FG041 - Maria Karolina | Königin von Neapel
15.08.2024 75 min Daniel und Solveig
Zusammenfassung & Show Notes
Maria Karolina von Österreich ist nun in Neapel angekommen und hat sich an das dortige höfische Leben angepasst. Auch mit ihrem königlichen Gatten Ferdinand IV. scheint sie sich gut zu verstehen. In dieser Folge unserer Tetralogie erleben wir, wie Maria Karolina in ihre neue Rolle findet und sich nicht nur in den höfischen Intrigen, sondern auch gegen ihre kaiserliche Mutter behauptet. Ihre Briefe und Berichte geben uns einen intimen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, während sie zunehmend Einfluss auf die Politik des Königreiches gewinnt.
Auf dem Weg zur Selbständigkeit
Maria Karolina bemüht sich um mehr Selbständigkeit für das Königreich Neapel-Sizilien. Dazu muss sie vor allem das Selbstbewusstsein ihres Mannes gegen seinen Übervater den spanischen König Karl III. stärken. König Ferdinand IV. lässt Maria Karolina in ihren Vorhaben gewähren und entschuldigt sich bei seinem Vater damit, dass er nur ihrem Druck erlegen sei.
Um sich aus der spanischen Bevormundung zu befreien, arbeitet Maria Karolina auf die Entlassung des Ministers Bernardo Tanuccis hin. Dieser ist für sie der verlängerte Arm des spanischen Patriarchen. Sie setzt auf eine Leihgabe ihres Bruders Leopold aus der Toscana: John Acton. Er macht sich vor allem mit dem Aufbau einer neapolitanischen Flotte einen Namen und wird schließlich an die Spitze der Regierung treten.
Reformen und Aufklärung
Maria Karolina und ihr neuer Staatssekretär John Acton treiben bedeutende Reformen voran, die Neapel in ein neues Zeitalter führen sollen. Von der Modernisierung der Flotte bis hin zur Gründung wissenschaftlicher Akademien und der Unterstützung der Freimaurerei – die Königin präsentiert sich als Aufklärerin. Insbesondere die Wiederzulassung der Freimaurerei und der Loge lo Zelo brachte sie in Konflikt mit der spanischen Partei am Hofe und gleichzeitig viel Anerkennung in aufgeklärten Kreisen Europas.
Dynastie und Diplomatie
Neben politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformen verfolgt Maria Karolina die dynastische Politik ihrer Mutter weiter. Vor allem die Rückbindung mit dem Haus Habsburg ist für ihre Ziele von zentraler Bedeutung. Doch ihre Heiratsplanungen kann sie erst umsetzen, als nach dem Tode Josephs II. ihr Lieblingsbruder Leopold (II.) Kaiser wird. Nicht nur bei der mehrfachen Hochzeit ihrer Töchter in Wien ist Maria Karolina anwesend. Sie fährt auch nach Frankfurt zur Krönung ihres Bruders. Auf dem Rückweg ist nun sogar der Papst bereit, sich mit dem neapolitanischen Königspaar zu treffen und über eine Reform der formellen Beziehungen zu Neapel zu sprechen. Selbst die Abschaffung der für Neapel erniedrigenden Chinea scheint erreichbar.
Zwei Jahrzehnte Schwangerschaft in Trauer
Die ihr als Königin zugeschriebene Hauptaufgabe durch einen reichen Kindersegen für den Fortbestand der Dynastie zu sorgen, erfüllt Maria Karolina umfassend. Sie erlebte siebzehn Geburten und schenkte wahrscheinlich achtzehn (?) Kindern das Leben. (Zu dieser Frage existieren unterschiedliche Angaben.) Etliche ihrer Kinder - vor allem die Söhne - erleben jedoch das Erwachsenenalter nicht. Zwei Söhne starben bei dem Versuch, sie durch eine Impfung vor den gefährlichen Pocken zu schützen. Letztlich werden nur vier Kinder ihre Mutter überleben.
Habt ihr schon die erste Folge über Maria Karolina gehört? Hört Euch auch unsere Sizilien-Trilogie über Normannen und Staufer an! Daniel benutzt als Grundlage vor allem die umfassende Biographie Maria Karolinas von Egon Caesar Conte Corti. Sein Werk ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber wir verdanken ihm die Erschließung von zahlreichen Briefen Maria Karolinas!
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Transkript
>> Daniel: Nun ist die Braut also in Neapel und sicher
voll Liebe für ihren Gatten, mit
dem sie endlich vereint ist.
>> Solveig: Am allermeisten macht mich ungeduldig, dass sich der König für schön und
gewandt hält. Er ist weder das eine noch das andere. Ich
muss wohl sagen und gestehen, dass ich ihn nur aus Pflicht liebe, aber ich tue
alles nur Menschenmögliche, ihm glauben zu machen, dass ich Leidenschaft
für ihn hege. Er behauptet, mich sehr zu lieben, aber er macht
nichts von dem, was ich will. Danach können sie beurteilen, welche
Geduld ich haben muss. Zweitausendein.
>> Daniel: Oha, das ist vielleicht doch nicht ganz so
vielversprechend für das junge Paar.
Ja, hallo Solveig.
>> Solveig: Hallo Daniel.
>> Daniel: Ich freue mich riesig, dass du da bist
und dass ich jetzt die Chance habe, mein
Opus Magnum über
Sizilien zu vervollständigen.
