Willkommen bei Flurfunk Geschichte

Dein Geschichtspodcast mit Daniel und Solveig

FG022 - Historischer Wahnsinn

17.05.2023 56 min

Zusammenfassung & Show Notes

Über Jahrtausende wurden psychische Störungen unter der Krankheit der Hysterie zusammengefasst. Das kommt rt von dem griechischen Wort hystéra - zu deutsch "Gebärmutter". Da ist es nicht überraschend, dass vor allem Frauen als hysterisch diagnostiziert wurden.
 
Griechische Ärzte und Philosophen wie Platon sahen den Auslöser der Hysterie in einer erkrankten Gebärmutter, Diese wandere, sollte sie nicht regelmäßig Kinder hervorbringen, hungrig nach dem männlichen Samen durch den Körper hindurch und löse dabei verschiedenste Krankheitssymptome aus.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verabschiedete sich die Forschung, gerade unter dem Einfluss Sigmund Freuds, langsam von dem Gedanken eines erkrankten Uterus. Vielmehr vermutete man nun die Ursachen in traumatischen Kindheitserfahrungen. Dennoch scheute auch Freud nicht davor zurück, hysterischen Patientinnen wie etwa Prinzessin Alice von Battenberg Röntgenbestrahlungen der Eierstöcke zu verschreiben, um ihre psychischen Störungen zu heilen. Im Falle der Prinzessin waren diese angeblich durch eine nicht ausgelebte Schwärmerei zu einem mysteriösen Engländer ausgelöst worden.

Seit den 1980ern ist der Begriff aus der Medizin verschwunden. Welchen Einfluss die Hysterie dennoch bis heute insbesondere auf die Frauengesundheit hat, darüber spricht Solveig mit Daniel in dieser Folge. Dabei hätten wohl beide am Ende einen Schluck Frauengold vertragen!


Kontakt und Unterstützung

Dir gefällt Flurfunk Geschichte? Wir freuen uns über eine nette Bewertung oder eine Nachricht von dir.
Du kannst uns über ko-fi unterstützen: https://ko-fi.com/flurfunkgeschichte
Oder auch regelmäßig durch eine Mitgliedschaft auf Steady: https://steady.page/de/flurfunk-geschichte
Für deine regelmäßige Unterstützung bedanken wir uns mit einer Bonus-Folge "Nachklapp" zum Thema der aktuellen Folge.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen an kontakt@flurfunk-geschichte.de
Flurfunk Geschichte liefert Euch weitere Hintergrundinfos bei Facebook, Instagram, twitter und threads.

Weiterer Podcast
Willst du noch mehr von uns hören? Dann folge den Ereignissen und Debatten in der ersten deutschen Nationalversammlung bei Flurfunk Paulskirche: https://flurfunk-paulskirche.letscast.fm

Transkript

Daniel
00:00:00
Keine Kapern? Das kann doch nicht sein, Frau. Keine Kapern?
Solveig
00:00:05
Ich weiß nicht, wovon du redest.
Daniel
00:00:06
Kennst du nicht? Och. Frauengold schafft Wohlbehagen. Wohlgemerkt an allen Tagen.
Solveig
00:00:13
Ich wusste nicht, dass das mit Kapern ist. Frauengold, 80% Alkohol, ne?
Daniel
00:00:17
Nein, nicht 80. 18.
Solveig
00:00:19
18?
Daniel
00:00:19
Ja, 18. 80%. Du kannst dich ja mit umbringen, bald.
Solveig
00:00:24
Nee, wenn es sauberer ist, geht's.
Daniel
00:00:52
Hallo Solveig. Es ist schön, dass wir wieder zusammen sind. Leider haben wir keine Flasche Frauengold auf dem Tisch stehen.
Solveig
00:00:59
Den gibt es auch nicht mehr.
Daniel
00:01:01
Das ist sogar verboten worden in den 80ern, glaube ich.
Solveig
00:01:04
Aber Klosterfrau Melissengeist gibt es noch nicht?
Daniel
00:01:06
Das hätt ich das auch. Das gab es früher in der Schule. Dicht? Ja, wenn ich Kopfschmerzen hatte. Dann konnte man zur Pforte gehen und hat dann auf einem Löffel ein Stück Würfelzucker bekommen mit Klosterfrau Melissengeist. Und da hatten wir gerne mal Kopfschmerzen, weil das hat so lecker geschmeckt.
Solveig
00:01:27
Ich war sogar auf einer katholischen Schule und das gab es bei uns nicht.
Daniel
00:01:30
Habt ihr vom Messwein nippen dürfen ab und zu?
Solveig
00:01:33
Nein, wir sind an Aschermittwoch in Dome und haben so ein Kreuz gekriegt. Das war das Einzige.
Daniel
00:01:42
Ich war ja immer Messdiener und wenn man da vom Weihrauch umgekippt ist, wenn einem so ein bisschen mulmig wurde, dann ist man dieser Christallianer und hat einen Schluck Messwein bekommen. Furchtbar. Ölig, süßlich. Ja, gut, aber davon wird ja nicht so viel getrunken. Bei den Katholiken.
Solveig
00:02:01
Ich weiß nicht, wir sind ein bisschen vom Thema abgekommen.
Daniel
00:02:07
Ja, aber wohlgemerkt an allen Tagen schafft es wohl behagen. Also Scheiß ist ja definitiv ein... Ein Männergold gibt es ja nicht.
Solveig
00:02:14
Nein, weil es ja definitiv ein Frauenproblem ist.
Daniel
00:02:22
Also ich bin ja auf Frauengold gekommen, weil du gesagt hast, wir sprechen über ein Frauenproblem. Das hast du natürlich so nicht gesagt.
Solveig
00:02:32
Das habe ich so nicht gesagt, aber theoretisch könnte man es auch so nennen. Und wir werden auch dafür schauen, wer das als Frauenproblem so angesehen hat. Wie ihr vielleicht am Titel unserer Folge auch abgelesen habt, wir schauen mal. Da geht es heute um die Hysterie. Und tatsächlich so ein bisschen beeinflusst von, ich weiß gar nicht, der letzten, vorletzten Folge, wo es um die Farbe Lila ging. Da habe ich das schon so ein bisschen angesprochen. Und da dachte ich, warum eigentlich nicht mal eine ganze Folge dazu machen? Wie denn überhaupt, wenn Männer vor allem in den 70er-Jahren darauf kamen, Frauen, die sich für Feminismus einsetzten, als Untervögelte im Mansen zu beschreiben? Und dann dachte ich, lass uns doch in die Geschichte zurückgehen und schauen, wo diese Ideen her kamen, denn es mag dich nicht überraschen, das haben die sich nicht in den 70ern ausgetan.
Daniel
00:03:27
Du, ich habe nachgeguckt, was Hysterie bedeutet.
Solveig
00:03:29
Ja, was heißt das denn? Ja, Hysterer. Also das kommt vom griechischen Hysterer. Das ist Gebärmutter und deswegen ist es die Hysterie. Macht einen wahnsinnig. Und weil ja nur Frauen eine Gebärmutter haben, können auch nur Frauen bekloppt sein. Und ich habe mal rausgesucht, also Hysterie gibt es heute nicht mehr als Krankheit. Das hat man dann irgendwann aus den Geschichtsbüchern herausgenommen. Und tatsächlich, wenn man so drüber liest, welche Symptome, welche Störungen denn unter der Hysterie zusammengefasst werden, das sind Lähmungserscheinungen, vorübergehend auftretende Blindheit, Taubheit, epileptische Anfälle, Depressionen auch, sozial auffälliges Verhalten, habe ich jetzt mal in Anführungszeichen gesetzt, da zählt nämlich nicht nur irgendwie sehr exzentrisches Verhalten drunter oder sehr lautes und sehr auffallendes, was wir heute vielleicht auch noch unter hysterisch beschreiben würden, sondern auch, dass man vielleicht als Frau eine höhere Bildung erfahren möchte, dass man nicht heiraten möchte, dass man keine Kinder bekommen möchte.
Daniel
00:04:42
Das sind aber nicht die heutigen Diagnosen.
Solveig
00:04:44
Nein, wie gesagt, heute gibt es das ja nicht mehr.
Daniel
00:04:46
Ja, aber ich meine, du hattest ja ein bisschen aufgelistet, was da alles so da war.
