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Dein Geschichtspodcast mit Daniel und Solveig

FG032 - Bürgerliche Frauenbewegung

18.01.2024 60 min

Zusammenfassung & Show Notes

Gleich zum Start in das neue Podcast-Jahr verspricht uns Solveig eine neue Trilogie! Diesmal stimmen wir uns auf den Frauentag im März ein und schauen auf verschiedene Gruppierungen der Frauenbewegung im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert. Im ersten Teil geht es um die bürgerlichen Frauen und ihren Kampf um Bildung.

Die Frauen werden unterstützt vom sozialistischen Vorkämpfer August Bebel. Der beschwert sich über die hartnäckigen Vorurteile gegenüber Frauen. Denn die meisten Männer sehen das "schwache" Geschlecht mit den Augen des Aufklärers Johann Ludwig Ewald. Das ist ein aus der Episode über Johanna Haarer bekannter Naturphilosph. Er hielt seinen Zeitgenössinen Vorlesungen darüber, welche Rolle die Natur für sie vorgesehen hat und derer sie sich nicht erwehren sollen.

"Drohende und tobende Weiber" hatte Ewald vermutlich in der englischen Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft oder der französischen Revolutionärin Olympe de Gouges. Deren Vorstellungen von Frauenrechten stieß seinerzeit auf wenig Verständnis und kostete sie das Leben!

In Deutschland werden Frauen in der Revolution von 1848 politisch sichtbar und eine zentrale Rolle spielte dabei Louise Otto-Peters. Sie wurde später zur Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins. Dessen Ziel war es vor allem, Frauen Zugang zu höherer Bildung zu verschaffen und die rechtliche Gleichstellung der Frau zu erreichen. Die bürgerlichen Vereinsmitglieder hätten aber ansonsten den naturphilosophischen Äußerungen immer nochzugestimmt - insbesondere was die Mutterschaft betraf.

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#Deutschland #Europa #Frauen #Frauenbewegung #Frauenrechte #Neuere_und_neueste_Geschichte

Transkript

DANIEL
00:00:00
Es soll ja zum Konzept mancher Geschichtspodcasts gehören, dass der eine Beteiligte nicht weiß, was das Thema sein wird, aber bekanntermaßen haben wir ja kein Konzept.
SOLVEIG
00:00:30
Hallo Daniel!
DANIEL
00:00:41
Und es ist schön, dass wir im neuen Jahr wieder ganz real, physisch an einem Tisch sitzen und ja, wir können auch sagen, heute ist das Fest der Heiligen Drei Könige, wir wollten ja eigentlich über jedes Hochfest eine Folge machen, aber ich glaube, darum wird es heute nicht gehen.
SOLVEIG
00:00:58
Darum ging es ja auch schon.
DANIEL
00:01:00
Darum ging es auch schon, wir haben ja sehr ausführlich auch über diese vermeintlichen Könige geredet und wie sie heißen könnten und woher sie vielleicht kamen und wer der Älteste war und so weiter, aber ich wollte das nur erwähnen, damit die Hörerschaft weiß, dass wir am 6. Januar aufnehmen und du etwas beengt, nebelig oder fast schon im Weihnachtsbaum sitzt. Denn natürlich steht es ja bei mir noch. Nicht wie meine Nachbarschaft schmeißt es hier immer so einen Tag nach Silvester schon wieder raus vor die Tür, aber hier überraschenderweise halten sich die Nadeln noch, sodass wir immer noch in einer etwas nachweihnachtlichen Stimmung eine Folge aufnehmen und dazu ist Solveig angereist.
SOLVEIG
00:01:37
Nur dafür.
DANIEL
00:01:39
Ja wie, hast du noch andere Dinge zu erledigen gehabt hier?
SOLVEIG
00:01:42
Nein, natürlich nicht, ich bin nur für dich da.
DANIEL
00:01:44
Ich habe auch Hoffnung und ja tatsächlich habe ich keine Ahnung worum es gehen wird, es muss was mit Mittelalter zu tun haben eigentlich, obwohl du hast das schon ziemlich deutlich gemacht, scheinbar hast du noch andere Themen, die dich bewegen.
SOLVEIG
00:01:56
Ich kann ja eigentlich nur, ich kann nur zwei Dinge, haben wir eben schon drüber gesprochen, ich kann nur zwei Dinge.
DANIEL
00:02:01
Mittelalter oder?
SOLVEIG
00:02:03
Frauen. Oh Gott, Frauen. Das sind die zwei Sachen, die ich kann.
DANIEL
00:02:09
Also das war schon die erste Drohung, die du vorhin ausgesprochen hast, es geht um Frauen und die zweite Drohung war, dass es irgendwie so sizilianische Ausmaße annehmen könnte. Ich frage mich, wie kann man denn bitte so lange über Frauen reden, du hast schon so oft über Frauen geredet.
SOLVEIG
00:02:22
Ja und ich dachte mir, jedes Jahr kriegt eins ein Trilogie. Oh Gott. Letztes Jahr war es Sizilien und dieses Jahr soll ich es schon verraten?
DANIEL
00:02:33
Ja ich weiß nicht, also die Folge hat angefangen.
SOLVEIG
00:02:35
Jetzt können wir es erzählen.
DANIEL
00:02:37
Also ich bin gespannt, die Leute wissen ja schon, wahrscheinlich am Titel haben sie erkannt worum es geht, also ihr wisst jetzt besser Bescheid als ich. Also was ist los, was bewegt uns so hier oder dich so sehr?
SOLVEIG
00:02:47
Es geht um eine Bewegung.
DANIEL
00:02:49
Achso.
SOLVEIG
00:02:50
Es geht nämlich um die erste Frauenbewegung. Ach. Weil ich dachte, ich hatte so in den Kalender geguckt und dachte, Mensch der 8. März steht dann ja auch wieder an.
DANIEL
00:02:58
Aber jetzt haben wir noch die Januar Folge.
SOLVEIG
00:03:00
Ja, aber.
DANIEL
00:03:01
Du möchtest die Trilogie bis dahin, Trilogie, bis dahin abschließen.
SOLVEIG
00:03:05
Genau, bis dahin einmal, weil in Berlin ist es ja seit einigen Jahren Feierstag.
DANIEL
00:03:10
Das stimmt tatsächlich, ja.
SOLVEIG
00:03:11
Die haben da frei.
DANIEL
00:03:12
Das hat sonst niemand.
SOLVEIG
00:03:13
Genau, dafür haben wir an anderen Tagen nicht gefahren.
DANIEL
00:03:15
Reformationstag wollten sie ja nicht.
SOLVEIG
00:03:16
Allerheiligen auch nicht. Und ich habe mich dann hingesetzt und mich vorbereitet und tatsächlich ist es dann viel geworden, weil man im Grunde die erste Frauenbewegung, wie so häufig, es nicht eine Frauenbewegung gab. Es gibt ja auch, wenn wir über die Frauenbewegung in den 70er Jahren beispielsweise sprechen, eben so die zweite Frauenbewegung oder Second Way Feminism, wie man es im Englischen nennt, gibt es ja auch nicht die Frauen. Und so war es ja auch bei der ersten und wenn wir jetzt über die Frauenbewegung sprechen, dann sprechen wir über die deutsche Frauenbewegung, das ist auch nochmal dazu. Wir werden jetzt nicht über Suffragettes reden in England oder den USA, weil das wäre dann jetzt einfach zu viel. Dann steckst du auch mir aufs Dach. Das ist zu viel wert.
DANIEL
00:04:03
Ich bin doch sehr duldsam.
SOLVEIG
00:04:04
Das stimmt. Aber man kann eben die Frauenbewegung in drei grobe Gruppen einteilen. Einmal die OG-Frauenbewegung, die bürgerliche Frauenbewegung.
DANIEL
00:04:12
Die OG? Wieso OG?
SOLVEIG
00:04:14
Das ist Internet-Slang. Was heißt OG? Die Originale.
DANIEL
00:04:18
Ach so.
SOLVEIG
00:04:19
Die Originale. Von der es dann eben in Deutschland ausging.
DANIEL
00:04:23
Gott, ich bin so alt. Ich kann den Internet-Slang nicht.
SOLVEIG
00:04:26
Ich bin ja schon alt fürs Internet.
DANIEL
00:04:29
Du treibst dich da ständig rum.
SOLVEIG
00:04:31
Also wir haben die bürgerliche Frauenbewegung, die dann eben in den 1860ern damit startet. Dann haben wir die sozialistische proletarische Arbeiterbewegung oder Arbeiterinnenbewegung und Frauenbewegung. Und dann gibt es nochmal einen Generationswechsel innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung, die dann eben so als die Radikalen in Anführungszeichen bezeichnet werden. Und dann dachte ich mir, okay, das können wir dann ja sehr schön machen. Also die erste Folge machen wir jetzt über die bürgerliche Frauenbewegung. Dann in einer zweiten Folge reden wir über die Proletarierinnen. Und dann in der dritten Folge geht es dann um die Radikalen. Und das müsste dann so aufgehen, dass...
DANIEL
00:05:12
Die mischen sich dann aus den Bürgerinnen und den Proletarierinnen?
SOLVEIG
00:05:15
Nee, nee, da kommen wir jetzt zu. Warum die so radikal sind. Und dann dachte ich nur, das geht dann so auf, dass wir dann zum 8. März eben einmal dann passend das zusammen haben.
DANIEL
00:05:27
Das klingt auch so ein bisschen so mit Erste-Frauen-Bewegung, als würde das in unseren Podcast-Fluffunk Paulskirche eigentlich auch passen.
SOLVEIG
00:05:33
Genau, deswegen habe ich auch manche Themen nicht vorbereitet, weil ich mir dachte...
DANIEL
00:05:37
Weil du dann eine Folge in Dort übernehmen wirst?
SOLVEIG
00:05:39
Ja, weil ich mir nicht so sicher war, wie weit du da eintauchen möchtest und über gewisse Damen reden willst. Deswegen reiße ich das hier nur an. Das finde ich sehr schön. Ich habe schon gedacht. Wunderbar. Ja. Und ich würde sagen, steigen wir gleich ein. Ja, bitte. Ich habe eine Frage und ich habe tatsächlich recht viele...
