel
00:37:36
Na. Ja. Das ist immer.
Solveig
00:37:39
Hat man drei Jahre vorher in Preußen auch zum letzten Mal tatsächlich vollzogen. Die Todesstrafe auf diese mittelalterliche barbarische Weise. Ja und der König erbarmt sich dann, ändert es auf Tod durch das Beil in Spandau in der Festung, wird das Urteil vollzogen und der Bürgermeister Tschech weigert sich auch standhaft um Gnade zu bitten. Der König hätte sie ihm wohl gewährt. Und angeblich gab es auch eine Dampflok, die schon bereit stand, um aus Potsdam den Gnaden erweis des Königs noch schnell nach Spandau zu fahren. Aber es kam keine umgekehrt. Die Gnadenbitte von Spandau nach Potsdam zu bringen, damit der König dann sie gewährt. Aber es kam keine. Und angeblich hat er unter Tränen das Todesurteil unterschrieben. Aber ein herzensguter Mensch. Er wollte doch nichts Böses für niemanden.
Daniel
00:38:28
Vielleicht wollte er sich auch einfach als der verzeihende Herrscher zeigen. Wie es sich für einen guten Herrscher zieht, zeigt man Milde. Und wenn der die Milde dann nicht annimmt, ist es ein bisschen ärgerlich.
Solveig
00:38:40
Und jetzt sozusagen der undankbeite Bevölkerung. Man schießt auf den König. Und dann kommt es in Berlin in Kürze darauf zur ersten großen Revolution, wo der Unmut der Berliner sich äußert. Und zwar die Kartoffelrevolution.
Daniel
00:38:58
Natürlich geht es um Kartoffeln.
Solveig
00:39:00
Ja, denn 1847 ist einfach ein Scheißjahr. Nicht nur, weil da ständig irgendwie alle über Politik reden und finden, sie seien nicht frei genug und man bräuchte jetzt eine Konstitution. Sondern das Wetter ist schlecht. Das Wetter ist schlecht, die Ernte war schlecht, es gibt nichts zu essen und das, was es zu essen gibt, ist einfach scheiße teuer. Dann ständig Typhus, Cholera, alles was da so um sich greift, das ist einfach alles richtig beschissen in diesem Jahr. Und ja, die Kartoffeln sind zu teuer und man weiß nicht genau wo.
Daniel
00:39:31
Entweder auf dem Mehringplatz,
Solveig
00:39:34
Also damals Bell-Allianz-Platz oder auf dem Gendarmenmarkt, hat eine Bäuerin, ist da irgendwie aneinander geraten mit einer Berlinerin und hat sie irgendwie derbe beschimpft und dann haben die Berliner gesagt, so nicht. Du kriegst von uns gar nichts mehr. Wir nehmen uns einfach deine Kartoffeln so. Und dann ist das da echt über zwei Tage eskaliert, dass die irgendwelche Läden geplündert haben, Kartoffeln geklaut haben.
Daniel
00:39:58
Und dann haben wir angeblich 30 Gendarme,
Solveig
00:40:00
Die aber wieder beruhigen können. Also es war dann vorbei. So, die Berliner machen Revolution wegen Kartoffeln. Und was glaubst du, weswegen die Münchner rebelliert haben?
Daniel
00:40:09
Wegen Bier?
Solveig
00:40:10
Ja, da gibt es natürlich die Bier-Revolution. Die Brotpreiserhöhung haben sie noch hingenommen. Aber als das Bier dann eine Mark mehr kosten sollte, da war es vorbei. Und da hat der König Ludwig, das war noch Nummer 1 damals, da noch mal per Ordre das Bier, den Preis abgesenkt. Ich glaube von 6,5 Kreuzern auf 5 Kreuzer. Oder was auch immer damals in Bayern gezahlt wurde. So ein bisschen Hofbräuhaus konnte man dann das Bier billiger erwerben als vor der Bärrevolution. Die war sehr erfolgreich. So, und jetzt kommt halt diese Februarrevolution in Paris. Und Wilhelm schreibt an seine Schwester, die Charlotte, Die ist Zarin mittlerweile, schon eine ganze Weile. Die Frau von Nikolaus I. Und der hat geschrieben, die Nemesis hat ein furchtbares Gericht gehalten. Das aus den Barrikaden entstandene Königtum ist in dieser seiner Wiege wieder untergegangen. Da ist der Finger Gottes sichtbar. Also die Monarchen einerseits erschrecken die sich natürlich, dass Revolution ist und andererseits finden sie aber, das war schon richtig. Also der Louis-Philippe hatte eh kein Recht. Auf dem Thron zu sitzen, eben. Da ist so ein Revolutionskönigtum auf den Barrikaden errichtet und eben auch die Erzherzogin Sophie findet, es geschieht ihm genau recht, dass der jetzt weg ist. und natürlich hat man aber trotzdem Angst, dass das jetzt hier übergreift und das wird es auch. Und gerade in Österreich, da sitzt ja hier nochmal der böse Mann. Der sitzt da immer noch. Der ist einfach nicht tot zu kriegen. Und der findet aber, gut, die regen sich jetzt alle auf, aber das wird sich im Sande verlaufen.
Daniel
00:41:46
Die haben ja jetzt ihr Bier.
Solveig
00:41:47
Die München, wenn das die Wiener mitkriegen. Aber die trinken doch auch lieber Wein, glaube ich. im Heurigen.
Daniel
00:41:54
Ich kenne die nur während ihrem Kaffee.
Solveig
00:41:57
Ja, das auch. Aber das ist nachmittags Kaffee, abends, im Heurigen. Das Weinchen. Ja, und Metternich will das aussitzen, aber es gibt da noch den Fürsten Windisch-Gräts, der das Kommando führt. Und der ist gleich auch dafür. Der ist so ähnlich wie Prinz Wille in Berlin. Immer am besten gleich draufschlagen, dass es vorbei ist. Dann könnt ihr sich nicht einigen. Und wer ist doch Kaiser damals? Das ist doch deine Familie. Komm. Wir haben schon über ihn gesprochen. Ja, das ist nicht mehr.
Daniel
00:42:23
Das ist jedoch Dings, der dann abgedankt hat. Ja. Ich habe seinen Namen.
Solveig
00:42:27
Kaiser Ferdinand.
Daniel
00:42:28
Ferdinand, genau.
Solveig
00:42:29
Der Gütige.
Daniel
00:42:30
Der gute Ferdinand.
Solveig
00:42:32
Der gute Ferdinand. Der Epileptiker. Von dem alle gesagt haben, der kann nichts. Der kann nichts. Das wird nichts. Und der dann noch fünf Sprachen gelernt hat. Und gar nicht so blöd war.
Daniel
00:42:41
Nee, der sich dann noch, ja, aber er hat auch das Schlauste gemacht, der sich da einfach verabschiedet hat und hat gesagt, ich gehe nach Prag.
Solveig
00:42:45
Ja, noch ist er da. Lass mich hoch.
Daniel
00:42:46
Ja, später.
Solveig
00:42:47
Noch ist er da.
Daniel
00:42:48
Und der will nicht.
Solveig
00:42:50
Also der findet das jetzt, der kann sich, nee, der möchte keine Menschen töten. Der ist einfach der Gütige. Also wird nur ein bisschen gekämpft.
Daniel
00:42:58
Nur so ein bisschen.
Solveig
00:42:59
Nur so ein bisschen. Es gibt also nur ein paar Tote. Also irgendwie weder Metternich und Ferdinand können sich durchsetzen. Doch der Wind schrät so richtig. Also es wird nicht richtig alles platt gemacht, aber so ein paar Mal um sich geschossen. Symbolisch und trifft dabei halt doch ein paar Leute. Und das führt dazu, dass am 13. März Metternich geopfert wird. Der fühlt sich natürlich da sehr schwer angegangen. Also es gibt da eben auch Querelen. Jemand anders, der gerne seinen Posten haben möchte, schießt auch ein bisschen quer und erzählt da Blödsinn über ihn. Aber gut, er ist halt die Hassfigur, also muss der weg. Übrigens nicht nur Metternich verhasst, sondern eben auch die Erzherzogin Sophie. Weil die es natürlich auch immer wird reinschlagen. Während der Ferdinand, der Kaiser, der wird dann super populär.
Daniel
00:43:42
Weil er nicht geschlagen hat.
