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Dein Geschichtspodcast mit Daniel und Solveig

FG030 - Napoleon und Joséphine

01.12.2023 101 min

Zusammenfassung & Show Notes

Daniel und Solveig waren im Kino und haben sich Napoleon von Ridley Scott angeschaut. Dabei hatte Solveig scon schlechtes befürchtet, denn sie zürnt dem Regisseur noch wegen Gladiator. Dieser Film und Hollywoods Darstellung des antiken Rom war auch schon mal Thema in der Folge über Spartacus. Jetzt aber erwarten wir ein leidenschaftliches Bild Napoleons und seiner Beziehung zu Joséphine de Beauharnais und natürlich jede Menge Schlachten.
Napoleon war ein Aufsteiger, der seine Karriere der französischen Revolution verdankte. Aber anders als Ridley Scott denkt, kam er keineswegs aus dem Nichts. Er entstammte einer alten Patrizierfamilie, die seit der Besiedelung von Korsika durch Genua auf der Insel lebte und dort wichtige Stellungen einnahm. Nach der Eroberung Korsikas durch Frankreich passten sie sich an. Napoleons Eltern suchten für ihre dreizehn Kinder eine Chance bei Hofe und in der Revolution.
Auch Joséphine de Beauharnais stellte eine Chance für den gesellschaftlichen Aufstieg Napoleons dar. Dabei scheint sie als geschiedene Frau und Mutter zweier Kinder aus erster Ehe auf den ersten Blick keine gute Partie zu sein. Dabei war sie auch noch sechs Jahre älter als ihr zukünftiger Gatte. Eine ungewöhnliche Tatsache, die im Film leider völlig untergeht. Ebenso wie die gesamte Komplexität der Beziehung von Napoleon zu Joséphine, wie sie sich in den erhaltenen Briefen widerspiegelt.
Nach eigenem Bekunden faszinierte Ridley Scott diese Beziehung genauso, wie der beispiellose Aufstieg Napoleons zum Kaiser der Franzosen. Leider verliert der Film kein Wort über die entscheidende Phase für beide Themen: den ersten Feldzug Napoleons in Italien. Stattdessen springt die Handlung von einem Ereignis zum nächsten ohne irgendeine Verbindung herzustellen.
Joséphine muss schließlich einer anderen Frau weichen, denn der Kaiser braucht einen Erben. Napoleon heiratet daher die Tochter des österreichischen Kaisers und bekommt den ersehnten Erben. Dennoch hält er den Kontakt zu seiner früheren Frau, die noch immer Kaiserin ist und die sogar bereit gewesen wäre, ihm ins Exil auf Elba zu folgen.


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#Frankreich #Neuere_und_neueste_Geschichte #Napoleon #Filmkritik 

Transkript

DANIEL
00:00:00
Napoleon raubt dir also den Schlaf. Ist es Napoleon oder Ridley Scott, der dir den Schlaf raubt? Der Kaiser der Franzosen ist nicht verantwortlich.
SOLVEIG
00:00:17
Dafür nicht, nee.
DANIEL
00:00:18
Für deine wachen Nächte.
SOLVEIG
00:00:21
Vielleicht war es auch der Sekt, den wir getrunken hatten.
DANIEL
00:00:49
Ja, hallo Solveig.
SOLVEIG
00:00:50
Daniel.
DANIEL
00:00:51
Wir waren zusammen im Kino und es war nicht Sissi.
SOLVEIG
00:00:57
Wir gucken auch andere Filme.
DANIEL
00:00:59
Ja, ausnahmsweise. Weil wir sogar dazu eingeladen wurden, uns den anzuschauen. Allerdings haben wir es nicht geschafft, den Film tatsächlich noch vor der Veröffentlichung zu sehen. Dann hättet ihr diese Folge schon mit Kinostart erleben können. So hattet ihr natürlich die Chance, vielleicht den Film tatsächlich schon zu sehen. Und jetzt das mit unseren Eindrücken abzugleichen. Aber erst mal herzlich willkommen zu dieser besonderen Folge Flurfunk Geschichte. Und endlich sprechen wir richtig über Geschichte, nicht dieser ganze Mittelalterkram, Entschuldigung. sondern wir betreten die Moderne und die Zeit, in der die Welt geschaffen wird, in der wir heute noch leben. Und ja, wie sah die Welt aus im Kino? Für dich, Solveig. Ich hatte den Eindruck, als ich neben dir im Kinosessel saß, du warst durchaus offen. Und hast dann aber nach ein paar Minuten schon, glaube ich, gemeint, der Ridley hat dich irgendwie verloren. Aber erst mal, du hast bestimmt noch die Hardfacts.
SOLVEIG
00:02:00
Genau, also vielleicht noch mal so vorweg. Tatsächlich, ich bin sehr, sehr offen an diesen Film rangegangen. Ich hatte wirklich Lust. Ich wollte ihn mögen. Also wenn jetzt gerade auch so durch diese ganzen Besprechungen der Sissi-Verfilmungen in den letzten Jahren kann man vielleicht so den Eindruck gewinnen, dass ich halt grundsätzlich negative Einstellungen habe und das grundsätzlich alles scheiße finde.
DANIEL
00:02:22
So Historien schinken.
SOLVEIG
00:02:23
So Historien schinken, aber das stimmt nicht. Also ich bin schon bereit, wenn es gut ist, auch Spaß zu haben.
DANIEL
00:02:29
Wir haben uns auch da vorbereitet. Wir haben das auch zelebriert. Vor dem Eingang des Kinos.
SOLVEIG
00:02:35
Genau.
DANIEL
00:02:35
Und sind da frohgemut hineingegangen.
SOLVEIG
00:02:38
Und die ersten fünf Minuten hatte ich auch Spaß. Aber dann kam halt Ridley Scott. Und ich muss halt auch dazu sagen, dass habe ich mit Daniel im Vorhinein... Ich bin vorgeschädigt. Ich habe ihm bis heute Gladiator nicht verziehen. Der so Gladiator ist ein Film, der mir körperlich Schmerzen bereitet, wenn ich ihn sehe. Also vielleicht die Gladiator vielleicht mal geguckt. Er ist ja jetzt auch mittlerweile auch 23 Jahre alt. Ich habe geguckt, der hätte das 2000 rausgekommen. Hat gesehen, auch was mit dem zu tun, was wir heute besprechen. Denn Joaquin Phoenix spielt Napoleon. Und er hat damals nicht sein Comeback gehabt, sondern seinen Durchbruch, wie nennt sich das richtig?
DANIEL
00:03:21
Durchbruch.
SOLVEIG
00:03:21
Ja, es gibt irgendwie so ein englisches Wort, das mir jetzt nicht einhält. Und da hat er eben Komodus gespielt. Also hier schließt sich der böse, verkommener Kaiser.
DANIEL
00:03:30
Also wie jetzt auch.
SOLVEIG
00:03:35
Und Gladiator ist wirklich ganz, ganz kitschig. Und was ich aber immer so lustig an dieser Geschichte finde, es gibt einen, ich glaube, der ist ein München Professor gewesen, Markus Junkelmann. Und der hat schon seit den 80ern sich mit eben experimenteller Archäologie auseinandergesetzt und auch eben sich sehr stark mit Gladiatoren und wie haben Gladiatoren gelebt und wie haben die sich ausgebildet, wie haben die gekämpft. Und der ist von Gladiator so wütend gewesen, dass er ein ganzes Buch geschrieben hat, irgendwie wie nennt es sich Hollywoods Traum von Rom. Und dieses Buch, und da geht es um alle Monumentalfilme, die so in Hollywood seit den 50ern rauskamen. Aber eigentlich schreibt er dieses Buch, um darzulegen, wie scheiße Gladiator war.
DANIEL
00:04:22
Da haben wir, glaube ich, auch schon mal darüber gesprochen, in unserer Spartacus-Folge.
SOLVEIG
00:04:26
Und das ist immer so das, was ich auch so ein bisschen mit Ridley Scott verbindet, tatsächlich. Also so Gladiator, der hat ja auch andere Filme gemacht. Ist ein bekannter Regisseur. Und was ich bei ihm tatsächlich sehr spannend finde, der ist so zwiegespalten. Also auf der einen Seite hat er sehr, sehr erfolgreiche und auch bis heute sehr beliebte Sci-Fi-Filme gemacht. Also Alien, Blade Runner, Prometheus. Sobald Prometheus war sehr kritisiert und irgendwie auch heiß diskutiert, ist er jetzt gut oder nicht. Und auf der anderen Seite hat er halt so eine Vorliebe für historische Themen. Wie gesagt, Gladiator hat er gemacht, Königreich der Himmel hat er gemacht, Robin Hood hat er gemacht, jetzt in den letzten Jahren, House of Gucci und The Last Duel. Und was diese Filme alle so miteinander zu gemein haben, ist, dass sie gerade in der Presse beziehungsweise von Historikern immer wahnsinnig zerrissen werden, weil er sich schon irgendwie bemüht, historisch exakt zu sein oder auch an den Quellen zu sein, aber dann von einem Kitsch mitgerissen wird und sich dann doch überhaupt gar nicht an irgendwelche Quellen hält und ganz pathetische, typisch Hollywood-Geschichten erzählt, wo man dann immer so denkt, warum denn? Also das haben all diese Filme gemein und vielleicht wird es deutlich Napoleon für mich auch. Also das reiht sich eben in diese Reihe hinein. Vielleicht noch so Hardfacts zu der Verfilmung. Ist jetzt am 22. November in die Kinos gekommen, ist eine Co-Produktion von Sony Pictures und Apple TV. Das finde ich eben auch ganz interessant. Das heißt also Sony hat dafür gesorgt, dass dieser Film noch mal in die Kinos kommt und irgendwie nach einer kurzen Zeit wird es auf Apple TV dann ausgestrahlt werden. Ja, also wird dann wahrscheinlich on demand einfach bei Apple TV abwürfen. Genau, da kommen wir nämlich auch noch zu. Denn dieser Film ist zweieinhalb Stunden lang, also irgendwie 157 Minuten und es wurde eben von Anfang an angekündigt, ja aber das ist nur die Kurzversion. Der richtige Film, den Ridley Scott gemacht hat, der Directors Cut sind viereinhalb Stunden. Das heißt also wir haben nur den halben Film jetzt gesehen. Und da ist eben nicht so ganz klar.
DANIEL
00:06:43
Vielleicht kommen ja dann die vielen Sachen, die wir so ein bisschen vermisst haben.
SOLVEIG
00:06:46
Ja, wie gesagt, kommen wir, kommen wir alle noch drauf. Und das steht aber noch nicht fest. Also eventuell soll es dann bei Apple TV, soll dann der Directors Cut kommen, aber vielleicht auch nicht und man muss halt ein bisschen schauen. Ich hab's schon angesprochen, Napoleon wird gespielt von Joaquin Phoenix und dann geht es, also es geht um Joaquin Phoenix, geht es ganz genau, es geht um Napoleon und seine gesamte Lebensgeschichte im Grunde. Deswegen ist dieser Film auch so lang. Als Kindheit und Jugend, aber im Grunde in dem Moment, wo er aufs Tableau kommt, auf den wahrnehmbar wird, historisch auch greifbar wird. Darum geht es. Und dann geht es ihm aber, es geht nicht nur um seinen politischen Ausstieg, es geht nicht nur um seine militärischen Kampagnen, sondern es geht auch um seine, wie hieß es in Anführungsstrichen, süchtig machende Liebe zu Joséphine de Beauharnais. Und die wird gespielt von Vanessa Kirby, die war allerdings irgendwie nur zweite Wahl. Ja, ich fand sie eigentlich gut. Ja, eigentlich sollte Jodie Comer die spielen. Jodie Comer, wer The Last Duel gesehen hat, ich hab's auch nur in den Trailern gesehen, da hatte sie die weibliche Hauptrolle drin und sie ist eine der zwei Hauptrollen bei Killing Eve, bei dieser TV-Serie, die ja jetzt auch zurzeit sehr heiß ist. Die konnte dann aber wegen Corona und anderen Dreharbeiten nicht und deswegen hat sie dann abgesagt und dann wurde eben Vanessa Kirby nachgecastet. Meine Probleme mit diesem Casting komme ich vielleicht später noch mal zu. Hab ich nämlich gewisse Punkte, die ich kritisieren möchte. Und genau, gedreht wurde Februar 2022, also ging jetzt ganz recht schnell und es geht eben um den Ausstieg von Napoleon oder, wie Ridley Scott es selbst gesagt hat, Napoleon ruthless in war, a tyrant in his country, but also a liberator who came from nothing and was one of the first in history to show that leadership talent could come from any class. Übersetzt ja grausam im Krieg, ein Tyrant in seinem eigenen Land, aber auch ein Befreier, der aus dem Nichts kam und einer der ersten Menschen in der Geschichte war, der gezeigt hat, dass das Talent zur Herrschaft nicht bedingt ist, durch irgendeine Zugehörigkeit zu einer Klasse. Und das ist eben so dieses typische, ich glaube, das stand auch auf den Plakaten drauf und ich glaube, das stand auch, also der Film beginnt mit so einem Text und da wird es auch nochmal gesagt, dass er so aus dem Nichts kam und das ist so eine typische Geschichte, die immer so von Napoleon erzählt hat, so er kam, so ist so ein ganz kleiner Korse, der irgendwie nichts hatte und dann der armer korsische Junge, der dann zum Kaiser der Franzosen wurde und das habe ich mir jetzt ganz nach oben mal geschrieben in meinem Skript, weil ich das mal ein bisschen klarstellen möchte, dass das so nicht stimmt. Also wenn wir sagen, er kam von nichts, dann ist meistens diese Vorstellung, wie wir das eben auch hier in diesem Ridley Scott Zitat sehen, ja, dass er wirklich irgendwie so ein armer Bauernjunge war. Das ist nicht wahr. Also seine Familie, also die Bonaparte sind im korsische Patrizierschaft gewesen. Das heißt, die haben in, ich weiß nicht, wie es richtig ausgesprochen wird, im Englischen haben sie Ajakko gesagt und ich sage Ajakko, aber wahrscheinlich ist beides alt oder Ajacho, ich weiß es nicht. Und in dieser Stadt hat diese Familie seit dem 15. Jahrhundert gelebt und zur Geschichte von Korsika vielleicht ganz schnell. Diese Insel ist eben im 15. Jahrhundert von Genuesen vor allem kolonialisiert worden. Die sind dorthin, haben dort eben Städte gegründet und dadurch sind auch viele italienische Adlige bzw. Patrizier nach Korsika gezogen. Und diese Familie Bonaparte sitzt da seit dem 15. Jahrhundert und die sitzen auch im Stadtrat. Also das sind Machthaber. Und was eben sich vor im Kopf behalten muss, Italiener haben keinen Adel, wie das die Engländer oder die Franzosen oder es im Reich gibt. Die haben das nicht, sondern die haben Patrizierfamilien. Das sind die, die die im Herrschaft inne haben. Weil gerade auch Oberitalien, da hast du ja diese Stadtrepublik. Genau, diese Kommunen. Und erst im 15. Jahrhundert, 16. Jahrhundert bilden sich dort dann diese Adelsfamilien aus, eben die Medici oder die Malatesta. Aber die haben trotzdem Herrschaft inne. Also sie sind eigentlich eben vergleichbar mit dem Adel in Frankreich. Sie nennen sich nur anders. Und das ist dann eben auch so ein bisschen, die werden dann auch Italiener werden auch im Rest Mitteleuropas anders anerkannt. Also wenn dann eine Katharina de Medici nach Frankreich einheiratet, dann ist die schon aus dem Hochadel eigentlich, vom Vergleich. Wird aber trotzdem immer nur als diese Kaufmannstochter wahrgenommen, weil die Medici waren Kaufleute und haben dadurch ihr Vermögen bekommen. Aber trotzdem vom Herrschaftslevel ist das vergleichbar. Das heißt, Napoleon stammt nicht aus einer einfachen Familie, sondern das sind die, die auch komplett durchgängig, also in jeder Generation ist ein Mitglied der Bonaparte-Familie im Stadtrat vertreten und die haben damit politische Herrscher. Und dann in den 1770er Jahren wird Korsika von Frankreich annektiert und dadurch wandelt es sich dann. Also es ist jetzt nicht mehr korsisch mit einem starken italienischen Einfluss, sondern jetzt wird es eben Teil Frankreichs. Und der Vater von Napoleon, Carlo, und dann merkt man, die haben immer noch italienische Namen. Genau. Und Napoleon Geschwister haben eigentlich italienische Namen und nennen sich dann um. Also die werden dann frankophon. Es ist dann eben auch ganz schön, dass Napoleon seit seines Lebens sich bei seiner Mutter beschwert hat, weil sie ihn weiterhin Navullone nannte, also die italienische Version. Das hat sie nicht akzeptiert irgendwie. Und der Vater hat tatsächlich auch Widerstand geleistet militärisch gegen diese Annektion, wurde dann trotzdem aber 1771 von Ludwig dem 15. in den Adelstand gehoben. Das heißt also, die Familie Bonaparte ist adlig und auch nach französischen Vorstellungen.