Solveig
00:04:49
Ja, das Zildertunterhund. Also eben wie gesagt sozial auffälliges Verhalten, und das ist halt alles, was man irgendwie als unangenehm und unerwünscht wahrnimmt. Und wenn ich Mann meine, dann ist das ein Doppel-M-Gemein. Also all das Verhalten, was Männern an Frauen nicht gefällt, das wird dann einfach unter hysterisch abgetan. Und das ist dann eben eine Krankheit, um die man sich kümmern muss. Und das kommt schon in der Antike auf, bzw. da entsteht dieser Gedanke. Wie gesagt, deswegen auch hysteraf vom Griechischen, weil sich die griechischen Ärzte damit auseinandersetzen. Das sind nicht die ersten. Die alten Ägypter haben da auch schon mal was drüber geschrieben. Aber so, wie wir das heute verstehen, entsteht das eben in Griechenland. Und da haben wir beispielsweise Platon, der eben erklärt, die Ursache für diese Symptome liegen eben in einer erkrankten Gebärmutter. Deswegen eben Hysterer. Denn die Gebärmutter ist ein Lebewesen, das nach der Kinderzeugung begehrt. Laut Platon. Wenn dieses Verlangen nicht gestillt wird, dann wandert sie suchend umher. So wie man nachts, wenn man Hunger hat, suchend umher in der Küche sucht und weiß, ich habe nichts im Kühlschrank, aber wenn ich dreimal reingucke, taucht vielleicht doch noch mal was auf. So wandert die dann im Körper umher. Und im schlimmsten Fall, wenn sie gar nichts findet, wandert sie ins Gehirn und beißt sich da fest. Und deswegen werden die Frauen bekloppt. Und damit ist natürlich auch eine Lösung klar, wie man Hysterie endet. Nein.
Daniel
00:06:21
Achso, nein. Ach, Penetration.
Solveig
00:06:23
Ja, und vor allem auch...
Daniel
00:06:28
Aber sie muss ja vor- und zurückwandern, oder?
Solveig
00:06:31
Vielleicht. Also die wandert ja auf der Suche. Und wenn du dann den Samen hineinbringst, dann riecht sie das wie so ein kleiner Hund. Wir müssen da jetzt drüber reden. Das wird jetzt nicht besser. So schreiben die das dann auch, dass die Gebärmutter nach Samen hungert. Und man muss sie füttern. Und dann bleibt sie auch glücklich. Deswegen, Hysterie wird am besten besiegt mit Penetration, mit Sexualverkehr und natürlich jetzt nicht zum Spaß, sondern mit dem Gedanken, Kinder zu zeugen. Weil dann ist die Gebärmutter glücklich, weil sie ihren Lebenszing erfüllt hat. Das ist nicht nur Platon. Das sind dann auch Männer wie Soranos von Ephesos, Arretaios von Cappadocien. Es kommen immer wieder ein paar Namen auf. Und die schlagen eben vor, entweder der Sexualverkehr oder eine Massage mit Ölen. Weil sie eben, also der Gedanke ist eben auch, dass wenn dieser Uterus wandert durch den Körper, dann übt der eben Druck auf die Organe aus. Und deswegen sind das auch so unterschiedliche Symptome. Weil wenn die jetzt gerade irgendwie auf der Lunge sitzt, dann hast du eben Probleme beim Luftholen. Oder wenn sie jetzt auf deiner Niere sitzt, dann hast du Probleme mit dem Verdauen, keine Ahnung. Oder wenn sie dann wandert und sich auf deinen Hals legt, dann kannst du nicht mehr reden, halt diese ganzen Dinge. Also so wird das halt erklärt. Und mit diesen Massagen massiert man ihn dann quasi wieder an seinen Platz zurück, wo er hingehört. Dann haben wir den sehr bekannten römischen Mediziner Galen, der eben auch bekannt ist für seine Säftetheorie. Also diese vier Säfte der Phlegmatiker und der Choleriker etc. Ja, die gibt es auch. Er ist aber sagt, mit diesem Umherwandeln ist es völliger Quatsch. Also da wandert nichts, hat keine Beine. Aber auch seine Idee ist, ne ne, das Bumsen hilft. Das ist schon die richtige Lösung. Weil er nämlich sagt, diese Krankheit trete vor allem bei Witwen und Unverheirateten auf. Und deshalb ist ja ganz klar, was die nicht bekommen. Und das muss man ihnen dann irgendwie sorgen.
Daniel
00:08:44
Aber Massage geht da nicht mehr?
Solveig
00:08:46
Ich weiß es nicht. Es sind halt die gleichen Behandlungen. Er fängt auch an mit dem Massage.
Daniel
00:08:52
Gut, man kann dann heiraten natürlich.
Solveig
00:08:53
Genau, also die Unverheiraten sollen möglichst schnell dann verheiratet werden. Und bei den Witwen muss man halt schauen, ob man sie nicht einfach eine Klippe runterstößt. Witwen sind sowieso ein soziales Problem für die. Und diese weibliche Konnotation vom Wahnsinn findet man eben auch im griechischen Mythos. Das finde ich mal ganz spannend, wie eben, auch wenn man sagt, naja, Mythos sind ja keine echten Geschichten und es sind keine echten, dass es nicht wirklich passiert. Wir finden immer sehr viele gesellschaftliche Vorstellungen, soziale Normen in unseren Geschichten, die wir uns so erzählen. Und im Mythos haben wir eben auch die Menaden. Ich weiß nicht, ob dir der was sagt, was die Menaden sind. Das sind so meine Liebsten. Das sind die Gefährtinnen oder die Gefolgsfrauen des Dionysos. Also wenn der irgendwo auftaucht, dann bringt er immer seine Saattüre mit. Und die weiblichen Begleiterinnen sind die Menaden. Das sind dann aber eigentlich immer Menschen, keine Mischwesen wie Saattüre. Und die sind dann eben Frauen, die dann durch den Wein und den Tanz, den er mit sich bringt, eben dem Rausch verfallen. Und treten dann auch öfter eben einfach im Gefolge auf, machen ein bisschen Stimmung mit ihm zusammen. Und das Problem mit den Menaden ist immer ein bisschen schwierig, das auseinanderzuhalten. Weil zum einen heißen die eben diese mythologischen Begleiterinnen des Gottes so, aber auch die tatsächlichen Priesterinnen in seinen Tempeln heißen so. Also es gibt sie tatsächlich in der Realität als Priesterinnen, das gibt sie aber auch im Mythos. Und was die Menaden gerne tun, wenn sie viel gesoffen haben und viel getanzt haben, dann zerreißen sie Männer. Ach. Und der berühmteste Mann, der von den Menaden, manchmal sind es auch einfach nur irgendwelche Frauen, zerrissen wurde, ist Orpheus. Der sagt dir was?
Daniel
00:10:46
Ja, der sagt mir schon was, aber ich hab wirklich, wobei inhaltlich hab ich absolut null Ahnung von.