Solveig
00:43:43
Weil da alle davon ausgehen, dass er eben der Nette ist und der Gütige. Und der wollte das garantiert nicht. Und am 15. März gibt es eben auch diese berühmte Ausfahrt Kaiser Ferdinands. Das er, glaube ich, sogar mehrmals gemacht hat. Wo die Wiener die Pferde aus der Kutsche ausspannen und die Kutsche selbst ziehen. So eine absurde Situation, oder? Da hätten wir gerade noch Revolution gemacht. Und dann kommt der Kaiser einmal raus aus der Hofburg. und das ist wie wir, als wir da über Sissi diese Netflix-Serie gesprochen haben. Och, sie ist schwanger, dann lassen wir das mit der Revolution. Alles gut. Und dann ziehen wir die Kutsche doch selber und feiern unseren gütigen Kaiser. Und der Kaiser sagt dann auch, bei jeder Gelegenheit, wo er um die Straßenecke nächste Straßenecke kommt, ich gewähre euch alles. Und deswegen sind die einfach gut drauf an diesem Tag. Genau. Aber in Bayern, die Bierpreissenkung hat es dann auch nicht so richtig gebracht, weil die Bayern als konservatives, in ihrer Moralvorstellung eher katholisch. Das sind die Österreicher auch. Aber im Gegensatz zu Ferdinand hatte der Ludwig sich, um es mal mit der Sprache der Zeit zu sagen, eine spanische Hure unterhalten und ihr alles geschenkt und sie sogar zu Gräfin gemacht. Das war gar keine Spanierin, das war nur so eine Frau, die sich da einen spanischen Namen gegeben hat, um irgendwie besser anzukommen. Beim Ludwig hat es funktioniert. Die muss weg, dann kommt sie aber wieder und dann geht es richtig los auch in München. Also da ist der Ludwig nicht mehr zu halten und muss dann eben auch die Märzforderungen akzeptieren, bevor er dann ganz gehen muss. So, und dann finde ich aber eigentlich ganz spannend, dass während da überall so die Revolutionen ausbrechen, jetzt der Deutsche Bund, mit dem wir doch hier eingestiegen sind, dass das der reaktionäre Monarchen-Club war, der vor allem die Kronen fest am Kopf verschrauben sollte, dass der ziemlich schnell reagiert. Und zwar, der Deutsche Bund gewährt, vielleicht lese ich es mal kurz vor, es gab einen Bundesbeschluss über die Einführung der Pressfreiheit am 3. März 1848. Das ist noch bevor überhaupt der Metter nicht zurücktreten musste. Also der hat dem offenkundig zugestimmt. Also der Deutsche Bund beschließt, jedem deutschen Bundesstaat wird freigestellt, die Zensur aufzuheben und Pressfreiheit einzuführen. Na gut, das heißt natürlich nicht, dass die das machen.
Daniel
00:46:12
Eben, ich wollte gerade sagen, es ist halt die Frage, wie weit der Deutsche Bund da bindend ist.
Solveig
00:46:17
Ja, der ist durchaus bindend, weil das ist ja derjenige oder die Institution, die die ganze Zeit diese scharfen Zensurvorschriften immer eingeführt hat, an die sich dann alle zu halten hatten. Also diese Karlsbader Beschlüsse, die dann auch bald aufgehoben werden. Und gut, also der Deutsche Bund besteht nicht mehr darauf, dass man zensiert, aber jetzt muss man natürlich das in den einzelnen Hauptstädten irgendwie auch noch durchsetzen, tatsächlich. Und entsprechend ist die Reaktion dann auch, naja, nicht ganz so freundlich. Es gibt dann kurz darauf eine Flugschrift, auch von Anfang März, aus der ich dir auch gerne was vorlesen möchte, wie man das nämlich so aufnimmt. Jetzt, wo einer der mächtigsten Throne, Louis Philipp, gesunken und die brausende Woge der Völkerfreier drohend an die übrigen Throne schlägt, jetzt kommt diese Mahnung. Jetzt auf einmal Vertrauen und Pressfreiheit. Und es geht dann noch weiter mit ein paar Beispielen über das bisherige Wirken des Deutschen Bundes und warum er denn da nicht auch dem Volke vertraut habe, dass er jetzt sozusagen auch Vertrauen vom Volke verlangte. Und da stellt sich diese Flugschrift einige Fragen, wo ich denke, du kannst sie sofort beantworten. Es sind Ja-Nein-Fragen. Hat diese Bundesversammlung je die Fürsten gemahnt, ihre Verpflichtungen den Völkern zu halten?
Daniel
00:47:35
Nein. Nein.
Solveig
00:47:36
Hat der Bundestag auf die Stimme des deutschen Volkes und den Notschrei der Hannoveraner um den Verlust ihrer Verfassung gehört?
Daniel
00:47:42
Nein.
Solveig
00:47:42
Hat der Bundestag dem sittenlosen Kurfürsten von Hessen, als er mit seiner Hure die Millionen des verarmten Landes im Auslande verprasste, die gebührende Zurechtweisung gegeben? Nein. Hat dieser Bundestag die deutschen Stämme in Schleswig und Holstein gegen die Anmaßungen eines erbärmlichen dänischen Königs geschützt?
Daniel
00:48:01
Nein.
Solveig
00:48:03
Hat dieser Bundestag den König von Preußen gehindert, die hungernden schlesischen Weber mit Kartetschen niederzuschießen, statt sie mit den Millionen zu sättigen, die er durch Festlichkeiten zu Ehren einer fremden Königin vergeudete? Ich habe keine Ahnung, wer die Königin war. Kann eigentlich nur Viktoria sein. Sonst gibt es eigentlich keine Königin, die besondere Festlichkeiten verdient. Oder die allein umherreist. Schätzen wir mal, dass Viktoria zu Besuch war. Hat dieser Bundestag dem scheinheiligen, schuldbefleckten Wasserdichter von Bayern in seinem finstern Treiben und schamlosen Wandel, als er selbst eine spanische Hure zur Schmach des deutschen Volkes zur Gräfin machte, gehemmt?
Daniel
00:48:38
Nein.
Solveig
00:48:40
Das deutsche Volk will Pressfreiheit, Glaubensfreiheit, allgemeines Parlament, Aufhebung des Zweikammersystems, Verminderung der Zivil- und Pensionsliste, Aufhebung der stehenden Heere, dieser Zwangsjacke für die Völker und Puppenspiels der Fürsten und dagegen allgemeine Volksbewaffnung. Und der Deutsche Bund macht aber noch was, er führt noch was ein, was ich bislang eigentlich immer dachte, dass erst die erste deutsche Nationalversammlung das getan hat. Und zwar am 9.3. tun sie etwas, was diesen nationalen Gefühlen auch ein bisschen Ausdruck geben soll und da schon mal wieder ein bisschen Luft rauslassen soll aus diesem Pulverfass. Und zwar heißt es im Bundesbeschluss vom 9. März 1848, der politische Ausschuss und in dessen Namen der königlich-preußische Herr Bundestagsgesandte trägt vor. Der Ausschuss, von der Überzeugung ausgehend, dass die Kraft Deutschlands wesentlich auf dem Bewusstsein seiner Einheit beruht, dieses Bewusstsein aber, damit es der Nation lebendig und klar vorschwebe, äußerer Symbole bedarf, glaubt, die wiederholt schon in Anregung gebrachte Frage wegen eines Bundeswappens und wegen Bundesfarben dermalen zur Lösung bringen zu sollen. Der alte deutsche Reichsadler mit der Umschrift Deutscher Bund, da es kein anderes geschichtliches Symbol der tausendjährigen Einheit der verschiedenen deutschen Stämme gibt. Ebenso werden die Bundesfarben der deutschen Vorzeit zu entnehmen sein, wo das deutsche Reichspanier schwarz, rot und golden war. Ist das nicht toll?
Daniel
00:50:11
Du bist nicht so begeistert. Nein, nein, nein. Ich bin nur gerade am Nachdenken.
Solveig
00:50:16
Ob das wirklich schwarz-rot und gold war, das Reichspanier? Was ist eigentlich ein Panier, du als Mediabistin? Was ist denn im Mittelalter ein Panier?
Daniel
00:50:24
Ich kenne das Panier,
Solveig
00:50:26
Aber das Panier... Das mag natürlich auch französisch ausgesprochen werden, das weiß ich nicht.
Daniel
00:50:30
Nee, aber ist das Panier nicht irgendwie so eine Brustplatte oder so?
Solveig
00:50:33
Ach so, meinst du das? Es muss schon eine Art von Flagge sein, glaube ich.
Daniel
00:50:38
Aber ich dachte, vielleicht ist das dann da drauf, keine Ahnung
Solveig
00:50:42
Aber ich finde es interessant, dass eigentlich dieses Thema, welche Symbole geben wir uns, das wird ja später im Laufe der Revolution auch nochmal wichtig.
Daniel
00:50:49
Genau, deswegen war ich gerade am Nachdenken, weil es war ja immer diese Diskussion, wo kommen diese Farben her?
Solveig
00:50:55
Und eigentlich, was heißt Diskussion? Also wir haben das früher in unserer älteren gemeinsamen Arbeitsstätte damals diskutiert. Aber wenn man so guckt, das sind doch immer die Lützor-Jäger, die gegen Napoleon gekämpft haben. Mit ihren Uniformen, schwarz eingefärbt, rote Aufschläge, Messingknöpfe.