DANIEL
00:05:57
Was ist eine Frau?
SOLVEIG
00:05:58
Was ist eine Frau? Denn vielleicht auch... Frauen sind und Männer auch... Entschuldige, bitte. Nein, alles gut.
DANIEL
00:06:05
L'Oreo, Papa Deporters. Schön, alles gut.
SOLVEIG
00:06:08
Ich habe noch recht viele Quellen mitgebracht, weil ich tatsächlich recht viele Quellen gefunden habe. Also jetzt nicht mal nur durch mich, sondern auch in der Literatur, was ich sehr schön fand. Und ich habe zum Einstieg einmal ein paar Aussagen mitgebracht. Und du darfst jetzt entscheiden, möchtest du August Bebel sein oder möchtest du Johann Ludwig Ewald sein?
DANIEL
00:06:28
Wer ist Johann? Er sagt mir irgendwas, den Namen.
SOLVEIG
00:06:30
Über den haben wir schon mal gesprochen.
DANIEL
00:06:31
Aber ich weiß gerade nicht spontan, wer das war. Ein Aufklärer?
SOLVEIG
00:06:34
Ja, über den haben wir gesprochen, als es um Johanna Hara ging. Und wir über die Kindererziehung im 18. und 19. Jahrhundert gesprochen haben.
DANIEL
00:06:42
Grüße gehen auch noch an Lutz. Vielen Dank für deine Nachricht. Wir haben sie gelesen, nur noch nicht jetzt drauf geantwortet. Wegen der Bindungsgeschichte. Dass das wahrscheinlich schon ein bisschen älter ist, als du das vielleicht als jung bezeichnest. Lutz, du musst aber bedenken, dass wir ja Historiker sind. Und wenn Zollwerk eigentlich ständig im Mittelalter verweilt, sind einfach 50 Jahre quasi gerade gestern gewesen. Nimm das bitte nicht so wörtlich.
SOLVEIG
00:07:06
Für mich sind alte Thesen, was Thomas von Aquin geschrieben hat. Das ist alt.
DANIEL
00:07:13
Okay, der Ewald.
SOLVEIG
00:07:14
Da hatte ich es auch schon angemerkt, dass ich den kritisch sehe. Dass ich den auch durch gewisse Äußerungen ein bisschen ein Hühnchen mit dem zu rufen habe. Aber da hatten wir über die Kindererziehung gesprochen. Da hatte er jetzt nichts so Schlimmes zu reden. Aber ich hatte einfach mal so als Einstieg. Weil es natürlich auch so ein bisschen, wenn man sich mit dem Thema jetzt nicht so auskennt, warum müssen die sich überhaupt bewegen? Was ist eigentlich das Problem? Was haben die Frauen schon wieder? Und wenn man sich eben dann auch mit der bürgerlichen Frauenbewegung, wenn man die verstehen möchte, dann muss man sich einfach klar machen, was ist überhaupt das bürgerliche Frauenbild? Da haben wir auch schon häufiger drüber gesprochen. Aber ich dachte, jetzt nehmen wir uns mal die Zeit, um dann ausführlich darüber zu reden. Aber eben beim Lesen bin ich dann auf ein Zitat von August Bäbel gestoßen. Das fand ich schon ganz interessant, weil vieles, was wir jetzt auch besprechen werden in dieser Reihe, mich auch dann so an Dinge erinnern oder denken ließ, die während der zweiten Frauenbewegung aufkommen. Oder die auch heute noch immer mal wieder angebracht werden. Und da fand ich das Zitat von August Bäbel eben sehr, sehr schön. Und ich entscheide jetzt einfach, ich bin August Bäbel. Okay, ist okay. Denn August Bäbel schreibt in seinem Buch Die Frau und der Sozialismus. Jene, die alles beim Alten lassen wollen, sind mit der Antwort rasch bei der Hand und glauben die Sache damit abgetan, dass die Frauen auf ihren Naturberuf verweisen. Sie sehen nicht, dass Millionen Frauen gar nicht in der Lage sind, den ihnen vindizierten Naturberuf als Hauswirtin, Kindergebärerin und Kindererzieherin zu erfüllen. Das kümmert freilich diese Waisen ebenso wenig wie die Tatsache, dass Millionen Frauen in den verschiedensten Lebensberufen oft in unnatürlichster Weise und weit über das Maß ihrer Kräfte sich abrackern müssen, um das nackte Leben zu fristen. Sie verschließen vor dieser unliebsamen Tatsache die Augen und Ohren, indem sie sich trösten, dass es ewig so gewesen ist und ewig so bleiben werde. Dass die Frau das Recht hat, in den Kulturerrungenschaften unserer Zeit vollen Anteil zu nehmen, so gut wie der Mann, davon wollen sie nichts wissen. Und man sagt ihnen noch, dass die Frau auch ökonomisch unabhängig sein müsse, damit sie nicht mehr von dem Wohlwollen und der Gnade des anderen Geschlechts abhängig ist. Dann hat ihre Geduld ein Ende. Ihr Zorn entbrennt und es folgt ein Strom heftiger Anklagen über die Verrücktheit der Zeit und ihre wahnwitzigen, emanzipatorischen Bestrebungen. Und da musste ich an so ein paar Personen denken, die auch heute... Aus deinem Umfeld? Nicht aus meinem Umfeld, aber so aus Funk und Medien, die von Gender-Gaga sprechen oder von einer Gurafen-Dick-Saft-Truppe. Und all diese Dinge heute eben auch genau so darauf reagieren, wenn man eben über Feminismus spricht, über Gender, über Queerness. Ja, jetzt ist halt auch mal gut. Ja, diese Verweichlichten, Großstädter mit ihrem Wahnsinn. Und das fand ich ganz interessant, dass auch ein August Bebel in den 1880ern darauf so reagiert. Mit den gleichen Leuten zu tun hatte? Mit den gleichen Leuten zu tun hatte. Die Argumente damals schon die gleichen waren wie heute. Es war doch immer schon so. Ich verstehe gar nicht, wo das Problem ist.
DANIEL
00:10:21
Aber der spricht doch jetzt hier nicht über die bürgerlichen Frauen, oder? Wenn die für ihr Dasein hier rackern müssen.
SOLVEIG
00:10:27
Er spricht über die Leute, die dagegen sind. Das ist genau eben auch. Also im Grunde die Leute, die eben jetzt hier auch von den Bekloppten reden, sagt er ja. Also das muss man eben auch sagen. August Bebel ist ja auch der Seite der Frauenbewegung. Und das macht er eben hier deutlich, auf welche Reaktionen die treffen. Und das fand ich eben ganz interessant, weil das sind immer noch heute die gleichen Reaktionen, die man so kriegt. Darf nicht, Mensch. So anders sind wir gar nicht.
DANIEL
00:10:54
Aber jetzt haben sich die Themen so weit erledigt, dass wir uns über ein Sternchen im Schriftbild aufregen.
SOLVEIG
00:11:00
Dabei muss man eben fragen, wie man sich das so weit erledigt. Ja, okay. So, also das nochmal so zum Einstieg. Also auch da, mit welchen Reaktionen man damals konfrontiert wurde, mit welchen Reaktionen man heute konfrontiert wird. Und jetzt geht es eben darum, gegen was sich eigentlich ein August Bebel in den 1880ern richtet. Was er eben auch meint mit Naturberuf. Gebären. Ja, da haben wir jetzt nämlich einige Zitate von Johann Ludwig Eholz.
DANIEL
00:11:28
Jetzt bin ich schon.
SOLVEIG
00:11:29
Jetzt bist du schon dran. Das geht tatsächlich viel. Also das sind immer so Abschnitte. Du kannst mal gucken.
DANIEL
00:11:34
Ja, möchtest du dazwischen was sagen?
SOLVEIG
00:11:35
Jesus Maria. Deswegen, ich würde sagen, du liest es einmal vor und dann sprechen wir, was du gerade so empfindest.
DANIEL
00:11:44
Das Wohl des Staates, eines Amts, einer Stadt, einer Gemeinde mag von einem Mann abhängen. Aber das Wohl des Hauses, der Familie, selbst des Gatten, hängt immer größtenteils von ihnen ab. Wieso ist ihnen mit großem I geschrieben? Wem schreibt er das?
SOLVEIG
00:12:01
Weil das, also dieses Buch ist eine Verschriftlichung von Vorlesungen, die er gehalten hat an junge Frauen. Ach so. Also dieses Buch ist, glaube ich, so Vorlesungen, wie man eine gute Ehefrau, Mutter und Haushälterin wird. Also er spricht hier direkt die Frauen an. Deswegen ist das ihnen großgeschrieben, weil er eben mit den Frauen direkt spricht.
DANIEL
00:12:23
Ja, aber das ist doch der Klassiker, dass die Frau zu Hause die Hosen an hat. Genau. Und der Mann darf halt draußen spielen. Und da hält sie sich zurück. Aber zu Hause wäre der Mann nichts ohne sie.
SOLVEIG
00:12:34
Genau.
DANIEL
00:12:35
Das, was dann auch so die Herren im Rampenlicht immer gerne betonen, wenn die Dame dann beim Dinner mal dabei sein darf. Ich wäre nichts ohne sie. Hängt immer größtenteils von ihnen ab. Der Unterschied, den die Natur selbst in der Bildung des weiblichen und männlichen Geschlechts gezeichnet hat, sollte, wie Sie sich erinnern werden, der Punkt sein, von dem wir ausgingen. Und er ist es mit Recht. Heilig ist die Stimme der Natur. Ihre Winke sind Gesetze, die wir nicht ohne Schaden übertreten können. Ein drohendes, tobendes, gewaltiges Weib und ein feiger, ohnmächtiger, schmachtender Mann sind beides unerträgliche, unbrauchbare Geschöpfe.
SOLVEIG
00:13:14
Ja.
DANIEL
00:13:17
Was die Natur so hervorbringt.
SOLVEIG
00:13:20
Ich habe die schlimmen Sachen schon rausgenommen. Denn er benannt sie nicht nur unerträglich, er nennt sie auch Missgeburten. Achso. Ja, das haben wir ausgeklärt.