Solveig
00:10:50
Also Orpheus ist dafür bekannt, dass er so schön singen konnte. Also er war der beste Sänger und hatte eine Frau namens Eurydice, in der er ganz verliebt war. Und die ist dann leider am Hochzeitstag auf eine giftige Schlange getreten, was man halt so macht, einen Siegsstorben. Und er war dann aber so traurig, dass er hinab in die Unterwelt ist, um sie zurückzuholen. Aber aus verschiedenen Gründen hat das nicht geklappt. Und das kann man dann erzählen, weil jetzt nicht ausführlich ist, hat einfach nicht geklappt. Und er ist danach so enttäuscht und traurig, dass er sich von den Frauen abwendet und die Knabenliebe erfindet. Laut manchen Quellen. Andere sagen, er ist einfach sehr traurig gewesen und wollte deswegen keine Frauen mehr. Aber ich finde das besser. Dass er dann einfach sagt, ich mache nicht mehr mit Frauen. Ich gehe nur noch zu den anderen Männern. Und da gibt es dann eben auch Unterschiede in der Erzählung. Aber die Erzählung ist dann unter anderem, dass die Menaden kommen und mit ihm bumsen möchten. Und er sagt nein. Oder es gibt auch die Version, dass er dann die anderen Männer überzeugt. Lass es mich doch ausschmücken. Dass er die anderen Männer überzeugt, nicht mehr mit ihren Ehefrauen zu schlafen, sondern nur noch mit ihm. Und daraufhin sind die Ehefrauen, und da kommen wir jetzt nämlich wieder zum Kern der Geschichte, so wütend, dass sie auch voll zereißen. Und wie gesagt, teilweise sind das eben die Menaden, die zereißen auch immer wieder mal Leute. Also auch Frauen, die Dionysos im Mythos als Anhängerin haben möchte. Und die dann sagen, ne, ich möchte aber nicht deine Priesterin werden, oder ich möchte nicht mit dir zusammen gehen, ich möchte bei meinem Mann bleiben. Die versetzt er auch in einen Rausch, dass sie daraufhin ihre Kinder töten, indem sie sie lebendig zereißen. Und eben auch Menaden haben wir auch das Wort Mani schon mit drin im Namen. Also Griechisch für Wahnsinn, für Raserei, was wir heute auch immer noch mit Manisch verbinden, also haben. Also hier auch wieder ganz klar diese, die Mani wird mit den Frauen verbunden. Frauen, die aufgrund von sexueller Frustration Gewalt anwenden. Und dann eben, ja, also irgendwie auch gezügelt werden müssen. Also das ist immer so bei den Menaden so das Besondere, dass die eben diesen Ausleben, was normale, gute Frauen eigentlich nicht tun. Also das, wir haben diese Vorstellung, haben wir eben schon in der Antike. Beziehungsweise eben schon, also gerade die Griechen sind ausgesprochen frauenfeindlich gewesen. Deswegen überrascht es nicht. Es überrascht auch nicht, dass es diese Ideen im Mittelalter weitergetragen wurden. Wir hatten schon einmal eine Folge zur Hexenverfolgung, warum gerade Frauen dort als besonders anfällig für Hexen waren. Das wird jetzt hier auch oder das geht hier Hand in Hand. Also beispielsweise auch hier wieder Thomas von Aquin schreibt, dass Frauen einfach minderwertiger sind in ihren Körpern als Männer. Das erklärt dann auch, warum Frauen eben weniger stark im Glauben sind, weil sie einfach körperlich minderwertig sind. Das ist jetzt auch gar nicht Thomas von Aquin. Das geht auf Aristoteles zurück. Der hat das auch schon erzählt. Frauen sind einfach gescheiterte Männer. Und weil sie einfach in ihrem Körper... Sie ist einfach laut Thomas von Aquin zu heiß und zu feucht. Das ist halt das Klima des weiblichen Körpers. Da ist zu viel Hitze, da ist zu viel Feuchtigkeit. Und wenn man das nicht kontrolliert, dann werden Frauen eben böse.
Daniel
00:14:19
Und Beischlaf kühlt sie jetzt runter?
Solveig
00:14:22
Ja, keine Ahnung. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Ich erzähle dir das hier nur.
Daniel
00:14:30
Es ist der Kirchenvater.
Solveig
00:14:35
Diese Ideen werden weitergetragen, gehen auch in den Hexenglauben hinein. Wenn euch das interessiert und ihr es zufällig noch nicht gehört haben solltet, wir haben zwei Folgen dazu. Gleich die ersten. Diese Vorstellung setze ich dann auch in der Neuzeit weiter durch. Man hat dann verschiedene Ansätze, dass man überlegt, vielleicht ist es doch eher neurologisch und nicht biologisch. Es gibt dann Untersuchungen. Aber eigentlich kommt man immer wieder drauf, das sind schon die Frauen und das sind ihre Sexualorgane. Das macht sie halt bekloppt. Im 19. Jahrhundert, zumindest in der Literatur, ich vermute, dass Ihnen das vorher schon mal aufgefallen ist, aber in der Literatur findet man es eben erst im 19. Jahrhundert, dass die Leute sich bewusst werden und nicht die Leute, sondern die Mediziner, dass auch Männer diese Symptome zeigen, dass das auch als hysterisches Verhalten auch sehr wohl bei Männern auftreten kann. Dann werden dann auch so Ideen geschaffen von der männlichen Hysterie, aber eigentlich ist es ja doch biologisch. Es ist eben der Uterus, der die Frauen bekloppt macht.
Daniel
00:15:48
Aber sind dann die Männer, die hysterisch werden, sind dann auch keine echten Männer mehr, sind dann zu weibisch?
Solveig
00:15:54
Ja, das habe ich auch überlegt, ob das damit... Das könnte ich mir vorstellen, das hat man ja immer. Die Urningen, diese Herabwertung von Männern, die sich eben nicht den Vorstellungen, was wahre Männer sind, anpassen wollen, dass die dann eben herabgewertet werden zu Frauen. Auch immer sehr interessant, dass das immer eine Herabwertung ist. Aber trotzdem verändert sich das nicht. Also irgendwie kommen sie doch, einigen sie sich immer wieder drauf, es sind halt eigentlich Frauen, die bekloppt sind. Dann im späten 19. Jahrhundert haben wir dann eben doch Männer wie Sigmund Freud, der sich dann hinsetzt und meint, Leute, diese Vorstellung, dass es eine körperliche Erkrankung ist, dass da irgendwas mit der Gebärmutter Quatsch ist, also falsch ist, das ist Quatsch. Das ist eher so, dass diese Störungen psychisch sind. Also man geht eben dazu, dass man das als mentale Erkrankung anerkennt. Freud sagt vor allem, dass diese Symptome eher aus nicht verarbeiteten Kindheittraumata stammen als von einer umherwandernden Gebärmutter. Das sind auch Dinge, die Therapeuten heute erzählen, dass solche Störungen immer durch Erfahrungen ausgelöst werden, die man entweder in seiner Kindheit oder im Laufe seines Lebens gemacht hat und definitiv nicht durch die Gebärmutter ausgelöst wird. Er hat dann auch 1896 noch ein Buch geschrieben zur Äthiologie der Hysterie. Äthiologie ist Herkunft für die Gründe der Hysterie. Da erklärt er auch noch mal ganz klar, dass das eine mentale Störung ist, wenn man dort seinen Ansatz der Psychoanalyse verwenden soll. Man soll die Leute zum Reden bringen, man soll mit denen reden und das irgendwie durchs Gespräch aufarbeiten und nicht irgendwie Massagen verabreichen, dass das eben nichts bringt. Das finde ich eben dann doch ganz interessant, denn Sigmund Freud schreibt 1896 dieses Buch, gilt eben auch als Begründer der Psychoanalyse, was er auch ist. Und trotzdem hat er dann Patientinnen, wo er dann doch eine andere Meinung hat. Und da habe ich jetzt einfach mal eine Dame... Holen wir noch mal Platon aus dem Regal. Da habe ich nämlich mal eine Dame rausgesucht, die er nicht behandelt hat, in dem Sinn, dass er ihr behandelnder Arzt war. Aber er wurde doch mal dazu gerufen als Berater und hatte dann doch so ein paar Lösungsansätze. Und diese Dame heißt Alice von Battenberg. Das ist vielleicht bekannt. Das ist nämlich die Mutter des jetzt leider verstorbenen Prinz Philips von und Betten. Genau. Und die hat sowieso ein wahnsinnig spannendes Leben gehabt. Auch sehr dramatisch und sehr traurig. Aber das war einfach eine wahnsinnig spannende Person. Ich habe mir jetzt auch in Vorbereitung zu dieser Folge auch noch mal eine Doku zu ihr angeguckt. Die ist von ZDF History, aber tatsächlich ganz gut. Und die ist von 2014, wenn man sich das mal angucken möchte. Die heißt Die Schwiegermutter der Queen. Und da geht es eben um ihr Leben. Und ich werde jetzt ein paar Sachen mal ein bisschen aus ihrem Leben referieren, weil ich da später noch mal darauf zurückgehen möchte. Und sie ist 1885 geboren in Windsor. Und war bei ihrer Geburt gehörlos. Also sie ist eben vollständig... Also es heißt immer, dass sie vollständig taub war. Es ist natürlich immer schwierig einzuschätzen, wie viel dann vielleicht doch gehört werden konnte. Genau, aber sie ist trotzdem die Tochter von einer Prinzessin von Victoria gewesen. Ich habe jetzt natürlich die Entnahmen der Eltern nicht aufgeschrieben. Aber ihre Mutter war eine Tochter von Queen Victoria. Und deswegen ist sie da irgendwie geboren worden. Und die... Genau, das mit dieser Gehörlosigkeit ist eben ganz interessant, weil sie mit 18 in drei Sprachen... Weil sie klar sprechen konnte und in drei Sprachen Lippen lesen konnte. Und es ist wahnsinnig beeindruckend, dass sie das eben hinbekommen hat. Und das mit diesem Klarsprechen frage ich mich dann eben, wie ist das möglich, wenn man komplett gehörlos ist, das zu lernen. Es ist natürlich so, dass ihre Mutter da, im guten Sinne der Windsor-Frauen, sehr streng war. Wir kennen da andere Kinder, die mit körperlichen Defiziten geboren wurden, an denen man dann auch kein gutes Haar gelassen hat.