Und wer weiß, wie viele Folgen daraus noch entstehen
werden, denn es scheint ja doch dramatische Züge
anzunehmen. Das allerdings war Maria
Karolina kurz nach ihrem Eintreffen in
Neapel, wo wir in unserer letzten
Folge vor allem die Auswahl der
Tochter gesehen haben, wie das erfolgt ist und doch
recht zufällig und einfach der Reihenfolge nach. Und es
nun also Maria Karolina getroffen hat, den
ja nicht ganz abstoßenden König
von Neapel zur ehelichen und wie sie dorthin
begleitet wurde und auf ihn getroffen
ist und ja, dass es doch sehr merkwürdige Sitten gab
an diesem Hofe. Und wir zitierten
auch aus dem Bericht von Kaiser Josef, der sie
dann besucht hat. Nachdem sie hier den von
dir gerade vorgetragenen Kommentar geschrieben hatte,
kam er ja nach Neapel, noch mal zu gucken, wie es denn da jetzt wirklich
so ausschaut, schaut und schreibt dann tatsächlich
79 Seiten an
seine kaiserliche Mutter Maria Theresia
mit diesen Beschreibungen, vor allem von
Ferdinand, wie
kindisch er sich da benimmt und der ganze Hof auch noch
mitspielt. Also ein großer Kindergarten, in dem jetzt
diese zur Königin
erzogene Maria Carolina gelandet
ist und da aber zunehmend auch irgendwie
Gefallen dann zu finden scheint und ja
doch auch mitmacht, soweit es ihre Mutter ihr
befohlen hat. Ja, und Josef hat sich dann doch
gedacht, vielleicht muss ich irgendwie versuchen, noch
am Ende dieser 79 Seiten einen etwas
versöhnlicheren Ton anzuschlagen, damit
Maria Theresia jetzt nicht vollends schockiert ist.
Und daher möchte ich jetzt noch mal den Abschluss des
Berichtes nach Wien hier auch noch mal mit
einbringen. Da
schreibt er an seine für die
Zukunft wage ich kein Urteil abzugeben,
aber ich würde mich stark irren, wenn er jemals sehr
wechselte und aus ihm etwas würde. Da ich jedoch
ebenso wenig glaube, dass er sich noch verschlechtert, meine
Schwester augenblicklich zufrieden ist, ich die Dinge für
dauerhaft halte, glaube ich, dass sie sich immer
mehr daran gewöhnen wird. So bin ich sehr
beruhigt über ihr Schicksal und wage eurer Majestät dies zu
versichern, denn ich glaube, dass in jenem Lande keinesfalls
etwas zu machen ist, man nicht einmal raten kann und
man sie ihre Angelegenheiten selbst ordnen lassen muss.
Ich habe nun neun Tage den Höfling gespielt und gestehe,
niemals fand ich ein härteres Brot als dieses. Und
nur der Wunsch, eurer Majestät einen Bericht erstatten zu können
und meiner wirklich charmanten Schwester ein Vergnügen zu
machen, konnte mich bestimmen, darin so voll
und ganz aufzugehen. Gut, also es
ist irgendwie teils freundlich, teils doch eher
Resignation so ein bisschen.
>> Solveig: Da kann man nichts machen. Müssen wir jetzt durch.
>> Daniel: Tut uns leid.
>> Solveig: Sorry.
>> Daniel: Kinder, habt Spaß.
>> Solveig: Macht das Beste draus, wenn ihr zwei glücklich seid.
>> Daniel: Aber man kann sich auch vorstellen, wie das jetzt bei Maria Therese ankommt, wenn die
79 Seiten liest, was da eigentlich los
ist in Neapel und dann wohl auch nicht mehr so
ganz an sich halten kann, wenn jetzt Personen sie dann
fragen, sag mal, wie geht es denn der Maria Carolina da? Und sie
öde so die Gesichtszüge entgleiten
und vielleicht sie dann eben auch Teile dieses Berichtes anderen
Leuten erzählt, dann noch mal mit ihren eigenen
Kommentaren. Und das tut sie eben offenbar
auch gegenüber dem spanischen Gesandten und
Spanien, wir haben ja da auch immer das besondere Verhältnis
berichtet, dass er eigentlich Karl III. Vorher König in
Neapel war und dann einfach das Erbe in Spanien ihm natürlich
wichtiger war, aber er gerne auch die Kontrolle über Neapel
behalten möchte und was da eigentlich abgeht und sein Minister
da das letzte Wort hat, weil der Ferdinand sicher jetzt auch nicht besonders
für die große Politik interessiert. Und der bekommt
dann einen Bericht von dem spanischen
Botschafter, dem gegenüber Maria Theresia ihre
Besorgnis ausgedrückt hat. Und ja,
der berichtet jetzt eben nach Madrid. Und
was passiert dann natürlich? Karl
III.
>> Solveig: Kommt jetzt nach Neapel.
>> Daniel: Ne, der kommt nicht nach Neapel, aber der Schreibtisch.
Sag mal, ich hab da was gehört, stimmt das?
Ja, beziehungsweise der setzt das glaube ich, einfach voraus, dass das schon
stimmen wird, wenn Maria Theresia dem spanischen
Botschafter gegenüber solche Dinge
offenbar sehr offen äußert.
Und da erhält also Ferdinand, König von
Neapel, folgenden Brief von seinem Vater
für die ZUk. Entschuldigung, war immer noch der gleiche, aber
während du suchst.
>> Solveig: Schön, wie das auch so wie wie stille Post fünf
Ecken geht. Also Josef schreibt an Maria
Theresia, Maria Theresia schreibt an den Botschafter, der Botschafter
schreibt dann Karl und jetzt schreibt Karl, wieso reden die nicht
miteinander.