DANIEL
00:13:32
Sehen Sie auf das Ganze Ihres Körpers, das Knochengebäude, die Muskeln. Die ganze Körperbildung ist schwächer als bei dem Mann. Der immer wusste, was er tat und warum er es tat, hätte sie der wohl so geschaffen, wenn sie bestimmt wären, zu drohen, zu trotzen, sich mit Gewalt zu widersetzen, mit Gewalt durchzusetzen, was ihr Kopf will? Diese zarte Hand sollte mit Gewalt anfassen, festhalten, an sich reißen, was nicht zu ihr will? Dieser schwächere Arm sollte sich mit dem starken, muskelreichen Mannesarme messen? Diese zarte, fleischige Brust wäre zum Widerstehen der so verletzbare Busen zum Entgegenstemmen gemacht? Der Geier hat keinen Schnabel wie die Taube und der Tiger keine Zähne wie ein Lamm. Eben darum, weil das Lamm ein Lamm und der Tiger ein Tiger sein soll. Das finde ich schön, dass du mir den Ewald gegeben hast. Das macht viel mehr Spaß als der Olle Bebel hier.
SOLVEIG
00:14:28
Das stimmt.
DANIEL
00:14:30
Der Tiger ein Tiger sein soll. Es ist ein bisschen, als würde er da seine eigenen Gelüste, als hätte er Spaß daran, die Frauen da anzureden, auf diese Art und Weise. Ist das eine Besserungsanstalt für diese widerspenstigen, radikalen Damen?
SOLVEIG
00:14:45
Nein, nein, nein. Wir sind 100 Jahre früher. Das hatte ich nicht gesagt.
DANIEL
00:14:48
Ich stehe da, glaube ich, auf 1798.
SOLVEIG
00:14:52
Wir sind jetzt wirklich in der Zeit, wo sich diese Vorstellungen auch in dem Sinne konstituieren, dass sie aufgeschrieben werden. Sie sind sicherlich schon ein paar Jahre alt, aber jetzt werden eben solche Ratgeber publiziert, wie man sich richtig zu verhalten hat, auch als Frau. Das hatten wir ja auch in der Folge mit Rousseau besprochen, dass es eben schon lange Zeit Handbücher gibt, auch seit dem Mittelalter, wie man sich als Mann und vor allem als Herrscher verhält. Und das kommt jetzt eben auch für die Frauen.
DANIEL
00:15:21
Wir sind ja jetzt auch fast, ja, ziemlich genau 100 Jahre, gut 90 Jahre ungefähr zurückgegangen, im Vergleich zu August Bebel. Da finde ich es jetzt schon überraschend. Also offenbar gibt es ja hier Frauen, die sich als Tiger fühlen und meinen, ihre Brust könne sich entgegenstellen. Also ihr scheint ja hier auf irgendwas zu rekurrieren. Also irgendwelche Vorstellungen, die vielleicht diese Frauen schon im Kopf haben oder ihre Männer hatten. Erfahrungen haben ihre Frau hierhin geschickt, damit sie bei Herrn Ewald mal hören, wie die Natur sie eigentlich will.
SOLVEIG
00:15:52
Ja, also ich glaube nicht, dass das so ist. Ich weiß jetzt nicht, welche Leute da waren, aber es klang jetzt eher so, dass das so eine Vorbereitung auf die Ehe ist oder für Damen, die gerade geheiratet haben. Also das ist jetzt, es geht da eher eben nur.
DANIEL
00:16:05
Ja, nur, aber warum sollte er hier sagen, dass Frauen offenbar, also es muss ja offenbar Frauen geben, die drohen, trotzdem sich mit Gewalt widersetzen.
SOLVEIG
00:16:12
Ja, das scheint halt doch nicht so natürlich zu sein.
DANIEL
00:16:14
Und durchzusetzen, was ihr Kopf will.
SOLVEIG
00:16:16
Scheint halt nicht so natürlich zu sein.
DANIEL
00:16:17
Ja, dann sind hier Frauen halt wieder natürlich.
SOLVEIG
00:16:19
Ja, genau. Darum geht es ja. Oder die falschen Geschöpfe. Es wird ja hier mit diesem, das was Ewald macht oder, das ist ja nicht nur er, er hat es einfach so plakativ aufgeschrieben, aber das ist eben in den Köpfen. Also das ist eben auch so das Thema der Aufklärung, dass jetzt hier von Natürlichkeit gesprochen wird, von einem Natürlichen, wie Frauen von der Natur aus sind. Aber offensichtlich sind es ja nicht von Natur aus, sonst müsste man es ihnen ja nicht so erzählen, dass das alles wieder natürlich ist. Also das ist ja eh dieser, ja wie ist es das Wort dafür? Also der Quatsch dahinter, dass man eben sagt, das ist wieder natürlich, aber man denkt sich, aber wenn ich es doch mache von Natur aus, wie kann das wieder natürlich sein? Und gerade da, die letzten...
DANIEL
00:16:57
Weil es eine schlechte Bildung herausnimmt.
SOLVEIG
00:16:59
Weil es eben Missgeburten sind. Und gerade das, was du jetzt als letztes vorgelesen hast, das war mir so unangenehm, das abzutippen, weil das wirklich so auch schon in eine gewisse körperliche Übergriffigkeit zum Teil geht. Also du als Frau darfst dich nicht wehren nach dem Motto, du kannst nicht...
DANIEL
00:17:16
Die zarte fleischige Brust wäre zum Widerstehen? Nein, der so verletzbare Brusten zum Entgegenstemmen gemacht? Nein, gib dich hin.
SOLVEIG
00:17:23
Ja genau, also du bist dazu da nachzugeben und passiv zu sein, wenn der Mann aktiv zu dir kommt. Und das ist wahnsinnig, wahnsinnig unangenehm. Es wird aber noch schöner.
DANIEL
00:17:33
Alles an dem weiblichen Körper ist weicher, schlaffer, nachgiebiger. Nicht so strammes, unbiegsames, ungeschmeidiges wie bei dem Manne. Daher empfindet der weibliche Körper den Schmerz nicht so heftig wie der männliche. Jeder Muskel gibt nach, weicht aus, drückt sich zusammen, winkt, dass das Weib mehr zum stillen Dulden gemacht ist. Wink? Achso, ein Hinweis. Also der Körper sagt schon...
SOLVEIG
00:17:59
Du bist passiv.
DANIEL
00:18:00
Gib dich hin. Er dich nicht.
SOLVEIG
00:18:02
Schließ die Augen und denk an ihn.
DANIEL
00:18:03
Es tut nicht mal weh bei dir.
SOLVEIG
00:18:05
Du weißt gar nicht, was du hast.
DANIEL
00:18:07
Zu einer eigentlichen Denkerin ist also das Weib nicht bestimmt. Sie soll erblicken, ahnden, empfinden, nicht forschen, grübeln, Begriffe spalten. Sie empfängt Wahrheit nicht durch Schlüsse, sondern durch einen gewissen Takt, eine gewisse Inspiration ihres Gefühls. Will also das Weib eine eigentliche Denkerin, eine Philosophin, eine spekulative Politikerin werden, so vernachlässigt sie ihre Eigentümlichkeiten, in denen sie Meisterin werden kann und hascht nach anderen, in denen sie doch nur mittelmäßig bleiben wird. Will das Weib eine Denkerin sein, so gibt sie sich das Ansehen, als wolle sie die Nebenbuhlerin des Mannes sein. Und eine Nebenbuhlerin liebt man nicht, man verachtet oder man hasst sie. Was soll aber ein Weib, das nicht geliebt wird durch ihre Schuld? Sie ist ein unnützes Glied in der menschlichen Gesellschaft.
SOLVEIG
00:19:01
Yeah. Ich bin ein unnützes Glied.
DANIEL
00:19:06
Was, du wirst nicht geliebt?
SOLVEIG
00:19:07
Ich werde nicht geliebt. Durch deine eigene Schuld? Durch meine eigene Schuld.
DANIEL
00:19:10
Du bist die Nebenbuhlerin des Mannes.
SOLVEIG
00:19:11
Genau, ich habe alles falsch gemacht. Ach ja.
DANIEL
00:19:17
Möchtest du dazu noch was sagen? Es geht glaube ich mehr um deine Empfindung als um meine.
SOLVEIG
00:19:22
Wenn ihr euch manchmal vielleicht schon die Frage gestellt habt, wieso ist dieser Portal Dutch Podcast eigentlich so ein Mittelmaß?
DANIEL
00:19:32
Es wird Zeit, dass ich endlich mal wieder eine Folge übernehme. Ich hatte ja nur gedacht, wir machen eine Folge, die du jetzt mal machst, dass ich jetzt drei Folgen warten muss, bis ich mal wieder dran bin.
SOLVEIG
00:19:42
Aber ich hoffe trotzdem, dass du mich nicht hasst.
DANIEL
00:19:46
Ich dulde dich.
SOLVEIG
00:19:48
Wenn ich deine Nebenbuhlerin bin. Es tut mir auch leid, jetzt drüber zu lachen, ob ich manchmal nicht mehr hasse. Manchmal kann man bei sowas lachen. Das ist doch auch unterhaltsam heutzutage.
DANIEL
00:20:03
Ich glaube so. Wahrscheinlich will sich noch jemand finden, der das so denkt.
SOLVEIG
00:20:07
Ich bin mir sicher, dass es sich. Gespräche, die ich mit Personen in meinem Alter geführt habe, auch noch nicht so lange her, da kam das sowas schon durch. Aber wahrscheinlich nicht so elaboriert. Nicht so elaboriert, nicht so offensichtlich.
DANIEL
00:20:19
Nicht so naturphilosophisch.
SOLVEIG
00:20:20
Ja, aber man merkt, dass da doch so gewisse Vorstellungen, die in diese Richtung gehen, doch noch vorhanden sind. Dass man als Frau sich damit ja nicht so auskennen kann. Also von daher. Ich finde es eben sehr, sehr wichtig, dass wir uns jetzt doch einmal mit ihm auseinandersetzen, weil das einfach da erklärt, wo das alles herkommt, was eben auch heutzutage noch in unseren Köpfen so drin ist. Deswegen machen wir das jetzt so ausführlich, auch wenn man zum Teil wirklich nur darüber lachen kann. Oder zumindest sollte.