Daniel
00:20:41
Nur falls ihr die Polgona nicht gehört haben solltet.
Solveig
00:20:43
Und sein armer kleiner Arm. Und bei ihr war es eben auch, dass die Mutter da gnadenlos war. Also wenn die Alice was nicht verstanden hat, dann durfte man es nicht wiederholen, weil man ihr eben beibringen wollte, dass sie das halt lernen muss. Und also man hat da keinerlei Rücksicht auf irgendwas genommen. Und wahrscheinlich war der Ton dann auch nicht besonders liebevoll. Also wenn man sich eben so anguckt, dass eben Victoria war, ich war von Wilhelm II die Mutter. Genau. Also wenn man da liest, was sie so in ihrem Tagebuch über den Arm von ihrem Sohn schreibt, muss ich mich nicht wundern, wenn jetzt die Alice vielleicht auch nicht so viel Mutterliebe erfahren hat.
Daniel
00:21:28
Die haben ja auch von der Königin Victoria keine Liebe bekommen. Also die hat doch da von ihren Froschgesichtigen irgendwas, ich kann es leider jetzt nicht mehr richtig zitieren, aber sie hatte ihren Gemahl sehr gerne und hat ihm oft beigewohnt und deswegen auch so viele Kinder gehabt, aber mit denen konnte sie eigentlich nichts anfangen.
Solveig
00:21:46
Das hat sich dann wahrscheinlich auch der Standard in der Zeit einfach gewesen. Auf jeden Fall hat sie dann 1903, also mit knapp 18, hat sie dann Prinz Andreas von Griechenland geheiratet und hatte mit dem dann auch fünf Kinder und das letzte Kind war dann eben Philipp und auch der einzige Sohn war dann eben schließlich der Philipp. Wenn man sich jetzt so ein bisschen mit griechischer Geschichte auskennt, dann weiß man, dass die nicht unbedingt das beste Leben als Royals in Griechenland hatten. Denn zum einen, also sie haben dann eben zunächst in Athen und auf Corfu gelebt und dann gab es den Balkankrieg während dem Ersten Weltkrieg, wo die Alice dann auch tatsächlich als Krankenschwester gedient hat. Also wir hatten uns mal bei der Sissy-Serie drüber lustig gemacht, dass sie da irgendwie die Sissy zeigen, wie sie...
Daniel
00:22:36
Bei Apputationen assistiert.
Solveig
00:22:38
Das hat Alice wahrscheinlich auch nicht gemacht, aber sie hat tatsächlich Verbände gewechselt. Die Verletzung hat sich schon gesehen. Also sie hat sich da sehr eingebracht, war dadurch auch sehr beliebt bei den Griechen, aber trotzdem hat das nichts geändert. Als 1922 die Monarchie in Griechenland gestürzt wurde, musste sie das Land verlassen. Sie hat es dann tatsächlich noch geschafft, dass man ihren Ehemann nicht umbringt. Das war der einzige von den Gefangenen, den man dann hat gehen lassen. Da merkt man dann, was auch sie an Prestige und Ansehen in Griechenland hatte. Und die sind dann nach Paris, wo... Während dem ersten Weltkrieg, das hatte ich mir nachträglich noch mit notiert, haben die dann auch an mehreren Belagerungen teilgenommen und haben Bonbon D'Amant erlebt. Das war auch nicht die beste Zeit. Sie sind dann eben nach Paris. Dort musste Alice mit den fünf Kindern allein, ohne irgendwelche finanzielle Unterstützung, leben. Ja, das weiß ich eben nicht. Die haben mittellos in Paris gelebt. Aber meistens muss man dann doch dazusagen, dass solche Royals, wenn das heißt, die waren mittellos. Ja, dass die dann trotzdem immer noch besser leben als wir. Das muss man immer noch mal dazusagen. Und sie hätte dann eben Kunstgegenstände verkauft oder selbst was gehäkelt und das verkauft und damit eben den Unterhalt der Familie sichergestellt. Der Andreas hat da nicht geholfen. Der war in Monaco mit seinen Geliebten. Er hat sich dann auch gedacht, ich bin hier raus. Ich bin kein Prinz von Griechenland mehr. Ich habe keine Lust.
Daniel
00:24:21
Was ist denn Monaco? Das ist ja noch nicht so diese schillernde Ecke, die sie heute ist.
Solveig
00:24:29
Doch, in den 20ern wurde Monaco. Da ging das los. Er kam dann manchmal und hat dann mit den Kindern irgendwie gespielt. Alice hat dann gute Mine zum bösen Spiel gemacht. Man hat dann den Schein gewahrt. Aber es war in Paris alles nicht so einfach. Seit 1903, also seit ihrer Hochzeit, hatte sie immer ein sehr großes Interesse überhaupt an karitativer Arbeit gezeigt, wie zum Beispiel beim Balkankrieg oder auch am religiösen Leben. Das hat sie sehr fasziniert. 1928 ist sie dann zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertiert. Ihr Mann hatte den schon, sie hat aber den Protestantismus behalten. Und jetzt eben konvertiert sie dazu und hat dann scheinbar eben auch Visionen gehabt, in denen sie erzählte, dass Christus und Buddha zu ihr sprechen. Und ihr auch erschienen würden. Und angeblich hatte sie auch erzählt, sie sei mit denen verheiratet. Und sie müsse demnächst irgendwie was mitteilen, weil diese Visionen hätten.
Daniel
00:25:37
Klingt trotzdem nicht abstrus.
Solveig
00:25:38
Ja, also es ist gut möglich. So wird es mittlerweile beschrieben, dass sie eben einen Nervenzusammenbruch hatte. Nach all den Dingen, die ich gerade aufgezählt habe, überrascht mich das aber auch nicht, dass sie irgendwann vielleicht einfach nicht mehr konnte. In einer lieblosen Ehe, wo der Mann...
Daniel
00:25:54
Aber sie musste ja mit dem nicht zusammenleben.
Solveig
00:25:56
Ja, aber er hat sie ja trotzdem öffentlich gedemütigt, indem er öffentlich mit seinen Metressen zusammengelebt hat.
Daniel
00:26:01
Da wollte niemand das Gehegelte mehr kaufen, was sie da gibt.
Solveig
00:26:03
Ja, keine Ahnung. Dann muss sie sich da allein um diese fünf Kinder kümmern. Sie ist taub. Das macht alles noch viel schwieriger. Dann haben auch Familienmitglieder in Interviews gesagt, dass sie sich immer weiter isoliert hat durch dieses Leben, auch durch das Taubsein. Weil natürlich niemand in ihrem Umfeld darauf Rücksicht genommen hat. Weil das in dieser Zeit einfach niemanden zu angenehme getan hat. Dann hat sie diese traumatischen Erfahrungen im Balkankrieg gemacht. Dann ist sie ins Exil geschickt worden. Dass man sich da vielleicht ins religiöse Leben zurückzieht, weil man sich da aufgehoben wird, überrascht einen mich jetzt nicht. Dass sie da vielleicht auch einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, überrascht mich auch nicht. Sie wird dann eben kurz darauf ins Sanatorium geschickt. Weil eben die Mutter sagt, die ist jetzt bekloppt geworden. Da muss mal jemand drauf gucken. Sie wird dann tatsächlich mit paranoider Schizophrenie diagnostiziert. Weil sie ja eben Stimmen hört, die eben verkünden, sie sei ein Buddha und Jesus Christus. Und sie wird dann eben von Freud untersucht. Und da kommt das jetzt auch mit, dass sie so mittellos gelebt hat. Ganz mittellos scheint es nicht gewesen zu sein, denn sie hatte die gesamte Zeit immer Hofdame um sich herum. Die sind irgendwie dabei. Es scheint schon finanziell möglich gewesen zu sein.
Daniel
00:27:31
Schon nicht wenig. Also das heißt, sie muss sich nicht alleine um die fünf Kinder kümmern?