>> Daniel: Und vor allem Maria Theresa, die schreibt ja glaube ich schon immer am Ende ihrer Briefe bitte
verbrennen. Aber gut, jetzt hat sie ja keinen
Brief. Sie hat ja keinen Brief geschrieben, sondern sie wurde
einfach wahrscheinlich in einem schlechten Moment erwischt oder in einem sehr
offenherzigen mütterlichen Moment, wo sie sich darüber
sorgte, was ist denn da jetzt los in Erpel
und wird es Maria Carolina überhaupt gelingen, ihre eigentliche
Pflicht zu erfüllen? Und diese Besorgnis hat sie
offenbar in diesem schwachen Moment diesem Botschafter
anvertraut und es ist ja seine Aufgabe oder vielleicht.
>> Solveig: Auch gezielt anvertraut, das Leben ihrer Tochter zu
lästern.
>> Daniel: Indirekt, ich kann schon sagen, wie sich das
weiterentwickelt, war sie dann doch peinlich berührt
davon, dass das so weitergereicht wurde.
>> Solveig: Wie in jedem Freundeskreis, wenn man mal ein bisschen lästert und
es geht reihum - es geht nie gut aus.
>> Daniel: Ja, aber hören wir kurz den Bericht, was der spanische Botschafter da überhaupt
weitergegeben hat. Also der hatte dann
beschrieben, das Königspaar führt ein
ungeregeltes Leben, das seiner Gesundheit schaden muss und
unweigerlich auch auf die Frage der Nachkommenschaft Einfluss
nimmt, von der man bisher nichts hört. Sie bleiben
ständig lange auf, fahren des Nachts zu Wagen durch die Straßen,
machen Lärm, wecken die Leute drei, 4 Uhr in der Früh und
so weiter zur Gesellschaft. Auf diesen Spazierfahrten
wählt man nur Schmeichler, nichtswürdige Leute, die bloß
dem Ansehen und der Ehre ihrer Gebieter
schaden. Und da sieht man auch schon das eigentliche
Problem, das schadet der Gesundheit und der
Nachkommenschaft, von der man noch nichts hört. Und
das ist natürlich etwas, was Maria Theresa tatsächlich besorgt. Da kann man schon
verstehen, dass sie da vielleicht das auch nach Spanien vielleicht doch gezielter
weiter gegeben hat. Mensch, mach doch mal ein bisschen Druck.
>> Solveig: Weil ich fand das ganz lustig, ich habe eben ein bisschen bei der Stelle
geschielt, was so drunter steht. Und da
hatte Corti, heißt er, geschrieben, dass sie erst
15,5 ist zu dem Zeitpunkt.
>> Daniel: Ja, sie ist fünfzehneinhalb glaube ich, als sie da verheiratet
wird.
>> Solveig: Ja, so wie jung die einfach sind. Also das ist ja auch, wenn man
über den Hof von Ludwig dem Vierzehnte schreibt und da die
ganzen Sexpartys, die er hat und man sich die Alter anguckt, die sind
alle 18 bis 19 und
unbeaufsichtigt. Und dann denke ich dann auch
so bei den zweien jetzt, wenn die irgendwie 1617 sind
unbeaufsichtigt, dann fährt man nach so einem König bin und
ich brauche.
>> Daniel: Auch niemanden mehr, der mir da reinredet eigentlich.
>> Solveig: Und wenn ich nachts drei mit der Kutsche durch die Straßen fahre und ein bisschen laut bin, dann
bin ich.
>> Daniel: Das, können das machen.
>> Solveig: Ja, das ist so typisches Teenagerverhalten.
>> Daniel: Das ist eigentlich auch total süß. Ja, also ich finde es doch cool, dass die nachts drei,
4 Uhr mit der Kutsche gemeinsam durch den Erpel fahren. Gerade haben sie sich noch
nicht so dolle verstanden nach dem ersten Eindruck. Es hat sich schon ein bisschen
was verändert. Nur das, was jetzt natürlich die
jeweiligen Eltern besorgt, ist, wie geht es denn jetzt weiter
mit der Dynastie?
>> Solveig: Die machen immer nur Party, die bumsen gar nicht.
>> Daniel: Das b Wort. Endlich mal wieder in einer
Folge.
So, also was macht jetzt Karl
III. Habe ich schon gesagt, er schreibt
natürlich einen besorgten, eigentlich kann man nicht sagen
besorgten Brief, sondern Karl III. Ist immer sehr
nachdrücklich und sagt, mach das, mach das, mach
das. Aber der Ferdinand ist vielleicht ein bisschen schockiert von
dem Ton und Maria Karolina ist vor allem schockiert
darüber, was ihre Mama da angerichtet hat. Also was fällt ihr eigentlich
ein bisschen des Wahnsinns? Und so ähnlich
formuliert sie das tatsächlich auch. Das ist jetzt ein längerer Brief,
aber ich finde ihn sehr beeindruckend und möchte dich bitten, deine
königliche Rolle zu übernehmen.
>> Solveig: Die Güte, die mir eure Majestäterin beweisen, erfüllt mich
ganz, lässt mich aber umso mehr den niederschmetternden Brief
empfinden, den wir gestern Abend von dem König von Spanien
mit einer Abschrift der Hinweise bekommen haben, die sie ihm
gab. Mein Gott, ich wage ja gar nicht zu sagen, was
haben eure Majestät da getan? Ja, sie haben uns zugrunde
gerichtet. Der König von Spanien begleitet seine
Hinweise mit einem niederschmetternden Brief an meinen Mann,
worin er sagt, er wäre gar kein solcher, wenn er mich nicht
in Schranken halten könnte und befiehlt ihm auch, selbst
der allergeringfügigsten Anordnung Tanutschis
auf das Pünktlichste zu gehorchen. Ich will gewiss nicht
herrschen, aber ich will, dass mein lieber Gatte, König Ÿousand, König
sei. Und auf diese Weise wird er es niemals werden.