DANIEL
00:20:49
Ewald ist aber auch noch nicht fertig. Mal gucken, ob du immer noch lachst dann gleich. Das Zärtere, Feinere, Rundere seines Baus ist offenbar zum Gefallen gemacht.
SOLVEIG
00:20:58
Was ist das?
DANIEL
00:20:59
Sprichst du jetzt über Männer oder was? Das Feinere, Rundere seines Baus? Sprichst du über mich, weil ich jetzt einen Bauch mittlerweile habe oder was?
SOLVEIG
00:21:07
Ich glaube, des reiblichen Körpers.
DANIEL
00:21:09
Ach so. Also das Zärtere, Feinere, Rundere seines Baus ist offenbar zum Geschallen gemacht. Und wem gefällt das Vibe?
SOLVEIG
00:21:16
Wem mag sie gefallen?
DANIEL
00:21:17
Als dem, der manches hat, was ihr fehlt. Und dem alles fehlt, was sie hat. Dem Manne. Sie für sich allein kann nicht gut bestehen. Denn sie kann sich nicht schützen. Gehilfin des Mannes zu sein, ist also ihr erster und großer Beruf. Aber nicht ihr einziger. Sie hat schon einen anderen, weil sie Gehilfin des Mannes sein soll. Die Ungeschicklichkeit des Mannes, kleine Hausgeschäfte zu besorgen und ihre Gewandtheit, Geschmeidigkeit, ihr Talent dafür, ihr Auge, dem nichts entgeht, ihr Ordnungsgeist, Reinlichkeitsgeist, Verschönerungsgeist, Ersparungsgeist. Alles das zeigt ihr, dass sie nicht Gehilfin des Mannes sein könne, ohne Hausfrau zu sein.
SOLVEIG
00:21:57
Mutter zu sein,
DANIEL
00:21:58
das lehrt sie der bereitete Nahrungssaft in ihrer Brust. Und die zärtliche, sorgsame, sich aufzuopfern, so willige Liebe in ihrem Herzen. Ein Kind ist wahrer Teil ihres Wesens.
SOLVEIG
00:22:11
Ach, es ist gerade zu.
DANIEL
00:22:12
Wenn man den Inhalt einfach ausschaltet, das ist halt so erbaulich. Frauen können halt Multitasking.
SOLVEIG
00:22:20
Ja, weil Männer scheinbar das nicht können. Ich denke mir immer, auch als Mann wäre ich da beleidigt. Keine Ahnung, aber ich würde mich da beleidigt fühlen. Nach dem Motto, Männer brauchen halt die Frau, weil sie alleine nicht putzen können, weil sie nicht reinlich sind, weil sie mit Geld ausgeben, umgehen können. Also denke ich so, Entschuldigung.
DANIEL
00:22:42
Ja, außer man ist im Finanzministerium. Die offiziellen Gelder, da muss der Mann sich drum kümmern. Nur zu Hause, da ist dann die Dame.
SOLVEIG
00:22:48
Darf die Schlüssel haben. Diese Infantilisierung von Männern, das ist doch auch für Männer nicht.
DANIEL
00:22:56
Und ein Kind ist wahrer Teil ihres Wesens. Du bist nicht wesentlich Frau ohne ein Kind.
SOLVEIG
00:23:01
Aber wir haben ja eh schon festgestellt, dass du eigentlich gar keine Frau bist. Genau. Von daher.
DANIEL
00:23:09
Zwar weckt das Glück also. Die Stimmung, die Lebensart, das ganze Sein des Mannes, hängt größtenteils davon ab, welche Gattin er hat. Er kann viel oder wenig tun, wird mehr oder versinkt, ist ein guter Vater oder ein schlechterer Vater, ein guter Hauswirt oder ein Verschwender, je nachdem ihn seine Gattin mehr oder weniger glücklich macht. Der Mann hängt völlig ab von seiner Frau.
SOLVEIG
00:23:36
Also ist er scheinbar auch kein erwachsener Mensch, der für seine Selbstverantwortung tragen kann. Sondern er ist im Grunde nur ein großes Kind. Ich als Mann wäre ich dabei.
DANIEL
00:23:46
Und der Herr Ewald, eigentlich hätten wir jetzt doch erstmal die von mir immer noch lang ersehnte Folge über die Aufklärung hören müssen.
SOLVEIG
00:23:53
Nein.
DANIEL
00:23:54
Wir spielen jetzt doch hier ein bisschen rein. Nein. Also Herr Ewald würde schon auch rumgehen und irgendwelchen Bäuerinnen, die ihre Kinder stillen, Blumen schenken. Aber was war der Herr Ewald, was war sein Zitat damals in der Folge? War er positiv besetzt, was die Kindererziehung anging?
SOLVEIG
00:24:11
Da war er schon nett. Da war er schon nett. Also das, was er dann, dass man mit denen redet, dass man denen Aufmerksamkeit schenkt. So wie seiner Frau auch manchmal. Ja. Also beziehungsweise die Frau muss es halt machen. Weil sie ist davon ja Natur aus her. Und nochmal, es geht jetzt gar nicht darum, diesen Ewald zu dissen. Und zu zeigen, was für ein schlimmer Mensch er persönlich war. Ob all das, was danach kam, auf ihn persönlich zurückzuführen ist. Sondern er hat einfach das Pech, dass er das so schön plakativ hingeschrieben hat, dass ich das in einem Podcast plakativ darstellen kann.
DANIEL
00:24:44
200 Jahre später.
SOLVEIG
00:24:45
200 Jahre später. Also nicht er ist das Problem. Also reißt jetzt nicht in die Vergangenheit und bringt Ewald um und glaubt, das würde helfen. Sondern er macht es einfach nur so plakativ, dass man hier wirklich mit dem Finger drauf zeigen kann und sagen kann, das ist das Problem. Und da sind wir eben so ein bisschen drüber weggegangen, weil ich mich schon über die Infantilisierung von Männern aufgeregt habe. Aber auch das, wenn er sagt, die Frau ist nur zum Gefallen für den Mann da. Wo ich schon meinte, es gibt so gewisse Vorstellungen, die ihm auch heute noch in den Köpfen sind. Und gewisse Aussagen, da kommt das wieder. Also wenn dann irgendwie auch Männer und da sprechen wir jetzt von diesen Alpha Bros, die da ihre Podcast haben und erzählen, wie Frauen sind. Und Frauen sind alle böse.
DANIEL
00:25:28
Hast du dir das zur Einstimmung angehört?
SOLVEIG
00:25:30
Oh Gott, du Wissen.
DANIEL
00:25:33
Sollen wir das in die Show-Notes verlinken?
SOLVEIG
00:25:35
Nein, aber auch so ein Andrew Tate oder wie sie alle heißen, die ja genau im Grunde das nachplappern, was gerade der Ewald uns erzählt hat. Nur halt nicht mehr so schön, sondern weil Ewald, wenn man das ganze Buch mal liest, merkt man, dass da das perfide daran ist, dass er mich persönlich zwar beleidigt als gescheiterte Frau, aber an sich das Frau sein sehr würdigt. Also diese Rolle, die er ihnen jetzt zuschreibt, diese Naturrolle sagt, das ist ihm gut. Und wenn ihr so seid, dann seid ihr ganz toll. Und das ist bewundernswert und das ist fördernswert. Während eben solche Leute, die jetzt bei YouTube ihre Podcasts haben oder wo auch immer die auch zu hören sind, die ja Frauen immer abwerten und sagen, Frauen sind böse und die sind schuld und Feminismus ist schuld an allem Schlimm, was auf dieser Welt passiert. Also auch da muss man nochmal so unterscheiden. Aber gerade die bringen immer auch heute noch so Argumente, wie wenn Frauen auf ihr Aussehen achten, wenn Frauen Make-up verwenden, das machen sie ja nur, um Männern zu gefallen und Aufmerksamkeit für Männern zu bekommen. Also auch da finden wir wieder dieses Argument, von wegen Frauen sind eigentlich keine eigenständigen Wesen, sondern sie sind eigentlich immer nur so Anhängsel vom Mann oder Erweiterungen vom Mann. Also alles, was sie tun, tun sie nicht für sich, sondern für den Mann. Und das sehen wir bei Ewald ja auch. Also die Frau, sie ist Gehilfin des Mannes. Also ihr ganzes Leben richtet sich darauf, sein Leben schöner zu machen.
DANIEL
00:26:55
Aber sein Erfolg ist abhängig davon, ob sie ihn glücklich macht. Also ohne, wenn ich keine Frau habe, dann wird aus mir auch eigentlich nichts.
SOLVEIG
00:27:02
Ja, denkt mal darüber nach. Das ist doch scheiße. Also das ist doch für beide scheiße.
DANIEL
00:27:13
Ja, deswegen die Natur will, dass sich die beiden vereinen.
SOLVEIG
00:27:16
Ja, aber warum darf nur der eine in die Welt hinaus und der andere nicht? Weil es uns das Haus verdreckt. Aber warum ist nur der eine verantwortlich für den anderen und der andere nicht? Das ist, was mich so stört. Gab es denn damals Frauen,
DANIEL
00:27:31
die das gestört hat? Um 1780 oder wann war das?
SOLVEIG
00:27:34
Genau, da kommen wir jetzt nämlich hin. Also ich wollte noch einmal so das zusammenfassen, was wir gerade eben auch noch besprochen haben. Also eben all diese Punkte. Und da kommen wir eben schon, also auch schon vor Ewald. In 1792 haben wir Frauen, die sagen, das ist alles Scheiße, was ihr hier labert. Und die erste und bekannteste, auch weil sie eben auch Engländerin war, ist da Mary Wollstonecraft, die ein Buch geschrieben hat, A Vindication of the Rights of Women, wo es eben darum geht, dass eine Frau als eigenständige Person angesehen werden sollte und nicht einfach nur als Erweiterung vom Mann. Wann war das? 1792. Und sie verlangt eben in diesem Buch, dass Frauen Bildung erhalten, dass dadurch sie ökonomisch unabhängig sind, sie beschreibt eben genau das, dieses bürgerliche Frauenbild, was wir gerade besprochen haben, dass das einschnürend ist für Frauen und möchte eben, dass Frauen und Männer gleichwertige Partner werden in einer Beziehung. Also eben nicht nur die Frau ist die Gehilfin für den Mann, sondern beide sind gleichwertig und arbeiten zusammen. Und überraschenderweise haben sie ihre Idee nicht durchgesetzt. Aber sie haben das Buch gedruckt, immerhin. Ja.