DANIEL
00:13:06
Trotzdem, wenn jetzt der Adel von Versailles dahinguckt, dann ist es natürlich so ein kleiner Nichts.
SOLVEIG
00:13:10
Genau, also das stimmt eben. Wenn wir jetzt gesellschaftlich schauen, ist es wirklich so ein Empörkömmling.
DANIEL
00:13:16
Ich glaube besonders viel Geld hatten sie jetzt auch nicht. Also der Vater hat sich doch dann sehr bemüht, dass er ein Stipendium bekommen hat für seine beiden ältesten Söhne, damit sie dann in Frankreich eine ordentliche Ausbildung bekommen.
SOLVEIG
00:13:30
Ja, aber wenn man noch 13 Kinder hat und wenn ich mir so das Stadtpalais anschaue, in dem die da gewohnt haben, also mit 13 Kindern wird es da eng drin, aber ich kann mir das nicht leisten.
DANIEL
00:13:45
Das muss man ja auch unterhalten, so ein Haus.
SOLVEIG
00:13:46
Ja, und die Dienstboten. Also es geht mir eben nur darum, diese Vorstellung, wie wir das halt einfach in diesem Ridley Scott Zitat haben, der kam nicht aus dem Nichts. Der ist nicht unabhängig von irgendeiner Klasse, der gehört dem Arnold an, Punkt. Und ja, die waren finanziell vielleicht nicht so wohlhabend wie andere und gesellschaftlich fehlt ihm wirklich das Standing. Also da kann man sagen, er kommt wirklich aus dem Nichts, weil in Paris sich keine Saufen interessiert und die lachen ihn wirklich aus, weil er der Cause ist.
DANIEL
00:14:12
Er kann auch nur so eroberte Italiener. Wir gewähren euch jetzt so unsere Gunst. Ihr dürft bei uns bisschen mitmachen.
SOLVEIG
00:14:20
Ja, und er kann auch kein richtiges Französisch.
DANIEL
00:14:25
Also das lernt er dann in der Schule.
SOLVEIG
00:14:28
Ja, also kommen wir gleich gleich zu noch oder wir kommen drüber weg. Also es ist tatsächlich in seinen Briefen merkt man, dass er viele Fehler macht. Also seine Rechtschreibung ist nicht so gut. Das liegt wahrscheinlich, weil auf Korsika eben dieses Korsisch ein bisschen anders ist als das Standard Französisch. Das ist irgendwie ganz niedlich. Also nur um diesen Punkt einfach klar zu machen, ja gesellschaftlich fehlt ihm die Anerkennung, aber er ist trotzdem adlig und damit spielt er in diesem System mit. Also es ist jetzt nicht, dass er dieser kleine Bauernjunge ist. Also wenn man da so eine Geschichte erzählen möchte, sollte man vielleicht einen Film zu Oberndem Vierten machen. Der soll nämlich tatsächlich Schustersohn gewesen sein. Also und ist dann Papst geworden, also nur ein Vorschlag. Genau, also das ist eben das einfach mal so ein bisschen gerade zurück. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber ich finde, es wird einfach immer zu stark aufgeblasen, dass er aus den einfachen Verhältnissen kam. So, dann gibt es noch ein weiteres Zitat von Ridley Scott, das ihn beschreibt und das finde ich eben, das ist so ein Punkt, worauf ich mich jetzt hier auch vorbereitet habe, weil mir auch tatsächlich angekündigt wurde, beziehungsweise du hast es mir mitgeteilt, aber dir wurde es ja auch nur gesagt, dass es in diesem Film ja vor allem um die Beziehung von Napoleon und Joséphine gehen soll und das steht im Zentrum. Und da hat Ridley Scott zwei sehr interessante Zitate gebracht, oder Dinge gesagt, die mich schon im Vorhinein übles haben ahnen lassen. Zum einen sagte er, also ungeachtet, was für ein großartiger Strategie ist, also Strategie, er war wundervoll intuitiv, ja aber auch gnadenloser Politiker. Ich war davon fasziniert, wie ein solch ein Mann aus deinem Weg in Moskau zu erobern, nur davon besessen sein kann, was seine Frau gerade in Frankreich tut oder in Paris tut.
DANIEL
00:16:39
Das war schon die Tochter des österreichischen Kaisers, die hat es bestimmt sehr gut verhalten.
SOLVEIG
00:16:45
Und dann weiter. His letters to her are comically rude and juvenile, overly romantic and even quite dirty. He was absolutely enchanted by her. And after they parted for the last time, she never even read them. When she died, they were all in a drawer by her bedside table. Und als ich das gelesen hab, dachte ich nur, oh, oh, ich weiß.
DANIEL
00:17:16
Was hast du erwartet?
SOLVEIG
00:17:18
Die böse Josephine. Also das ist nämlich auch so eine, also das muss ich eben auch dann zu meiner Schelte sagen. Ich hab mich mit denen weder mit Napoleon noch Josephine oder Josefine, ich weiß auch nicht, ob ich das richtig ausgesprochen hab.
DANIEL
00:17:32
Was ja auch mal ein große Name von ihm war.
SOLVEIG
00:17:36
Ja und ich hab mich mit denen nie so stark auseinandergesetzt und auch ich hatte diese Vorstellung, die glaube ich so ganz typisch, diese typische Vorstellung von den beiden ist, er war ganz verliebt in sie und wollte unbedingt und sie war so die böse, kalte, die ihn eigentlich gar nicht wollte und irgendwie ihn nur ausgenutzt hat, um an Geld zu bekommen, weil er immer ihre Rechnung bezahlt hat und aber eigentlich war sie die böse, böse Frau. Und ich habe diese berechnende, kalte Frau und ich habe sehr viele Briefe mitgebracht. Schauen wir mal, ob wir alle lesen heute. Wahrscheinlich nicht, aber ich fand das eben sehr, sehr spannend, diese Beziehung mal wirklich so im Einblick in diese Briefe zu sehen. Und meine Meinung hat sich dann doch sehr verändert zu Joséphine. Also ich habe die doch sehr ins Herz geschlossen. Aber dieses Zitat ist so ganz klar, diese Vorstellung, Joséphine, die böse, die berechnende, die manipulative, die ihr nur fürs Geld ausnutzt und seine hochheilige, eher eine Liebe zu ihr, eben nicht zu schätzen weiß. Und gleichzeitig ist das, was er aber hier sagt, irgendwie auch nicht so, ich weiß nicht, ob er sich das selber ausgedacht hat, ob irgendwer ihm das so erzählt hat, weil woher weiß er, dass sie die Briefe nie gelesen hat? Also er sagt hier eben in diesem Zitat, nachdem sie sich getrennt haben, hat sie die Briefe niemals gelesen und als sie starb, waren sie alle in einem Nachtschränkchen bei ihrem Bett. Ja, aber ich denke, erstens, woher weiß man das? Und zweitens, nach der Trennung hat sie die Briefe weiterhin im Bettkästchen bei sich aufbewahrt. Ja, also ich hätte, wenn mal, also vor allem diese, die Trennung ist ja, da kommen wir ja nachher auch noch zu, er hat sich von ihr scheiden lassen. Und wenn mein Mann sich von mir trennt, ist, glaube ich, das Letzte, was ich aufbewahre, wenn ich so böse bin, seine Liebesbriefe. Also das passt hier irgendwie nicht so zusammen. Also ja, das ist so ein bisschen, wo ich so dachte, oh, oh, oh, jetzt kriege ich Bauchweh. Aber genau, also das heißt, es ist so ein bisschen so ein Einstieg, was von der Presse so mitgeteilt wurde, was man so erwarten kann. Und ich würde jetzt als Nächstes zu Joséphine, zu ihrem Leben und ihren Lieben gehen. Oder wir können aber auch vorher noch überhaupt allgemein über den Film sprechen. Weiß ich nicht, wie du das möchtest.
DANIEL
00:20:04
Lass uns ruhig dann kurz, finde ich, die Person noch mal klar machen und dann kommen wir zu den wichtigen Dingen, um die es in dem Film überhaupt nicht geht. Aber Joséphine finde ich tatsächlich auch spannend, weil ich mich so ähnlich wie du, vielleicht noch mehr, noch nie für die interessiert habe, sondern natürlich auch immer so für die politische Geschichte und die Auswirkungen, die Napoleon's Politik so hatte und die Kriegszüge und wer diese Frau war, habe ich mich ehrlich gesagt noch nie gefragt. Und war jetzt auch ganz überrascht zu sehen, dass die auf Martinique geboren wurde, aber hat auch einen adligen Hintergrund. Also sie hat ja schon dafür, also sagen wir mal so, die Heirat sicher Napoleon auch dazu gedient, da gesellschaftlich mehr Anerkennung in Paris zu erlangen.
SOLVEIG
00:20:47
Genau, also eben du hast es schon angesprochen, Joséphine ist nicht ihr echter Name in dem Sinn. Sie ist 1763 eben auf Martinique geboren worden als Marie-Joseph Rosé de Taché de la Pagerie. Also da hört man schon, das ist eine Adlige. Und ihre Familie lebt dort auch, ich glaube, schon seit einer Weile. Also es ist nicht ihre Eltern, die dort hingezogen sind, sondern die leben da seit Generationen und besitzen eine Zuckerrohrplantage. Und damit besitzen sie auch Sklaven.
DANIEL
00:21:18
Ja, und da sorgt sie nachher auch dafür, dass ihr Mann die Sklaverei doch bitte wieder einführt, damit das erträglicher wird, also einträglicher wieder wird.
SOLVEIG
00:21:28
Aber sie sollen trotzdem, also ich hab's mir auch noch mal später notiert, aber wir können es auch hier besprechen, also sie ist so auf der einen Seite Sklaverei ist notwendig, aber auf der anderen Seite ja, aber es sind ja trotzdem irgendwie eine Art von Menschen, zu denen man schon nett sein soll. Also so dieser Gedanke, ja, man ist gut zu seinen Sklaven. Man ist nicht so der Böse, der die Sklaven quält. Ich bin ja gut zu meinen Sklaven. Deswegen ist das ja gut, was ich tue. Also das ist halt dieses Konzept, mit dem sie aufgewachsen ist offensichtlich und das sie dann eben auch vertritt. Also das ist so ihr Background. Mit 16 Jahren heiratet sie den französischen Offizier, Viscount Alexandre de Beauharnais. Und das fand ich eben auch ganz interessant. Eigentlich sollte er ihre jüngere Schwester heiraten, die ist aber an Tuberkulose gestorben. Und dann kam er noch mal zu Besuch und hat sich die anderen zwei Töchter angeguckt und meinte, ja 16 Jahre ist mir eigentlich zu alt. Ich hätte gern die 12-Jährige. Und dann haben die Eltern gesagt, nee, das ist uns jetzt auch ein bisschen zu unangenehm, du nimmst die 16-Jährige. Und dann hat er gesagt, na okay, wenn es sein muss. Und das Paar hat zwei...
DANIEL
00:22:44
Das ist ja nachher hingerichtet, oder?
SOLVEIG
00:22:49
Wir haben zwei Kinder, Eugène und Hortens. Weiß nicht, ob ich Eugène den Recht richtig ausspreche. Und diese Ehe, man kann es vielleicht beim Start schon vermuten, ist eine Katastrophe. Es ist eine absolute Katastrophe. Also er hat laute Affären, er geht in Bordelle, es ist öffentlich bekannt in Paris. Und es läuft dann schließlich darauf hinaus, dass Joséphine oder Rose, wie sie zu der Zeit genannt wird, Rose ist ihr Rufname, die Kinder nimmt und in die Abtei Pont-de-Mont in Paris zieht. Das ist in der Zeit, habe ich gelesen, irgendwie üblich. Das ist so eine Art Frauenhaus, also wo adlige Frauen hingehen, wenn sie es mit ihrem Ehemann gar nicht mehr aushalten. Und da lernt sie dann eben auch schon so ein paar Damen der Gesellschaft kennen. Und 1785 wird die Ehe dann geschieden. Also sagen beide Schluss. Und interessanterweise, der Vicomte gibt ein volles Schuldeingeständnis. Also damals muss man ja noch sagen, wer war schuld, dass die Ehe gescheitert ist. Und er sagt ja, ich habe das gemacht. Ja, das dachte ich auch. Und er sagt auch, ich zahle dir Unterhalt. Das Einzige, was ich möchte, ist, dass Eugène zu mir zieht, wenn er 15 ist. Weil er ist eben der Erbe. Und da sagt er dann, das ansprüche ich. Tochter ist ihm scheinbar egal. Hauptsache der Mann, der die männliche Nachfolge ist geregelt. Dazu wird es aber niemals kommen, denn vier Jahre später, 1789, bricht die französische Revolution aus. Und 1794 wird der Vicomte de Beauharnais vor ein Revolutionstribunal gestellt. Weißt du warum? Das fand ich ganz, da musste ich ein bisschen schmunzeln. Er ist ja Offizier und ihm wird vorgeworfen, dass er die Stadt Mainz nicht angemessen verteidigt hat. Und vielleicht für die, die jetzt nicht wissen, wovon wir reden. Mainz ist so eine der ersten Städte im Reich, die die Ideen der Revolution übernehmen und eine eigene...
DANIEL
00:24:52
Die eine Republik ausrufen...
SOLVEIG
00:24:53
. die eine Republik ausrufen und die dann natürlich von den Franzosen unterstützt wird. Aber Mainz wird dann irgendwann, wird glaube ich, sehr schnell wieder zurückerobert. Aber das fand ich irgendwie ganz nett. Das ist der Grund, warum er jetzt verurteilt wird. Und er wird dann auch enthauptet durch die Guillotine. Und auch Joséphine wird verhaftet und im Prison de Carme festgehalten. Und das sieht man auch im Film. Also da ist ja diese Szene, wo die alle dann da im Gefängnis sitzen. Und das scheint dieses Prison de Carme gewesen zu sein. Und was ich da auch ganz interessant fand, das war ein normales Kloster. Und die Revolutionäre haben dieses Kloster mit Gewalt geräumt und haben auch die ganzen, nicht alle Mönche, aber die meisten Mönche einfach umgebracht, die dann nicht schnell genug weggelaufen waren.
DANIEL
00:25:41
Liberté.
SOLVEIG
00:25:43
Liberté.
DANIEL
00:25:44
Fraternité.