Daniel
00:51:11
Aber hier ist ja jetzt klar, wo sie es herhaben.
Solveig
00:51:14
Also zumindest was, wo die Tradition liegt. Also niemand, der über die Einführung irgendeiner Bundesflagge und eines Wappens diskutiert, spricht jemals von den Lützower Freikorps.
Daniel
00:51:23
Aber wo kommt denn das her?
Solveig
00:51:25
Weil die halt so populär sind in den Befreiungskriegen und dann vor allem deren Geschichte von den Burschenschaften so gefeiert wird und dann die Burschenschaften halt auch diese Fahne hatten, die jener Urburschenschaft, diese schwarz-rote Fahne mit goldenen Franzen.
Daniel
00:51:45
Nee, weil das eben auch in jedem Buch, dieses Gespräch haben wir halt öfter mal geführt und in jedem Buch steht es eben drin, so nach dem Motto, es ist anerkannte Wahrheit, das ist von diesen Lützowischen Kadetten oder Lützower Leuten kommt.
Solveig
00:51:58
Lützower Jäger.
Daniel
00:51:59
Aber die werden hier in keinster Weise erwähnt. Also es wird einfach gesagt, es war schon immer die Farben. Also von daher ist noch die Frage, was ist denn jetzt? Was ist jetzt wahr?
Solveig
00:52:09
Also sagen wir mal, alle, die in offizieller Funktion darüber beraten haben, welche Flagge nehmen wir denn dann, wenn wir ein einiges Deutschland haben, sagen immer, das seien die alten deutschen Farben aus alter Zeit und verbinden das offenkundig mit dem alten Heich, dass man ja jetzt auf neue Weise wieder erschaffen will und den Barbarossa im Kieferhäuser wieder aufwecken muss. So, aber jetzt müssen wir erstmal nach Berlin gucken. Also Wien haben wir jetzt schon abgehandelt. Der Ferdinand, der Gütige, ist noch da. Wir müssen dann da auch nachher so eine Verfassung versprechen. Und dann am Ende verabschiedet er sich aber.
Daniel
00:52:48
Ich wollte sagen, der ist nicht mehr so lange da. Nee.
Solveig
00:52:50
Und dann kommt sein Neffe dran. Oder eigentlich die Erzherzogin. Die ihm sagt, was er zu tun hat. Wahrscheinlich am Anfang. Ja, und in Berlin, da müssen wir auch noch mal kurz ein Jahr zurück gucken. Da gibt es ja eben auch diese unleidliche Vorgeschichte aus Sicht seiner Majestät des Königs. Denn es ist nur endgültig an der Zeit, dass man mit dem Geld nicht mehr hinkommt.
Daniel
00:53:13
Jetzt muss man.
Solveig
00:53:14
Ja, und wir wollen noch eine Eisenbahn bauen. Wir brauchen dringend eine Eisenbahn nach Köln. Damit unsere westlichen Landesteile auch von der Hauptstadt aus endlich mal schnell zu erreichen sind.
Daniel
00:53:24
Und auch endlich mal wissen, zu wem sie gehören.
Solveig
00:53:26
Ja, das auch. Das haben die aber schon kapiert. Also die Kölner, mit Verlaub, haben Friedrich Wilhelm zugejubelt 1842, als der Dombauverein gegründet wird und da eben auch die Kölner Kirche zu einem nationalen Monument erhoben wird.
Daniel
00:53:43
Deswegen haben die gejubelt.
Solveig
00:53:45
Aber Friedrich Wilhelm natürlich auch gerne da. Also das Mittelalter-Gotik, das ist ja ganz toll. Ja, aber jetzt da mit dem Zug hinzufahren, die Schienen, die Gleise dahin zu legen, braucht man Geld. Und aus dem laufenden Haushalt ist das nicht zu finanzieren, also muss eine Anleihe aufgelegt werden. Das heißt, man muss Schulden machen. Und da hatte Herr Hardenberg dieses Kuckucksei hinterlassen 1820. Also verkündet der König am 3. Februar in eine Patent, also 1847 ist das noch, dass also jetzt ein Vereinigter Landtag für Preußen einberufen wird, um bitte ihm Geld zu geben für die Eisenbahn. Nichts anderes.
Daniel
00:54:27
Wer hätte danach auch wieder abgeschafft, nur die Eisenbahn.
Solveig
00:54:30
Es ist nicht klar, wie es zu dieser Vorstellung kommen konnte, die offenbar um sich gegriffen hat. Insbesondere unter den Personen, die dann als Abgeordnete nach Berlin kamen. Sie seien jetzt nicht nur zuständig für Anleihen und dem König Geld zu geben, sondern meinen jetzt, sie könnten dauerhaft tagen und Gesetze beschließen. Und da das irgendwie schon so um sich greift, hält Friedrich Wilhelm IV. dann eine schöne Eröffnungsrede zur Eröffnung dieses Vereinigten Landtages, und zwar am 11. April 1947 im Weißensaal des Berliner Schlosses, von ihm auf seinen Befehl schon schön neu dekoriert. In dieser Rede befindet sich das wahrscheinlich meist zitierte romantische Antwort auf dieses ganze Verfassungsgebaren, was die da an den Tag legen. Denn ein Staat wie Preußen müsse von einem Willen geführt und geleitet werden. Und er besteht darauf, dass keiner Macht der Erde es gelingen soll, mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein Konstitutionelles, Konstitutionelles zu wandeln. Und dass ich es nun und nimmermehr zugeben werde, dass sich zwischen unserem Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte heilige Treue zu ersetzen. Das alte christliche Volk, das biedere, treue, tapfere Volk, will nicht das Mitregieren von Repräsentanten, die Schwächung der Hoheit, die Teilung der Souveränität, das Brechen der Vollgewalt seiner Könige. Das Volk will das gar nicht.
Daniel
00:56:14
Nee, wenn du dir anguckst, wie die da in Wien auf Ferdinand reagieren, ist das vielleicht sogar, warte, da gar nicht mal so ein Recht.
Solveig
00:56:20
Ja, das sind alles romantische Menschen.
Daniel
00:56:22
Ja, die wollen das nicht. Genau. Die haben nur Hunger.
Solveig
00:56:26
Aber der Landtag will das. Der sagt, du kriegst keine Eisenbahn, bevor wir nicht hier von dir die Erlaubnis bekommen, regelmäßig quasi als Parlament zu tagen. Und bevor du nicht alle Gesetze, die du machen möchtest, uns auch vorlegst. So gehen die mit dem König um. Das ist furchtbar.
Daniel
00:56:40
Ja.
Solveig
00:56:41
Also gibt es kein Geld.
Daniel
00:56:44
Und dann gibt
Solveig
00:56:44
Es natürlich Ausreitungen und dann kommt hier, das ist zeitgleich übrigens, zur Kartoffelrevolution, über die wir schon gesprochen haben. Aber jetzt wird es an der Zeit, dass eben auch 1848 das Ganze schon wieder rüberschwappt. Und man macht das wie damals eigentlich in Hambach beim Weinfest. Man trifft sich da, wo es schön ist, wo man was zu trinken kriegt, ein bisschen Unterhaltung, nämlich in den Zelten. Kennst du das? In den Zelten?
Daniel
00:57:12
Nee.
Solveig
00:57:12
Das ist, wenn man so am Rande des Tiergartens entlang spaziert, gibt es heute noch einen Platz, der so heißt. Also ich kenne den Namen. Da stehen so ein paar steinerne Figuren rum. Irgendwelche, ich weiß gar nicht, was das da ist. Also so Richtung Kanzleramt auf der Seite. Und da gibt es diesen Platz tatsächlich heute noch und das war damals ein ziemlich großes Areal, wo halt Zelte standen, wo man sich eine Wurst und ein Bier besorgen konnte. Also nach dem Spaziergang durch den Tiergarten sich dann ein bisschen gestärkt hat. Auf jeden Fall gibt es da Platz, wo man sich niederlassen kann und sich austauschen kann und da versammeln sich also all jene, die finden es jetzt an der Zeit nochmal bestimmte Forderungen aufzustellen, zusammenzufassen und dann dem König eben auch vorzulegen. Das machen die tatsächlich. Also es gibt dann so einen Schriftverkehr zwischen dem Schloss und den Zelten, was denn jetzt hier los sei. Und diese Forderungen werden eben am 6. März überbracht. Und ja, der König ist da durchaus gewillt, mal drüber nachzudenken. Prinz Willem, kannst du dir schon vorstellen? Lass uns die doch einfach schießen. Das machen die dann auch. Und zwar schon am 13. März. Da kommen die Leute zurück aus den Zelten, nachdem sie sich dann da gefeiert haben und sich gefreut haben, dass der König das gelesen hat, was sie da geschrieben haben. Und dann kommen sie zurück und werden dann, ja gibt es Auseinandersetzungen zwischen Handwerksgesellen und eben dem Militär, dass er die Wache in der Stadt hat und bereits ein Mensch muss sein Leben lassen. Und dann wird am 16. März eben Metternichs Rücktritt bekannt in Berlin und dann gibt es kein Halten mehr. Und dann sagen die jetzt so, jetzt oder nie. Und ich finde die interessanteste Forderung der Berliner Revolutionäre, was glaubst du? Was möchten sie tun? Du kommst eh nicht drauf, glaube ich.