DANIEL
00:28:49
Es gab bestimmt keine weiblichen Verleger. Also es muss jemand gegeben haben, der sie da... Nein? Es gab weibliche Verleger damals.
SOLVEIG
00:28:56
Naja, damals...
DANIEL
00:28:58
Jemand muss sie ja unterstützt haben.
SOLVEIG
00:29:00
Jemand muss sie unterstützt haben.
DANIEL
00:29:01
Bei der Veröffentlichung ihrer Thesen, ihrer kruden Thesen.
SOLVEIG
00:29:03
Aber offensichtlich hat ihr niemand zugehört. Was ich auch ganz interessant fand, das wusste ich vorher noch nicht. Also ich kannte Mary Wollstonecraft. Ich wusste nicht, dass... Also ich wusste auch, dass sie Kinder hat, aber ich wusste nicht, dass sie die Mutter von Mary Shelley war. Ja. Dann dachte ich mir, das erklärt es. Wenn deine Mutter eine überzeugte Frauenrechtlerin ist, dann schreibst du doch mal so ein Buch.
DANIEL
00:29:28
Du machst es für den Männern ein Monster.
SOLVEIG
00:29:30
Ja gut, Mary Shelley hat es auch mit Byron ausgehalten. Bis heute Frage, wie sie... Wie? Aber gut. Und sie ist auch... Also Mary Wollstonecraft ist nicht die Einzige. Wir haben ein Jahr vorher schon Olympe de Gauche. Ja, ich wollte gerade sagen, dass du...
DANIEL
00:29:43
Wollte schon widersprechen.
SOLVEIG
00:29:44
Das kann doch nicht die Erste gewesen sein. 1791. 1791. Aber Mary Wollstonecraft ist einfach bekannter geworden. Weil aus bestimmten Gründen... Nur wegen ihrer Tochter. Nee, schon für sich. Denn Olympe de Gauche hat 1791 ein Buch geschrieben. Jetzt, es tut mir wieder leid, mein Französisch ist ganz furchtbar. Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne. Die Frauenmenschenrechte quasi. Genau, also das ist ja nämlich auch so ein Punkt, dass ich habe... Eben weil du ja immer um eine Aufklärungsfolge bittest, habe ich mir mal den Spaß gemacht und in den Wikipedia-Artikel der Aufklärung geguckt. Einfach mal, um mich einzustimmen. Und Wikipedia-Artikel haben ja immer oben so ein Abstract, worum es so geht allgemein. Dann kommt das Inhaltsverzeichnis und dann geht es los. Und in diesem Abstract habe ich mich schon aufgeregt. Weil auch da nämlich Olympe de Gauche kommt. Von wegen, ja, in der Aufklärung gab es ja die Formulierung von Menschenrechten. Und Olympe de Gauche hat sogar die Formulierung von Frauenrechten. Also es war alles ganz toll in der Aufklärung.
DANIEL
00:30:41
Weil ihr ging es ja auch dann super lang.
SOLVEIG
00:30:43
Ihr ging es, sie hat sich auch richtig durchgesetzt mit dieser Idee. Es gab ja überhaupt gar keine Probleme. Olympe de Gauche...
DANIEL
00:30:50
Es gab keine Probleme, weil das Messer der Guillotine gut geschärft war und sie da nicht lange leiden musste.
SOLVEIG
00:30:55
Zwei Jahre nachdem sie das veröffentlicht hat, ist sie durch die Guillotine hingerichtet worden. Unter anderem auch wegen diesen Themen. Und niemand hat sich in Frankreich dafür interessiert. Das Frauenwahlrecht in Frankreich kam... Keine Ahnung. ...1944.
DANIEL
00:31:10
Da sind die doch im Mittelfeld wahrscheinlich.
SOLVEIG
00:31:12
Also von dahin... Die Frauenaufklärung...
DANIEL
00:31:16
Du weißt auch noch, dass wir in Paris mal so ein Zitat hatten, damals an unserer alten Wirkungsstätte, wenn wir da eine Geschichtswerkstatt zu diesem Thema Revolution hatten. Dass natürlich die überzeugten neuen Patrioten der Französischen Republik sich die Kokaden angesteckt haben. Und manche Damen das dann eben auch getan haben. Und dann junge Revolutionäre hingingen und empört ihnen die Kokade wieder abgerissen haben, weil die das ja nur als Schmuckstück nutzen würden und überhaupt nicht verstehen, was damit eigentlich verbunden sei.
SOLVEIG
00:31:47
Weil Frauen sind ja weder politisch, noch können sie selber denken.
DANIEL
00:31:50
Die dachten einfach nur, es passt zu meinem Lippenstift
SOLVEIG
00:31:52
und haben sich dann die Kokade an den Mund gelegt. Weil, wie Ewald uns ja beigebracht hat, die Frau möchte ja nur dem Mann gefallen. Sie denkt nicht selber nach. Aber wenn der Mann die trägt, dann mache ich das eben auch. Damit er mich sieht. Ein Glückliches.
DANIEL
00:32:04
Okay, die Olymp hat die noch was gemacht, außer was sagt sie denn, welche Rechte haben die Frauen?
SOLVEIG
00:32:08
Die gleichen Rechte. Also sie formuliert ja diese Deklaration. Ich mache das irgendwie immer Spanisch, obwohl ich noch weniger Spanisch kann als Französisch. Ja, aber du hast dich ja damit angefreundet mittlerweile.
DANIEL
00:32:19
Wir sind ja gemeinsam durch dieses Trauma durchgegangen, in der Inquisitionsfolge, glaube ich war.
SOLVEIG
00:32:24
Mit dem Spanisch? Ja. Es tut mir so leid. Sie hat das einfach umgeschrieben. Es gibt ja tatsächlich diese Erklärung der Menschenrechte, die ja eigentlich nur die Deklaration des droits de l'homme sind. Also die Rechte des Mannes. Und sie hat das umformuliert, weil sie eben diese Ungerechtigkeit darin gesehen hat, dass eben die Männer sich jetzt hier ihre Rechte hinschreiben. Und hat einfach eben gesagt, auch Frauen sollten eben Bürger sein und sollten die gleichen Rechte haben wie Männer. Und es ist eben so die Frage, ist sie wirklich für diesen Text hingerichtet worden? Sie hat sich halt auch mit Robespierre nicht so gut verstanden, was in der Zeit ein Problem ist.
DANIEL
00:33:02
Jetzt hätte ich dann doch vorher nochmal fragen sollen. Ich weiß, dass ich mal die Urteilsbegründung gelesen habe oder so ein Zitat zumindest daraus. Aber jetzt habe ich es wieder vergessen. Aber es ging schon in die Richtung hier, dass sie sich da Dinge anmaßt, die einer Frau nicht zustehen.
SOLVEIG
00:33:13
Sie hatte auch scheinbar noch enge Verbindungen zum Adel. Und das hat man ihr dann eigentlich, glaube ich, eher vorgeworfen. Aber ich habe schon so das Gefühl, dass es auch darum ging, dass sie da jetzt...
DANIEL
00:33:22
Also die Begründung, die offizielle Begründung war hier, dass sie sich da mit Dingen auseinandersetzt, zu denen eine Frau einfach nicht in der Lage ist und sich da quasi die Leute verwirrt.
SOLVEIG
00:33:31
Genau, weil sie kann das halt.
DANIEL
00:33:33
Da muss man ja auch... Die Begründung kann eher kurz ausfallen.
SOLVEIG
00:33:37
Ich mag sie nicht. Das heißt also, im Grunde, in dem Moment, wo sich dieses bürgerliche Geschlechterbild etabliert, haben wir sofort Widerstand innerhalb der Frauen, die sagen, das ist Bullshit, was ihr hier gerade erzählt. Also genau das, was du ja auch schon, als du das vorgelesen hast, meintest. Aber es gibt doch offensichtlich Frauen, die sind laut und gewalttätig und so. Natürlich, weil überraschenderweise Frauen auch Menschen sind. Und Menschen sind teilweise laut und gewalttätig.
DANIEL
00:34:07
Aber das sind halt die Evas, wie du mir mal erklärt hast. Das Eva-Modell und das Maria-Modell.
SOLVEIG
00:34:13
Also von Anfang an gibt es da Widerstand. Der wird dann aber eben begraben. Und das hat natürlich auch damit zu tun, dass hier politische Rechte einfach festgeschrieben werden. Und die Personen, die diese Rechte sich gerade selber schreiben, die nicht teilen möchten mit denen. Und deswegen werden die dann aus der Schindel mundtot gemacht. Und ein Olymp de Gauche landet dann eben auf der Guillotine, weil man eben sagt, nee, wir haben jetzt diese Rechte. Wir haben die Macht. Und da reagieren Menschen grundsätzlich relativ empfindlich, wenn sie eben Macht beanspruchen und andere Leute ihnen die streitig machen.
DANIEL
00:34:46
Also wir können uns Olymp de Gauche als die Marie Antoinette des bürgerlichen Lagers vorstellen.
SOLVEIG
00:34:51
Ja, die Marie Antoinette war die Marie Antoinette des bürgerlichen Lagers, wenn wir ehrlich sind. Diese arme Frau. Und da kommen wir jetzt eben zu, was du eben auch schon angesprochen hast, dass auch während der Revolution 1848, 49 eben auch Frauen an diesen Revolutionskämpfen teilgenommen haben, Rechte wieder eingefordert haben. Also diese Diskussion ist nicht abgebrochen, sondern man hat weiter eben gesagt, wir wollen auch als gleich angesehen werden. Und das ist ja auch etwas, was in der, da haben wir auch eben im Revolutionspodcast schon drüber gesprochen, nicht passiert. Die Frauen sitzen auf den Tribünen. Es wird eben ihnen nicht das gleiche Recht gegeben wie den Männern, weil sie eben nicht als selbstständige Menschen anerkannt werden. Und obwohl es eben auch wirklich Frauen gibt, die auf Barrikaden gehen, die sich auch politisch äußern. Und da werden wir dann sicherlich auch nochmal im Revolutionspodcast drüber reden. Also in Fluffung Paulskirchen. Genau. Deswegen, also da kann man auch nochmal gucken, wenn es das Thema interessant ist.