SOLVEIG
00:25:47
Und sie wird dann eben auch vor das Revolutionstribunal geladen. Ihr passiert aber nichts, denn kurz vor ihrer Verhandlung wird eben Robespierre mit seinem Regime gestürzt und selbst auf der Guillotine hingerichtet. Und damit werden dann eben alle Inhaftierten in diesem Gefängnis dann freigelassen. Das ist dann ja auch die Revolution des Termidor, also die Termidorianer, die jetzt kommen. Und diese Termidorianer, die sind wild. Also es scheint irgendwie auch so menschliche Natur gewesen zu sein. Also diese Phase von Robespierre wird ja auch als der Grand terreur oder der große Terror beschrieben. Und da, wenn Menschen lange Zeit in Angst und Unsicherheit leben und das vorbei ist, dann rasten sie völlig aus. Und diese Termidorianer sind eben dadurch bekannt.
DANIEL
00:26:35
Ach so, das ist partymäßig?
SOLVEIG
00:26:36
Ja, ja, das ist die jetzt richtig.
DANIEL
00:26:38
Dachten die jetzt, schlachten die alle ab?
SOLVEIG
00:26:39
Nein, nein, nein, da ist jetzt wirklich nur noch...
DANIEL
00:26:41
Wo die alle barbusig sich durch die Straße gelaufen.
SOLVEIG
00:26:43
Also da ist jetzt nur noch... Sex und nackte Weiber. Und dieser Umsturz der Termidorianer wird auf eine Frau zurückgeführt. Die Madame Talier ist eine sehr gute Freundin von Joséphine. Also die haben sich eben im Gefängnis kennengelernt, haben weiterhin auch eine sehr enge Beziehung, also freundschaftliche Beziehung. Und sie haben auch sexuelle Beziehungen, sehr viele sexuelle Beziehungen. Und Joséphine hat unter anderem eine Affäre mit dem Vicomte de Barra. Der kommt auch im Film vor. Und das ist ein Mitglied des Direktoriums. Also das ist so einer der, also das Direktorium sind ja diese fünf Männer, die die politischen Bestrebungen dann führen, also die die politische Macht innehaben. Und durch den lernt sie dann eben auch den sechs Jahre jüngeren Napoleon kennen, weil der hat sich jetzt eben ausgezeichnet, auch im Kampf für die Revolution. Das sieht man auch im Film, wie er dann auch diesen Aufstand, wie er schließt. Er zeichnet es eigentlich erstmal für Bara aus, dass er eben realistische Aufstände nieder kämpft. Und er lernt dann eben durch ihn wahrscheinlich eben Joséphine kennen. Das ist auch sehr unangenehm im Film dargestellt, wie sie da am Tisch sitzt und Karten spielt und er da einfach nur guckt. Und da kommen wir vielleicht schon so ein bisschen zu dem, was sich angedeut hat meiner Kritik auch am Casting. Ich mag Joaquin Phoenix, aber dieser Mann ist zu alt. Es tut mir wirklich leid, aber das hat mich die ganze Zeit aus dem Film gerissen, wie alt Joaquin Phoenix einfach auch aussieht in diesem Film. Also der ist, ich hatte es mir auch gestimmt, ich glaube 48 war er, als gedreht wurde, was schon sehr nah an Napoleon rankommt. Der ist ja mit 51 gestorben. Man muss jetzt bedenken, der ist 26, 27. Der echte Napoleon und ich fand das sehr unangenehm, einen Joaquin Phoenix da zu sehen mit 48, der eben versucht 28 zu sein. Also das wirkte...
DANIEL
00:29:00
Ja gut, ich hatte nicht das Gefühl, dass er das versucht. Also insofern, ja, hat mich auch gar nicht so gestört. Ich glaube, es wäre mir gar nicht aufgefallen, weil es einfach klar ist, Joaquin Phoenix spielt den Napoleon. Ja, im ganzen Film und dann glaube ich, wäre es mir jetzt unangenehmer gewesen, es hätten irgendwie sein Verhalten zugegleistert. Also dann finde ich es eigentlich okay, wenn man es so lässt, wie es ist. Er ist halt Napoleon und er spielt ihn von Anfang bis Ende durch. Ich glaube, du hättest dich jetzt überhaupt nicht wahrgenommen, wenn du da nicht schon am Anfang, als er da Toulon erobert, seine erste große Tat, du dann so ein bisschen gedacht hättest, hm, der war aber ein bisschen jünger damals.
SOLVEIG
00:29:37
Ich weiß auch, wie ich die zuflüsterte, fühlst du die junge Frische eines 25-Jährigen? Ich kam nicht drauf klar, weil ja auch Joaquin Phoenix, also noch mal, ich möchte nichts, ich fand seine schauspielerische Arbeit, der hat super Arbeit geleistet. Er ist ein guter Schauspieler, nur er spielt einen unsicheren Napoleon, der ist noch nicht so richtig, wo man so denkt, ja, ist also ein 27er.
DANIEL
00:29:59
Das hat mir sehr gut gefallen da in Toulon, weil das ja so sein erster großer Einsatz ist. Und ich würde da mit ganz wenig Mitteln so gezeigt eigentlich, wie aufgeregt und wie verängstigt er da war. Das fand ich eine sehr beeindruckende, beeindruckendes Schauspiel eigentlich. Der Film war am besten, wenn nicht geredet wurde, sondern nur mit solchen, mit Gesten und so ein paar Lautäußerungen sehr viel ausgedrückt wurde.
SOLVEIG
00:30:22
Genau, also ich fand das auch eine super Szene, nur er ist halt 48 und ich habe einfach gesehen, da steht ein 48-Jähriger, der unsicher ist. Und ich kam die ganze Zeit, es wirkte so irgendwie so ein bisschen auch creepy auf mich, weil alle anderen um ihn herum, sind Hollywood alt. Das heißt, also ein Wie Kommt der Barra wird, ich habe leider vergessen mir seinen Namen rauszuschreiben von dem Schauspieler, der glaube ich Mitte 30 ist. Also alle Schauspieler um Joaquin Phoenix herum sind wie gesagt Hollywood alt, also Mit 30er, End 30er, die 40, 50-Jährige spielen. Und dann haben wir einen echten 48-Jährigen, der einen 27-Jährigen spielt. Weil er Joaquin Phoenix ist.
DANIEL
00:31:06
Und das unbedingt spielen sollte.
SOLVEIG
00:31:08
Und wo ich so dachte, macht es doch anders. Also dann lass doch zwei Schauspieler Napoleon spielen. Also macht es doch wie bei House of the Dragon oder woanders, wo eben dir das gesamte Leben dargestellt wird und wir nehmen verschiedene Schauspieler, die unterschiedliche Altersabschnitt machen. Das versteht das.
DANIEL
00:31:26
Ich glaube, es hat mich erst dann gestört in dem Moment, wo eigentlich klar ist, er heiratet eine ältere Frau, was ja doch im krassen Gegensatz steht zu Josefines erstem Mann jetzt in dem Verhältnis. Und da finde ich es schon bedeutsam, dass er eine ältere Frau wählt, auch eben um diesen gesellschaftlichen Aufstieg sich zu ermöglichen, sicherlich mit, das fände ich eigentlich bemerkenswert, gerade für die damalige Zeit. Und das fällt natürlich völlig raus.
SOLVEIG
00:31:50
Genau.
DANIEL
00:31:51
Das ist eine viel jüngere plötzlich, die dann da mit dem alten Napoleon zugange ist.
SOLVEIG
00:31:55
Genau. Und das stört mich eben so massiv an diesem Casting. Also nichts gegen Vanessa Kirby, die hat ja auch in The Crown mitgespielt. Ich finde die super. Ich mag die. Aber genau der Punkt, den du ansprichst, Joséphine war sechs Jahre älter als er. Und dass man jetzt bereit ist, einen deutlich zu alten Schauspieler zu nehmen, weil man sagt, nein, ich will aber das Joaquin Phoenix in die ganze Zeit spielen. Aber dann eine, ich glaube, sie war 33, als das gedreht wurde, Vanessa Kirby. Was vom Alter her passt für Joséphine, denn die war 32, als sie Napoleon kennengelernt hat. Aber dann nimm einen jüngeren Schauspieler. Also ich möchte diesen Altersunterschied schon mal sehen. Ich hätte gerne mal eine ältere Frau gesehen, die einen jüngeren Mann hat. Aber das schafft Hollywood, scheinbar nicht. Und deswegen hatte ich das eben auch angesprochen, dass ja eigentlich die Jodie Comer Joséphine spielen soll. Die ist nämlich fünf Jahre jünger als Vanessa Kirby. Die ist 29 gewesen. Also die wäre noch jünger gewesen. Und dann denke ich mir so, nein Hollywood, nein. Jetzt habt ihr doch, jetzt habt ihr schon mal ein ungleiches Paar, wo die Frau mal älter ist und ihr macht, ihr zeigt es nicht. Ihr macht den, ihr nimmt einen Schauspieler, der viel zu alt für diese Rolle ist, zumindest am Anfang. So und deswegen hätten sie einfach einen jüngeren Schauspieler für den Anfang genommen und dann irgendwann getauscht mit Joaquin Phoenix. Oder man hätte es ja auch so ein Framing Device machen können, dass der Film endet mit seinem Exil auf St. Helena. Das hätte man ja durchaus durch die Geschichte durchnehmen können.
DANIEL
00:33:27
Man hätte mit Joaquin Phoenix die Werbung machen können und er taucht einfach in der letzten Szene auf St. Helena auf.
SOLVEIG
00:33:35
Aber dass er die Geschichte quasi erzählt. Also da waren ja diese zwei Mädels, die da gespielt haben zum Schluss. Und das hätte man ja so machen können. Wir steigen mit ihm ein, wie er auf St. Helena sitzt und seine Lebensgeschichte, die diesen beiden erzählen.
DANIEL
00:33:48
Die er tatsächlich da auch diktiert hat.
SOLVEIG
00:33:52
Und er hat ja bei Alexander von Oliver Stone, ich bin superschlecht mit Namen, passiert das ja auch. Da wird ja die Geschichte auch vom Tolle Majors, dem Ersten erzählt, der dann immer wieder zwischendurch kommt. Das hätte man hier ja auch machen können. Und dann irgendwie ab dem Moment, wo wir dann den Umsturz des Direktoriums haben, Napoleon zum Ersten Konsul wird, da hätte man Joaquin Phoenix reinschieben können. Man hätte ihn ja haben können. Ich sage ja nichts grundsätzlich gegen ihn. Aber ich finde, gerade für diese erste Zeit ist er viel zu alt, mein Geschmack. Und damit wird eben auch einfach dieser Altersunterschied zwischen den beiden fällt völlig raus. Jetzt kommen wir zu den beiden, wie sie sich historisch greifen lassen. Denn Ridley Scott hat die Briefe angesprochen. Und auch wir werden uns jetzt mal die Briefe anschauen. Denn, wie ich hatte schon angesprochen, also Joséphine lernt eben durch Vicomte de Barat, den sechs Jahre jüngeren Napoleon kennen. Und die heiraten dann auch sehr schnell. Also am 9. März 1796 heiraten sie. Und tatsächlich aus diesen Briefen können wir eben ablesen, dass Napoleon komplett wirklich...
DANIEL
00:34:59
Gagga ist.
SOLVEIG
00:35:00
Obsessed ist. Und da möchte ich einmal, dass du den ersten Brief vorliegst.
DANIEL
00:35:06
Ich erwache voll von dir, dein Antlitz. Und die Erinnerung an die betörenden Genüsse der letzten Nacht haben mir den Verstand geraubt. Süße, unvergleichliche Joséphine, was für einen seltsamen Effekt du auf mein Herz hast. Bist du wütend? Sah ich dich traurig? Bist du besorgt? Meine Seele bricht vor Trauer und da ist keine Ruhe für deinen Geliebten. Aber umso mehr, wenn ich dieser Leidenschaft nachgebe, die mich beherrscht und brennende Flammen von deinen Lippen und aus deinem Herzen trinke. Oh, diese Nacht hat mir bewiesen, dass du nicht dein Porträt bist. Du gehst am Mittag, in drei Stunden werde ich dich wiedersehen. In der Zwischenzeit, meine süße, ein Tausend Küsse. Aber gib du mir keine, denn du weißt, sie bringen mein Blut zum Kochen.
SOLVEIG
00:35:54
Dann im Vergleich, wie Joséphine in dieser Zeit über Napoleon denkt, auch da habe ich einen Brief rausgesucht. Ich muss dazu sagen, ich habe das aus dem, also diese Briefe sind natürlich eigentlich in Französisch geschrieben worden. Ich hatte jetzt allerdings eine englische Edition, die ich jetzt freihändig ins Deutsche übersetzt habe. Also in der englischen Edition stand einfach nur Brief an, so to a friend, ich habe da jetzt Freundinnen draus gemacht. Vielleicht schreibt sie aber auch einen Mann. Ich weiß es nicht, aber ich vermute, sie hat eine Frau geschrieben. Meine gute Freundin, es drängt mich erneut zu heiraten. Warum bist du nicht hier, um mir deinen Rat in dieser wichtigen Sache zu geben? Mich zu überzeugen, dass ich einer Verbindung zustimmen muss, die mich aus meiner betrüblichen gegenwärtigen Position befreit. Deine Freundschaft, in der ich bereits so viel Logenswertes erfahren habe, macht dir das Verständnis meiner Bedürfnisse offensichtlich. Und ich werde mich umgehend entscheiden, sobald ich deine Meinung gehört habe. Du hast General Bonaparte in meinem Haus getroffen. Nun, er ist es, der die Rolle des Vaters für die Weisen des Alexandre de Beauharnais einnehme und die des Ehemanns für dessen Witwe. Liebst du ihn, wirst du fragen. Nicht wirklich. Fascha, abscheust du ihn dann. So schlimm ist es auch wieder nicht. Aber ich befinde mich selbst in einem Zustand der Gleichgültigkeit, die in keiner Weise angemessen ist und die Anhängern einer Religion mehr Ärger einbringt als all ihre anderen kleinen Sünden. Liebe, bei der es sich um eine Form der Verehrung handelt, erwartet, dass jemand etwas gänzlich anderes fühlt als dies. Und aus diesem Grund benötige ich deinen Rat, der vielleicht die ewige Entscheidungsunwilligkeit meines schwachen Charakters bessert. Und sie schreibt dann weiter, so Napoleon, der ist so durchsetzungskräftig und der ist ganz toll, macht dann aber weiter, ja und genau das ist, was mir Angst macht und ich fühle mich nicht wohl mit ihm.
DANIEL
00:37:50
Also so richtig begeistert ist sie eigentlich.
SOLVEIG
00:37:51
So richtig begeistert ist sie nicht.
DANIEL
00:37:52
Also muss halt sein, weil die Kinder und man braucht irgendwie einen Mann im Haus.