Daniel
00:58:57
Möchten Kartoffeln haben.
Solveig
00:58:58
Die haben sie ja jetzt schon. Sie möchten öffentlich auf der Straße rauchen dürfen.
Daniel
00:59:05
Ich wusste nicht, dass das verboten wird.
Solveig
00:59:07
Wusste ich auch nicht, aber es ist ein großes Thema damals. Wir wollen jetzt bitte auf der Straße rauchen. Das war sozusagen eine sehr prägnante Forderung.
Daniel
00:59:18
Deswegen gibt es auch weitere Auseinandersetzungen mit dem Militär.
Solveig
00:59:21
Dass das offenbar nicht zulassen möchte, dass Berliner Männer auf der Straße rauchen. Wahrscheinlich ist das so ein Adelsprivileg gewesen. Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist das deswegen so, die eine Dame, von der du mal erzählt hast. Eine der berühmteren Vertreterinnen der Frauenbewegung.
Daniel
00:59:37
Louise Esten.
Solveig
00:59:39
Und ich glaube auch Amalie Struwe. Die auch gerne, oder Frau Herweg war es, die auch irgendwie aufgefallen ist dadurch, dass sie sich irgendwie ständig eine Kippe angezündet hat.
Daniel
00:59:47
Ja, ich glaube, das Rauchen ist aber auch immer noch gesellschaftlich nicht so, also die haben ja dann auch ihre Raucherzimmer, also die rauchen nicht in der Öffentlichkeit. Also im Adel, die Herren ziehen sich dann nach dem Diner, gehen die dann in ihr Raucherzimmer. Oder es gibt auch diese Raucherclubs. Also irgendwie ist Rauchen dann doch immer noch mal so nicht so fein.
Solveig
01:00:08
Okay, aber ich würde jetzt auch die Berliner Bevölkerung, Grundsätzlich nicht als Feind beschreiben.
Daniel
01:00:15
Aber ich kann mir vorstellen, dass man das verboten hat, weil man eben, das hat schon sowas ja Verruchtes. Das sieht nicht schick aus und das sollen die nicht auf der Straße machen, weil sonst kommen die noch auf die Ideen, dass sie andere schlimme Dinge auf der Straße machen können. Und es ist ja auch dreckig, wenn die dann überall ihre Kippen hinwerfen.
Solveig
01:00:39
Also wegen der März-Revolution sieht das heute so aus, wie es aussieht in Berlin auf der Straße.
Daniel
01:00:45
Dem dürfen die das. Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass das verboten war, weil man meinte, das gehört sich nicht. Das macht man nicht öffentlich. Und Frauen durften ja eh gar nicht rauchen eigentlich. Also das ist irgendwie so.
Solveig
01:00:58
Ja gut, das machen halt nur die, die sich auch an die anderen Regeln nicht gehalten haben.
Daniel
01:01:01
Ja genau, also die rauchen dann öffentlich.
Solveig
01:01:03
Die machen das dann wahrscheinlich extra, um zu zeigen, ich habe meine eigenen Regeln.
Daniel
01:01:06
Die tragen auch Hosen, das ist auch...
Solveig
01:01:08
Das wäre jetzt nicht gehen.
Daniel
01:01:10
Schneiden sich die Haare ab.
Solveig
01:01:12
Ja, auf jeden Fall ist das so ein heißer Tag, der 17.3. Und am 18. verkündet der König die Pressefreiheit. Und das tut er, während die Leute sich quasi zu einer Demo wieder versammeln. Und dann kriegen die plötzlich mit. Wow. Er hat akzeptiert, was wir die ganze Zeit wollten. Und dann stehen die ja sowieso gerade vorm Schloss, weil sie eigentlich demonstrieren wollten. Und stattdessen sagen sie dann, hoch lebe, Friedrich Wille. Also wie der Ferdinand, so ich gewähre euch doch alles und die Leute jubeln und sind aber halt ein bisschen nervös, weil halt die Garde das Schloss beschützt, weil der König natürlich nervös war seit den letzten Tagen, dass sie immer so hoch herging und dann fangen die an zu skandieren, dass auch jetzt mal das Militär sich zurückziehen soll und das geht natürlich, das möchte er nicht.
Daniel
01:01:58
Und dann sollen die halt einschreiten.
Solveig
01:02:00
Allerdings ganz klar war der Befehl ohne die Waffe. Also die sollen halt losreiten, um die Leute so auseinander zu treiben oder vom Platz zu treiben. Und dann haben sich halt zwei Schüsse gelöst. Und wir wissen nicht warum oder wer. Also wahrscheinlich hat niemand gezielt auf irgendwen geschossen. Sondern wahrscheinlich hat irgendein tollpatschiger Soldat sich irgendwo verheddert. Ist dann in Abzug gekommen, was auch immer. Und dann haben die Leute natürlich den Eindruck, jetzt geht's los. Jetzt gehen die gegen uns vor und dann fangen die an, Barrikaden zu bauen. Und dann gibt es diese Kämpfe, Militär gegen Barrikaden, wo das Militär echt Mühe hat, die irgendwie aufzulösen. Das schaffen sie auch nicht überall. Und tatsächlich liegt es dann an Fürst Lichnowski, Der ziemlich eigenmächtig rausgeht und am 19. auf dem Schlossplatz einfach verkündet, dass seine Majestät, der König, in großer Güte und Gnade das Militär zurückziehen werde. Also die werden aufgefordert, wenn ihr die Barrikade räumt, dann zieht sich auch das Militär zurück. Und noch in der Nacht vom 18. auf den 19. ist der König wieder ganz in Auflösung begriffen. In den Tränen nahe schreibt er einen Text an meine lieben Berliner. Ja, der wird dann auch überall verbreitet und er hat dann auch Wirkung, aber ich muss es dir nochmal vortragen, weil dann ist einfach klar, das war alles nur ein großes Missverständnis. Also Proklamation seiner Majestät des Königs von Preußen, Friedrich Willow IV. an meine lieben Berliner. durch mein Einberufungspatent vom heutigen Tage, also da hat der Pressfreiheit und dem Landtag gesagt, so ihr dürft jetzt, wenn es nicht sein muss, dürft ihr auch immer tagen, was ihr wollt. Habt ihr das Pfand der treuen Gesinnung eures Königs zu euch und zum gesamten deutschen Vaterlander empfangen. Noch war der Jubel, mit dem unzählige treue Herzen nicht begrüßt hatten, nicht verhallt. So mischte sich ein Haufen Ruhestörer, aufrührerische und freche Forderungen ein und vergrößerte sich in dem Maße, als die Wohlgesinnten sich entfernten. Da ihr ungestümes Vordringen bis ins Portal des Schlosses mit Recht arge Absichten befürchten ließ und Beleidigungen wider meine Tapfern und getreuen Soldaten ausgestoßen wurden, musste der Platz durch Kavalerie im Schritt und mit eingesteckter Waffe gesäubert werden. Und zwei Gewehre der Infanterie entluden sich von selbst. Gottlob, ohne irgendjemanden zu treffen. Eine Rotte von Bösewichtern, meist aus Fremden bestehend, die sich seit einer Woche obgleich aufgesucht, doch zu verbergen gewusst hatten, haben diesen Umstand im Sinne ihrer argen Pläne durch augenscheinliche Lüge verdreht und die erhitzten Gemüter von vielen meiner treuen und lieben Berliner mit Rache Gedanken um vermeintlich vergossenes Blut erfüllt und sind so die gräulichen Urheber von Blutvergießen geworden. Meine Truppen, eure Brüder und Landsleute, haben erst dann von der Waffe Gebrauch gemacht, als sie durch viele Schüsse aus der Königsstraße dazu gezwungen wurden. Das siegreiche Vordringen der Truppen war die notwendige Folge davon. An euch, Einwohner meiner geliebten Vaterstadt, ist es jetzt größerem Unheil vorzubeugen. Erkennt, euer König und treuester Freund, beschwört euch darum. Bei allem, was euch heilig ist, den unseligen Irrtum. Kehrt zum Frieden zurück, räumt die Barrikaden, die noch stehen, hinweg und entsendet an mich Männer voll des echten alten Berliner Geistes mit Worten, wie sie sich eurem König gegenüber geziemen. Und ich gebe euch mein königliches Wort, dass alle Straßen und Plätze sogleich von den Truppen geräumt werden sollen und die militärische Besatzung nur auf die notwendigen Gebäude des Schlosses, des Zeughauses und wenige anderer und auch da nur auf kurze Zeit beschränkt werden wird. Hört die väterliche Stimme eures Königs, Bewohner meines treuen und schönen Berlins, und vergesst das Geschehene, wie ich es vergessen will, und werde in meinem Herzen um der großen Zukunft willen, die unter dem Friedenssegen Gottes für Preußen und durch Preußen für Deutschland anbrechen wird. Eure liebreiche Königin und wahrhaft treue Mutter und Freundin, die sehr leidend da niederliegt, vereint ihre innigen tränenreichen Bitten mit den meinigen. Oh Gott, ich kann mir schon vorstellen, wie ihm da die Tränen über die Wange gekullert sind, als er das geschrieben hat. Und ich glaube, der meint das ernst. Also ich mag den ja. Ich bin fest überzeugt, dass der das, der kann morgen was völlig anderes erzählen. Aber ich glaube, dass er in jedem Moment das ernst meint, wenn er das schreibt.