Solveig
00:27:37
Wahrscheinlich schon. Aber für deren Verhältnisse war es eben mittellos. Das meine ich mit mittellos in Anführungszeichen. Ich finde schon, dass sie viel durchgemacht hat. Das mit dem Geld, okay. Aber wenn man einem auch nie beigebracht hat, wie man alleine finanziell haushaltet, ist es vielleicht auch schlimm. Auf jeden Fall kommt auch Sigmund Freud einmal und schaut sie sich an. Eine dieser Hofdamen, deshalb wissen wir, dass sie welche hatte, erklärt dann den Ärzten, ja, die Alice hatte vor einiger Zeit eine Romanze. Beziehungsweise sie hatte keine Romanze in dem Sinn, dass es aktiv ausgelebt wurde. Sondern sie war einfach ein bisschen verliebt in so einen Engländer. Und sie konnte aber diese Romanze eben nicht ausleben, weil sie ja Ehemann und Kinder und Altes hat. Und deswegen hat sie dieses Begier, da hat sie eben unterdrückt. Und da läuten natürlich alle Knochenlöcken bei den Ärzten und sagen, ja, also ihre psychischen Störungen können ja nur daher kommen. Die können ja nur daher kommen, dass sie diese Begierde für diesen Engländer nicht ausleben konnte. Und das hat sie jetzt internalisiert. Und jetzt ist sie verrückt geworden. Und deswegen ist die Lösung dafür, jetzt ist sie ja auch schon Mitte 40, ist vielleicht noch mal ein Kind zu kriegen schwierig, dass sie das ausleben kann. Aber jetzt mit Mitte 40 ist ja vielleicht, sind die Wechseljahre auch nicht so weit. Und Freud schlägt vor, wir röntgen einfach ihre Eierstöcke. Dadurch wird diese unterdrückte Libido, dieser Sexualtrieb zerstört. Weil wir führen einfach die Wechseljahre vorher ein. Und dann wird sie auch wieder gesund werden. Und das ist ihre Therapie. Das heißt, sie kriegt dann regelmäßig so einen Röntgensitz? Man versucht diese Frau mutwillig zu sterilisieren durch Röntgenstrahlen.
Daniel
00:29:33
Ich dachte, die wussten das noch gar nicht, welche Wirkung diese Strahlen hatten.
Solveig
00:29:37
In der Zeit wussten die das. Um sie mutwillig zu sterilisieren, um damit ihren Wahnsinn zu bekämpfen. Ich denke mir, dass diese Frau, die das mitgemacht hat, vielleicht mal irgendwann einen Nervenzusammenbruch hat. Da braucht man keinen mysteriösen Engländer ins Boot holen. Die hat traumatische Erlebnisse gehabt. Gerade Sigmund Freud, der 30 Jahre vorher schreibt, das ist alles Quatsch mit der Gebärmutter, das machen wir über das Reden. Der kommt und sagt, wir müssen sie unfruchtbar machen.
Daniel
00:30:16
Du hast in seiner 30-jährigen Praxis erlebt, dass das so ist.
Solveig
00:30:19
Das ist einfach unfassbar. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Alice zugestimmt hat. Da kann sie ja nicht, sie ist ja da wahrscheinlich nicht mehr mündig. Mündig war sie eben nicht. Sie ist dann auch noch mal in die Schweiz. Sie ist dann behandelt worden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass das irgendwas gebracht hat. Ich vermute, dass sie einfach gelernt hat, wenn ich so reagiere, dann reagieren die auf mich. Also höre ich auf, darüber zu reden. Ob sie wirklich auch keine Symptome mehr hatte, weiß man nicht. Aber bei so einer Behandlung lernt man, glaube ich, schnell. Dann rede ich halt nicht drüber. Sie durfte dann wieder zurück zu ihrer Familie. Philipp war da auch erst 10 Jahre alt. Sie waren auch sehr, sehr glücklich, weil gerade natürlich der Sohn als Thronfolger und Stammhalter, das war natürlich das Lieblingskind. Mit dem wollte sie sehr glücklich wieder mit ihm zusammen zu sein. Dann haben wir wieder Briefe von der Mutter oder Tagebücher, wo sie reinschreibt, die Alice ist so glücklich, jetzt wieder bei uns zu sein. Es ist leider so schade, dass sie immer noch krank ist und sie wieder weg muss. Die Mutter weist sie dann tatsächlich wieder ein in ein Sanatorium in die Schweiz, wo Alice wieder nicht willentlich hin möchte. Sondern sie wird tatsächlich, wie das Klischee früher war, von den Männern mit der weißen Jacke weggebracht. Philipp war zu dem Zeitpunkt... Genau, was dann noch so kam, das habe ich jetzt gar nicht erst noch nachgelesen. Das hat mir schon mit den Röntgenstrahlen auf die Eierstöcke gereicht. Philipp war dann mit der Oma im Park spazieren, haben so ein Picknick gemacht, weil die Oma natürlich wohlweislich wusste, was passiert in der Zeit, wo sie mit dem Jungen im Picknick war. Alice war dann zwei Jahre in diesem Sanatorium gegen ihren Willen. Sie hat es auch öfter versucht, auszubrechen. Und erst, als dann die Mutter gesagt hat, sie ist jetzt gesund, wurde sie wieder daraus gelassen. Diese Einweisungen sind eben durch die Mutter von Alice durchgeführt worden. Ja, die waren schon groß. Philipp war der Einzige, der noch so klein war. 1930, 1931 sind die vier Töchter alle verheiratet worden durch Andreas. Alles mit Nazis. Alles mit deutschen Adligen, die alle ganz stolz die SS- oder Wehrmachtsuniform getragen haben. Das heißt, die Töchter waren dann weg. Das einzige Kind, das dann noch da war, war Philipp. Der wurde dann auch immer von einer Familie in die andere gebracht. Der ist dann irgendwie nach Salem gebracht worden. Ein Jahr später ist er dann in England auf irgendein Internat. Wenn dann die Ferien waren, wusste er immer nicht, wo er hinkommt, wer sich jetzt bereit erklärt, ihn aufzunehmen. Der Vater war ja in Monaco und hatte keine Lust. Die Mutter war im Sanatorium. Nachdem sie dann nach 2 Jahren, also 1932 muss das gewesen sein, aus diesem Sanatorium rausgekommen ist, hat sie sehr schnell erfahren, dass es ihre Mutter gewesen ist, die sie eingewiesen hat. Daraufhin hat sie gesagt, wisst ihr was, ich hab keinen Bock mehr. Dann ist sie tatsächlich bis, ich glaube, 37 untergetaucht. Sie hat dann in Hotels gelebt. Allein mit ihren Hofdahmen. Also ganz allein und mittellos auch wieder nicht. Und 37 hatte dann eine von ihren Töchtern, die Cecilie, einen Flugzeugabsturz, wo dann auch 2 Enkel von Alice beigestorben sind. Und Cecil war ja auch schwanger. Und dann zu der Beerdigung ist sie dann wieder erschienen und dann das erste Mal wieder aufgetaucht. Und da gibt es dann eben auch dieses Foto mit den Schwegern, alle in SS-Uniform. Und nur Philipp ist der Einzige, der eben nicht Uniform trägt auf diesem Bild. Ja, und dann hat sie dann eben so ihr Leben geführt, ist dann auch zurück nach Griechenland später, hat dann auch einen russisch-orthodoxen Nonnenorden gegründet. Und im zweiten Weltkrieg ist sie dann auch in Athen geblieben. Also auf jeden Fall in Griechenland, ich glaube auch in Athen, als dann die Nationalsozialisten es belagert haben. Und hat dort dann auch eine jüdische Familie beschützt und im Dachgeschoss versteckt. Also sie ist eine wahnsinnig spannende Person, das will ich jetzt alles gar nicht erzählen, weil es geht ja eigentlich eben um ihre psychische Erkrankung. Aber wenn man sich das mal angucken will, The Crown hat da auch eine Wolken zu ihr gemacht.
Daniel
00:34:46
Ja, ich wollte gerade sagen, es gab doch irgendwie so, dass sie aber auch da immer noch so verrucht ist, dass man da nicht drüber sprechen möchte, wer eigentlich die Mutter ist von Philipp. Ich glaube, stirbt sie da oder so.
Solveig
00:34:55
Genau, also sie ist dann eben bis zu...