SOLVEIG
00:37:56
Und sie führt dann eben weiter aus. Nun längst der besten Zeit meiner Jugend entwachsen, wie lange kann ich hoffen, die Inbrunst seiner Zuneigung zu erhalten? Die mir der General in einem Anfall von Wahnsinn entgegenbringt. Was, wenn er nach unserer Vereinigung die Liebe zu mir verliert? Wird er mich nicht etwa verabscheuen für all das, was er für mich aufgegeben hat? Wird es nicht bereuen, nicht eine weitaus brillantere Ehe eingegangen zu sein? Was soll ich dann antworten? Was soll ich dann tun? Ich werde weinen. Exzellentes Mittel, wirst du sagen, um Gottes Willen. Ich weiß, dass dies keinen Zweck hat, aber es ist bislang immer gewesen. Tränen sind das einzige Mittel, das mir bleibt, wenn dieses arme Herz, das so leicht abkühlt, gelitten hat. Schreib schnell und scheue dich nicht, mich zu schelten. Und das habe ich noch mit reingenommen, weil die Tränen der Joséphine tatsächlich ihr einziges Mittel sind und das etwas, das sie sehr häufig einsetzt. Und also das nur schon mal vorweg. Also wir sehen eben genau, wie du gemeint hast, sie ist da sehr unsicher. Sie ist offensichtlich nicht verliebt in ihn. Das ist für sie wirklich nur eine Ehe. Ja, dann sind meine Kinder versorgt, dann bin ich versorgt. Sie hat tatsächlich in dieser Zeit immer, sie hat grundsätzlich immer Probleme mit Geld. Also sie braucht immer jemanden, der ihre Schulden bezahlt. Bei den ganzen Partys. Und sie ist dann halt auch so ein bisschen so ein Fashion-Icon. Das kostet alles Geld. Und das ist der Grund, warum sie ihn heiratet. Nicht, weil sie wahnsinnig verliebt in ihn ist. Was sie auch in diesem Brief schreibt, das habe ich jetzt weggelassen, weil ich schon recht viel aus dem Brief rausgezogen habe, ist, dass, wenn sie ihn heiratet, bara ihr versprochen hat, Napoleon das Kommando über die Armee in Italien bekommt. Denn wir sind ja eben mitten in den Koalitionskriegen. Das heißt, ich weiß nicht, Österreich, es ist da schon Russland ist schon dabei, Großbritannien, also die europäischen Länder haben Frankreich den Krieg erklärt im Zuge der Revolution, im Zuge der Hinrichtung Ludwigs des 16. Und Frankreich führt in Italien den Krieg gegen Österreich. Und Napoleon soll eben das Kommando erhalten, wenn er Joséphine heiratet.
DANIEL
00:40:05
Also das ist immer noch der erste Koalitionskrieg, der da schon 92 losgegangen ist. Und Preuß ist halt mittlerweile raus, weil sie dann gesagt haben, wir nehmen uns lieber Polen und ziehen unsere Kräfte da ab vom Westen, um da die polnischen Auftände wieder zu schlagen. Aber eben vor allem in Italien mit Österreich ist das da immer noch zu gangeln.
SOLVEIG
00:40:24
Und da sieht man dann eben schon, auch für Napoleon bringt diese Ehe Vorteile. Das ist jetzt hier nicht nur der junge 27-Jährige, der heißblütig auf diese Frau abfährt.
DANIEL
00:40:36
Wobei das jetzt auch nicht das beste Kommando war, was er da an Land ziehen konnte. Also das war eigentlich nur so eine kleine runtergekommene Armee, also es heißt klein, 40.000 Mann, glaube ich, waren es immerhin. Aber so eine runtergekommene demoralisierte Armee, die vor allem die Österreicher da unten beschäftigen soll, damit sie oben nicht so viel Stress machen. Und da hat er sich dann aber eben seinen großen Namen gemacht, weil er die da auf Vordermann gebracht hat und eben auch von Sieg zu Sieg geeilt ist. Und gezeigt hat, dass er jetzt sehr anders Krieg führt, als die alten Regime, das bisher gewöhnt waren. Aber er greift einfach dann zu Zeiten an, wo man eigentlich gerne schlafen möchte.
SOLVEIG
00:41:16
Nicht ungewinkt, fair finde ich. Aber nochmal eben noch mit dieser Punkt, es ist nicht nur die Liebe, die ihm zu Joséphine bringt. Es bringt ihm auch Vorteile. Aber dennoch scheint eben diese Beziehung, es verläuft sehr einseitig. Zumindest wenn wir uns diese Briefe anschauen, da haben wir jetzt nämlich noch ein paar, beziehungsweise sie habe ich für dich mitgebracht.
DANIEL
00:41:39
Ich schreib dir meine Geliebte so oft und du schreibst so wenig. Du bist böse und frech, sehr frech, genauso wie du unbeständig bist. Es ist unangebracht, einen armen Ehemann so zu täuschen, so einen sanften Liebhaber. Soll er alle Freude verlieren, nur weil er so weit fort ist, niedergedrückt von Mühsal, Erschöpfung und Anstrengungen? Ohne seine Josephine, ohne die Versicherung ihrer Liebe, was bleibt ihm auf dieser Erde? Was kann er tun? Ich werde mit dem liebenswerten Bild von dir in meinem Herzen zu Bett gehen. Ich kann es nicht erwarten, dir die Beweise meiner innigen Liebe zu zeigen. Wie glücklich ich wäre, wenn ich dir beim Ausziehen helfen könnte. Die kleine feste weiße Brust, das liebenswerte Gesicht, das Haar in einem Schal à la Creole hochgebunden. Du weißt, dass ich niemals diese kleinen Besuche vergessen werde. Du weißt der kleine dunkle Wald. Ich küsse ihn tausendmal und warte ungeduldig auf den Moment, wieder in ihm zu sein. Mit Josephine zusammenzuleben ist wie auf den elyrischen Feldern zu leben. Küsse auf deinen Mund, deine Augen, deine Brust. Überall. Überall. Ich liebe dich nicht mehr. Ganz im Gegenteil, ich verachte dich. Du bist eine boshafte, gemeine, tierische Schlampe. Du schreibst mir überhaupt nicht. Du liebst deinen Ehemann nicht. Du weißt, wie glücklich deine Briefe ihn machen. Und doch schreibst du ihm nur sechs Zeilen Blödsinn. Bald, hoffe ich, werde ich dich in meinen Armen halten. Dann werde ich dich mit Millionen Kissen bedecken. Brennend. Wie der Äquator.
SOLVEIG
00:43:12
Ist eine sehr gesunde Beziehung, würde ich sagen.
DANIEL
00:43:16
So ein bisschen Gemütsschwankungen, würde ich mal sagen.
SOLVEIG
00:43:21
Ein bisschen toxisch, würde man heutzutage sagen. Also auf der einen Seite haben wir das absolute Lovebombing und das auf der anderen Seite diese Beleidigung und beleidigt sein und sie dann da irgendwie nötigen. Das Problem bei diesen Briefen ist, dass wir Joséphines Antworten nicht haben. Wie, weil sie nicht geantwortet hat? Ja, das ist halt nicht so sicher. Also offensichtlich hat sie ja was geschrieben. Die sechs Zeilen waren ihm scheinbar nicht genug. Und was wir auch später feststellen werden, er schreibt anderen Frauen auch so. Die schreiben auch nicht oft genug und er braucht mehr und mehr. Und er muss im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen. Das finde ich eben so ein bisschen schwierig. Aus diesen Briefen kommt eben diese Vorstellung, die böse, böse, eiskalte Joséphine, die sich nicht um ihren Leben macht.
DANIEL
00:44:12
Aber es ist auch klar, dass Joséphine auch abgelenkt war in dieser Italien-Zeit. Sie hat ja auch keinen Bock, darunter zu fahren.
SOLVEIG
00:44:17
Kommen wir noch zu.
DANIEL
00:44:18
Weil sie ja auch weiter Partys macht und Gäste empfängt.
SOLVEIG
00:44:21
Genau, da kommen wir sofort zu. Nur eben dieser Punkt, was ich da einfach quellenkritisch dazusagen möchte, wir haben einfach die andere Seite nicht. Weil diese Briefe sind von Joséphine aufbewahrt worden. Er hat die Briefe nicht aufbewahrt. Und auch da wieder zu diesem Punkt, sie hat die ungelesen im Nachtschränkchen scheinbar liegen gelassen. Napoleon hat sie nicht aufbewahrt. Auch da ist natürlich die Frage, hat er sie nicht aufbewahrt? Es muss dazu sagen, es war damals üblich, wenn eine Person gestorben ist, dass man deren private Korrespondenz verbrannt hat. Sobald die tot sind, wird das zerstört, weil da eben private Dinge drin sind, die man vielleicht nicht mit der Öffentlichkeit teilen möchte. Also das kann natürlich sein, dass die Briefe einfach dann verbrannt wurden oder er sie kurz vor seinem Tod verbrannt hat oder vor seinem Exil. Das wissen wir einfach nicht. Wir haben einfach ihre Antworten nicht. Dadurch, dass er sich so äußert, kommt eben dieses Bild, die böse böse Josephine. Die ihn nicht liebt. Und nur Blödsinn schreibt.
DANIEL
00:45:18
Du hast doch selber gesagt in dem anderen Brief, dass sie nicht verliebt ist.
SOLVEIG
00:45:22
Jetzt kommen wir dazu...
DANIEL
00:45:24
Da hat die wahrscheinlich echt so angenervt einfach jetzt mal kurz zwei Sätze geschrieben, hat das da runtergeschickt. Vermisst dich auch, alles Gute, viel Glück.
SOLVEIG
00:45:32
Und da kommen wir jetzt nämlich dazu, also sobald Napoleon in Italien es dort auch Erfolge hat, bittet er Josephine doch, ihm zu folgen.
DANIEL
00:45:44
Ich habe deine Briefe vom 16. und 21. erhalten. Es gibt so viele Tage, an denen du nicht schreibst. Was tust du an ihnen? Nein, mein Liebling, ich bin nicht eifersüchtig, nur manchmal besorgt. Bitte komm bald, ich warne dich. Solltest du dich verspäten, wirst du mich sehr krank auffinden. Die Erschöpfung und deine Abwesenheit sind zu viel. Deine Briefe sind die Freude meiner Tage. Und es gibt für mich nicht viele fröhliche Tage. Genua bringt 22 Flaggen nach Paris. Du musst mit ihm zurückkommen, verstehst du das? Hoffnungslose Trauer, untröstliches Elend, Traurigkeit ohne Ende. So unglücklich werde ich sein, sollte er alleine zurückkehren. Geliebte Freundin, er wird dich sehen. Er wird den Duft deiner Schläfe atmen. Vielleicht wirst du ihm den einzigartigen und wundervollen Gefallen erlauben, dich auf die Wange zu küssen. Und ich werde allein sein und weit, weit fort. Aber du wirst kommen, nicht wahr? Du wirst hier bei mir sein, in meinen Armen, an meiner Brust, an meinem Mund. Ein Kuss auf dein Herz und einen tiefer. Viel, viel tiefer.
SOLVEIG
00:46:47
Und da auch wieder, ich finde es sehr manipulativ. Wenn du nicht kommst, dann bin ich ganz krank.
DANIEL
00:46:56
Ich liebe dich so sehr, ich vermisse dich so sehr. Und wenn du nicht kommst, dann wird es mir richtig schlecht gehen.
SOLVEIG
00:46:59
Und dann du bist schuld, wenn es mir schlecht geht. Ich finde das sehr unangenehm. Und Joséphine kommt nicht, denn sie ist beschäftigt.
DANIEL
00:47:09
Als hätte ich jetzt auch keinen Bock, wenn ich so einen Brief gelesen hätte. Dann habe ich lieber einen jugendlichen Liebhaber, der irgendwie nett zu mir ist.
SOLVEIG
00:47:17
Sie hat nämlich eine Affäre, die haben wir auch im Film gesehen, mit Hypolyte Charles. Und ich möchte einmal hinweisen, was für ein furchtbarer Name Hypolyte ist. Wie oft ich diesen Namen falsch geschrieben habe. Wo das Y und das I hinkommt und wie viele Älteste drin sind. Auf jeden Fall Hypolyte Charles ist auch ein junger Offizier. Der wird auch sehr beschrieben. Napoleon kann scheinbar nicht sehr gut mit Menschen. Überraschend, wenn wir seine Briefe gelesen haben. Er ist doch so ein Schatz. Er ist sehr grob, sehr direkt. Ich will das jetzt aber, und das wird so passieren. Und Hypolyte Charles ist so der typische französische Höfling, der Witze macht, der charmant ist, der auch jung ist.
DANIEL
00:47:58
Finde ich, da fällt mir jetzt aber schon auf, ich will das jetzt aber, das muss jetzt passieren. Also der Napoleon aus diesen Briefen, den hat der Film schon ganz gut dargestellt, finde ich. Also wenn er dann so plötzlich so diese Schwanken zwischen Romantik und Liebe und dann aber mal schnell nur Orrfeige, wenn es irgendwie nicht so geht, ganz zu schweigen von dem Liebesakt, der wirklich widerwärtig war.
SOLVEIG
00:48:16
Ja, das war ganz, ganz schlimm. Aber eben das mit diesem, Charles, jetzt ist das mit dieser Affäre so eine Sache. Zum einen, wir leben in einer Zeit, wo es, also die leben, wir befinden uns gerade in einer Zeit, wo es völlig normal ist, außer eheliche Beziehungen zu haben. Und ich vermute, dass es für Joséphine eigentlich so, ja, er ist jetzt weg und der ist jetzt da. Und ich finde ihn ganz nett und ich mag den. Und den anderen mag ich nicht. Und er schreibt mir die ganze Zeit so blöden, stressige Briefe. Dann treffe ich mich doch lieber mit dem, der mich zum Lachen bringt. Und scheinbar hat Napoleon in einem Brief ihr auch geraten, hey, wenn du schlechte Laune hast, nimm dir doch einen Liebhaber.
DANIEL
00:48:52
Ach was?
SOLVEIG
00:48:53
Ja, das hat er dann aber auch sehr schnell wieder zurückgenommen.
DANIEL
00:48:59
Du weißt sehr wohl, dass ich es nicht ertragen könnte, solltest du dir einen Liebhaber nehmen. Noch weniger würde ich einen für dich auswählen. Ihn zu sehen und ihm das Herz aus der Brust zu reißen, wäre ein und dasselbe. Verstehe ich nicht so ganz.
SOLVEIG
00:49:11
Naja, also es ist automatisch, wenn ich ihn sehe, werde ich ihn töten. So ist es gemeint. Zu wissen, ich werde diesem Menschen was antun, dann solltest du das haben. Und du bist dann wieder schuld. Also, sie geht diese Beziehung eben sehr, sehr schnell ein. Kaum, dass Napoleon in Italien ist. Napoleon erfährt aber erst 1798 von dieser Affäre. Also, so lange läuft das. Und man war sich lange Zeit auch nicht sicher, hatte sie wirklich diese Affäre oder war das nur so ein Gerücht. Und es sind dann später eben Briefe aufgetaucht, wo dann auch die Diskussion war, sind das jetzt echte Briefe von ihr oder sind das Fälschungen? Aber man vermutet, dass die tatsächlich authentisch sind. Und da schreibt Joséphine an Hypolite. Wir sind jetzt allerdings schon eben 1798, wo das auch scheinbar schon bekannt geworden ist, dass die zwei verkehren. Ich reise aufs Land, mein lieber Hypolite. Ja, mein Hypolite, mein Leben ist eine konstante Folter. Nur du kannst mein Glück wieder herstellen. Sag mir, dass du mich liebst, dass du nur mich liebst. Leb wohl, ich sende dir tausend süße Küsse. Ich bin dein, nur dein. Ja, mein Hypolite, ich hasse sie alle. Nur du allein besitzt meine Zärtlichkeit, meine Liebe. Sie müssen bemerkt haben, wie sehr ich sie verachte, aus der schrecklichen Position heraus, in der ich mich befinde. Sie sehen mein Bedauern, meine Hoffnungslosigkeit darüber, dass ich dich nicht so oft sehen kann, wie ich es möchte. Hypolite, ich töte mich selbst. Ja, ich will dieses Leben beenden, das nur noch eine Bürde für mich ist, wenn ich nicht bei dir sein kann. Also, sie kann auch. Sie kann auch. Dramatisch werden. Also, da ist es eben ein Zeugnis dafür, dass sie diese Beziehung wirklich gegeben hat. Und jetzt ist das eben der Hypolite, ist einmal ein Grund, warum Joséphine nicht nach Italien will. Und es gibt noch einen Grund, sie möchte sich nicht nur von ihrem schönen Leben nicht trennen, sondern auch das Direktorium verbietet ist ihr. Die lassen sie nicht raus. Und da haben wir eben auch, das muss ich einmal gucken, wo ich es habe, hier. Am 21. Mai 1776 schreibt nämlich das Direktorium an Napoleon. Mit großem Zögern geben wir dem Wunsch nach, dass Bürgerin Bonaparte zu ihnen reisen darf. Wir hatten große Sorge, dass die Aufmerksamkeit, die sie ihr zukommen lassen würden, sie von dem Streben nach Ruhm und der Sorge für ihr Land ablenken könnten. Aus diesem Grund haben wir lange ihre Wünsche zurückgewiesen. Wir hoffen nun, dass die Myrte, mit der sie sie begrenzen wird, nicht von dem Lorbeer ablenkt, mit dem sie bereits zum Sieg bekrönt worden sind.