DANIEL
00:35:47
Also wenn die drei Folgen hier nicht reichen, nehmt ihr doch dann demnächst dort eine dazu.
SOLVEIG
00:35:52
Also da gehen wir dann auch nochmal ein bisschen stärker ins Detail, was auch so in den 1840ern, 50ern, 60ern passiert ist. Wenn euch das jetzt zu wenig ist, da wird es dann kommen. Und erst 1865, also im Grunde 20 Jahre nach der Revolution, haben wir dann den ersten Verein, der sich gründet, der Allgemeine Deutsche Frauenverein, unter dem Vorsitz von Luise Otto Peters und Auguste Schmidt. Ach, die waren auch dabei? Genau. Die waren schon etwas betagt, oder? Genau. Also die sind schon etwas älter, das hat eben damit zu tun, dass diese Damen eben auch schon 48 dabei waren und politisch da mitgemacht haben. Deswegen rede ich über die jetzt hier auch nur sehr kurz.
DANIEL
00:36:31
Du darfst schon ein paar Sätze sagen, wenn du magst.
SOLVEIG
00:36:34
Ja. Du musst dich jetzt nicht so zurückhalten. Es geht mir jetzt mehr um diesen Verein, dass der sich eben gründet. Und es hat wahrscheinlich damit zu, dass der sich so spät gründet, hat auch damit zu tun, dass es beispielsweise in Preußen ein Parteienverbot gab für, Zitat, Frauen, Personen, Geisteskranke, Schüler und Lehrlinge. Also da sieht man dann wieder Frauen. Und Lehrlinge. Ja, weil das sind ja noch nicht vollentwickelte Mengen. Also das ist ja der Punkt. Also ein Niveau. Genau. Also Frauen, Geisteskranke, Lehrlinge und Schüler, die sind alle auf einem Niveau. Und dann kommen die Männer und die dürfen sich dann mit diesen Dingen beschäftigen, weil die haben die geistige Kapitalität dafür. Und das Ziel, also eben das erklärte Ziel dieses ADF, und da muss ich jetzt immer aufpassen, dass ich da nicht die Buchstaben durcheinander bringe, war eben die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau und vor allem die Frauenbildung. Das ist eben sehr, sehr wichtig, eben auch für diese bürgerliche Frauenbewegung. Die Bildung steht da im Zentrum, weil man eben sagt, die Frau, wenn sie eben Bildung erhält, die gleiche Bildung erhält wie der Mann, kann sie eben Berufe ausüben. Dadurch ist sie eben ökonomisch unabhängig und damit muss sie eben keinen Mann mehr haben und ja darauf hoffen, dass der sie versorgt. Also das, was August Bebel auch schon am Eingang eben erzählt hat, diese ökonomische Unabhängigkeit ist denen einfach wahnsinnig wichtig, weil natürlich, wenn der Mann das Geld in der Hand hat, dann ist schon klar, dass die Frau eben ihm untersteht und von ihm eben angewiesen ist. Und wenn er eben grausam ist oder gewalttätig ihr gegenüber ist, dann muss sie das aushalten und kann da nichts gegen tun.
DANIEL
00:38:16
Insofern war es immer von Vorteil, einen alten Mann zu heiraten und hat man den erstrebenswerten Status der Witwe schneller erreicht, wenn man dann über sein eigenes Geld verfügt.
SOLVEIG
00:38:25
Ja, wobei da muss man dann, wenn der alte Mann leider schon auch wieder ältere Söhne hat, muss man sich mit denen dann wieder arrangieren. Das ist also am einfachsten ist, wenn du eine reiche Erbtochter bist. Oder schicken die dich ins Kloster oder so. Nö, im 19. Jahrhundert nicht mehr unbedingt. Man musste dann nur aufpassen, dass sich... Oder in einem Stift. Ja, also in England scheint das so ein großes Thema gewesen zu sein, dass reiche Erbtöchter öfter mal von Männern entführt wurden und dann in Shredner Green zu Ehen gezwungen wurden. Aha. Also scheinbar auch das war nicht so einfach. Also das ist eben so wichtig nochmal fürs Verständnis, weil das eben, wenn wir uns dann mit den anderen Teilen der Frauenbewegung auseinandersetzen, geht das nur, um es einfach im Kopf zu halten. Gerade dieser frühen Frauenbewegung geht es eben um diese Bildung. Also dass Frauen Zugang zu Bildung haben. Vielleicht noch eben insgesamt zur Geschichte des ADF. 1933, Überraschung, Überraschung, löst dieser Verein sich freiwillig auf. So wie alle anderen Vereine, auch Frauenvereine, die es gibt. Es ist nicht der einzige Verein, es ist aber eben der älteste mit. Und wird dann, ja, abgelöst ist natürlich sehr vereinfacht, aber wir haben dann die NS-Frauenschaft. Also da gibt es dann...
DANIEL
00:39:39
Anderes Idearmodell vielleicht.
SOLVEIG
00:39:41
Genau. Also dann geht es eben um andere Dinge, aber das ist dann quasi so der Ersatz, der von Nationalsozialisten dann geschaffen wird, aber diese Vereine werden eben aufgelöst. Und genau, das hatte ich ja schon gesagt, also eben diese Frauenbildung, nochmal, ist das große Ziel. Und das haben die auch in ihrer Satzung stehen. Da steht, der Allgemeine Deutsche Frauenverein hat die Aufgabe für die erhöhte Bildung des weiblichen Geschlechts und die Befreiung der weiblichen Arbeit von allen ihren Entfaltung entgegenstehenden Hindernissen mit vereinten Kräften zu wirken. Welche Arbeit? Ja, das ist so ein bisschen... Entfaltung der Arbeit? Ja, also die bürgerliche Frauenbewegung, da kommen wir dann auch zu, wenn wir über eben die Proletarierinnen sprechen, die sehen sich schon als Vertreterinnen der gesamten Frauen. Ist dann die Frage, ob die Arbeiterinnen das auch so sehen. Die sehen das ein bisschen anders. Für die Bäuerinnen. Aber es geht eben auch um Arbeit und es geht da auch ein bisschen auch wirklich um diese weibliche Arbeit, die Ewald beschrieben hat. Aber vielleicht nochmal kurz, was eigentlich das Thema mit der Frauenbildung ist. Also wir haben seit dem 19. Jahrhundert eben diese Ausbildung auch dieser von Schule. Wir haben Schule, also die allgemeine Schulpflicht, die sich dann auch mehr und mehr durchsetzt, wo es aber eben vor allem erstmal an Männer geht. Und dann haben wir höhere Töchterschulen für Mädchen. Und das klingt natürlich sehr, sehr schön.
DANIEL
00:41:06
Werden wir da so altgriechisch so ein bisschen?
SOLVEIG
00:41:08
Nein.
DANIEL
00:41:09
Philosophen?
SOLVEIG
00:41:10
Nein. Nur Sticken? Nur Sticken. Also diese höheren Töchterschulen, das ist unbedingt so Sekt eins.
DANIEL
00:41:17
Ein bisschen Hauswirtschaft.
SOLVEIG
00:41:18
So ein bisschen Hauswirtschaft, ein bisschen Lesen, ein bisschen Rechnen, so dass du deinen Haushalt eben führen kannst. Das hat sich bei Ewald rausgenommen. Dafür ist das auch so, also dass eine gewisse Bildung für Frauen in Ordnung ist. Aber mit zu viel Bildung, dann sind sie eben, so wie ich, überflüssige Glieder in der Gesellschaft. Aber es geht schon so darum, man soll den Mann schon unterhalten. Also man soll auch nicht dumm sein.
DANIEL
00:41:39
Das hatten wir schon mal, dass sie da so extra Bücher hatten für Frauen, damit sie auch unterhaltsam bei Tisch ein bisschen Konversation machen können, bevor die Herren sich dann über wichtige Dinge nachher
SOLVEIG
00:41:49
alleine unterhalten. Und dass sie halt nichts Peinliches sagt. Also nachher, wenn sie irgendwie dumm ist, ist ja auch peinlich. Also es geht immer darum, dass sie das eben für den Mann, als Ergänzung für den Mann macht. Aber sie darf nicht mehr als der Mann sein. Sie darf nicht gleich wie der Mann sein, sondern sie muss immer... Und wenn sie dann eben mehr weiß, dann ist sie auch wieder ganz furchtbar und hässlich und schlimm. Und deswegen haben wir...
DANIEL
00:42:11
Das ist einfach unattraktiv, wenn jemand anders mehr weiß als sie. Ich möchte mich ja nicht dem aussetzen müssen.
SOLVEIG
00:42:17
Ich möchte mich ja nicht mit meinen eigenen Schwächen konfrontiert sehen. Und diese höheren Töchterschulen sind eben dazu da, Frauen so ein grundlegendes Wissen zu vermitteln. Auch eben bürgerlichen Töchtern ein grundlegendes Wissen zu vermitteln. Es hört dann aber eher auf. Also ein Abitur können Frauen nicht machen, grundsätzlich nicht. Und damit dürfen sie auch einfach nicht an die Universität. Ende, aus. Also Universitäten sind nicht für Frauen. Und, das hatten wir eben schon gesagt, die lernen dann eben so Hausarbeiten, Sticken, weil diese Ausbildung ist natürlich dazu, sich für ihren Naturberuf vorzubereiten. Und da gehen die wirklich aktiv eben gegen vor. Also wir haben dann diese Vereine, die dann auch Kurse anbieten für Frauen, um einen höheren Bildungsgrad zu bekommen. Und 1908 wird das Schulwesen soweit reformiert, also wir sprechen jetzt eben vom Reich, vom Kaiserreich, dass eben Mädchen eine umfangreichere Bildung erhalten. Also erst 1908.
DANIEL
00:43:13
Also jetzt Gymnasium oder einfach nur neue Fächer dazu?