Er, Karl III. Sagt sogar, er mache sich
Vorwürfe, ihn zum König gemacht zu haben. Mit einem
Wort, er ist ein schrecklicher Brief. Mein armer Mann ist
blass geworden, hat geweint und vor Wut gespuckt
und meinerseits fehlte nicht viel und ich wäre in Ohnmacht
gefallen. Ich fand 1 Stunde lang nicht recht atem
und habe mich erbrochen. Ich wage es zu sagen, dass
ähnliche Szenen wie die von gestern Abend nicht das beste Mittel
sind, Nachkommenschaft zu bekommen, wohl aber
alles zu verderben, selbst wenn es einen Schatten von Hoffnung
dafür gäbe. Ich beschwöre Eure Majestät, so
sehr eine Tochter nur bitten kann, es uns zu
sagen, wenn sie etwas gegen uns haben, wir werden ihnen dann
aufs pünktlichste gehorchen. So z.B. im Falle der
Ausflüge zu Meer. Obwohl Eure Majestät diesbezüglich
nur an mich geschrieben haben. Ich wage also zu sagen, dass dieser
Brief, den Eure Majestät an den König von Spanien
richteten, alles in allem furchtbar ist. Wenn
eure Majestät uns befehlen wollen, sind wir bei jeder
Gelegenheit bereit zu gehorchen. Aber wir wünschen nicht,
dass irgendjemand sich in unsere Menage einmengt, die
Gott sei Dank sehr gut geht. Wir sind anderthalb Jahre
verheiratet und haben niemals einen Streit gehabt, der auch nur
eine halbe h überdauert hätte. Niemals. Wir waren
stets im besten Einverständnis, und unser Glück wäre
vollständig, wenn nicht solche Vorfälle es stören würden.
Ich übersende eurer Majestät den Brief meines sehr
lieben Gatten. Er ist derartig gekränkt und erschüttert,
dass er im Gesichte ganz gelb ist. Gott gebe, dass dieser
Kummer nicht seine Gesundheit beeinflusst. Ich flehe Eure
Majestät an, Ihre einstige Güte für mich
wiederzufinden und mir die große Unverschämtheit zu
verzeihen, mit der ich gebeten habe, mich niemals wieder in
Spanien anzuklagen und mir zu schreiben, was immer
sie wünschen, weil ihnen auf das Pünktlichste gefolgt werden
wird.
>> Daniel: Na, ist das eine jährige Königin von
der Erbe?
>> Solveig: Aha, zweitausendein.
>> Daniel: Die genau weiß, wie sie jetzt der Kaiserin Maria
Theresia zu schreiben hat. Das ist nicht
der Ton, in dem man auf Nachkommenschaft
hoffen kann. Das ist nicht so förderlich, liebe Mama,
was du da machst.
>> Solveig: Einen solchen Ton kenne ich überhaupt gar nicht.
An herrschende Eltern allerdings habe ich noch
nie gelesen.
>> Daniel: Ich finde es total Wahnsinn. Tolle Frau, 16
Jahre alt. Und da weiß man auch schon. Da weiß schon. Der
Ferdi hat wahrscheinlich auch schon mitgekriegt, wen er da eigentlich
geheiratet wurde quasi.
Und wahrscheinlich auch die andere Umgebung in der Apel. Weiß
hat schon verstanden, dass mit der nicht so gut
Kirschen zu essen ist. Nicht mit ihr anlegen.
>> Solveig: Die weiß genau, was sie will und was sie nicht will.
>> Daniel: Also, da muss selbst Maria Theresia mal ein bisschen
kleinlauter werden. Ja, das wird
sie dann auch.
>> Solveig: Oh.
>> Daniel: Dieser ärgerliche Zwischenfall darf nichts an unserer
gegenseitigen Zärtlichkeit verändern. Aber ich beschwöre
dich, meine Liebe Tochter, regele deine tägliche
Beschäftigung, ein Leben zu führen, das von Bestand
sein kann. Ihr beide wünschet doch Nachkommenschaft auf
diese Art. Könnt ihr nicht darauf hoffen? Ich
gestehe, mein Herz war auf beiden Seiten. Ich war
lebhaft erregt wegen eurer Gesundheit und fürchtete, dass du
deinen Ruf verlieren könntest. Ich bitte dich und
deinen lieben Mann, suchet in allem dem Könige, deinem
Schwiegervater zu gefallen und seine Absichten zu
erraten. Dein gutes und zärtliches Herz ist
nicht fähig, etwas nachzutragen. Ich schmeichle
mir, dass du mich der innigen Liebe wegen
entschuldigen wirst, die den Ausgangspunkt für meine
ängstliche Sorge bildete.
>> Solveig: Oh, oh, das kenne ich auch von Maria
Theresia so nicht.
>> Daniel: Da kuscht die Kaiserin für Österreich des
heiligen römischen Reiches kleine Familienstreitigkeit.