DANIEL
00:51:46
Tolle Sprache.
SOLVEIG
00:51:47
Das erinnert uns doch an andere Leute. Also bis Mai 1976 durfte Joséphine das schreiben.
DANIEL
00:51:54
Sie hat bestimmt denen gesagt, sie sollen das schreiben als Erklärung, warum sie noch nicht gekommen ist.
SOLVEIG
00:51:58
Das Problem ist, Joséphine bewegt sich immer noch nicht. Das Direktorium hat jetzt gesagt, geh zu ihm. Aber die sagt sich, seid ihr scheiße? Nein, ich bin in Paris, ich habe hier meinen Liebhaber, ich habe meine Freunde, ich habe meine Kinder, ich habe mein Leben. Ich gehe doch jetzt nicht da unten nach Italien. In so einem Feldlager. Und Napoleon sagt, wenn du jetzt nicht kommst, dann komme ich nach Paris. Und da kriegt das Direktorium Bauchweh und sagt, wenn der jetzt nach Paris kommt, wer passt denn dann auf Italien auf? Du fährst da jetzt hin, Mäuschen. Und im Juli ist es, glaube ich, im Juli reißt sie dann. Endlich reißt sie, um Napoleon zu besuchen. Und damit der nicht nach Paris kommt. Und sie kommt dann in Mailand an und wird dort auch mit den größten Ehren empfangen. Und erzählt das eben auch in Briefen nach zu Hause. Also schreibt eben Briefe nach zu Hause. Und jetzt ist es aber so, Napoleon ist ganz glücklich, dass sie da ist. Aber nach vier Tagen muss er dann auch wieder gehen. Also so viel Zeit hat er jetzt dann auch nicht für sie. Und sie hat dann sehr, sehr schnell eben auch Heimweh zu ihren Freunden, zu ihren Kindern. Und sie wird jetzt auch in Mailand nicht, also auf der einen Seite wird sie sehr mit großen Würden empfangen. Aber auf der anderen Seite haben die Milanesen nicht so Bock auf sie und ihre Leute. Also es gibt dann Zeitungsartikel, wo sie sich dann beschweren, dass sie alle nackt sind. Also gerade die Monate der 1790er in Frankreich ist sehr offenherzig. Also die haben ja kaum was an. Da geht es eben darum, möglichst viel nackte Haut zu zeigen, ohne wirklich nackt zu sein.
DANIEL
00:53:32
Dann kommst du in das katholische Italien in den Dom rein.
SOLVEIG
00:53:37
Die haben keine Ärmel an, die Röcke reichen nur bis zum Knie, und dann haben die Hautfarbene Strümpfe drunter. Du kannst alles sehen. Und das Schlimmste ist, dann essen die Fleisch am Freitag.
DANIEL
00:53:51
Also die Revolution hat schon richtig was zerstört in Frankreich.
SOLVEIG
00:53:56
Die Mailander kommen gar nicht klar. Und das schreibt sie dann eben auch nach Hause. Wo haben wir es? Und da schreibt sie jetzt eben an ihre gute Freundin Madame Talion, von der hatten wir schon, dieser Notre Dame de Termidor. Also die, das ist so ein bisschen die Paris Hilton der 1790er. Also die ist wirklich, also die ist so ein It Girl, würde man heute sagen. Die ist auch sehr verschrien, aber das ist eben so eine enge Freundin. Und Joséphine erzählt ihr jetzt eben, wie so die Reise nach Mailand war. Ich hatte eine höchst beschwerliche Reise, 18 Tage auf der Straße. Ich hatte ein Fieber, als ich die Kutsche bestieg und war zudem traurig. Das Fieber ist mittlerweile vorüber, aber die Traurigkeit ist geblieben. Als ich in Mailand ankam, hat mich die Bürgerschaft behandelt, als sei ich eine Erzherr zu gehen und nicht eine Republikanerin. Sie haben mich in dem schönsten Haus hier in Mailand untergebracht. Mein Haushalt umfasst 30 Dienstboten, fünf Köche. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie alle zu entlassen und meinen eigenen Haushalt einzurichten. Ich sehe Bonaparte kaum, er ist sehr beschäftigt mit der Belagerung von Manduar. Ich sterbe hier vor Langeweile, inmitten dieser wundervollen Feiern, die für mich veranstaltet werden. Ich höre nicht auf, meine Freunde zu vermissen. Und dann in der gleichen Zeit schreibt sie an ihre Tochter. Ich kann es nicht erwarten, meine liebe Hortens, dass ich dich wieder umarmen kann und dir meine Liebe, die höchst innige Liebe deiner Mutter versichern kann. Einer Mutter, die dich über alles liebt. Bonaparte umarmt dich, er sendet dir die Kette einer Königin und ich schicke dir ein Halsband und antike Ohrringe. Dein Bruder ist noch nicht angekommen, ich erwarte ihn ungeduldig. Leb wohl, ich umarme dich mit all meinem Herzen und ich liebe dich so sehr.
DANIEL
00:55:33
Wie schön man doch mal eben so einen Kunstraub, so einen privaten Brief unterbringen kann. Die Kette einer Königin, eine Langobadin oder so. Und antike Ohrringe.
SOLVEIG
00:55:44
Das ist ja auch bekannt. Es ist eben auch so eine Geschichte.
DANIEL
00:55:48
Dass er da alles geplündert hat.
SOLVEIG
00:55:49
Ja, vor allem auch dieser Schatz von Schilperich ist ja 100 Jahre vorher in Frankreich gefunden worden. Diese Bienen, die ja Napoleon auch zu seinem Symbol macht. Und das soll auch, also Joséphine soll das auch gefunden haben und gesagt, es ist ja voll schön. Und dann hat sie so die Hälfte erst mal für ihren Hofstab genommen und sich dann angehängt und ihren Hofdarm angehängt. Also sie hatte da wenig Respekt. Es ist schön, ich will es haben. Aber eben hier auch noch mal so ein bisschen einfach so Alltäglichkeiten in Mailand, also sie ist nicht glücklich in Mailand, hat es jetzt aber gemacht, weil der Napoleon will das so und er ist ja sonst sehr, sehr krank, wenn er es nicht kriegt, was er will. Jetzt wären die Mailander krank, weil sie am Fleisch isst am Freitag. Und was ich auch am Film, und da war es dann irgendwie auch, wo ich auch einfach nur laut nach Luft geschnappt habe neben dir, dass all das, was wir jetzt besprochen haben, findet gar nicht statt im Film. Also diese frühe Phase, wo wir ganz klar diese Beziehung feststellen können, wie sie eben nicht möchte, wie sie mit anderen Dingen beschäftigt ist und er da diese sich zerreißt versehen, das passiert alles während des Italien.
DANIEL
00:57:01
Also beides, was Ridley Scott offenbar interessiert hat, einmal hier der starke Napoleon und seine militärischen Erfolge, die erringt er in Italien zum ersten Mal, macht er sich richtig einen Namen da in Italien. Das ist die Basis eigentlich für alles, was danach kommt. Und gleichzeitig ist es das Zentrum eigentlich dieser, um die Beziehung zwischen diesen beiden irgendwie klarzumachen. Eigentlich ist das die heiße Phase für beide Themen, die der Film versucht irgendwie darzustellen. Aber nein, wir springen glaube ich im Film irgendwie von Toulon nach Ägypten.
SOLVEIG
00:57:32
Ja, direkt nach Ägypten. Also sofort die Schlacht bei den Pyramiden.
DANIEL
00:57:37
Gerade war noch ein kleiner Artillerieoffizier. Und dann schießt er auf die Pyramiden.
SOLVEIG
00:57:42
So, dass er den Papst da besiegt hat und im Vatikan einmarschiert, ist scheißegal.
DANIEL
00:57:48
Und das österreichische Kaisertum in die Knie zwingt.
SOLVEIG
00:57:50
Scheißegal, Ägypten, Pyramiden. Und was eben mit diesem Ägypten-Feldzug, was ich da auch wieder spannend fand, und was man auch sehr schön hätte machen können, wenn es wirklich um die Beziehung der beiden hätte gehen sollen, Ägypten ist für Napoleon so das Thema nach dem Motto, ich muss im Gespräch bleiben, ich muss weiter heiß bleiben. Also er ist der große Sieger in Italien und schreibt dann tatsächlich an sie, ich muss jetzt was weiterfinden. Wenn ich jetzt zurück nach Paris komme, wird man mich vergessen. Paris hat ein großes Gedächtnis und niemand wird mehr an mich denken, wenn ich nicht weiter im Krieg bin. Das heißt also gerade Ägypten ist eine Egonummer für ihn. Also niemand in Frankreich denkt an Ägypten. Was sollen die da in Ägypten machen? Aber im Grunde, wenn wir jetzt von den Koalitionskriegen sprechen, hat man in Ägypten eigentlich so. Aber er will unbedingt im Gespräch bleiben. Und Joséphine arrangiert wieder Kontakte zu Barrain, also wieder zum Direktorium, um die dann davon zu überzeugen, Ägypten ist eine richtig gute Investition. Also auch hier wieder arbeitet sie ihm zu. Also die sind schon politisch, gesellschaftlich ein sehr gutes Team, dass er weiter seinen, ja, sein Ego pushen kann oder seine Marke bilden kann, wie auch immer man es deuten möchte. Und Napoleon kriegt diese ägyptische Kampagne, auch eben durch die Unterstützung seiner Ehefrau.
DANIEL
00:59:13
Du setzt dich so richtig in den Wüsten.
SOLVEIG
00:59:14
Das ist eine ganze Philosophie, was er da macht. Und ja, du hast es schon angedeutet, natürlich hat Ägypten schon einen Sinn, dass man da hingeht, weil man eben den Britischen... Man möchte die Engländer nerven, man möchte auch so ein bisschen eine bessere Verbindung nach Asien haben. Und da kann man ja einfach mal Ägypten und Syrien erobern. Napoleon erklärt das natürlich auch noch mal den ganzen aufklärerischen Nerds. Es wird eine Kulturkampagne. Ich reise nicht nur mit der Armee hin, ich nehme auch noch Wissenschaftler in Anführungszeichen mit, damit die die ägyptischen...
DANIEL
00:59:49
Also damals so Wissenschaftler halt waren.
SOLVEIG
00:59:50
Genau.
DANIEL
00:59:51
Also immerhin war es jetzt nicht seine Frau, die irgendwelche Sachen sich nimmt, um sie selber anzuziehen, sondern schon Leute, die sich ernsthaft damit beschäftigt haben und wirklich in Interesse hatten für diese Epoche und die Kunstschätze.
SOLVEIG
01:00:03
Also sie hatten vor allem Interesse damit, die mit nach Hause zu nehmen.
DANIEL
01:00:05
Ja gut, das ist ja, wenn man sie findet, kann man die auch mitnehmen.
SOLVEIG
01:00:08
Und das heißt, in diesem Zusammenhang ist diese Ägyptenkampagne eben nicht nur militärisch, sondern auch für die Ägyptenforschung und in der Zeit herrscht nämlich auch eine sehr große Ägyptomanie schon mal in Frankreich vor. Also das ist so...
DANIEL
01:00:21
Und man findet den Stein, mit dem man es eigentlich lesen kann, was da übernachtet steht.
SOLVEIG
01:00:24
Also das muss man eben auch dazu sagen, durch diese Kampagne kann der Champignon die Hieroglyphen dechivrieren. Also das ist eben von...
DANIEL
01:00:34
Dafür hat es was gebracht.
SOLVEIG
01:00:35
Dafür hat es was gebracht. Der Film zeigt das so ein bisschen, wobei ich...
DANIEL
01:00:39
Wurdest du dann nicht so süß? Du warst schon wieder genervt, ich fand's cool. Lustige Szene, wie so ein Höckerchen steigt, um der Mumie in die Augen zu schauen.
SOLVEIG
01:00:52
Ich weiß nicht, ob man versteht, warum er da diese Mumie anfingert, wenn man nicht weiß, dass das eben eine Forschung ist.
DANIEL
01:00:58
Ja, aber das ist ja bei den meisten Dingen da in dem Film, dass man nicht versteht, wenn man nicht vorher irgendwie eine Biografie durchgelesen hat.
SOLVEIG
01:01:05
Ja, also das ist tatsächlich auch so eine Grundkritik an diesem Film. Er kommt ja vielleicht zum Schluss noch mal, schau mal, wie lange ich hier noch brauche. Und auf jeden Fall diese, diese Ägypten-Expedition, diese Kampagne, eben auf der einen Seite fingert er jetzt an Mumien rum und er fingert noch an jemand anderem rum. Denn es ist mittlerweile bekannt geworden, auch ihm wurde mitgeteilt, dass seine geliebte Frau, die Josephine, eine Affäre mit Hypolite hat und die auch scheinbar nicht beendet oder sie ist vielleicht schon beendet, aber er ist eben zu Tode betrübt. Er hat es jetzt erfahren und was macht der gute Napoleon? Er beginnt selber eine Affäre. Weil das ist ja das Gesunde, was man tut. Denn jetzt hat er eben davon erfahren, sie betrügt ihn, dann betrügt er sie halt ab. Und zwar mit der Pauline Fauré, die hatte sich mitgeschwuggelt nach Ägypten, weil in Ägypten galt erst einmal, Ehefrauen dürfen nicht mitkommen. Also kein Offizier durfte seine Ehefrau mitnehmen und auch Joséphine durfte nicht mit. Und es ist ganz interessant, wo sie ja in Italien überhaupt kein Bock hatte mitzukommen. Man musste sie ja mit geknebelt und gefesselt dahin bringen. Will sie unbedingt mit nach Ägypten. Und Napoleon schreibt so, nee, das geht nicht und bleibt mal weg. Und diese Pauline Fauré hat sich als Mann verkleidet und damit ihren Mann, ihr Mann begleiten können. Und das wird dann natürlich bekannt. Und er beginnt dann eine Affäre mit dieser Pauline Fauré. Und zwar auch die gesamte Zeit, während er in Ägypten ist.
DANIEL
01:02:39
Aber die war dann eigentlich für jemand anderen darunter gereist?