Daniel
01:06:54
Ich finde, da sind schon gewisse Argumentationen drin, wo man so denkt.
Solveig
01:06:58
Das sind aber so Klassiker, ne? Das waren die Fremden.
Daniel
01:07:02
Wer auch immer die Fremden sind. Die waren das, wir untereinander verstehen uns.
Solveig
01:07:05
Das ist wie das eine Plakat, das wir damals in der Sammlung hatten von dem Mauerbau. Die 50 Aufrührer, die da die guten Arbeiter aufgehetzt haben.
Daniel
01:07:13
Ja, die bösen Steinewerfer da. Es sind immer die Fremden, es sind immer die anderen. Es hat sich zufällig, haben sich die zwei Schüsse gelöst. was ja Gewehre regelmäßig machen. Die liegen einfach da und dann löst sich so ein Schuss. Das ist, hm.
Solveig
01:07:27
Ja, aber das wirkt.
Daniel
01:07:28
Natürlich wirkt das.
Solveig
01:07:29
Lichnowski geht dann auch raus und sagt so, Leute, geht von der Barrikade runter. Der König hat euch alles gewilligt. Wenn ihr die Barrikade räumt, gehen wir auch weg. Also das Militär. Und das machen die auch.
Daniel
01:07:40
Ich glaube, es ist viel wichtiger, was da drin steht, dass der Ideen Amnestie verspricht. Und er sagt, ich werde es vergessen. Ich glaube, das ist es, was dann wir.
Solveig
01:07:47
Aber ihr müsst es auch bitte vergessen. Aber egal finde ich dann, dass sie dem Lichnowski, der da auf dem Schlossplatz steht und sagt so, jetzt geht doch mal nach Hause, wir haben euch alles gewährt. Und dann kommt die Frage aus dem Volke, ob auch wirklich alles bewilligt sei, antwortete er, ja alles meine Herren. Auch das Rauchen? Er scholl eine Stimme. Ja, auch das Rauchen war die Antwort. Auch im Dierjarten? Ja, auch im Tiergarten darf geraucht werden, meine Herren. Und das war durchschlankt.
Daniel
01:08:18
Jetzt gehen sie nach Hause.
Solveig
01:08:19
Oder im Tiergarten einer Rauch. Bei den Bieren in Zelten. Ja, aber dann vorher legen sie noch dem König ein paar verstorbene Barrikadenkämpfer vor die Tür und zwingen ihn dafür.
Daniel
01:08:34
Den Hut zu ziehen.
Solveig
01:08:35
Die Elisabeth, die arme, kranke Königin, steht daneben und hat angeblich ihrem Mann noch ins Ohr geflüstert. Jetzt fehlt nur noch die Guillotine. Ja, aber er hat sich dann tatsächlich auch Mühe gegeben. Es gab dann die Aufbahrung der Märzgefallenen am 22. März auf dem Gendarmenmarkt. Und dann wurden die am Schloss vorbeigetragen. Der König stand auf dem Balkon, hat wieder den Hut gezogen, den Kopf geneigt, wohl sogar ein Stückchen. Und den Respekt gezollt. Und dann.
Daniel
01:09:07
Braucht er erstmal
Solveig
01:09:08
Eine Pause und fährt nach Potsdam.
Daniel
01:09:10
Das kann ich verstehen.
Solveig
01:09:11
Es gibt übrigens eine wunderschöne Karikatur, die packe ich in die Shownotes. Unter der Überschrift Das Missverständnis. Also, weil der König hat doch gesagt, das war alles nur ein großes Missverständnis. Und das ist wunderbar, weil es ist überschrieben mit Das Missverständnis. Und dann sieht man, wie der König sozusagen Lunte legt an eine Kanone. Und aus der kommt eine Kugel, die auf die Berliner fliegt. Und über der Kugel steht an, meine lieben Berliner. Nicht sehr schön. Ja, und eine Sache noch, ganz wichtig. Tag später, er schreibt noch mal was. Jetzt ist es nicht mehr ganz so weinerlich, sondern eher mit einer gewagten Perspektive und auch ein bisschen offizieller, nicht so an meine lieben Berliner, sondern an mein Volk und die deutsche Nation. Jetzt wird es aber richtig. Mit Vertrauen sprach der König vor 35 Jahren in den Tagen hoher Gefahr zu seinem Volke. Da meinte sein Papa.
Daniel
01:10:04
Als der zum ersten Mal überhaupt sowas an mein Volk geschrieben hat,
Solveig
01:10:08
Um zum Kampf gegen Napoleon aufzurufen. Und sein Vertrauen ward nicht zu Schanden. Der König mit seinem Volke vereint, rettete Preußen und Deutschland von Schmach und Erniedrigung. Mit Vertrauen spreche ich heute im Augenblicke, wo das Vaterland in höchster Gefahr schwebt, zu der deutschen Nation, unter dessen edelste Stämme mein Volk sich mit Stolz rechnen darf. Deutschland ist von innerer Gärung ergriffen und kann durch äußere Gefahr von mehr als einer Seite bedroht werden. Rettung aus dieser doppelten dringenden Gefahr kann nur aus der innigsten Vereinigung der deutschen Fürsten und Völker unter einer Leitung hervorgehen. Ich übernehme heute diese Leitung für die Tage der Gefahr. Mein Volk, das die Gefahr nicht scheut, wird mich nicht verlassen und Deutschland wird sich mir mit Vertrauen anschließen. Ich habe heute die alten deutschen Farben angenommen und mich und mein Volk unter das ehrwürdige Banner des Deutschen Reiches gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland auf. Und da hat er sich echt so eine schwarz-rot-goldene Armbände geschnappt und ist unter den Linden langgeritten und alle jubeln ihm zu und freuen sich. So, das war die Revolution. Alles ist gut. Und jetzt fährt er noch nach Potsdam, ein bisschen ausspannen und vor allem mal seine Garde besuchen. die er jetzt abziehen musste aus der Stadt. Und die Garde machte sich natürlich Sorgen. Wie geht es denn jetzt dem König? Mein Gott, was sitzt da? Guillotine womöglich demnächst. Und dann sagt der König zu den Garde-Leuten, es ist alles gut. Habe mich noch nie so sicher gefühlt, wie unter der zivilen Bewachung jetzt. Und die sind ein bisschen irritiert.
Daniel
01:11:44
Entschuldigung.