Daniel
00:34:58
Und dann fährt sie zur Beerdigung oder auch nicht?
Solveig
00:35:00
Doch, also sie ist dann eben bis, ich glaube, in die 1960er war sie dann. In Griechenland hat dann auch diesen Morden geführt, hat sich dann auch um Kriegsweisen gekümmert. Und sie ist dann Ende der 60er, da gab es ja die zweite, den zweiten Militärputsch in Griechenland. Und da hatten sie dann doch Angst um sie und haben sie dann in den Buckingham Palace geholt. Und da ist sie dann auch gekommen und hat dann die letzten zwei Jahre ihres Lebens dort verbracht. Und sie war auch die einzige von Philipps Seite, die zur Hochzeit von der Queen, damals noch nicht Queen, sondern von Elisabeth und Philipp durfte. Die anderen waren eben Nazis, die wegbleiben mussten. Und auch bei der Krönung ist es, also bei der Hochzeit war sie noch nicht Nonne, bei der Krönung dann schon. Und es gibt so großartige Fotos von ihr in ihrem Habit. Sie trägt auf jeden Fall Habit und läuft dann da eben so als einzelne Gestalt. Und sie soll auch ganz stark Pfeife geraucht haben. Und man soll sie immer schon im Puckingham Palace, wenn sie irgendwie um die Ecke kam, hat man sie vorher schon gerochen durch den zyklatischen Pfeifenrauch. Also wie gesagt, sie konnte dann auch, ich meine, sie konnte dann auch Griechisch und irgendwie tausend Sprachen, obwohl sie eben gehörlos war, hat sie das alles gelernt und konnte darin auch sprechen. Es ist eine wahnsinnig interessante Frau, die doch auch durchaus mal gewürdigt werden kann, finde ich. Aber natürlich eben leider dadurch hier jetzt auftaucht, weil sie eben in ihrer Zeit als hysterisch wahrgenommen wurde und in dem Sinn behandelt wurde. Und ich finde ich eben sehr, sehr tragisch, auch unter diesem Aspekt, die sind die Namen von den ganzen Medizinern, die dann irgendwie heiße Bäder und kalte Bäder und Elektroschocks verabreichen, deren Namen kennen wir, aber die meisten Namen von den Frauen, die das erdulden mussten, die kennen wir dann nicht. Und das ist so wenigstens eine Dame mal, natürlich eine sehr berühmte, eine sehr reiche Dame, aber immerhin eine mal, die man mit Namen anführen kann. Und das ist so ein bisschen der sehr schnelle Ritt durch die Geschichte der Hysterie, also wo eben diese Vorstellung herkommt. Und warum ich das eben auch sehr wichtig finde, es nochmal anzusprechen, warum es mich eben auch nicht losgelassen hat nach der letzten Folge, ist ja doch, weil wir das bis heute einfach merken. Also dieses Erbe, auch wenn das, also ich habe es mal nachgeguckt, teilweise ist es in den 1950ern aus den Medizinbüchern schon gestrichen worden, manche aber auch erst in den 80ern. Auch wenn heute die Hysterie keine anerkannte Krankheit mehr ist, sind ja diese Vorstellungen immer noch da. Also sei es mit dem dummen Frauengold, dass Frauen, wenn sie ihre Tage haben, halt einfach ein bisschen Schnaps trinken müssen, um besser drauf zu sein. Schluck Bier hilft mir auch, wenn ich betrügt bin. Also hinter dieser Punkt, diese Vorstellungen, oder sei es eben die unterbumsten Firmen im Anzen, oder auch bis heute diese Vorstellungen, ziehen sich bis heute durch. Ich finde, man muss halt trotzdem immer noch mal drüber reden. Sei es, dass man eben nicht offenbar über Beschwerden bei der PMS sprechen kann. Weil man muss ja konstant als Frau immer gegen diese Vorurteile kämpfen, dass eben die Periode einfach nur ein Ereignis ist und du damit überhaupt nichts zu tun hast. Wobei es eben die PMS doch nachgewiesen ist, dass es zu depressiven Verstimmungen führen kann. Und da einfach mal offen und ehrlich drüber zu reden, ist nicht möglich. Weil das sofort von Männern leider, fast ausschließlich Männern, und sehr konservativen Frauen... Ich fühle mich nicht angesprochen. Bist du auch nicht?... benutzt wird, um Frauen lächerlich zu machen. Oder die Meinung von Frauen abzuwerten. Weil sie haben ja nur ihre Tage, deswegen spinnen sie jetzt für eine Woche. Und danach kann man sie wieder ernst nehmen. Sie würde doch viel, viel mehr helfen, da offen drüber zu reden. Dann müsste man auch als Frau wissen, es ist jetzt nicht eine depressive Verstimmung. Ich kriege einfach nur meine Periode in ein paar Tagen. Das ist ja in Ordnung. Offen und ehrlich drüber zu reden, geht halt nicht, weil es wird ja immer lächerlich gemacht. Oder auch überhaupt weibliche Gesundheit wird immer als Störfaktor genommen. Sei es bei medizinischer Forschung, gab es vor einer Weile auch so eine Doku, ich habe leider vergessen, wie die hieß. Da ging es eben auch um sexistische Vorurteile in der Medizin, dass beispielsweise Medikamente zunächst nur an männlichen Mäusen getestet werden, nicht an weiblichen Mäusen. Warum? Weil weibliche Mäuse ihre Periode bekommen. Das sorgt dafür, dass es eine Hormonin-Balanz gibt. Wegen dieser Hormonin-Balanz kann man nicht richtig kontrollieren, ob das Medikament richtig wirkt oder nicht. Das ist das Argument von Medizinern, warum sie Medikamente nur an männlichen Mäusen kontrollieren. Das vielleicht, als es sich aber lohnen würde, Medikamente an weiblichen Mäusen zu testen.
Daniel
00:40:03
Ob das später eingeführte Medikament vielleicht auch für Frauen problematisch ist.
Solveig
00:40:06
Ob das durch die wechselnden Hormone vielleicht dadurch nicht wirkt oder schwächer wirkt oder mehr wirkt und zu mehr Nebenwirkungen führt. Warum? Brauchen wir doch nicht kontrollieren. Es ist doch jetzt nur für uns mehr Arbeit und dass halt Frauen so nervige Körper haben, da können wir jetzt nichts für. Ja, heute.
Daniel
00:40:27
Also du meinst jetzt noch die Mäuse von 1900?
Solveig
00:40:30
Nein, die Mäuse von den 1980ern, von den 1990ern, teilweise von den 2000ern. Das sind ja Dinge, die fallen jetzt auf, weil es jetzt Medizinerinnen gibt, weil es jetzt Frauen in der Medizinforschung gibt. Sie sagen, Leute, ist das nicht irgendwie Blödsinn? Zum Beispiel auch das Thema Herzinfarkt. Das sagen die heute noch, dass an den Universitäten, wahrscheinlich in den letzten fünf bis zehn Jahren nicht mehr, aber das ist jetzt noch, also 2015 ist noch nicht so lang her, wo dann gesagt wird, Herzinfarktsymptome, Männer und Frauen haben unterschiedliche Herzinfarktsymptome. In den Schulen, an den Universitäten, in deren Bücher stehen aber nur die Symptome von Männern drin. Das heißt, jahrzehntelang wurden Frauen fehldiagnostiziert und fehlbehandelt, weil die ja nicht die Symptome gezeigt haben. Und dann wurde denen halt gesagt, bist jetzt halt ein bisschen hysterisch, hast ein bisschen Bauchweh oder hast ein bisschen Probleme mit dem Atmen. Ja, das ist der Uterus, der wandert, keine Ahnung. Gehen sie einfach nach Hause, das ist der Stress. Nehmen sie sich mal einen Tee und legen sich in eine Wanne und dann legt sich das. Und im Nachhinein stellt man fest, die Frau war nicht einfach nur gestresst oder hatte zu viel, und die hatte einen scheiß Herzinfarkt. Und es gibt immer auch, wenn man sich mal so ein bisschen liest, so viele Berichte, wo Frauen misdiagnostiziert wurden. Wo gesagt wurden, naja, die sind jetzt einfach nur ein bisschen angespannt oder gestresst. Und im Nachhinein stellt man fest, ne, die hatten einen Gehirntumor. Die hatten dies und das. Aber weil man sie nicht ernst genommen hat, weil Frauenkörper sind ja so kompliziert und so schwierig und nervig, hat man sich damit einfach nicht befasst. Oder irgendwie das größte Thema auch immer noch, die Pille. Sie haben vor ein paar Jahren, ich weiß nicht, ob das mittlerweile anders ist, aber vor ein paar Jahren hat man eben ne Pille erforscht für Männer. Die können dann Männer nehmen und dadurch müssen sich nicht mehr Frauen alleine um die Verhütung kümmern. Und dann haben diese Männer eben Nebenwirkungen bemerkt, wie das nun mal ist bei Tabletten, bei Medizinstudien.