SOLVEIG
01:02:45
Die lassen sich dann auch recht schnell scheiden. Das läuft so lange und es ist auch so bekannt, dass diese Pauline Fauré einen Spitznamen bekommt. Und zwar Napoleons Cleopatra. Und jetzt ist diese Nase und was ich ganz interessant finde, jetzt hat sich die Beziehung gedreht. Also es ist Napoleon, der eine Affäre hat und es ist jetzt Josephine, die unbedingt zu ihm möchte, ob das jetzt vielleicht an ihm liegt oder ob das daran liegt, dass sie nach Ägypten möchte, ist einmal dahingestellt, aber sie wird krank. Also sie ist irgendwie, sie muss auf jeden Fall eine Bäderkur machen, vielleicht hat sie es an der Lunge und sie schreibt dann eben, ich glaube es ist an Bara, ja, sie schreibt Bara, dass sie unbedingt eben zu Napoleon möchte und dass sie ganz viel badet, damit ihre Gesundheit besser wird und sie schreibt, ich bin unglücklich getrennt von ihm zu sein, ich bin von einer Traurigkeit überwältigt, die ich nicht abwerfen kann. Zudem, sein Bruder, mit dem er regelmäßig korrespondiert, ist so schrecklich zu mir, dass ich immer besorgt bin, wenn ich von Bonaparte getrennt bin. Ich sende dir einen Brief für Bonaparte zu und bitte dich, ihn an ihn weiterzugeben. Ich werde dir all meine Briefe an ihn zusenden. Ich bitte dich, sei sehr pünktlich bei der Auslieferung an ihn. Du weißt, wie wütend er wird, wenn er nichts von mir hört. Der letzte Brief, den er mir geschickt hat, war sehr sanft und emotional. Er schrieb mir zu ihm zu kommen, dass er nicht ohne mich leben kann. Also arbeite ich entschieden daran, meine Gesundheit zu verbessern, sodass ich als bald Bonaparte besuchen kann, den ich so sehr liebe, trotz seiner kleinen Fehler. Also hat ein bisschen gedauert, aber scheinbar hat sie sich erwärmt. Je länger er weg ist. Und es ist so ein bisschen traurig.
DANIEL
01:04:29
Ist das so romantisch oder wird das Bild, das zurückbleibt?
SOLVEIG
01:04:32
Sie ist eben bei dieser Beda-Kur und irgendwie, ich habe das auch nicht so richtig verstanden in dieser Biografie, aber sie ist dann mit Freunden auf einem Balkon und dieser Balkon stürzt runter. Und sie ist, und die Männer, mit denen sie, also sie hat irgendwie eine Freundin dabei und das ist dann so der Ehemann und irgendwie, und den Männern passiert nicht so viel, aber sie bricht sich irgendwie die Hüfte und schlägt sich die Wirbelsäule an. Also sie war jetzt nicht schwer verletzt. Also erst muss sie diese Beda-Kur machen und dann fällt sie auch noch vom Balkon runter und so. Also sie kann nicht nach Ägypten. Und diesmal nicht, weil sie nicht will, sondern weil sie im Balkon runtergefallen ist. Und jetzt hattest du schon angedeutet, diese Ägyptenkampagne endet im kompletten Versuch.
DANIEL
01:05:22
Bis auf die Pyramiden, da hat er dann schön, das wird ja dann auch schön im Film gezeigt, wie die dann, wer sind das, die Mamelukken, die da um die Karees herumreiten, bis keiner mehr übrig ist. Das ist aber nicht sehr schlau gewesen, scheinbar. Und danach der Rest geht aber in die Hose. Und vor allem haben die auch keine Schiffe mehr, mit denen sie dann zurückfahren können. Weil mittlerweile Admiral Nelson da alles plattgemacht hat, was an französischen Schiffen noch schwimmfähig war im Mittelmeer. Und dann lässt Napoleon seine Truppen da eigentlich zurück, weil es dann politisch wieder interessant wird in Paris. Macht's gut, ihr Tropfen.
SOLVEIG
01:05:59
Tschüss, das macht der Klebeer schon, der kann das ganz toll hin, allein. Und das fand ich nämlich auch so frech am Film, weil das hattest du nämlich gerade schon angesprochen. Das wird nämlich da einfach so dargestellt, dass das daran liegt.
DANIEL
01:06:11
Für Frankreich?
SOLVEIG
01:06:13
Nee, er hat mitbekommen, dass Joséphine eine Affäre hat. Und weil die böse, böse Joséphine eine Affäre hat, muss er natürlich nach Hause zurückkehren. Das ist der Grund, warum die Ägyptenkampagne scheitert. Böse, Joséphine. Und von der Pauline Fouré haben wir auch nichts gesehen. Die hatte er nicht im Film. Ich glaube, das war auch ein Mann, den er da vormitteln hat. So, auch da wieder, wie der Film, auch was der Film so entscheidet darzustellen und wie er es darstellen möchte. Also er kehrt jetzt 1799 zurück. Ägypten lässt er brennend zurück, das interessiert mich nicht. Und jetzt werde ich Konsul. Jetzt werde ich Konsul. Eben auch da unterstützt Joséphine ihn auch wieder, weil du kannst nicht einfach so ein Direktorium stürzen. Es gibt ja auch diesen Rat der 500. So leicht ist das nicht.
DANIEL
01:07:08
Aber er hat doch eine Armee, er hat auch Soldaten, die ihn lieben.
SOLVEIG
01:07:10
Das stimmt, aber französische, ich wollte jetzt Adlige sagen, die meisten sind auch noch irgendwie adlig, aber diese Machthaber, du kannst denen nicht nur mit der Armee drohen. Also du willst ja auch irgendwie mit denen zusammenarbeiten.
DANIEL
01:07:24
Wenn die Armee im selben Saal ist und die Waffe dir ans Kinn hält, dann...
SOLVEIG
01:07:28
Aber du kannst ja nicht dauerhaft die Waffe ans Kinn halten.
DANIEL
01:07:30
Ja, okay, aber es hat offenbar gereicht.
SOLVEIG
01:07:32
Das stimmt. Aber auch hier bringt sie wieder die Parteien zusammen, damit überhaupt diese Intrige gesponnen werden kann, um diesen, um den Brumaire durchzuführen. Und es wird jetzt eben von diesen fünf...
DANIEL
01:07:44
Also der Brumaire, das zu sagen, das sind diese revolutionären Monatsnamen. Das war der 18. Premier und es war den 9. November. Ja, das erste Mal, dass ich einen wichtigen 9. November außerhalb Deutschlands wahrnehme.
SOLVEIG
01:07:57
Auch mit dem Thermidor, was wir sich eben angesprochen haben, das ist auch ein von... also dieser Revolutionsmonat.
DANIEL
01:08:01
Also das Partyvolk, das realistische Partyvolk.
SOLVEIG
01:08:03
Thermidorianer, das ist eben auch ein Monat, wo dieser Umsturz passiert ist. Und jetzt haben wir eben diese drei Konsulen, also keine fünf Direktoren mehr, sondern drei Konsulen.
DANIEL
01:08:14
Wo eigentlich zwei nur Staffage sind.
SOLVEIG
01:08:16
Ja, die werden ja auch relativ schnell dann auch geschafft. Und ich hatte es eben schon angesprochen, also im Zuge dieser Ergebnenkampagne hat sich die Beziehung zwischen den beiden verändert und das wird jetzt auch immer noch deutlicher, denn Napoleon hat immer mehr Affären, immer mehr junge Damen holt er zu sich. Ist auf den Geschmack gekommen, während, by the way, Josephine ihre Affäre mit Hypolyte Charles beendet hat. Also das ist vorbei. Man ist nicht, es gibt dann da so Unklarheiten, dass das sie sehr besorgt ist, weil Hypolyte Charles die Briefe nicht zurückgibt. Das ist nämlich auch in der Zeit üblich. Find ich, ist so eine Sitte, könnte man vielleicht heutzutage auch wieder einführen. Wenn eine Affäre beendet wird, ist es üblich, dass man die Briefe des anderen, die es wieder zurückgibt, weil da ja auch Dinge drinstehen, die man nicht mit der ganzen Welt teilen möchte. Und Hypolyte Charles hat scheinbar ihre Briefe relativ lange behalten und da war sie dann besorgt. Aber er hat sie dann, glaube ich, zurückgegeben. Also dadurch weiß, kann man eben, sieht man, die haben die Beziehung beendet, sonst hätte sie die Briefe nicht zurück verlangen. Und das heißt, sie hat keine Affären mehr, aber der gute Napoleon, eine nach der anderen. Und er ist auch noch richtig arschig zu dehnen. Also er ist richtig eklig, super respektlos, abweisend. Und während er dann diese Affären hat, ist er dann aber trotzdem jede Nacht, schläft dabei Joséphine. Und sie schreibt dann auch ihrer Mutter 1801, dass sie noch niemals so glücklich in ihrer Ehe war wie jetzt. Also, wie gesagt, sie ist jetzt irgendwie ganz begeistert von ihm. Er ist ja mittlerweile auch so ein bisschen ins Alter gekommen. Also das ist eben auch ganz interessant, wenn er da mit 27 in Paris ankommt, wird er so als so völlig verhungert und schlecht frisiert und mit schlechten Manieren immer so dargestellt. Der eben sehr aktiv immer will und ich will, dass das passiert. Und scheinbar ist er jetzt ja auch älter geworden und vielleicht auch ein bisschen reifer geworden. Und jetzt hat sie vielleicht auch Geschmack an ihm gesunken. Und auch das wird nicht so präsentiert im Film. Dann da haben wir nämlich wirklich sehr unangenehme Sexszenen. Wieder und wieder. Wo Napoleon sich auch wieder benimmt, wie so ein unreifes Kind, das dann da irgendwie anfängt, mit dem Fuß zu scharen und irgendwelche Glucksglaute von sich zu kippen. Man denkt, was soll denn das jetzt hier?
DANIEL
01:10:31
Das fand ich jetzt wieder ganz lustig. Nur der eigentliche Akt, der war widerwärtig. War nicht auszuhalten.
SOLVEIG
01:10:37
Nee, also er ist irgendwie ein schlechter Liebhaber und auch ein kleines Kind dabei, das dann so lange nervt, bis man sagt, dann komm mal her.
DANIEL
01:10:48
Damit du dich wieder beruhigst.
SOLVEIG
01:10:50
Das sollte ja auch wieder diesen Widerspruch darstellen, den Ridley Scott eben schon nach seinen Aussagen zeigen wollte. Dieser mächtige Politiker, Kriegsherr. Aber bei ihr ist er dann der kleine Dulli, der betteln muss. Und jetzt haben wir so langsam, also Napoleon ist Konsul. Er ist dann schon bald auch erster Konsul. Und jetzt haben wir ein Problem. Was ist das Problem?
DANIEL
01:11:14
Wie wird es das Problem?
SOLVEIG
01:11:15
Zwischen Napoleon und Joséphine.
DANIEL
01:11:17
Ach so, na gut, er steuert ja darauf zu, dass er Ämter auf Lebenszeit bekommt. Und dass jetzt Konsul auf Lebenszeit eigentlich schon so was ist wie ein Kaiser, kann man jetzt auch dann offiziell machen. Und wenn man aber schon Kaiser ist, dann möchte man ja auch, dass das so bleibt, auch für künftige Generationen. Und es gibt aber keine künftigen Generationen bis jetzt. Also nur Brüder, die versorgt werden mit diversen Königreichen, die er neu schafft. Aber es gibt halt noch niemanden, dem er selbst etwas vererben könnte. Denn da war sie offenbar dann doch schon betagt.
SOLVEIG
01:11:51
Genau, das ist nämlich, also Joséphine wird nicht schwanger. Also sie, und das ist eben so das große Problem für ihn, dass sie, dass er keine Söhne hat. Und das fand ich jetzt so ein bisschen ganz charmant von Napoleon, muss ich ehrlich sagen, weil er davon ausgeht, dass er unfrugbar ist. Weil er ja sieht, Joséphine hat zwei Kinder. Er hat keinerlei Kinder, obwohl er ja auch Affären hat. Dann wird es wohl doch an ihm liegen.
DANIEL
01:12:19
Es gab doch unehrlich die Kinder aus diesen Affären. Oder war die alle später?
SOLVEIG
01:12:22
Die waren später. Da sind wir nämlich noch nicht. Also er geht nämlich, also die meiste Zeit geht er von aus, ja, es liegt an mir. Und wenn man eigentlich so immer in die Geschichte guckt, und es wird immer der Frau zugeschoben, denkt man sich, Mensch, du hast ja zwei Beweise, dass es nicht an ihr lag. Sie hat die ja schon abgeliefert. So und es ist dann eben nicht so richtig klar, warum sie nicht mehr schwanger wird. Ich vermute diese Damen in der Zeit, gerade so der Pariser Elite, die wussten, wie man dafür sorgt, dass man keine Kinder bekommt. Also es gab auch in der Zeit, die waren jetzt nicht so verlässlich als die Verhöhungsmittel, wie die, die wir heute haben, wie die Pille. Aber es gab da schon Möglichkeiten, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass man schwanger wird. Und ich vermute, dass Joséphine vielleicht anfangs in der Ehe oder so, dass er Verhütungsmittel genommen hat. Und jetzt ist sie leider in einem Alter, wo es dann nicht mehr geht. Also sie geht eben scharf auf die 40 zu. Und es hört eben bei Frauen irgendwann auf. Heutzutage mit 41, 42 kann man noch. Mit viel.
DANIEL
01:13:26
Aber es gibt ja auch da von einer zu anderen andere Zeitpunkte.
SOLVEIG
01:13:32
Ich vermute, dass sie eben einfach körperlich nicht mehr konnte. Und weil aber Napoleon eben davon ausgeht, dass es an ihm liegt, macht er da keinen Druck und sagt auch nicht, du musst jetzt, auch das haben wir im Film anders gesehen. Da ist es ganz klar.
DANIEL
01:13:46
Ja, aber da ist ja seine Mutter, die Druck macht.
SOLVEIG
01:13:50
Und 1802 wird dann Hortense, eben die Tochter von Joséphine, verheiratet. Mit Louis, einem jüngeren Bruder von Napoleon. Es bleibt alles in der Familie.
DANIEL
01:14:01
Da konnte er aber ruhig sein, mein Gott. Dann wird es halt deren Kinder.
SOLVEIG
01:14:04
Genau. Und diese Ehe ist auch eine absolute Katastrophe. Sie sind wahnsinnig unglücklich. 1810 trennen die sich. Ja, und sie, also Hortense, bekommt drei Söhne insgesamt. Und Louis ist krankhaft eifersüchtig. Er ist fest davon überzeugt, dass zwei von denen nicht seine Söhne sind, sondern Napoleon dran war. Und es ist schon alles ein bisschen unangenehm. Aber direkt 1802 wird Napoleon Charles geboren. Und den erklärt Napoleon zu seinem Nachfolger. Durch dieses Arrangement ist es eben sein Neffe, aber auch gleichzeitig sein Stiefenkel. Also er ist schon recht nah mit ihm verwandt. Und damit ist es erst mal geregelt. Und das passt ja auch so ein bisschen. Er möchte dann ja auch selber Kaiser werden. Und der erste römische Kaiser Augustus hatte ja auch keine männlichen Erben, musste adoptieren. Also von daher ist er ja in der Tradition. Ist ja alles kein Problem. Das Problem ist erst 1807, da stirbt der Napoleon Charles. Mit vier Jahren, glaube ich. Und jetzt haben wir eine wirkliche Nachfolgekrise für Napoleon. Jetzt wird er wirklich, jetzt kriegt er Bauchweh.
DANIEL
01:15:18
Er hat immer noch Adoption.
SOLVEIG
01:15:19
Er kann immer noch adoptieren, aber mittlerweile haben andere Damen Kinder bekommen. Und es gibt eben einige, es hatten vorher schon geliebte von ihm Kinder bekommen, wo man auch dann davon ausgeht, wenn man sich die Fotografien von diesen Personen anguckt, dass das auch wirklich seine Kinder waren, weil man einfach die Ähnlichkeit sieht.
DANIEL
01:15:41
Aber er hat doch mal gezweifelt, aber hat die dann trotzdem versorgt. Das finde ich auch wieder einen netten Zug eigentlich.