Und Ferdinand hat natürlich nicht, sagen wir mal, so einen
so selbstbewussten Ton, wenn er an seinen Vater dann
folgendes ich habe keine anderen
Gedanken, als stets die väterliche Billigung zu finden und
zu verdienen. Und eigentlich, im Endeffekt merkt
man schon eine Strategie, wie Ferdinand sich immer bei seinem Vater
entschuldigt. Und man kann es sich eigentlich auch vorstellen, dass er
vielleicht gar nicht so unrecht hat. Er schiebt es dann meistens auf seine Frau,
wenn es Probleme gibt oder wenn etwas seinem königlich
spanischen Vater nicht gefällt. Und er beschreibt
dann eine Szene mit seiner Frau, sie wurde da fast
zur Furie und überfiel mich wie ein Hund.
Ja, biss mir sogar in die Hand, wovon ich noch die
Maler trage.
Wobei, so wie körperlich, wie die da miteinander umgehen, die ganze
Zeit an diesem Hofe, da haben ja mehrere adelige
Höflinge schon diverse Blessuren erlitten. Aber von ihm,
ja, von ihm. Jetzt muss er halt auch mal herhalten.
So, also wie ist es denn mit der Nachkommenschaft?
Scheinbar dauert es eine Weile, weil die erste Ehenacht war ja
auch noch nicht so dolle, aber vielleicht haben die romantischen Kutschfahrten
nachts geholfen. Und nachdem man sich hier
den Schreck wieder verdaut hatte über diese Auseinandersetzung
in der Familie, wird es endlich soweit sein.
>> Solveig: Ÿousand ich finde das auch irgendwie so, wenn die
15 sind und sich nicht kennen,
sofort davon auszugehen, dass die gleich miteinander in die
Kiste springen, mit Begeisterung, finde ich
irgendwie. Lass sie doch erstmal ein halbes Jahr sich aneinander
gewöhnen, das wird dann schon passieren.
>> Daniel: Ja, die brauchten halt irgendwie anderthalb Jahre.
>> Solveig: Ja auch dann sind sie ja immer noch 17.
>> Daniel: Hatte man sich anders vorgestellt.
>> Solveig: Falls du joggeglichen bei Marie Antoinette hat es ja auch
gedauert.
>> Daniel: Zweitausendein. Noch ein bisschen länger sogar, da musste der Josef ja
auch noch mal nachhelfen, aber das ist ein anderes Thema. Zu Marie Antoinette kommen
wir später noch mal. Ihr erinnert euch, das war die
kleine Schwester von Maria Carolina, die ja sehr viel bedeutet,
weil sie quasi zusammen groß geworden sind,
solange man sie hat gemeinsam groß werden lassen
eben. Aber auf jeden Fall,
1772 wird
ein Kind geboren, das erste.
>> Solveig: Und nur ein Mädchen.
>> Daniel: Es ist ein Mädchen. Und wie könnten wir sie nennen?
>> Solveig: Maria.
>> Daniel: Weiter?
>> Solveig: Antonia.
>> Daniel: Nein, Maria Theresia natürlich.
Entschuldigung, Teresa, wenn es ein bisschen spanischer
klingen soll. Und gleich im Jahr darauf,
man hat es gleich sofort noch mal versucht, jetzt erstmal
auf den Geschmack, es wurde wieder ein Mädchen. Es
ist dann Maria Luisa, die also
1773 geboren wurde. Und die
ja quasi mehr oder weniger Hofdichterin
Eleonora Fonseca Pimentel, ich weiß
nicht, wo die Betonung genau ist, bezeichnete die beiden
Mädchen als leuchtende Morgenröten,
die eine größere Geburt ankündigen.
>> Solveig: Wenn schon zweimal ein Mädchen war, dann.
>> Daniel: Muss es ja jetzt klappen.
>> Solveig: Ist ja so. Mädchen, Mädchen, Junge, Mädchen, Mädchen, Junge.
>> Daniel: Und das ist vielleicht der Punkt, wo wir gleich, weil ich werde
das nicht immer wieder erwähnen, jetzt kommt das nächste Kind. Ach ja, jetzt kommt
übrigens wieder ein Kind. Fassen wir
zusammen, sie haben ihr Bestes.
>> Solveig: Gegeben, nachdem man sich aneinander
gewöhnt hatte.
>> Daniel: Allerdings. Und sie wird ihre Mutter übertreffen, die ja auch
mit 16 Kindern gesegnet war. Zumindest mit 16 Geburten,
sagen wir mal so. Und bei
Maria Karolina ist es nicht ganz klar,
wie viele sagen. Ja, also sie wird es wohl wissen.
Aber in der Literatur, z.B. bei
dem Corti, und ich glaube, alle, die Corti zitieren,
sprechen von 17 Kindern im
Internet,
ausgehend von Wikipedia, aber eben auch vielen anderen
Seiten, wie z.B. der Kapuzinergruft, glaube ich auch,
die sprechen von 18 Kindern.
Ja, und in der Auflistung bei Wikipedia
gibt es nämlich Zwillingsschwestern, die
1779 geboren werden. Die Herr Korthi in
seiner Auflistung am Ende seines Buches hat ja irgendwie eine
vergessen. Oder die hat sich jemand ausgedacht, ich weiß es nicht.
Wir sind da etwas ganz großem auf der Spur.
>> Solveig: Ich denke, die Kapuzinergruppe wird es, glaube ich, wissen. Also Corti kann
ja vielleicht mal was, wenn es Zwillingsschwestern sind, hat das
vielleicht.