Solveig
01:11:45
Entschuldigung, wir sind eine Garde. Du fühlst dich sicherer mit dieser komischen Bürgerwehr, die dich gerade noch bedroht hat. Ja, seine Popularität hat dann beim Militär etwas im Sinken begriffen. Ja, und der Willen, der gilt ja nur noch als Kartetschenprinz und musste erstmal weg. Also der geht dann nach London. Und in London lernt er nicht nur die Viktoria kennen, sondern auch wie das da funktioniert mit dem Parlament. Und dass es der Adel da auch mitregiert und es eigentlich gar nicht so schlimm ist, dass es dieses Parlament gibt. Also der kommt dann gerade so richtig im Juni 1948 zurück nach Berlin und ist schon so ein bisschen geläutert. Und später, nachdem er dann da die letzten Aufstände im nächsten Jahr noch in Baden niedergeschlagen hat, dann wird er Gouverneur in Rheinland und Westfalen. Und wandelt sich da irgendwie auch zu so einem Liberalen, scheinbar. Zumindest ist er nicht mehr so grantig und so militaristisch wie vorher, sodass er dann als er antritt, plötzlich auch, wie immer, wenn ein neuer König antritt. Es gibt liberal Hoffnung. Ja, sehr skurril. So und jetzt hatte der König ja schon versprochen, zumindest für Preußen, dass das Parlament sich dauerhaft treffen kann, wann immer es möchte sozusagen und Gesetze beschließen darf. Und das machen die dann auch. Dann also in Preußen ab Mai 48 eine Nationalversammlung, die da tagt, wo heute das Gorki-Theater zu Hause ist, nämlich in der Sängerakademie oder Singakademie heißt es. Und zeitgleich, oder dann schon ab März, gibt es in Frankfurt ein Vorparlament. Und das finde ich dann schon wieder so ein bisschen, also wenn wir heute über demokratische Standards sprechen, sich dann zu überlegen, wie kommen eigentlich diese ganzen Parlamente zustande? Also irgendwelche Leute, die sich dazu selbst berufen gefühlt haben, weil sie sich halt in den letzten Jahren irgendwie in der Öffentlichkeit mit diversen Texten hervorgetan haben, treffen sich da schon am 5. März in Heidelberg und beschließen dann sozusagen, ja, wir laden dann ein zu einem Treffen nach Frankfurt, wen wir für richtig halten. Und die bestimmen dann, wie die Nationalversammlung funktionieren wird. Ein bisschen skurril. Und da sind dann auch diese Hecker und Struwe und Blum, glaube ich, auch, die da dabei sind, also die ganzen großen revolutionären Namen. Schon in Heidelberg, dann natürlich auch bei dem Vorparlament in Frankfurt. Das sind dann schon über 500 Leute, glaube ich, die sich da treffen. Also sie wollen sich eigentlich erst im Römer im Kaisersaal versammeln und der ist dann zu klein. Und dann zieht man so feierlich vom Römer in die Paulskirche, weil die ist da schön mittig, die ist auch als Saal groß genug und auch so rund, dass man das quasi als Parlament gut nutzen kann und die debattieren dann eben darüber, wie die künftige Paulskirche funktionieren soll. Und da finde ich es aber auch wieder ganz interessant, dass eben schon der Deutsche Bund dann auch wieder ganz offiziell diese Vorschläge dieses Vorparlaments übernimmt. Also der Deutsche Bund, der einstmals diese Reaktion vertrat, jetzt die Pressfreiheit plötzlich befürwortet und Schwarz-Rot-Gold eingeführt hat, jetzt sagt er noch, ja klar, allgemein ist gleiches Wahlrecht, Wahl-Nord. also allgemein gleichgeheim wissen wir natürlich wer ist da wahlberechtigt alle männer volljährigen männer ich glaube das bedeutet damals 30 also.
Daniel
01:15:13
Ich weiß dass
Solveig
01:15:13
Herr virchow rudolf virchow hier aus berlin der berühmte arzt gewählt wurde glaube ich sogar und dann aber nicht hinfahren durfte weil eben noch keine 30 war, Also scheinbar war Volljährigkeit so um die 30, beziehungsweise ist das jeweils dann in den Länderbestimmungen geregelt. Also der Deutsche Bund sagt dann, du musst volljährig sein und Preußen sagt dann, wie alt du sein musst. Das kann in Bayern was anderes sein. Genauso wie diese Männer nicht nur volljährig, sondern auch selbstständig sein mussten.
Daniel
01:15:45
Ja, aber sind das dann die, die dann gewählt werden oder die, die wählen dürfen? Beides.
Solveig
01:15:50
Selbstständig konnte natürlich auch dann wieder jedes Land bestimmen, was das jetzt eigentlich bedeutet.
Daniel
01:15:55
Naja, wahrscheinlich, dass man seinen eigenen Haushalt hat.
Solveig
01:15:57
Ja gut, was meinst du mit eigenem Haushalt?
Daniel
01:15:59
Nee, also gut, das ist jetzt natürlich wieder früher. Frau und Kind und Wohnzimmer und Küche oder? Ja, dass man in der bäuerlichen Bevölkerung war das häufig so, dass man erst ausgezogen ist oder beziehungsweise erst geheiratet hat, wenn man den eigenen Hof übernommen hat von den Eltern. und deswegen heiraten die relativ spät und dass die dann vielleicht eben selbstständig in dem Sinn, du wohnst nicht bei den Eltern, sondern du hast deinen eigenen Haushalt.
Solveig
01:16:23
Ja, aber vor allem, dass du in deinem Einkommen nicht abhängig bist.
Daniel
01:16:28
Ja, gut.
Solveig
01:16:29
Also das ist im Prinzip das, was wir heute wahrscheinlich auch eben als Selbstständigkeit verstehen. Ich bin mein eigener Chef. Das war sozusagen ein Kriterium damals. Also Knechte können nicht wählen, auch wenn sie Männer sind und über 30.
Daniel
01:16:42
Die haben auch keinen eigenen Haushalt.
Solveig
01:16:43
Die haben auch keinen eigenen Haushalt in dem Sinne, genau. Also dann führt es natürlich dazu, dass auch eine bestimmte Klientel dieses Parlament, sowohl Vorparlament als auch dann das neue Gewählte, die Nationalversammlung, die dann auch in der Paulskirche sich trifft, dass das eben auch vor allem ja diese berühmten Professoren sind, eher so verschrien als Professorenparlament. Aber es waren auch ein paar einfache Handwerksgesellen dabei.
Daniel
01:17:07
Man möchte die Handmacht halt nicht so gern teilen.
Solveig
01:17:10
Ja, man mag die Macht nicht so gern teilen. Insofern ist es nachher auch eher überraschend. dass die Paulskirche sich auch dazu entschließt, dieses allgemeine Wahlrecht beizubehalten. Das war auch nicht klar von Anfang an. Weil ein Zensuswahlrecht ist aus der liberalen Perspektive gar nicht so schlecht. Weil dann sind wir nämlich unter uns. Und dann haben wir alle so ähnliche Vorstellungen. Wir sind alle gebildet und wissen, worüber wir sprechen. Wir müssen uns nicht mit den armen, einfachen Leuten auseinandersetzen.
Daniel
01:17:38
Aber die wissen ja gar nicht, wie es geht. Die können das gar nicht wissen.
Solveig
01:17:42
Also schon richtig, wenn dann die Professoren im Parlament sitzen. Ja, aber trotzdem hat man es dann nachher durchgesetzt.
Daniel
01:17:50
Ich glaube, das mit dem Gleiche ist ja auch dieses, dass man da den Adel mit meint. Also wenn wir sagen, wenn wir heute von Gleichheit sprechen, meinen wir alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientität, was auch immer. Und das wird ja gerade auch bei der amerikanischen Konstitution immer kritisiert, so all men are created equal. wo sie dann eben auch sagen, ja, wie können das Leute schreiben, die Sklaven halten? Ja, weil sie damit, glaube ich, die Monarchie meinten und nicht die Hautfarbe. Also es richtet sich danach, dass sowohl Bürger wie Adlige wählen dürfen und nicht. Also in die Richtung geht das so.
Solveig
01:18:30
Und dass vor allem gerade für die Radikaldemokraten, insbesondere die Verfassung der Vereinigten Staaten, immer das große Vorbild war, das man erstrebt hatte. Also alle für die, die tatsächlich von einer Republik träumten, die sich dann allerdings doch eher in einer Minderheitenposition wiederfinden nachher und da glaube ich auch recht enttäuscht sind, dass es so gekommen ist. Also gerade der Herr Hecker, der kann sich eben schon und der Herr Struwe, die von einer Republik eben träumen, die konnten sich in dem Vorparlament schon nicht mehr durchsetzen und standen da plötzlich einer Mehrheit gegenüber, die das irgendwie blöd findet, so Republik. und dann eben diesen Marsch da unternehmen. Wir machen jetzt mal richtig her, dann rufen wir die Badische Republik aus und dann sozusagen das Parlament auch davon wenig begeistert ist und die dann wenig Zuspruch bekommen in der breiten Bevölkerung auch. Ja, der Struwe, der hat, ich weiß gar nicht, was ist seine Frau, seine Schwester? Gott, Amalie. War noch seine berühmte Revolutionärin, die auch beileibe, selbst bei den Radikaldemokraten, nicht allzu populär war. Also die fanden das auch nicht alle toll, Nur weil sie Republik wollen und überhaupt, dass da die Frauen jetzt auch schon mitmischen wollen.
Daniel
01:19:36
Das überrascht mich jetzt nicht.
Solveig
01:19:39
Und einen Revolutionär, den haben wir gar nicht besprochen, weil er im Grunde hier auch keine so große Rolle spielt. Nämlich Karl Marx. Da gibt es ja seit 1847 auch ein Pamphlet, das von dem Gespenst spricht, das durch Europa wandelt und dann eben auch Forderungen aufstellt für eine deutsche Republik. Also da ist sozusagen nochmal alles zusammengefasst, was diese radikale Linke fordert, die aber sich da sehr schnell als Minderheit wiederfindet. Ich weiß gar nicht.
Daniel
01:20:09
Ich glaube, er in dem Manifest hat ja auch noch kein Frauenbeierrecht drin.