SOLVEIG
00:43:16
Nee, Gymnasium. Sprich, dass die dann da hinkommen. Und diese Reformen gehen auf vor allem, nicht alleine, aber vor allem auf Helene Lange zurück. Die ist eben auch schon sehr früh dabei. Die ist auch, wenn ich es jetzt richtig in Erinnerung habe, so Pastors Tochter, die sich eben sehr, sehr früh dafür einsetzt, die auch solche Kurse anbietet, die Lehrerinnen ausbildet. Lehrerinnen? Ja, also diese Bildung, dass du eben dann als... Die waren aber höchstens in der Volksschule dann. Ja, also das ist, beziehungsweise als Gouvernanten oder so. Also das ist eben ja auch viel, dass Frauen dann über den Beruf der Lehrerin überhaupt irgendwie Bildung erhalten können und sich dahin ausbilden lassen können und dann da reinkommen. Und eben das Universitätsstudium, das hatte ich schon gesagt, ist für Frauen nicht vorgesehen. Das hat auch damit zu tun, in welchem Kontext Universitäten grundsätzlich einmal gegründet worden waren, nämlich im Mittelalter für Priester, um eben Männer auf höhere Weinen vorzubereiten, da Frauen keine höheren Weinen bekommen können. Also das Flächtertrennung und Diskriminierung ist nicht nur...
DANIEL
00:44:21
Du könntest auch Erbtis hinnehmen.
SOLVEIG
00:44:23
Ja, aber die haben trotzdem keine Universität. Die Menschen, die eine höhere Weihe haben, auch nicht bekommen. Also das haben wir auch vorher schon in einem anderen Rahmen. Und das heißt, also auch die Öffnung der Universitäten für bürgerliche Männer hat gedauert. Und wenn man eben sagt, ja, aber Frauen sind da eben, das ist sowieso grundlegend nicht angedacht gewesen. Bis auf die Schweiz, das fand ich interessant.
DANIEL
00:44:47
Ja, das wollte ich gerade sagen. Das ist doch die Zeit, wo dann zum ersten Mal eine Frau tatsächlich eine Universität besuchen darf.
SOLVEIG
00:44:53
Genau, in den 1840ern erlaubt die Schweiz...
DANIEL
00:44:56
In den 1840ern schon? Das ist ja so 1901 oder so.
SOLVEIG
00:44:59
Nein. Okay. In den 1840ern...
DANIEL
00:45:02
Ausgerechnet die Schweiz.
SOLVEIG
00:45:03
Ausgerechnet die Schweiz.
DANIEL
00:45:04
Die da sonst nicht so progressiv war.
SOLVEIG
00:45:06
Das dachte ich auch. Okay. Und dann eben vor allem auch in Zürich. Also die Universität Zürich, da gehen viele Frauen hin. Auch viele Russinnen, habe ich gelesen. Das fand ich auch sehr interessant.
DANIEL
00:45:16
Ja, das war so ein Mecker. Auch nachher bei den revolutionären Russen, anderen aus dem russisch-russländischen Reich.
SOLVEIG
00:45:23
Und da werden dann eben auch einige Frauen dann in Zürich promoviert, was im Reich dann noch lange nicht geht. In Preußen ist es, glaube ich... Nee, früher. Es gibt an deutschen Universitäten seit den 1880ern Erlaubnisse, das hängt dann aber auch von der Universität selbst ab, dass man als Gast zuhören darf. Also man darf keine Prüfungen machen, aber man darf immerhin dabei sein. Und in Preußen, da kommt eben 1896 wird das zugelassen. Ah ja, okay. Aber eben nur... Generell? Anhören. Achso, das als Gasthörerin. Gasthörerinnen werden ab 1896 zugelassen. Und da haben wir ein sehr schönes Zitat von Helene Stöcker, die kommt später nochmal, wo wir eben über die sogenannten radikalen Frauenrechtlerinnen sprechen. Die ist nämlich dann 1896, wo es dann ging in den Jahren, hat sie in Berlin angefangen zu studieren und hat dann auch zahlreiche Professoren gefragt, ob sie dann zuhören darf. Also das musstest du auch dann fragen und der Professor durfte dann entscheiden, ja oder nein. Also es ist auch nicht so, dass du einfach dann jetzt ein Recht hast, überall dazuzusitzen, sondern der Professor entscheidet, lasse ich Frauen zu oder nicht. Und sie hat dann Memoiren später geschrieben und da erzählt sie dann die Geschichte, dass der Historiker Heinrich von Treitschke, als sie ihn gebeten haben soll, bei ihm mit zuzuhören, soll er geantwortet haben, die deutschen Universitäten sind seit einem halben Jahrtausend für Männer bestimmt und ich will nicht helfen, sie zu zerstören.
DANIEL
00:46:57
Ja gut, das hätte ich aber auch vorher sagen können. Juden hättet ihr da auch nicht haben wollen. Das war jetzt bestimmt nicht der beste Anspruch, eine Vorlesung zu besuchen.
SOLVEIG
00:47:11
Ein Traum. Aber 1908 wird es dann in Preußen erlaubt, Prüfungen abzulegen. In Österreich ist das schon 1897 möglich. Also die sind ein bisschen schneller und wie gesagt, das ist eben sehr stark dieser Fokus auf der Gleichberechtigung der Frau im Sinne, dass sie die gleiche Bildung erhalten und dadurch sollen sich dann eben auch politische Rechte ableiten. Also die Frau erhält die Bildung wie der Mann und damit ist sie eben gleichwertig für ihn oder dem Mann gleichwertig und kann damit auch die gleichen politischen Entscheidungen treffen. Also damit wird es dann gerechtfertigt. Was aber so ein bisschen dann schwierig wird und warum wir dann später auch eben diese Entwicklung der sogenannten Radikalen haben, ist, dass diese bürgerliche Frauenbewegung noch sehr stark in dem verharrt, was wir eben als bürgerliches Frauenideal beschrieben haben. Also diese Vorstellung von der Geschlechtertrennung, dass es eben ganz klar Frauenräume gibt, dass es Männerräume gibt, dass Frauen für bestimmte Dinge zuständig sind von Natur aus. Also das hinterfragen die tatsächlich nicht so stark, sondern sie sagen eben auch eine Helene Lange beispielsweise macht die Mutterrolle weiterhin wahnsinnig stark. Also die Frau ist weiterhin eben als Mutter da und hat Mutter zu sein und wenn sie selbst keine Kinder hat oder sie nicht bekommen kann, dann spricht sie von der sogenannten geistigen Mutterschaft. Also dass du dann als Lehrerin...
DANIEL
00:48:35
Das gehört zum Wesen dazu, wie Herr Ewald gesagt hat.
SOLVEIG
00:48:37
Genau, also das wird eben nicht in der Frage... Das wird mal nicht los. Das stellen die auch gar nicht in Frage, da wollen sie auch überhaupt keine Veränderungen, sondern das soll alles so bleiben, das ist alles so richtig.
DANIEL
00:48:47
Das lässt sich halt auch... Das Potenzial ist halt da,
SOLVEIG
00:48:49
damit muss man ja irgendwie umgehen. Genau. Also es ist eben so der erste Schritt, dass man eben sagt, nee, die Frau sollte schon die gleichen Möglichkeiten wie der Mann bekommen, rechtlich und von der Bildung her, aber dass die Frauen eben eigentlich Mutter- und Ehefrauen sind, das ist ja von der Natur aus so. Das wollen wir ja auch gar nicht in Frage stellen. Und das ist eben dieses Thema, das dann ja auch viele immer ansprechen, ja, aber wenn du als Frau einfach aus biologischen Gründen keine Mutter sein wirst, was machst du dann? Und dann so, ja, aber eben, dann haben wir eben diese geistige Mutterschaft, dass du dann Lehrerin wirst und eben Kinder von anderen großziehst und dadurch dann Teil der Gesellschaft wirst und dadurch nützlich erteiligst.
DANIEL
00:49:32
Das klingt an sich immer so eine alte grantige Vettel vor.
SOLVEIG
00:49:36
Die Gouvernante.
DANIEL
00:49:38
Ja, und dann irgendwie mit der Häkelnadel verfolgt.
SOLVEIG
00:49:43
Ja, also granten Gouvernenten sind nicht immer die lieben Netten, die sich vielleicht auch ein Ewald so vorstellt.
DANIEL
00:49:50
Oder so alte Hofdamen oder so, was übrig geblieben ist.
SOLVEIG
00:49:55
Genau, das war es auch schon zum Thema bürgerliche Frauenbewegung, denn wie gesagt, die stoßen das so an, aber sie bleiben eben nicht die einzigen auf dem Feld, sondern gerade auch durch die Punkte, die ich eben angesprochen habe, dass sie sich eben zwar über Arbeiterinnen äußern, aber sich da nicht so richtig reinbringen, sondern eben vor allem eben diese Frauenbildung forcieren und eben auch an diesem, was wir heute eben binäres Geschlechterverständnis bezeichnen, daran so dran festhalten. Das löst dann doch über die Zeit auch Widerstand in anderen Gruppen auf. Über die es dann in den nächsten Folgen gehen soll. Achso, du hast jetzt noch.
DANIEL
00:50:33
Mir ist noch nicht so ein ganz deutliches Bild entstanden von dem ADF. Ja, muss ich jetzt auch nochmal vergewissern. Also deren Hauptanliegen war Bildung. Also solange du nicht Mutter bist, dann vielleicht doch mal eine Uni zu besuchen und das haben die quasi erreicht mit, was so zugelassen wurde. Oder wie haben sie das denn? Hast du etwas darüber, wie sie ihre Ziele versucht haben zu erreichen? Sind die demonstrieren gegangen? Haben die Briefe an einflussreiche Personen geschrieben?
SOLVEIG
00:51:03
Naja, so wie es in der Zeit eben vor allem passiert.
DANIEL
00:51:05
Die zum Abendessen eingeladen?
SOLVEIG
00:51:07
Ja, also das ist so typische Vereinsarbeit. Also das ist ja in der Zeit läuft alles irgendwie über Vereine ab. Also die organisieren sich ja immer. Auch die Arbeiter gründen Vereine und dann publizieren die Zeitschriften und in diesen Zeitschriften äußern sie sich und tragen das voran. Und ich hatte sie ja angesprochen, die Helene Lange bietet, also nicht nur sie, aber bietet beispielsweise so Fortbildungskurse an, wo man dann eben als Frau auch hingehen kann, sich so informieren kann. Dann gab es wahrscheinlich so Tischabende, wo man einfach sich ausgetauscht hat. Also diese typische Vereinsarbeit, die man vielleicht auch heute noch so kennt. Es gibt Veranstaltungen, da kann ich mich anmelden, dann gehe ich da hin.