>> Daniel: Es ist ihm durchgegangen,
subsumiert. Also auf jeden Fall können wir festhalten, in jedem
Fall hatte sie 17 Geburten. Eine
Geburt muss etwas länger gedauert haben, weil
womöglich eine zweite Schwester gleich mit dabei
war. Und tatsächlich wird eben auch
bei. Aber das ist auch Wikipedia, also ich muss noch mal hinfahren,
bei der Begräbnisliste, also
welche Grabmäler gibt es in Santa
Chiara in Neapel, da wo die,
ja nicht die Kapuzinergruft, die, wie heißt das, die
Grablege des Herrschaftshauses von der
Apel eben ist, da wird in dieser Auflistung eben auch
die Maria Christina Teresa
aufgelistet, die Corti eben irgendwie
übersehen hat.
>> Solveig: Gut, aber die heißen halt auch immer alle gleich, da kann man auch mal durcheinander
kommen. Jetzt in Cortis.
>> Daniel: Also ihre Schwester ist Maria Christina
Amalia. Die hat es offenbar wirklich gegeben, denn sie
wird später Königin von Sardinen zweitausendein werden. Und die Maria
Cristina Teresa soll im Alter
von vier Jahren an den Pocken gestorben sein. Ich habe noch mal
meine Fotos aus Neapel, die ich damals völlig unwissend gemacht
habe. Es ist schon sehr lange her, dass ich in Neapel war. Ich fand das alles
wunderschön, habe alles abfotografiert, fand es fantastisch. Aber ich
hatte keine Ahnung von sizilischer
Geschichte. Und deswegen hatte ich da nur zwei
Fotos und immerhin diese eine Platte, wo alle Namen
aufgelistet wurden. Aber da ist sie auch nicht dabei. Zweitausendein. Aber es gibt
natürlich noch diese Seitenkapelle, wo dann vielleicht noch mehr Namen
stehen. Also nächstes Mal, wenn ich da bin, werde ich dieses
Mysterium versuchen aufzuklären. Flurfunk
Geschichte wird dieses letzte Geheimnis
Maria Carolina lüften. Aber wer weiß,
vielleicht sind wir da einer großen Verschwörung auf der Spur. Und nur wir
werden herausfinden, was da im
Hause Habsburg Bourbon wirklich
los war. Also dazu später mehr. Auf
jeden Fall kann man eigentlich sagen, Maria Carolina ist jetzt
für zwei Jahrzehnte ihres Lebens schwanger. Schwanger
oder, und das ist viel schlimmer, in Trauer.
Denn viele Kinder werden nicht überleben.
Also im Endeffekt, es werden einige tatsächlich noch
ein Erwachsenenalter erreichen, oder doch wenigstens
Teenager werden. Sehr viele sterben aber
bereits nach einem Jahr oder
als Kinder. Und insgesamt
werden nur vier von diesen 18 Kindern
ihre Mutter überleben. Zweitausendein. Und das war auch der
Eindruck, den ich eigentlich hatte, als ich das erste Mal etwas über Maria
Carolina gelesen habe, dass ich während des ganzen Lesens dieses
Kapitels nur dachte, mein Gott, diese arme Frau, diese arme
Frau. Also jeder zweite Absatz ach ja, und dann ist das Kind
gestorben. Und dann war das, und dann ist das Kind
gestorben. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie man wirklich. Sie war
quasi schwanger und in Trauer. Die meiste
Zeit lief das parallel. Und das ist
schon ein Grund, der mich quasi
für Maria Karolina eingenommen hat. Und warum mich
interessiert, war, wie zweitausendein, wie ihr Leben eigentlich
ansonsten so gelaufen ist. Denn
natürlich findet sie nicht, dass sich ihre Aufgabe
darin erschöpft, für Nachkommenschaft zu
sorgen. Und tatsächlich, diese Schwangerschaften werden
sie auch erschöpft haben. Auf jeden Fall hat Ferdi wieder mal in
einem Brief an seinen Vater irgendwann mal
gesagt, seine Frau habe zu ihm.
>> Solveig: Gesagt, für mindestens ein Jahr, ob du stirbst oder platzt weigere
ich mich, schwanger zu werden.
>> Daniel: Ja, und tatsächlich ist das aber etwas,
was sie mit Ferdinand dann auch
zusammenschweißt. Also in dem Moment, wo er Vater
wird.
>> Solveig: Das schwanger werden.
>> Daniel: Schwanger werden, gut, das ist vielleicht keine gemeinsame
Erfahrung.
>> Solveig: Naja, der Akt, der dazu führt,
schon, ja.
>> Daniel: Aber vor allem ist es die Sorge eben die Kinder,
leider. Und aber auch die Fürsorge
die Kinder. Also Ferdinand ist offensichtlich ein begeisterter
Vater und das nimmt die natürlich auch ein dann für
Maria Carolina und schweißt sich zusammen nach außen noch mal gegen
diese übergriffigen Eltern, dass sie jetzt
wirklich eine königliche Familie sind in Neapel.
Und ja, das dritte Kind, endlich 75
geboren, ist dann Carlo.
>> Solveig: Wirklich Tochter? Tochter, ja.
>> Daniel: Also die größere angekündigte Geburt hat tatsächlich
stattgefunden. Und ja, es war
in Neapel offenbar so üblich, dass wenn dann die
Königin den ersehnten Thronfolger tatsächlich geboren hat,
dass man ihr dann auch einen Platz im Staatsrat
Ÿousand zugesteht. Und das ist natürlich etwas, wo Maria
Karolina dann sehr gerne drauf zurückkommt,
dass ihr das doch jetzt eigentlich zusteht und dass sie gerne auch mal was
anderes machen möchte, als nur die Hausfrau und
Königin zu spielen und Kinder zu gebären.