SOLVEIG
01:15:47
Das muss man auch sagen zu dieser Pauline Fourret. Die ist nämlich, nachdem er da aus Ägypten weg ist, wieder zu ihrem Ehemann zurück, hat dann in Paris nochmal eine andere Affäre gehabt, kam dann aber noch mal zu ihm nach Paris und meinte, wollen wir nicht doch wieder? Und er meinte, nee, danke dir. Aber die hat er auch versorgt finanziell. Da muss man dann sagen, da kümmert er sich dann auch drum. Und er kümmert sich auch um diese ganzen unehelichen Kinder, die dann doch entstehen. Und am Anfang ist er eben sich nicht sicher, vielleicht ist es ja mein Kind, aber sie hatte auch noch mit anderen Männern, vielleicht ist es deren Kind. Also da will er eben auf Nummer sicher gehen. Und jetzt, 1806, wir sind mittlerweile Kaiser und Kaiserin. Wir, Napoleon und Joséphine. Und eben seine Affären haben Kinder bekommen. Und eben da auch noch mal zum Alter. Also 1804 krönt sich Napoleon selbst zum Kaiser. Das ist eine wundervolle Szene im Film.
DANIEL
01:16:43
Die ist auch wirklich schön, richtig nach dem Gemälde von David.
SOLVEIG
01:16:50
Die war top bei dieser Krönung, wo ja auch Joséphine dann gekrönt wird, nachdem er sich selbst gekrönt hat. Sie ist da 41. Also es ist, glaube ich, wirklich einfach zu spät für sie, jetzt noch eben Kinder zu bekommen. Aber eben 1807, also der Stiefenkel querstrich Neffe, ist gestorben. Aber zwei seiner Affären haben mittlerweile männliche Nachkommen bekommen, darunter die polnische Gräfin Maria Walewska. Und diese polnische Gräfin wurde auch als seine polnische Frau bezeichnet, weil die hat er während seiner Zeit in Polen kennengelernt und die war auch neun Jahre dann an seiner Seite immer mal wieder, ist dann auch von ihrem Ehemann ihm zugeführt worden quasi nach dem Gedanken, wir Polen fänden es schön, wenn du dich mit uns... Preußen Russland, wir sind super dafür, dass du die nicht magst, kämpf weiter für uns. Und die gebiert ihm dann eben einen Sohn und da ist ganz klar, dass das sein Kind ist. Also damit ist bewiesen, ich kann Kinder zeugen und das liegt doch nicht an mir. Und auch da eben diese Maria Walewska taucht natürlich im Film nicht auf. Es geht um Joséphine und es geht darum, dass sie die Böse ist und Napoleon unser wundervoller, aufrechter, liebender Ehemann. Und deswegen führt die Mutter, also wir sind jetzt im Film, die Mutter dem armen, unwissentlichen, unbedarften Napoleon eine 18-jährige Adlige zu. Die zwingt ihn dazu.
DANIEL
01:18:29
Den Beischlaf zu vollziehen und zu überprüfen, ob das andere Mädel schwanger wird.
SOLVEIG
01:18:34
Genau.
DANIEL
01:18:35
Die guckt dann ganz leidend. Und er guckt so, oh, tut mir leid, aber ich muss jetzt.
SOLVEIG
01:18:39
Und sie wird ihm nackt ins Bett gelegt. Er macht auch noch die Kerzen aus, damit er an Joséphine denken kann. Weil unser guter Napoleon, der würde niemals seine Frau betrügen. Niemals. Nur die böse Joséphine hat da auf Ehren. Nicht der gute Napoleon. Also von daher tatsächlich die poldische Ehefrau an die mein Zoo geboren. Und um den kümmert er sich auch. Das finde ich eben ganz interessant. Denn ich hatte es eben angesprochen, Hortens hat drei Söhne. Und der letzte, den zweifelt Louis auch komplett an, dass das seiner ist. Aber der heißt Charle-Louis Napoleon.
DANIEL
01:19:20
Wir haben jetzt alle mitgeschrieben hoffentlich.
SOLVEIG
01:19:22
Das sind die gleichen Namen, sie sind nur in einer anderen Reihenfolge. Aber der tritt 1852 die Herrschaft als Napoleon III.
DANIEL
01:19:28
Aber der hatte jetzt nichts mit der Gräfin Waleska zu tun.
SOLVEIG
01:19:31
Der hat damit nichts zu tun. Aber genau, das ist der Punkt, wie ich dahinkam. Der wird aber, also der Sohn von der Maria Waleska bekommt ein Amt in der Herrschaftszeit von Ludwig III. Genau, schuldigung. Charle-Louis Napoleon oder auch Napoleon III. Also da sehen wir auch wieder, wie die dann auch in die Ämter kommen und versorgt sind. Also da scheint Napoleon kümmert sich tatsächlich um seine auch unehrlichen Kinder.
DANIEL
01:20:00
Also er hat schon Dynastie aufgebaut, nur nicht so in dem richtig klassischen Sinne.
SOLVEIG
01:20:03
Genau, nicht so, dass es funktioniert. Und jetzt eben im Zuge dieser Geburt von seinem unehrlichen Sohn schreibt Napoleon an seinen Bruder Lucien. Josephine ist entschieden zu alt und kann keine Kinder mehr bekommen. Das macht sie sehr melancholisch und ermüdend. Das ist übrigens dein Brief.
DANIEL
01:20:19
Ich bin Napoleon.
SOLVEIG
01:20:23
Ich war so drin.
DANIEL
01:20:24
Josephine ist entschieden zu alt und kann keine Kinder mehr bekommen. Das macht sie sehr melancholisch und ermüdend. Sie fürchtet sich vor einer Scheidung oder Schlimmeren. Stell dir nur vor, die Frau weint jedes Mal, wenn sie nur Verstopfung hat, weil sie meint, jemand hätte sie vergiftet, weil er mich mit jemand anderem verheiraten will. Es ist abscheulich. Jetzt nervt die Frau auch noch, weil sie verzweifelt ist. Ist sie ermüdend für ihn oder ist sie selbst müde?
SOLVEIG
01:20:52
Nein, sie ist es ermüden für ihn, weil sie ständig heult. Das ist tatsächlich... Sie heult immer. Das ist irgendwie ihr Mittel der emotionalen Erpressung. Napoleon schreibt solche Briefe und sie weint die ganze Zeit, wenn sie nicht das bekommt, was sie möchte. Das ist eben auch ganz interessant. Es gibt immer mehr Berichte. Am Anfang bricht er immer sofort zusammen, wenn sie weint. Und schon nachher lässt er sie immer weinen und sagt, ja, bist dann fertig, musst dann jetzt auch.
DANIEL
01:21:22
Aber es hilft nicht.
SOLVEIG
01:21:23
Es hilft nicht. Also im Zuge dieser Erbensache und Napoleon weiß jetzt, ich kann ja doch Kinder bekommen, lässt er sich dann tatsächlich 1810 von Joséphine scheiden und heiratet 1811 die Tochter des österreichischen Kaisers, Marie-Louise, die ist glaube ich 18 zu dem Zeitpunkt.
DANIEL
01:21:41
Wie sie sich gefühlt haben muss. Was die alles gelernt hat in ihrer Familie über die bösen Franzosen und die Revolutionäre, die ihre Tante gekillt haben. Und jetzt schicken die die Ernste, ich kann mir das gar nicht vorstellen, was die da geredet haben müssen in der Hofburg, dass der Kaiser Franz seine Tochter da hinschickt, du heiratest jetzt diesen Emporkömmling, Usur Pator, den Antichristen. Aber sie war doch dann eigentlich auch recht angetan, glaube ich, als sie erst mal da war, soweit ich weiß.
SOLVEIG
01:22:06
Das weiß ich gar nicht. Also ich kenne nur die Geschichte von ihr als Kind, dass jedes Mal, wenn sie davon erfahren hat, dass die Truppen ihres Vaters besiegt wurden von den Franzosen, hat sie irgendwie auf ihre Puppen eingeschlagen. Die dafür bestraft. Der böse böse Napoleon, der böse böse Antichrist, kann ja nur die Truppen Papas zerstören.
DANIEL
01:22:26
Ja, aber scheinbar die Szene im Film fand ich eigentlich auch ganz süß, als sie aufeinander getroffen sind. Ja, aber ich weiß es nicht. Und ich meine, ich hab's nicht mehr rausgesucht, aber es gibt dann nachher auch so ein bisschen, ein paar Jahre in das Land gegangen sind, dass sie sich dann zumindest auch für ihn einsetzt, gegenüber dann den Siegermächten.
SOLVEIG
01:22:44
Also sie wird ja auch erstmal per Procuratorium geheiratet. Das heißt, Napoleon ist dann bei der Eheschließung nicht dabei. Ich glaube, das war bei Marie Antoinette damals auch so. Das ist schon mal vorher so.
DANIEL
01:22:57
Ja gut, da war es sowieso 18. Jahrhundert, man hat jetzt noch oft. Dann heiraten die schon mal pro forma jeder in seiner Kirche. Damit, wenn sie sich dann begegnet, es auch sofort losgehen kann.
SOLVEIG
01:23:11
Und Marie-Louise gebiert dann auch sehr, sehr schnell 1811 den sehnlichst erwünschten Sohn, Napoleon II. wo Napoleon aber auch dann gesagt haben soll über Marie-Louise, ich heirate ihren Schoß. So richtig Bock scheint er nicht gehabt zu haben. Ja, das muss man sagen. Das mit diesem Napoleon II. ist ein bisschen tragisch. Der stirbt nämlich sehr früh. Sein Vater erfährt das nicht mehr, der stirbt auch vorher. Aber Napoleon II der König von Rom, stirbt 1832. Ist aber auch mit seiner Mutter dann zurück nach Österreich gegangen. Der wächst dann in Österreich auf. Was ich aber eben auch interessant finde, Napoleon lässt sich von Josephine scheiden, aber sie behält den Titel als Kaiserin. Also sie bleibt weiterhin Kaiserin der Franzosen. Sie darf weiterhin in ihrem Palazzo oder Palais de Malmaison wohnen. Was sie gekauft hatte, dann konnte sie aber wieder nicht alle Rechnungen bezahlen. Also da ist Napoleon eingesprungen und eigentlich war es seins, aber er hat sie dann geschenkt. Malmaison ist eben so Josephines Heimat. Da lebt sie dann auch bis zu ihrem Tod. Also man sieht, dass Napoleon weiterhin auch Gefühle in irgendeiner Art oder ein Gefühl der Verantwortung mindestens für Josephine hat, weil er eben sagt, sie ist meine Kaiserin und behält diesen Titel auch. Und 1813 fand ich auch ganz interessant, arrangiert Napoleon ein Treffen zwischen Josephine und seinem Sohn. Also das sieht man im Film auch, da ist es ein bisschen früher. Da bringt er das Baby gleich vorbei. Ja, und das macht er tatsächlich. Aber da ist der Kleine schon zwei Jahre alt oder ein Jahr. Aber das wäre eine Szene, wo ich definitiv im Film gesagt hätte, was haben sie sich denn da jetzt für einen Quatsch ausgedacht. Aber das ist tatsächlich passiert. Und man sieht dadurch, dass die weiterhin Kontakt zueinander hatten, weil sonst hätte er ja diesen Kontakt nicht arrangiert. Dann 1814, Napoleon verliert seine Krone, wird ins Exil.
DANIEL
01:25:17
Guck mal, eine kleinere Krone.
SOLVEIG
01:25:19
Er kommt ja.
DANIEL
01:25:20
Auch da Herzog oder welchen Titel hat er da für? Vielleicht sogar von Elber. So eine richtig schöne Mittelmeerinsel. Ist einfach ein Depp, dass es da nicht ausgehalten hat. Es wird da nicht besser.
SOLVEIG
01:25:32
1814, also er wird jetzt ins Exil geschickt. Und Joséphine bleibt in Malmözon und trifft dort den russischen Zaren. Auch das wird er im Film gezeigt. Allerdings anders als im Film, wo es so ein bisschen wirkt, als ob die ein bisschen flirten und sie sich so den nächsten starken Mann angeln möchte.
DANIEL
01:25:50
Geht sie wahrscheinlich darum, darf ich hier wohnen bleiben?
SOLVEIG
01:25:53
Nee, darf ich nach Elba.
DANIEL
01:25:54
Ach so.
SOLVEIG
01:25:56
Sie soll den russischen Zaren gebeten haben, Napoleon ins Exil folgen zu dürfen. Darf ich zu ihm. Es gab keine Reaktion darauf, denn sie stirbt sehr, sehr schnell. Das sehen wir auch im Film. Sie bekommt eine Lungenentzündung, von der sie sich nicht erholt. Im Film erfährt Napoleon aus der Zeitung über das Treffen mit Alexander und er brennt sofort wieder in einem eifersüchtigen Rausch.
DANIEL
01:26:21
Wo Alexander durchaus immer auch Anlass für gab. Der preußische König hatte auch so einen Eifersuchtsanfall als Alexander seine Frau wegen der permanenten Korrespondenz, die seine Frau mit ihm hat.
SOLVEIG
01:26:31
In der Realität erfährt Napoleon aus der Zeitung, dass sie gestorben ist. Nicht von der vermeintlichen Affäre, die sie jetzt hat. Auch im Film hatte ich den Eindruck, dass es so impliziert wird. Napoleon erfährt aus der Zeitung auf Elba, dass sie eine Fähre mit dem Zahn hat. Also so bricht er auf für seine Herrschaft der 100 Tage. Also auch wieder haben die böse, böse Schluss. Also das ist tatsächlich...
DANIEL
01:26:58
Gut, das finde ich noch in Ordnung, so weit das dramatisch anzupassen.
SOLVEIG
01:27:01
Nein, das ist in Ordnung, aber diese Akt, sie ist wieder untreu und jetzt muss er wieder nach zurück. Das finde ich schon sehr beleidigend. Also tatsächlich erfährt er in Elba, dass sie gestorben ist. Und dann ist es auch sehr traurig und auch herzrührend. Er kommt dann ja nach Paris und reist auch nach Malmaison zu ihrem Grab und sammelt ihre Lieblingsblumen im Garten und hat die dann bei sich bis zu seinem Ende, die er dort, die Blumen, die er in Malmaison gepflückt hat. Das ist schon irgendwie auch schön.
DANIEL
01:27:33
Das war jetzt ein Film?
SOLVEIG
01:27:34
Nein, in der Realität. Und das zu der Beziehung zwischen den beiden. Das war keine gesunde Beziehung, die die da, die echten zwei gefühlt haben.
DANIEL
01:27:47
Aber sie hatte auch nichts zu tun mit der Art und Weise, wie es im Film dargestellt wurde. Und mein Resümee ist eigentlich, er hat das, er hat überhaupt gar nichts erreicht mit diesem Film. Weder hat er uns diese Beziehung, hätte man ja einen spannenden Film drüber machen können, über diese Beziehung zwischen Josephine und Napoleon und dann diese historischen Kontext immer mal wieder so da einweben. Ja, aber gerade diese Italien-Geschichte, das ist doch wirklich so ein abendfüllender Spielfilm. Dieses Verhältnis, Nicht-Verhältnis eigentlich, während er in Italien unterwegs ist und sie da ihren Liebhaber trifft oder nachher Gräfin Walewska da mit reinzubauen und irgendwie so ein bisschen, da kann man doch wunderbar auch im Hintergrund dann so ein bisschen diese Geschichte Polens und Italiens und auch eine Schlacht von mir aus mit reinbringen. Aber entweder wird klar, warum es diese Kriege gibt, warum der ständig da unterwegs ist und Schlachten feiert, wird nicht einmal irgendwie erklärt, okay, muss man halt so hinnehmen. Da gab es halt offenbar Krieg. Aber welche Bedeutung das hatte, überhaupt nicht klar. Auch nicht welche Rückbeziehung das dann zu seiner Frau hatte oder was sie ihm da auch ermöglicht hat überhaupt, diese Karriere da jetzt mal richtig in Angriff zu nehmen. Also wird eigentlich keiner dieser Aspekte wirklich mal so weiter ausgebaut. Es sind aber so lose Versatzszenen, wo einige für sich genommen eindrucksvoll dargestellt sind, auch berührend sein können. Ich finde auch, wie gesagt, die Mimik von Joaquin Phoenix, gerade am Anfang von dem Film und in Toulon, diese Art, wie er das dargestellt hat, fand ich sehr beeindruckend. Aber danach hatte ich irgendwie auch, oder die Mumie geküsst hat, befingert hat, das fand ich eine sehr schöne Szene. Aber der Rest fand ich, es waren einfach so lose Versätze. Die Schlacht ist natürlich auch schön opulent ausgefilmt, sowohl ausgelieht, wie sie im Eis versinken, als auch nachher dann gefühlt ein Drittel des Films Wartelow. Also insgesamt als Film, da gibt es keine Story.