Daniel
00:42:37
Tabletten, die was mit Hormonen machen.
Solveig
00:42:40
Genau, haben die einfach gemerkt, die hatten dann irgendwie ein bisschen schlechte Laune und waren dann irgendwie nicht mehr so fit. Dann waren die etwa hysterisch. Die haben einfach so Symptome gemeldet und daraufhin haben die Leitenden, so geht zumindest die Geschichte, die Leitenden Ärzte, die dieses Projekt geleitet haben, gesagt, na ja, dann schaffen wir das ab. Das sind zu viele Nebenwirkungen. Das können wir den Männern nicht zumuten. Und dann hat man das so mal nebengehalten, die Nebenwirkung der Männerpille im Vergleich zu den Nebenwirkungen der Frauenpille. Und man hat festgestellt, dass diese Nebenwirkungen bei den Männern minimal sind im Vergleich zu den Massen an Nebenwirkungen.
Daniel
00:43:21
Aber wir haben ja auch einen viel schlimmeren Schnupfen.
Solveig
00:43:25
Und ich möchte jetzt auch gar nichts sagen, die blöden Männer, die das nicht nehmen wollten. In dieser Studie gab es sehr viele Männer, die gesagt haben, ich nehme die trotzdem, dann kriege ich halt ein bisschen Kopfschmerzen. Aber es waren dann eben die Mediziner, die gesagt haben, nein, diese Menge an Nebenwirkungen können wir heutzutage nicht mehr zulassen. Da muss man natürlich auch sagen, die Pille ist in den 60ern auf den Markt gekommen.
Daniel
00:43:47
Das heißt, die Pillen, die jetzt für Frauen verfügbar sind, die sind noch zugelassen nach den Maßstäben von 1900 Schlachtmachstaben.
Solveig
00:43:53
Von den 60ern irgendwie. Und nach heutigen Maßstäben würde die Pille nicht mehr zugelassen werden. Aber man hat sie jetzt halt und damit muss man jetzt leben. Das wurde dann auch so in den Medien so oft. Die bösen Männer, die nicht einfach mal ein bisschen Bauchweh oder Kopfweh. Wie gesagt, die Männer in dem Test haben sogar gesagt, das ist kein Problem, ich nehme die. Aber nach medizinischen Standards kann man es häufig nicht mehr.
Daniel
00:44:19
Aber das ist ja das Interessantere, dass die Pille für die Damen immer noch nach den alten Standards zwar verfügbar ist.
Solveig
00:44:25
Ja, warum auch? Funktioniert doch. Ist doch. Sollen sie es mal halten.
Daniel
00:44:29
Hauptsache, das Ding verbeißt sich nicht ins Gehirn.
Solveig
00:44:31
Hauptsache. Das merkt man einfach in der Medizin wieder und wieder, dass weibliche Körper irgendwie nicht so, ich weiß nicht, ob sie nicht so interessant sind, nicht mehr das richtige Wort, aber nicht so wichtig sind. Es gilt halt, der Männerkörper ist halt so das Nonplusultra. Danach wird es ausgerichtet, danach werden medizinische Medikamente ausgerichtet. Und die Frau muss sich dann halt anpassen. Dass sie da jetzt ihren Zyklus einmal im Monat hat, da können wir jetzt nichts für, da muss sie jetzt halt mitleben. Wenn sie sich dafür entscheidet, das zu haben, dann ist sie auch selber schuld. Und der Punkt ist natürlich, ich mach das hier polemisch, ich soll ja auch ein bisschen unterhalten. Aber natürlich sagt das niemand so. Und der Grund ist natürlich auch, warum fällt es jetzt auf? Warum fällt es jetzt mit dem Herzinfarkt auf, dass Frauen andere Symptome haben? Warum fällt es jetzt mit den Medikamenten auf? Weil was wir eben gesagt haben, jetzt gibt es eben Frauen in diesen Positionen, die das auch mal ansprechen. Und da hat man vorher einfach nicht drauf geachtet. Weil warum? Weil das Männer waren. Also ich hab eben antike Ärzte genannt, das waren alles Männer.
Daniel
00:45:41
Ja, gut, aber Platon ist 1980 dann glaube ich doch auch schon obsolet gewesen.
Solveig
00:45:47
Nein, aber es geht ja darum, Männer gucken auf die Körper. Männer schaffen die Welt. Männer erklären die Welt aus ihrer Perspektive heraus und sehen die Frau eben als Abweichung von sich. Das heißt, dieses Konstrukt, wie schaffe ich meine Welt, ist ja nicht, wir gucken uns das mal zusammen an und Männer denken, sehen das so, und Frauen sehen das so, und wir gehen zusammen Hand in Hand und schauen, und daraus wird aus diesen zwei Teilen ein Ganzes. Sondern wir als Männer, wir sind die, die eben entscheiden.
Daniel
00:46:18
Der Maßstab.
Solveig
00:46:19
Wir sind der Maßstab, wir sind das Nonplus und Ultra, das Zentrum der Welt, und Frauen sind jetzt die erste Abweichung von uns. Dann kommt Aristoteles und sagt, Frauen sind gescheiterte Männer oder missgebildete Männer. Also da merkt man einfach diese Definition, oder sei es Homosexuelle, das sind eben die gescheiterten Männer in dem Sinn, dass sie zu feminin sind. Oder sei es dann später, wenn wir dann in Zeiten von Rassismus sind, der weiße Mann ist die Definition und der schwarze Mann ist schon wieder eine Abweichung davon. Also so wird eben die Welt kreiernd, dass eben der europäische Mann, heterosexuell europäischer Mann, nach dem wird die Welt geschaffen. Und das, was nicht passt, das, was man irgendwie als störend empfindet, wird dann irgendwie so erklärt. Frauen sind nervig einmal im Monat, weil die Hormone einfach dazu führen, dass sie sich nicht wohl in ihrem Körper fühlen. Ja, dann ist das eine psychische Störung, der Grund, warum sie insgesamt sich nicht wohlfühlen. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass wir ihnen keinerlei Kontrolle über ihren eigenen Körper zusprechen, keinerlei politisches Mitspracherecht oder überhaupt irgendwie Anerkennung in der Gesellschaft außerhalb der Mutterrolle. Das hat damit nichts zu tun. Das hat mit ihrem Uterus zu tun, der hungrig umherwandert. Ist doch klar. Ja, das ist halt so dieser Punkt. Und das zieht sich eben, das kann man eben an der medizinischen Forschung sehen, wie sich das bis heute zieht und wie lange und wie zäh das ist, das aufzuarbeiten. Das hat eben Jahrzehnte gedauert, dass Frauen überhaupt, die sich angehört wurden, was das angeht. Also auch irgendwie hatten sie da ein Interview mit einer Chefärztin, die Herzchirurgie macht, die dann eben erzählte, die ist in den 80ern auf diesen Posten gekommen. Als einzige Frau überhaupt. Und nachdem wurde ihr dann vermittelt, du tust das, was wir wollen, und du machst hier keinen irgendwie nervigen Hio-Pie, sonst bist du hier ganz schnell wieder weg. Also, dass überhaupt mal diese Perspektive ja überhaupt wahrgenommen wurde, das hat bis in die 2020er gedauert. Und obwohl die da seit 30 Jahren arbeitet und in den 80ern gesagt hat, dass es alles Blödsinn, dauert es 30 Jahre, bis man überhaupt da mal irgendwie drauf hört. Und so ist es eben in vielen Bereichen, wo man einfach merkt, okay, irgendwie dauert es. Ich habe jetzt irgendwie kein Schlusswort. Ich suche schon die ganzen fünf Minuten, suche ich nach irgendeiner Möglichkeit, das hier rund zu Ende zu bringen, aber mir fällt einfach nichts ein. Es tut mir leid.
Daniel
00:49:02
Es ist ja auch noch ein offener Prozess.