Natürlich versucht aber die spanische
Partei bei Hofe, also vor allem der Minister Tanucci,
der da im Sinne des Königs von Spanien eigentlich regieren soll,
das ja so lange wie möglich zu verhindern,
denn der ist wirklich ja letztlich der Befehlsempfänger
aus Madrid und kriegt von dort die Anweisungen,
wiener Neapel richtig zu regieren sei. Angeblich macht
Ferdinand gar nichts ohne seine Erlaubnis.
Und man muss allerdings Tanucci zugutehalten, dass er diverse
Reformversuche dort ernsthaft betrieben
hat, was Justiz angeht und Finanzwesen. Das ist ja immer
so ein Problem in dieser Epoche. Wie können wir unsere
opulente Hofhaltung eigentlich finanzieren und vielleicht noch eine
Armee nebenbei und dass vielleicht nicht zu viele Menschen
verhungern in unserem Land. Und vor allem, und da
merkt man schon, wir kommen oder wir befinden uns
in deiner Lieblingsepoche. Nein, also
es war ironisch gemeint.
>> Solveig: In der Aufklärung.
>> Daniel: Ja, in der Aufklärung. Und zumindest merkt man es
daran, dass Tanucci gegen
die Kirche vorgeht und den Einfluss
vor allem der politischen Kirche. Also gegen die
Nachbarn in Sizilien hat.
>> Solveig: Die Kirche doch gar nicht so viel einfluss.
>> Daniel: Naja, aber die stehen quasi immer vor den Toren. Und was
heißt, die haben keinen Einfluss? Wir haben letztes Mal geklärt, warum die da in
Rom nur quasi einmal durchfahren durften,
weil sie ja offiziell Lehnsnehmer sind
des Papstes.
>> Solveig: Ja, aber gut, ich weiß nicht, ob sich das geändert hat, aber eigentlich ist
das Recht des Königs von Sizilien, die
Geistlichkeit einzusetzen. Also die haben da schon recht
viel Einfluss im Vergleich zu anderen
Ländern.
>> Daniel: Ich glaube, es geht weniger jetzt darum, wer der örtliche Bischof
ist oder was die Pfarrer so predigen,
sondern tatsächlich eben diese politische Kirche. Das heißt, der
Kirchenstaat ist der größte Nachbar und der
Papst versucht immer wieder mal zu sagen, hey, wie
läuft es so in meinem Sizilien, kümmert ihr euch da
gut drum? Und angeblich gibt es ja diese eine
kirchliche Organisation, die von euch Jesuiten. Ja,
natürlich, gegen die muss man was
machen. Die Jesuiten verboten
und rausgejagt. Das ist irgendwie, das muss man so machen, wenn man
aufgeklärt ist. Wir machen irgendwann mal eine
Jesuitenfolge. Wir müssen das mal klären. Wo
kommt eigentlich dieser Hass gegen die Jesuiten? Die
sind ja die Hexen der Aufklärer.
>> Solveig: Sie sind ja die Gegenreformation durch durchsetzen
wollen. Und vielleicht, weil die
Aufklärer eher, wenn sie überhaupt kirchlich sind, sind sie
Protestanten und deswegen mögen sie sie vielleicht nicht,
keine Ahnung. Oder weil die Jesuiten ein Geheimbund sind, die
böse Rituale machen.
>> Daniel: Geheimbund, da kommen wir nachher auch noch zu, was
Ergebnisse gar nicht so geheim.
Aufklärung, Jesuiten raus und
Freimaurer, das ist doch Aufklärung. Und
daran kann man erkennen, wie aufgeklärt Neapel
ist diese Zeit. Also Tanucci immerhin geht schon in diese
Richtung. Und ja, Maria Karolina versucht jetzt
natürlich vor allem euren Mann erstmal zu
erziehen, dass es denn wirklich ein Mann wird
und das nicht nur körperlich, sondern eben auch ein
König wird, der vielleicht mal eigene
Entscheidungen trifft. Und ja, aber wie
schon vorhin spürbar, versucht Ferdi
das dann auch entsprechend seinem Vater gegenüber immer auf seine Frau
abzuwälzen, falls er wieder böse Briefe bekommt.
Und vorläufig, ja, kriegen sie Maria Carolina noch nicht
in den Staatsrat. Und
das einzige, was sie erreicht, ist die Zulassung,
Wiederzulassung der Maskenbälle und
Salons. Aber das ist eben auch ein Punkt, wo
sie dann als Königin noch mal in ihrer weiblichen
Rolle, in der man ihr da freie Bahn lässt, dann
eben auch versucht, Einfluss zu nehmen.
>> Solveig: In solchen Salons kann man ja wichtige Leute auch mal
einladen.
>> Daniel: Ja, und sich da ein bisschen was, mal so ein Pläne
schmieden vielleicht und so eine Maske aufsetzen und
so tun. Ich wüsste ja gar nicht, wer ich bin.
>> Solveig: Ich glaube, Masken bellen wussten die schon, wer
ist.
>> Daniel: Aber es ist ja so wie inkognito reisen, alle wissen Bescheid,
aber ich muss mich nicht an die Regeln halten.
>> Solveig: Ich darf die Leute einfach ansprechen.
>> Daniel: Ich bin nicht in der Rolle anwesend, die ich üblicherweise
habe. Und auf jeden Fall ist der Minister etwas
besorgt und schreibt einmal an den König von Spanien.