SOLVEIG
01:29:42
Ich fand, wie wir sagen, sowas uns gefallen hat, ich mochte auch die Szene vom, hier diesem Startstreich, wo er dann da reinkommt und auch nicht so richtig weiß, was er jetzt sagen soll und sein Bruder, der dann irgendwie improvisiert.
DANIEL
01:29:54
Da hat er wohl auch in der Realität miese Rede gehalten, wo er dann das fast in die Hose gegangen ist.
SOLVEIG
01:29:59
Also das fand ich schon, also manche Szenen haben mir gefallen, oder auch so die Szenen am Anfang, also auch dieser Ball der Überlebenden von diesen Termidorianern am Anfang, diese halbe Orgie, das fand ich auch schön inszeniert. Oder auch der Anfang der Beziehung der beiden fand ich sehr, sehr süß. Auch die Szene, die ist natürlich hanebüchender Unfug, aber der kleine Eugène, der dann kommt und Napoleon bittet ihm das Schwert seines hingerichteten Pfades zu geben.
DANIEL
01:30:26
Ja, das war auch, die haben die nicht keinen Namen gegeben, und dann nimmt er so wahllos ein Schwert, und das bringt das dann sehr würdevoll, der Familie.
SOLVEIG
01:30:35
Das ist schon, das war schon schön.
DANIEL
01:30:36
Ja, mehr davon und weniger Hoplhop.
SOLVEIG
01:30:39
Oder auch am Anfang, Robespierre, der Einzige, der eine Perücke trägt, also auch da, Hollywood hasst es, Männer mit Perücken zu zeigen. Der Einzige und auch der Einzige, der hässlich ist, wo man denkt, ich hab Portraits von Robespierre gesehen. Aber gut, ist auch egal. Also ich fand so die ersten Teil, fand ich wirklich gut. Mich hat da, wie gesagt, nur so rausgerissen, wie Alt-Schulkin Phoenix auch im Vergleich zu den anderen ist. Also der, der jüngste sein soll, ist eben der älteste. Aber ansonsten fand ich auch so von der Inszenierung, also vom handwerklichen, das wirklich schön gemacht. Aber es verliert sich dann einfach. Und jetzt kann man natürlich sagen, ja es fehlen ja auch zwei Stunden. Eben, und das Problem, was ich aber auch habe, es sind nicht nur die Sachen, die fehlen, die Sachen, die da sind, sind halt für mich auch blöd. Also ich glaube, es ist ziemlich deutlich geworden, was ich von der Darstellung der Beziehung zwischen den beiden halte. Das ist hier auch so bei diesen Filmen, bei Ridley Scott eben auch, kann man das immer sehen. Er hat diese ganz klare Darstellung von Frauen. Es gibt die Heiligen und es gibt die Huren. Und Joséphine ist offensichtlich eine Hure. Also die böse, hinterlistige, die die aufrechte Liebe dieses armen Mannes nicht zu schätzen weiß und ihn nur verwendet für ihren eigenen Prestige. Also das fand ich eben sehr, sehr störend. Und dann Napoleon, wo alles dafür gegeben wird, dass ihm überhaupt keinerlei Schuld am Scheitern dieser Beziehungen gibt. Also er hat keine Affären im Film. Das Kind wird auf Druck der Mutter gegeben. Auf einmal hat er auch irgendeinen Mutterkomplex. Und also die Mutter von Napoleon, das war schon ein harter Hund. Das muss man wirklich sagen. Die war knüppelhart. Die konnte auch Joséphine nicht leiden.
DANIEL
01:32:29
Ja, aber die taucht dann auch so unvermittelt auf plötzlich.
SOLVEIG
01:32:32
Und es ist eben auch die Beziehung auch zwischen der Familie von Napoleon und Joséphine ist auch eine sehr komplizierte, weil sie alle sagen, die ist geschieden. Die hat zwei Kinder. Die ist alt. Warum nimmst du die? Also die können sie nicht leiden. Das hat man auch so ein bisschen im Film so deutlich gemacht. Irgendwie eine der jüngeren Schwestern von Napoleon nennt Joséphine immer die Alte. So, also das hätte ich lieber gesehen als irgendwie diese Schlachten. Also ich bin eh nicht der Mensch, der gerne Kriegsfilme guckt. Ich finde das anstrengend, ich finde das auch langweilig.
DANIEL
01:33:04
Ja, so historische Kriegsfilme, okay.
SOLVEIG
01:33:07
Ich mag das, also ich finde es einfach, das ist auch nicht was ich...
DANIEL
01:33:09
So Kanonenkugeln machen wir jetzt nicht so viel Angst. Auch wenn es offensichtlich sehr unangenehm sein könnte, wenn man da noch getroffen wird.
SOLVEIG
01:33:14
Aber das ist halt auch nicht, was mich an Geschichte eben interessiert. Mich interessiert die Beziehungen, mich interessiert einfach so das Zwischenmenschliche. Da hätte ich lieber eben die Familie gesehen, wie die miteinander klarkommt oder auch nicht miteinander klarkommen.
DANIEL
01:33:26
Man hätte auch wunderbar eine Schlacht oder auch zwei da einbauen können, aber er zählt halt irgendwas. Also nicht nur so Versatzstücke, wo man sich dann irgendwie die Hälfte selber zusammenreimen muss. Wahrscheinlich einfach viele, die jetzt das nicht alles auf dem Schirm haben, warum da welche Schlacht wann wo stattfand und was jetzt eigentlich das Problem war mit Joséphine oder überhaupt in Frankreich und warum sind das da, ist Feiern überlebend ein Ball. Gut, das kann man sich noch ausmalen, dass da vorher die Guillotine oft genug vorkam, aber es ist einfach schade. Wie immer, bei ihm tolle Bilder und auch im einzelnen, schönes Sehen, wo man sieht, wie viel Potenzial da drin ist. Nur dann hätte einfach mal jemand ein anständiges Drehbuch schreiben lassen.
SOLVEIG
01:34:07
Ja, genau, auch da, wie ich eben gesagt habe, es wird alles dafür gegeben, Napoleon der Gute zu zeigen, auch in dieser Beziehung, dass wir sogar einen Zeitsprung haben. Also wir springen zurück, wir haben einen Zeitfehler. Weil, das hatte ich dir glaube ich schon im Nachhinein erzählt, wo ich auch dachte, das ist nicht dein Ernst. Die lassen sich 1810 scheiden. Im Januar 1810. Das ist dokumentarisch festgehalten. Und die nächste Szene nach der Scheidung, wo er ihr auch einfach noch mal eine Ohrfeige verpasst, weil sie ja die Scheidungserklärung nicht gescheit vorliest, auch eine Entscheidung, sind wir auf einmal wieder in Tilsit, 1807, wo Napoleon Danza Alexander fragt, ob er die 15-jährige Anna heiraten darf. Also nach dem Motto, wir können nicht zeigen, dass Napoleon vorher schon nach Ehe-Alternativen sucht. Nein, nein, nein, der bringt ganz aufrecht seine Beziehung zu Ende.
DANIEL
01:34:59
Haben sie da eigentlich ein Datum eingeblendet? Die haben das sonst auch immer Datum eingeblendet.
SOLVEIG
01:35:02
Ja, 1807, Tilsit 1807 stand da.
DANIEL
01:35:04
Das Datum war korrekt. Man musste dann auch drauf achten.
SOLVEIG
01:35:08
Aber die Scheidung war trotzdem vorher die 1810 stattgefundene. Also da werden wirklich Daten gedreht, nur damit Napoleon eine weiße Weste behält, was seine Ehe angeht. Ja, aber was wir eigentlich über Geschichten wissen sollten, ist, dass Menschen nicht weiß oder schwarz sind, sondern grau. Und das macht es ja auch so spannend. Also auch Napoleon als Mensch macht, es ist ja so spannend, genau das, dass er auf der einen Seite Kriege geführt hat, Kriege begonnen hat, dass er als Diktator sich an die Macht gebracht hat, aber auf der anderen Seite den Code zivil eingeführt hat. Also dass er viele, viele Facetten hat.
DANIEL
01:35:54
Haben sie das eigentlich erwähnt, dass er das überhaupt erst selber quasi möglich gemacht hat, diese Scheidung? Durch sein Gesetzbuch?
SOLVEIG
01:35:59
Nee.
DANIEL
01:36:02
Ich muss sagen, er hat ja jetzt nicht allzu viele Sympathie-Punkte bekommen. Du meinst jetzt, da ich verstehe, was du meinst, dass er da so weißgewaschen ist, was diese Beziehung angeht. Aber er kommt ja jetzt nicht so ein bisschen, nicht als der große Sympathie-Träger hält aus dem Film raus.
SOLVEIG
01:36:21
Also es geht mir nur um die Beziehung. Also da hat man sich offensichtlich darum bemüht, ihnen den möglichst leuchtenden besten Licht zu zeigen. Und Joséphine ist schuld. Sie ist die Böse.
DANIEL
01:36:33
Also wenn er schlecht dargestellt ist, dann ist es die Joséphine schuld.
SOLVEIG
01:36:36
Genau. Und die Ohrfalke hat sie halt auch verdient, weil sie das nicht richtig vorgelesen hat.
DANIEL
01:36:43
Du wirst dir einfach nicht an, das seinen eigenen Schmerz auszudrücken.
SOLVEIG
01:36:46
Die Scheidung, die er provoziert hat, die er gewollt hat. Oder auch dann zum Schluss eben auch mit diesen Kriegsdarstellungen, also mit diesen Schlachten, die meiner Meinung nach gar nicht reingemusst werden müssen. Das war eben auch noch so ein Punkt. Ich glaube Ridley Scott wollte einfach zu viel. Also der hat ja die gesamte Lebensgeschichte, wo ich so irgendwann dachte, auch so ein Punkt, warum ich nicht schlafen konnte, wie du eingangs erwähntest, weil mir das alles so durch den Kopf war. Aber ich dachte, hätte er doch zwei Filme draus gemacht. Der erste Teil ist der Aufstieg Napoleons bis zur Kaiserkrönung. Der zweite Teil sein Untergang. So, das hätte man in zwei Filmen packen können, narrativ strukturieren können. Und dann hätte das ja funktioniert. Aber dass er das alles in einen Film, das ist viel zu viel. Also er wollte irgendwie alles rein haben. Und dadurch ist halt nichts irgendwie richtig da.
DANIEL
01:37:35
Und dann muss das jemand anders irgendwie so auf einen Abend Kinofilm zusammenschneiden.
SOLVEIG
01:37:40
Und es ist halt nichts.
DANIEL
01:37:42
Hat dann die schönste rausgeschnitten und dabei irgendwie die Story vergessen. Das ist vielleicht bei den viereinhalb Stunden vielleicht besser. Wird der Film ganz anders laufen.
SOLVEIG
01:37:49
Ja, wobei ich glaube...
DANIEL
01:37:51
Also die Grundtendenz bleibt natürlich die gleiche.
SOLVEIG
01:37:55
Wie gesagt, es ist ja nicht nur das, was fehlt, sondern auch das, was da ist. Also von daher war ein netter Versuch.
DANIEL
01:38:05
Man kann ihn sich trotzdem angucken.
SOLVEIG
01:38:06
Man kann ihn sich trotzdem angucken.
DANIEL
01:38:07
Also es wird jetzt niemandem sagen, geht er auf keinen Fall rein.
SOLVEIG
01:38:09
Nee, nee, nee.
DANIEL
01:38:09
Man kann sich vorher noch mal ein bisschen vertraut machen, vielleicht, wenn man nicht ganz so firm ist mit Napoleons Biografie. Aber ihr habt ja jetzt schon diese Folge gehört. Was die Beziehung angeht, seid ihr gut unterrichtet zu dem politischen Teil, auf den ich mich so gefreut habe, kommen wir heute leider nicht mehr. So, noch mal über Moskau sprechen und wieso das brennt und warum der überhaupt Kaiser wird und warum das ganz furchtbar ist. Oder von vielen, also furchtbar gesehen wird. Oder wie überhaupt generell in der Gesellschaft, vor allem in Deutschland, die einen ihn einfach nur als Heiligen der Revolution und der Freiheit römen und die anderen abgrundtief hassen. Aber ich denke, wir haben sozusagen, oder du viel mehr, hast heute das nachgeliefert, was Ridley Scott nicht geschafft hat.
SOLVEIG
01:38:50
Was mir versprochen worden war. Und wenn man mir das nicht gibt, dann muss ich mich halt selber darum kümmern.
DANIEL
01:38:59
In diesem Sinne, vielen Dank, Solveig, vor allem für die Briefe und dass ich Napoleon lesen durfte. Und wie immer an euch die Aufforderung. Schreibt uns, wenn ihr in dem Film wart, vor allem, und das irgendwie gar nicht nachvollziehen könnt, was wir heute gesagt haben. Oder ihr noch dringend etwas anderes loswerden müsst als Kommentar zu Napoleon und dem, was wir oder vielmehr Solveig vor allem heute erzählt hat. Und natürlich nicht vergessen, wenn ihr zufällig das hier als erste Folge unseres Podcasts hört, dann abonniert uns doch bitte gleich. Und alle, die uns immer wieder gerne hören, bitte auch schenkt uns ein paar Sterne in den Bewertungen. Schreibt uns vielleicht auch was Nettes, damit noch mehr Menschen die wahre Geschichte von Napoleon und Joséphine erfahren. Und wir hoffen, es war nicht schlimm für euch im Kino. Und wir wollen niemanden abhalten, von euch ins Kino zu gehen, um sich das anzuschauen. Und ich denke, ich werde auch da nochmal reingucken, wenn die ganzen viereinhalb Stunden da sind. Man kann ja dann skippen. Willst du es dir nochmal angucken, dann die ganze Shows?
SOLVEIG
01:40:07
Ich habe kein Apple TV.
DANIEL
01:40:09
Ich habe auch kein Apple TV, aber wir finden schon Mittel und Wege. Und ihr draußen?
SOLVEIG
01:40:14
Danke, dass ich das erzählen durfte.
DANIEL
01:40:16
Lass uns mal wieder loswerden. Ich wusste, dass zwei Tage für dich, hat es sich in mich hineingefressen.
SOLVEIG
01:40:22
Hat es sich in mich hineingefressen.
DANIEL
01:40:23
Und jetzt endlich kannst du wieder durchschlafen. Solveig, wir haben den Hut vergessen. Mein Göttinfilm ist doch der Hauptdarsteller, ist doch der Hut. Der wird immer größer im Film.
SOLVEIG
01:40:43
Aber der wird dann symbolisch hier erschossen.
DANIEL
01:40:45
Stimmt. Aber in den Wartelow ist das Loch im Hut.
SOLVEIG
01:40:47
Die Macht Napoleon wird gebrochen, in dem der Hut getötet wird.