Solveig
01:20:13
Also er?
Daniel
01:20:13
Karl Marx.
Solveig
01:20:14
Ja, das ist ja auch ein bisschen viel verlangt.
Daniel
01:20:15
Wobei, er hat es ja dann später gesagt, dass Frauen, also das geht ja tatsächlich auf Karl Marx oder auch Engels zurück, die dann sagen, naja, Frauen sind ja doch auch irgendwie Menschen. Und auch ganz so Menschen.
Solveig
01:20:28
Aber sind sie auch politisch denkende Menschen?
Daniel
01:20:31
Ja, das ist halt die Frage. Aber ich fand es ja auch sehr schön, bei den Gründen, die du aufgelistet hast, dass zweimal das Wort Hure fiel. Also auch wieder die Frauen schuld, dass es zur Revolution kommt. Beziehungsweise die Frauen wieder, wie sie behandelt werden. Sind dann schuld. Weil sie sich nicht angemessen benehmen.
Solveig
01:20:53
Ja gut, dass die sich nicht angemessen benimmt, Da erwartet, glaube ich, das Volk nichts anderes. Aber dass der König sich halt nicht angemessen benimmt. Also dass der diese spanische Hure einfach zur Gräfin macht, weil es eben gerade danach ist. Diese absolutistische Machtvollkommenheit. Das war der eigentliche Skandal, wie die Dame sich verhalten hat. Hatte man von ihr nichts anderes erwartet. Aber der König.
Daniel
01:21:18
Das war halt Mist. Das ist ein Betressenwirtschaft. Was mir auch aufgefallen ist. Hatsches Jahrhundert. Das mag das Bürgertum nicht mehr. Dass man seine Geliebten hat, ist okay, aber man darf es halt nicht mehr darüber sprechen. Was mir auch aufgefallen ist, jetzt haben wir darüber gelacht mit der Kartoffelrevolution und der Bierrevolution, aber dass sich ja daran eigentlich erst die Revolution entzündet. Also man hat diese Probleme vorher schon, man hat die Unzufriedenheit, aber dass es wirklich dann auch in der sagen wir jetzt mal, richtigen Bevölkerung ankommt und nicht nur in diesen elitären bürgerlichen Kreisen oder intellektuellen Kreisen, hat eben damit zu tun, dass sie hungern. Und das gleiche haben wir ja 1789 auch mit der Revolution. Auch da bricht es wirklich aus, weil die Menschen jetzt anfangen zu hungern. Und das ist eben interessant, wie wirklich auch solche Klimaereignisse in dem Sinne darauf einwirken. Also wenn man dann auch heute sagt, ja Klimawandel und so weiter ist, also wir sehen, die Krisen, die entstehen.
Solveig
01:22:18
Das ist ja auch wirklich europaweit. Das ist ja die berühmte Phase auch in Irland, wo diese Hungersnot ausbricht.
Daniel
01:22:24
Und das finde ich eben wahnsinnig spannend, wie wirklich Klimaveränderungen nachhaltig Einfluss nehmen. Also die sitzen da vorher schon und diskutieren und meinen und blablabla, aber in dem Moment, wo sie wirklich hungern, stehen sie auf und wehren sich. Und das finde ich, oder nicht wehren sich, aber machen Revolutionen. Das finde ich immer ganz spannend zu sehen, wie das wirklich Hand in Hand geht und dass das auch ein Faktor einfach ist, warum es zur Revolution kommt, in dem Moment, wo sie hungrig werden. Machen sie es eher erst. Vorher nöseln sie und nörgeln, aber wenn man sie hungert.
Solveig
01:22:59
Wenn man sie dann wirklich existenziell ist. In meinen politischen Vorstellungen kann man mich ja immer im Zweifel anpassen oder bespreche das halt nur mit Freunden in der Küche, aber nicht auf der Straße.
Daniel
01:23:09
Beziehungsweise dann schließen sich eben auch Gruppen an, die eigentlich außerhalb dieser Zirkel sich befinden. Also weil es dann wirklich, da kann man dann eben auch die Arbeiter oder die Bauern und also, die man ja auch seitens der Intellektuellen nicht ernst nimmt. Das ist halt das Volk, das irgendwie gesteuert werden muss durch uns. Aber da fangen die dann an. Das ist immer ganz spannend, finde ich, zu sehen.
Solveig
01:23:34
Ja, aber es gibt auch immer wieder so Quellen darüber, wie die dann versuchen eben ins Volk zu gehen und die Bauern dann jetzt, jetzt kommt doch mit, wir müssen was machen und die Bauern sagen so, ich muss mein Feld bestellen. Das geht mich das an. Und dann erst, wenn die eigentliche existenzielle Krise kommt, dann geht's los.
Daniel
01:23:52
Ja, wobei da ja auch das Thema ist, ob ich jetzt Monarchie habe oder ob ich eine Republik habe, ist für das Feld egal. Und das ist auch dann dem Klima egal. Also wenn ich eine Missernte habe, die kommt durch Umweltfaktoren in der Zeit und weniger dadurch, dass der König zur Jagd reitet. Also das ist eben auch, das ist halt egal, dieses Herrschaftssystem in dem Sinne. Also da gehen dann eben auch wieder so Dinge zusammen, die sind dann halt auch einfach hungrig und lassen sich dann vielleicht auch mehr motivieren, um auch dieser Frustration und auch, jetzt geht es ins Tiefenpsychologische, ich höre auch sofort auf damit, aber dieses Gefühl der Kontrolle und des Kontrollverlustes, also ich bin ja auch so der Überzeugung, dass Religion dadurch entsteht, um sich eben in einer unkontrollierbaren Umgebung irgendwie in Kontrolle zu fühlen. Also nach dem Motto, es regnet die ganze Zeit, jetzt denke ich mir einen Gott aus und für den opfere ich dann irgendwas. Also ich tue aktiv etwas und dadurch habe ich dann den Eindruck, das Gefühl, ich bete zu diesem Gott, also tut er das dann. Und ähnlich kann man da vielleicht auch überlegen, ob das da nicht auch so ein Gefühl ist. Man fühlt sich nicht in Kontrolle, weil man hungrig ist und man kann es nicht kontrollieren. Also hauen wir irgendwen auf die Nase und dann haben wir halt was getan. Und ob das dann wirklich was bringt und ob das dann die realen Zustände verändert, das ist dann halt immer so die Frage. Und deswegen sage ich dann immer, ja, Revolutionen bringen in dem Sinne nichts. Weil, wenn man sich das anguckt, in den USA hat es funktioniert, okay, aber in Frankreich hat es auch nicht funktioniert und meistens wird es eigentlich immer schlimmer danach. Und deswegen ist immer so die Frage, hat es wirklich was geholfen, dass man den Leuten auf die Nase haut oder hat man eben nur ein kurzes Gefühl gehabt, sich in Kontrolle zu fühlen und dann eigentlich eher mehr Schaden angerichtet.
Solveig
01:25:50
Man sieht es ja an diesem Jubel, also man muss ja nur einen Schritt auf sie zumachen und jetzt irgendwie, ich senke den Bierpreis oder ich gebe euch den Sack Kartoffeln hier, bitteschön. Oder dann schreibt halt in die Zeitung, was ihr wollt. Ihr dürft draußen rauchen und schon jubeln sie. Ja. Ja, dann ist alles wieder gut.
Daniel
01:26:05
Ja, sie wollen nur gesehen werden.
Solveig
01:26:07
Genau, das war wieder mal so ein Sissi-Remniszent. Wollen gesehen werden.
Daniel
01:26:13
Aber ist das nicht, will nicht jeder von uns einfach nur gesehen werden? Bestimmt. Ist das nicht einfach nur das menschliche Bedürfnis, wahrgenommen zu werden von seiner Umfeld?
Solveig
01:26:23
Da sprichst du genau das an. Wir warten immer noch auf Antworten von euch.
Daniel
01:26:27
Auch wir wollen wahrgenommen werden.
Solveig
01:26:29
Auf die zahlreichen Fragen, die wir euch gestellt haben. Nur Isabel hat gesagt, dass sie die letzte Folge sehr mochte über Achill und Patroklos und sie dabei das Baby gefüttert hat. Ich hoffe, das wird nicht zu dick, wenn die Kurzfolgen immer so lang sind und man die ganze Zeit füttert dabei. Und ja, wir warten noch darauf. Sagt uns eure Lieblingsfolgen bislang. Wir hatten ja noch unser Jubiläum, aber vor allem interessiert uns, wo ihr uns eigentlich hört und ob ihr kurz folgen möchtet. Ich glaube nämlich, dass Solberg da noch ein paar vorbereitet hat und ich hatte ja auch noch einen Anschlag auf dich vor oder eine Idee. Weil das hier so kompliziert ist mit dieser Revolution und weil das so viele Ereignisse sind und das dauert ja auch ein Jahr oder noch länger als ein Jahr und wir haben ja jetzt auch nur eigentlich bis in den März hinein gesprochen und dafür schon so eine Weile gebraucht und vor allem möchte ich auch jetzt endlich mal so ein bisschen mehr gucken, worüber die eigentlich debattieren und wer da eigentlich welche Vorstellungen hat, als die da ein Jahr lang in der Paulskirche darüber beraten, wie denn Deutschland dann künftig aussehen soll. Und ich dachte mir, wir machen das in einem kleinen Extra-Podcast. Ich mache dann auch das meiste.