Solveig
00:49:04
Ja, und es ist irgendwie auch einfach nur frustrierend, wenn man sich das durchliest und man denkt, es kann doch nicht wahr sein, dass das Leute ernst meinen und heute noch irgendwie ernst erzählen. Ich muss jetzt was trinken.
Daniel
00:49:24
Ja, ich bin jetzt gerade nicht traurig, auch nichts zu sagen eigentlich. Ich bin gerade so ein bisschen überfahren.
Solveig
00:49:29
Mann, es ist einfach so, es ist frustrierend. Da werde ich richtig hysterisch, du. Mein Udoros, was meinst du? Der hat sich jetzt ewig im Gehirn festgebissen. Das ist das, Haupt vorm Malz.
Daniel
00:49:46
Ja, ich glaube, wir müssen alle mal durchatmen.
Solveig
00:49:50
Es tut mir leid, dass ich das hier nicht so rund zusammenbringe. Aber dann werde ich halt gleich emotional ich als Frau. Muss ich echt sagen. Ich fange gleich an zu weinen.
Daniel
00:50:05
Ja, danke, dass ihr eingeschaltet habt bei Flurfunk Geschichte. Und wir verstoßen Sigmund Freud.
Solveig
00:50:12
Ja.
Daniel
00:50:13
Zusammen mit den Aufklärern und all den anderen.
Solveig
00:50:16
Wäre er nicht so heuchlerisch gewesen, wär es vielleicht nicht so schlimm. Ihr erst ein Buch schreiben, dass alles im Kopf ist und dann doch wieder Eierstöcke Röntgen.
Daniel
00:50:25
Kommt halt auch nicht raus, dass er in der Haut.
Solveig
00:50:29
Sollte noch ein bisschen mehr Kokain nehmen.
Daniel
00:50:31
So wie die Sissi, die war heroinsüchtig laut dem Film. Aber die hat auch gerne Irrenhäuser besucht.
Solveig
00:50:39
Aber ich bin mir jetzt gerade gar nicht sicher. Aber ich glaube, die hatte sogar mit Freud irgendwie Korrespondenz. Die waren da schon ein bisschen vielleicht auch auf dem Kokain-Trip zusammen. Also vielleicht für die, die das gerade nicht verstehen. Tatsächlich, Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Kokain als Kopfschmerzmittel verschrieben. Also die haben wirklich gedacht, dass sie da gute Medizin nehmen.
Daniel
00:51:06
Und dann auch zusammen mit einem Schlückchen Hochprozentigen, was immer da zur Verfügung stand. Wobei tatsächlich hatte ich gelesen bei Frauengold, dass es auch deshalb so erfolgreich war oder überhaupt so diese Toniken. Es gibt ja auch diese Kölnische Wasserepidemie, wo so ein Alkoholismus da um sich griff, weil die Leute immer, also die Frauen, Kölnisch Wasser gesoffen haben, die Bekloppten. Weil eben der hochprozentige Alkohol nicht an Frauen verkauft wurde. Die vertragen das ja nicht.
Solveig
00:51:34
Das ist nichts.
Daniel
00:51:34
Und aber dann als medizinisches Tonikum oder als Parfum kann man es natürlich erwerben und sich da das Kölnische Wasser reinkippen. Weißte eigentlich, ist das immer noch das Gleiche, was die heute verkaufen, die 4711? Ich weiß. Ich habe die Idee, das zu probieren.
Solveig
00:51:48
Ich weiß es nicht. Ich glaube, das hat mir meine Oma irgendwann mal erzählt, dass sie das umformuliert haben, dass das jetzt wirklich Parfum ist. Aber umformuliert ist ja auch schön.
Daniel
00:52:01
Also es ist gar nicht klar, was sie umformuliert haben. Sie sind andere Nummer gegeben.
Solveig
00:52:04
Ich glaube, sie haben einfach die Inhaltsstoffe verändert. Aber ich bin mir da nicht sicher, ob ich das irgendwie falsch in Erinnerung habe.
Daniel
00:52:13
Auf jeden Fall mussten sie es nicht mehr trinken, weil dann gab es halt Frauengold. Aber da haben sie irgendeinen krebserregenden Stoff drin entdeckt.
Solveig
00:52:20
Aber ist Doppelherz nicht auch so etwas?
Daniel
00:52:22
Ist irgendwie auch. Ist halt auch so ein Tonikum.
Solveig
00:52:24
War das nicht auch?
Daniel
00:52:25
Wahrscheinlich auch. Alkoholhaltig.
Solveig
00:52:27
Gibt es Doppelherz noch oder ist das nicht auch abgeschafft worden?
Daniel
00:52:30
Ich glaube, das gibt es noch. Und ich glaube, Taigingseng ist auch noch so ein Tonikum, was das so ein bisschen diese Lücke füllt. Oder Hustensaft. Oder der darauf einkloster Frau Melissengeist.
Solveig
00:52:48
Bloß nicht hysterisch werden.
Daniel
00:52:50
Ach, hätte ich doch dran gedacht, dann hätte ich uns ein Fläschchen besorgt. Ich bin ja auch mal die Sektschale gefüllt. Ja, vielen Dank für diesen Einblick in deines tiefsten Seelen.
Solveig
00:53:03
Mit meinen vor allem.
Daniel
00:53:04
Aber für mich auch vor allem für die Geschichte mit Alice von Battenberg.
Solveig
00:53:08
Da dachte ich, da kriege ich dich mit.
Daniel
00:53:09
Ja, das ist natürlich so was mag ich.
Solveig
00:53:12
Ja, informiert euch über die mal. Die ist super. Das ist eine richtig spannende Person gewesen. Es liegt jetzt auf dem Ölberg begraben. Sie wollte, ihr letzter Wunsch war es, auf dem Ölberg begraben zu werden. Und tatsächlich haben sie das in den 80ern dann diplomatisch ausgehandelt. Da war Philipp dann auch dabei und hat einen Baum gepflanzt. Also in dem Sinn, Alice hatte noch ein sehr erfülltes, glückliches Leben. Nach Sigmund Freud.
Daniel
00:53:47
Ich finde es auch sympathisch, wie sie da so pfeifepaffend durch den Buckingham Palace schleicht.
Solveig
00:53:53
Sich auch von niemandem was sagen lassen hat. Also das habe ich jetzt weggelassen, weil ich dachte für die Zeit. Aber sie hat ja während dem Zweiten Weltkrieg in Athen gelebt und eben diese jüdische Familie, die Coens, beschützt. Und da gibt es dann auch die Geschichte, dass Gestapo-Offiziere irgendwann mal vor ihrer Tür standen und das Haus kontrollieren wollten und dann mit ihrer Autorität und wahrscheinlich auch ihrem Erdelspredikant und dieser Art mit dem deutschen Familiennamen und hat sie dann einfach sich gehörlos gestellt und gesagt und so getan, als ob sie überhaupt keine Ahnung haben, was sie von hier wollen. Und da haben sie ihr Haus nicht durchsucht, also scheinen sie so eindrucksam gewesen zu sein, das haben sie sich nicht getan.
Daniel
00:54:37
Also es ist auch eine Würdigung für diese sehr spezielle Persönlichkeit und wir danken euch, dass ihr Flurfunk Geschichte hört und wenn ihr Erfahrungen mit Hysterie habt oder euch noch äußern wollt zu der deutschen Forschungslandschaft, dann schreibt uns doch an die euch sicher wohlbekannte Adresse Kontakt at Flurfunk-Geschichte.de. Genau, hört uns weiter. Und abonniert auch, wenn ihr das 19. Jahrhundert mögt und die revolutionären Ereignisse im Jubiläumsjahr noch mal weiter verfolgen wollt, unseren Spin-Off Flurfunk Paulskirche. Wir wollen jetzt nicht alle mit diesen 19. Jahrhunderts zu stark belasten, die dann doch wie Solveig da etwas skeptisch dem Ganzen gegenüber stehen.
Solveig
00:55:30
Nicht allem. Die Mode war hervorragend.
Daniel
00:55:33
Ja, das sowieso. Macht's gut und bis bald. Weißt du, das HB-Männchen nicht eigentlich auch hysterisch?
Solveig
00:55:44
Nee, das ist cholerisch.
Daniel
00:55:45
Das ist in deiner Unterschiede bitte.
Solveig
00:55:47
Das hat nichts mit der Gebärmutter zu tun.