DANIEL
00:51:44
So ein bisschen Lobbyarbeit auch.
SOLVEIG
00:51:46
Wahrscheinlich haben die sich in der Eingangshalle
DANIEL
00:51:47
von der Uni aufgehalten.
SOLVEIG
00:51:48
Wie ich selbst reizt,
DANIEL
00:51:49
kann ich mehr Ponte als Ja sagen.
SOLVEIG
00:51:51
Ja gut, das war natürlich schon wieder ein bisschen später auch. Aber gerade so eine Luise Otto-Peters, zumindest wenn ich das jetzt so richtig im Kopf habe, die arbeiten einfach viel über Zeitungen und Publikationen. Die schreiben sehr viel, die publizieren das und das macht es dann natürlich eben auch so schwierig. Das kauft doch kein Mann, so eine Frauenzeit. Ja, aber Frauen. Ja, okay.
DANIEL
00:52:11
Aber ich meine, sie müssen ja letzten Endes die Professoren überzeugen, dich in die Vorlesung zu lassen. Oder das erledigt ja die Frau des Professors.
SOLVEIG
00:52:18
Na gut, wir müssen jetzt nochmal auf die Zeit gucken. Also dieser Verein hat sich 1865 gegründet. Das dauert schon nochmal 40 Jahre.
DANIEL
00:52:25
Ja, aber die Luise Otto-Peters hatte doch schon ihre Zeitung.
SOLVEIG
00:52:28
Ja, genau. Aber eben 1865. Also das passiert ja jetzt nicht in zwei Jahren, das hat 40 Jahre getraut. Ja, okay. Und du kriegst das einfach dadurch, dass du eben Frauen sagst, ihr habt ein Recht auf Bildung. Und dann kommen die Frauen und bilden sich und finden Freunde untereinander. Und dadurch erhöhst du ja einfach den politischen Druck. Auf die Männer, auch wenn die dich abtun. Aber wenn du einfach viel bist und wenn du den Menschen wieder und wieder zeigst, wir sind aber genauso schlau und wir können genauso viel, dadurch entsteht Wandel. Also man macht es einfach. Man wartet nicht darauf, dass es eben zugelassen wird, sondern man bildet die Frauen. Das ist eben das Ziel. Und deswegen bieten die dann solche Lehrabende an, wo man dann hingehen kann. Und so funktioniert es in der Zeit.
DANIEL
00:53:17
Konnte ich dann Herrn Ewald noch an der Uni treffen?
SOLVEIG
00:53:20
Nee, der war da schon mit. Ja, das hat er nicht mehr mitgekriegt. Also das eben zum Beginn der Frauenbewegung, der ersten Frauenbewegung.
DANIEL
00:53:30
War die erfolgreich in deinem Sinne?
SOLVEIG
00:53:32
Naja, wir sind ja noch nicht fertig. Also der erste, ich habe ja angesprochen, dass diese bürgerliche Frauenbewegung, die hat ja doch gewisse blinde Flecken. Wo wir dann jetzt zukommen würden, wo dann eben sich andere Gruppen einsetzen oder einen Haken dazu gucken, worum es dann weitergeht.
DANIEL
00:53:54
Ja, ich danke dir Solveig für den Einblick und dass ich diesen wundervollen Text von Herrn Ewald lesen durfte zu deiner Unfreude. Aber ich habe es irgendwie genossen. Es steckt doch etwas in uns allen.
SOLVEIG
00:54:08
Ich weiß nicht, irgendwie macht es mir auch Freude. Rollenzuteilung. Ja, mir macht es irgendwie auch Freude Herrn Ewald als unnützes Glied in der menschlichen Gesellschaft beteiligen zu lernen. Wenn ich doch mal behaupte, dass ich mit meinem Leben gegen all das verstoße, was er als natürlich beschreibt.
DANIEL
00:54:27
Ja, überhaupt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir über Frauen und ihre Eigenarten sprechen oder die Vorstellung, die sich Männer davon machen. Und dass du dich da irgendwie auch in Beziehung zugesetzt hast. Ich erinnere nur an wandernde Gebärmütter.
SOLVEIG
00:54:38
Ja.
DANIEL
00:54:40
Und ja, ich hatte ja so ein Best-of zusammengestellt vor kurzem, das ich in der Jubiläumsfolge abspielen wollte. Aber ich dachte, das ist ja nicht weihnachtlich genug von der deutlichen Sprache, die du im etlichen Folgen des Podcasts geführt hast. Oh je. Und ja, da habe ich so eine Zusammenstellung erstellt. Hast du dir die angehört?
SOLVEIG
00:54:57
Ich habe es noch nicht mitbekommen. Hast du dir nicht mitbekommen? Nee.
DANIEL
00:55:00
Also für alle, die bisher durchgehalten haben und jetzt genauso wie ich mit Spannung auf die nächste Folge warten nach dem Abspann. Erhaltet ihr nochmal deutliche Worte von Solveig aus den letzten 30 Folgen Flurfunk-Geschichte. Aber bis dahin wünschen wir euch ein frohes neues Jahr. Genau. Und bleibt uns treu.
SOLVEIG
00:55:21
Ein weiteres Jahr mit uns.
DANIEL
00:55:25
Auf die nächsten Folgen mit vielen Frauen, die eine wesentliche Rolle spielen. Und wie gesagt, wenn euch die bürgerliche Frauenbewegung jetzt etwas zu kurz kam, weil Solveig dankenswerterweise das Revolutionsjahr 1848 ausgeschlossen hat aus ihren Erläuterungen. Dazu gibt es ja, wie jetzt mehrfach erwähnt, unseren bedeutenden Podcast Flurfunk Paulskirche. Da wird es diesen Monat allerdings erst einmal um die Grundrechte gehen. Da spielen ja Frauen bekanntlich keine Rolle bei. Aber wenn es dann in der nächsten Folge dort um das Wahlrecht geht, dann ist sicher nochmal ein Anlass, da nochmal verstärkt auf Luise Otto-Peters und ihre Wünsche und die ihrer Genossinnen zu blicken. Bis dahin.
SOLVEIG
00:56:09
Die Steine, die in den Weg gelegt wurden.
DANIEL
00:56:11
Die Steine, die Pflastersteine, die Barrikaden, die da gebaut wurden, meinst du? War Luise Otto-Peters auf einer Barrikade? Das ist die Frage, die wir bis dahin klären. Wünschen euch aber erstmal alles Gute für das neue Jahr. Bleibt uns treu, abonniert uns, solltet ihr es jetzt immer noch nicht getan haben. Und natürlich erzählt Freunden, Verwandten und Bekannten von uns, die sich für Geschichte interessieren. Und ja, diese großen anderen Podcasts, wo der eine nicht weiß, was der andere vorbracht und so. Ich finde das Konzept komisch. Ich finde unser Konzept besser. Wir machen, worauf wir Bock haben.
SOLVEIG
00:56:41
Genau. Immer.
DANIEL
00:56:43
Manchmal erzählen wir es dir vorher oder uns vorher, manchmal aber eben auch nicht. Und wir hören uns bald wieder. Macht's gut. Bis dann.
SOLVEIG
00:56:50
Bis dann. Ciao. Und da muss ich jetzt entschuldigen, Daniel, für meine klare Sprache. Oh Gott. Es muss gepumst werden. Denn die Gebärmutter ist ein Lebewesen, das nach der Kinderzeugung begehrt. Wenn dieses Verlangen nicht gestillt wird, dann wandert sie suchend umher. Und im schlimmsten Fall, wenn sie gar nichts findet, wandert sie ins Gehirn und beißt sich da fest. Und deswegen werden die Frauen bekloppt. Sie soll ihn irgendwann auch mal mit einer Bratpfanne bedroht haben, damit er sich mit ihr schlägt. Und zwar nicht nur, um noch mal mehr Kinder zu bekommen, sondern weil sie wirklich Sex haben wollen.
DANIEL
00:58:01
So etwas hat doch eine Frau gar nicht.
SOLVEIG
00:58:03
Und so etwas hat eine Frau nicht. Und sie lehnen alles ab, was aus dem Geschlechtsverkehr hervorgegangen ist. Das heißt, sie essen kein Fleisch, keine Milch, keinen Käse, keine Eier.
DANIEL
00:58:13
Das ist aber auch eine interessante Definition.
SOLVEIG
00:58:16
Aber Fische essen sie. Weil Fische haben keinen Sex. Üppige, nackte Frauen, die auf Besen reiten und Ziegen anfassen und auch sich gegenseitig anfassen. Die fassen Ziegen an? Die fassen Ziegen an. Sie ist einfach, laut Thomas von Aquin, sie ist zu heiß und sie ist zu feucht. Das ist halt das Klima des weiblichen Körpers. Da ist zu viel Hitze, da ist zu viel Feuchtigkeit. Und wenn man das nicht kontrolliert, dann werden Frauen eben böse. Die ist voll gemein. Die hat mich gebunden und an den Nagel gesetzt. Ich konnte ihr gar nicht bumsen. Erzhure, die böse Mutter aller Unzucht, die ja einfach nur schreien will und wütend sein will und hässlich sein möchte und eben nicht feminin sein möchte. Die halt einfach nur mal richtig gefögelt gehört. Und dann hat sie es auch. Dann ist sie wieder normal. Und jetzt ist die zweite Nacht und wo bleibt sie denn?
DANIEL
00:59:17
Weil die will ja.
SOLVEIG
00:59:19
Die will. Die hat richtig Bock. Penisse sind nicht magisch.
DANIEL
00:59:25
Wessen Zitat ist das?
SOLVEIG
00:59:27
Meins. Die können keine Krankheit halten.
DANIEL
00:59:32
Ich weiß ja, dass du eine sehr direkte Sprache hast.
SOLVEIG
00:59:35
Ja, es ist auch meine Sprache, aber das sind die Aussagen, die getroffen werden. Und eben nach dem Motto, die müssen mal gebumst werden und dann ist es auch gut. Ja, aber nur besiegen. Nicht selber bumsen. Das mache ich.