Daniel
01:27:47
Ja, ich würde sagen,
Solveig
01:27:48
Es heißt die wir. Aber ich brauche natürlich deinen philosophischen Kommentar mit dabei. Also ich würde gerne mit euch Flurfunk Paulskirche starten. Und dass wir in einer losen Abfolge die Ereignisse und die Debatten würdigen, die in diesem ersten deutschen Parlament stattgefunden haben und nochmal gucken, wer da eigentlich zu wem und mit welchem Zweck spricht und was daraus geworden ist. Und vor allem da ja die konkreten Reden angucken. Es gibt ja eine sehr ordentliche Revolution.
Daniel
01:28:24
Ja, sehr deutsch.
Solveig
01:28:25
Also mit Verwaltungsakten des Deutschen Bundes und im Parlament wird auch schön Protokoll geführt. Also es gibt die ganzen Protokolle dieser deutschen Nationalversammlung, inklusive Applaus und Buchrufen und so weiter, alles festgehalten. Und da würde ich einfach gerne bei den zentralen Fragen, die in der Paulskirche diskutiert wurden, also wer ist eigentlich deutsch und wer nicht? Können die Polen frei sein oder müssen wir uns um die kümmern? Weil die das auch nicht, können so einen Staat nicht selber verwalten.
Daniel
01:28:52
Haben die ja nie gelernt.
Solveig
01:28:53
Nee. Und was machen.
Daniel
01:28:55
Wir jetzt eigentlich mit
Solveig
01:28:55
Schleswig? Oder soll es wirklich Religionsfreiheit geben, sogar für Jüdinnen und Juden? Auch eine große Frage, über die man da lange gesprochen hat, ob das wirklich sein kann.
Daniel
01:29:09
Ja, und am Ende,
Solveig
01:29:10
Ob es jetzt eine Republik wird oder eine Monarchie und wir wissen natürlich, dass sie da einen Kaiser wollten, aber welchen Standpunkt es da eigentlich so gab, das würde mich sehr interessieren und du hast ja, war dich auch da mit Interesse zurückbekannt.
Daniel
01:29:23
Ja, weil ich meine, es ist vielleicht auch ein bisschen nötig, weil jetzt saßen wir so lange beisammen und eigentlich gilt ja die 48er Revolution immer so als die gescheiterte Revolution, die Deutschen, die es nicht hinkriegen, aber wir haben doch jetzt eigentlich positiv geendet. Also FW4 bindet sich die Binde an, lässt sich von seinen Bürgern da schützen, hat ihnen das Rauchen erlaubt. Das ist doch super. In Österreich haben sie alles durchgewunken. In München ist der König da irgendwie auch zurückgewiesen worden.
Solveig
01:29:56
Ich weiß gar nicht, was das Problem ist.
Daniel
01:29:58
Ist doch alles super.
Solveig
01:29:59
Bei Tochen gibt es auch wieder. Ja, hat doch alles geklappt.
Daniel
01:30:01
Wo ist das Problem?
Solveig
01:30:02
Weiß ich auch nicht. Also 1848, die glorreiche Revolution der Raucher. Vielleicht ging die Geschichte ja doch noch ein bisschen weiter. Und wir wollen aber nicht hier Flurfunk-Geschichte jetzt das ganze nächste Jahr zuballern mit Paulskirchen-Debatten. Und deswegen dachte ich, ihr macht das einfach nochmal in einem extra Ding. Also demnächst findet ihr einen Link zur Flurfunk-Paulskirche. und wenn das Baby noch Hunger hat, Isabel, oder die Wohnung noch nicht ganz sauber ist, Andreas, dann guckt einfach ab und zu, ob es bei Flur von Paulskirche ein Neues aus dem Parlament gibt.
Daniel
01:30:46
Abonniert einfach gleich alles.
Solveig
01:30:47
Abonnieren müsst ihr sowieso alles.
Daniel
01:30:49
Dann verpasst ihr ja auch nichts.
Solveig
01:30:51
Die neuesten politischen Debatten. Und für heute aber sind wir eigentlich erstmal erschöpft.
Daniel
01:30:57
Die Revolution ist ja auch durch. Die Revolution ist jetzt durch. Ich würde jetzt gerne eine rauchen. Das darfst du sogar draußen.
Solveig
01:31:04
Das darf ich sogar draußen, auf der Straße. Oh, wirklich. Ja, und es ist sehr schön, dass wir über dieses Thema gesprochen haben. Und ich möchte unbedingt nochmal eine extra Folge irgendwann machen über Friedrich Wilhelm IV., damit wir den besser verstehen.
Daniel
01:31:21
Sehr gut.
Solveig
01:31:23
War der jetzt wirklich romantisch veranlagt? Ich glaube schon. Ich glaube schon wirklich, dass der hat einfach geistig in einer anderen Zeit gelebt.
Daniel
01:31:32
Ja, was heißt gar nicht?
Solveig
01:31:33
Und wahrscheinlich ist er einfach sehr fest in seiner Bubble.
Daniel
01:31:35
Ja, also das glaube ich eher. Der hat gar nicht in
Solveig
01:31:37
Einer anderen Zeit gelebt. Der war auch alleine in seiner Bubble. Wie zu ein paar anderen Romantikern.
Daniel
01:31:41
Ich weiß nicht, also sein Bruder hat dann später ja auch noch die Schlösser aufgebaut.
Solveig
01:31:45
Ja, aber sein Bruder ist doch hier, der will ja da reinschlagen überall. Das will der FF4 nicht.
Daniel
01:31:50
Ja, aber das hat ja mit Romantik in dem Sinn nichts.
Solveig
01:31:52
Ja schon, der möchte ja Harmonie zwischen ihm.
Daniel
01:31:54
Und dem Volk. Ja, aber Romantik heißt in der Zeit ja was anderes.
Solveig
01:31:58
Jetzt hat er vielleicht viele verstanden. Okay, also wir machen nochmal irgendwann eine Romantik-Folge. Über die Mittelalter-Darstellung haben wir ja schon mal gesprochen, aber es gibt vielleicht noch andere Aspekte.
Daniel
01:32:07
Die man auch ganz
Solveig
01:32:07
Gut an einer Person mal so festmachen.
Daniel
01:32:10
Ja, es ist eine gute Fortsetzung, weil das geht ja, also die Mittelalter-Romantik wirkt ja aktiv auf FE4 ein. Also der baut ja den Dom. Also der baut sich den Dom ja nicht einfach so zu Ende.
Solveig
01:32:25
Ja, und Burg Stolzenfels ist so die schönste Burg am Rhein, wo man den mittelalterlichen Kern heute überhaupt nicht mehr wiederfindet. Weil alles so neogotisch überformt ist. Die Stadt Koblenz wusste nicht, was sie mit dieser Ruine machen soll. hat Friedrich Wilhelm geschenkt. Und der so, ja, mittelalterliche Burg. Baue ich mir was aus.
Daniel
01:32:42
Also ihr hört, wir haben viele Themen noch in Vorbereitung.
Solveig
01:32:47
Das heißt, wir müssen jetzt hier mal Schluss machen.
Daniel
01:32:48
Uns wird nicht langweilig. Ich hoffe euch auch nicht.
Solveig
01:32:51
Wir bleiben noch ein bisschen sitzen, aber ihr habt bitte ein bisschen Geduld, bis ihr die nächsten Teile dann zu hören bekommt.
Daniel
01:32:58
Wir gehen jetzt draußen rauchen.
Solveig
01:33:00
Erstmal, wir gehen jetzt draußen rauchen. Mehr oder weniger symbolisch. Auf jeden Fall geben wir mal die frische Luft. Macht's gut. Und wir wünschen euch auf jeden Fall alles Gute. Schön, dass ihr bei Flurfunk Geschichte dabei seid. Und ihr erinnert euch an unsere E-Mail-Adresse. Und wir freuen uns, wenn ihr euch bei Facebook, Twitter oder sogar Instagram schreibt. Und wir hören uns bald wieder.
Daniel
01:33:23
Bis bald. Bis dann. Ciao.
Solveig
01:33:29
So, jetzt habe ich immer noch nicht geklärt, was eigentlich Cattention sind.
Daniel
01:33:32
Ist das aber so mit...
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01:33:34