Die Königin äußert oft und gegenüber jedermann, dass sie
dem verhassten Minister, er spricht von sich selbst in der dritten
Person, so viele Steine in den Weg legen und
ihn so sehr demütigen wird, dass er von selbst
abtreten will. Ich sehe deshalb keinen Silberstreif am
Horizont, der mich auf einen Augenblick der Ruhe in
diesem Leben hoffen ließe.
Bisschen selbstmitleidig, der junge Mann, aber so
jung ist der eben nicht mehr. Das ist ja der Minister. Und tatsächlich,
wir haben es schon angesprochen, was macht Maria Karolina, ihren
aufklärerischen Geist noch mal deutlich zu machen? Und
nachdem sie mit Maskenbällen in den Salons
jetzt verabredet hat, wir
unterstützen die Freimaurerei. Ja,
da gibt es eine große nationale Loge in
Neapel, Loselo heißt sie, der
Eifer. Und das findet sie sehr
interessant und da könnte man doch was drauf
aufbauen. Und als das der
königliche Schwiegervater mitkriegt, gibt es wieder böse
Briefe. Und Ferdi sagt zu diesem Thema dann
gegenüber seinem Vater, bisher wollte ich nicht
darüber reden, aber da eure Majestät mein Bedauern kennt,
kann ich sagen, dass es meine Frau ist, die alles daran setzt, die
Freimaurerlogen zuzulassen. Und des lieben Friedens
willen musste ich es gestatten, wobei ich immer darauf
bestand, dass es gegen meinen Willen geschah, wie Tanucci
bezeugen kann. Der
ist immer noch ein Teenager, glaube ich.
>> Solveig: Ja, ich glaube, es kann auch sein, dass er vielleicht auch gar nicht dafür entzogen
wurde, mal selbst Entscheidungen zu treffen.
>> Daniel: Ja klar.
>> Solveig: Und dann, wenn er erst von dem abhängig ist, dann
ist es ja auch irgendwie bequem, glaube ich, wenn man es immer dem anderen.
>> Daniel: Carolina ja auch nicht, dass er jetzt eigene Entscheidungen trifft, glaube ich. Oder sie
behauptet es natürlich, aber letzten Endes möchte sie ja, dass er tut.
>> Solveig: Was sie so richtig findet. Die erste Stelle, die
ich vorgelesen habe, er tut nicht, was ich will,
da.
>> Daniel: War sie kaum angekommen.
>> Solveig: Also ich glaube, vielleicht war der Ferdi auch einfach, ist einfach
sein ganzes Leben lang in Abhängigkeit gehalten worden, aber er.
>> Daniel: Wird sich daraus nicht wirklich befreien.
Ich musste kurz nochmal nachdenken.
Ja, und das ist sozusagen, die Freimaurer sind jetzt das Symbol, so ein
bisschen der Kampf da zwischen der österreichischen und der spanischen Partei
und Maria Carolina und diesem Minister. Also der Tanucci will
unbedingt das Verbot nochmal dieser
Freimaurerlogen erreichen und die quasi
enttarnen. Und dazu könnte man ja irgendwas
inszenieren.
>> Solveig: Ins Auto dafür?
>> Daniel: Nein, erstmal muss ich die erwischen, quasi
überführen. Und es wäre aber peinlich, wenn da jetzt
wichtige Adelige dabei sind, die man irgendwie bei Hofe
eigentlich schätzt. Also das soll nicht passieren. Also Freimaurer Logen
möchten wir verbieten und die irgendwie erwischen bei irgendwelchen schwarzen
Messen oder was die da sonst noch so treiben. Nur es darf
eben niemand dabei sein, den man noch braucht, der wichtig
ist. Das heißt, die inszenieren wirklich eine
Logensitzung, dann eine Razzia
durchzuführen und dann den Beweis zu
haben. Seht ihr, so sind die. Und
aus diesem Bericht, was man nämlich da vorgefunden hat bei dieser
Logensitzung, heißt es dann, eine brennende Öllampe
an der Wand, 11 aus schweiz schwarzem Papier ausgeschnittene
Schädel und darunter das Bild zweier gekreuzter
Knochen über einem Stuhl, ein blutbesudeltes
Hemd, auf dem Tisch eine Tasse voller Blut und ein
hölzerner Totenkopf. Das klingt schon sehr nach
Theater.
>> Solveig: Es klingt auch so, wie Leute sich halt so
Geheimbünde vorstellen.
>> Daniel: Und das haben die dann aufgebaut und dann die Razzia
veranstaltet.
Und es gibt dann entsprechend einen Prozess gegen diese vermeintlichen
Freimaurer. Und der wird
dann wirklich ja zu einem Machtkampf dort vor
Ort, in den zum Teil eben auch Frankreich irgendwie
mitmischt auf Seiten der Freimaurer, sich da
einschaltet, quasi die diplomatischen
Beziehungen. Ja, Frankreich, da breitet
sich vielleicht auch die Freimaurerei.
>> Solveig: Aber die haben doch noch Jesuiten.
>> Daniel: Die haben sogar Jesuiten, die sind noch gar nicht so
aufgeklärt. Aber die Herzogin von Orléans taucht da
auf tatsächlich in Neapel und sagt, Mensch, das sind doch
gute Leute, und das war doch irgendwie nur Theater.
Und die hat vielleicht ein besonderes Interesse daran,
weil ihr Sohn
Louis Philippe Großmeister einer Loge in Frankreich
ist. Und scheinbar deshalb kommt diese
Motivation daher. Und am Ende tatsächlich
kommt das halt raus mit dieser Razzia. Und der
Polizeichef, der das Ganze inszeniert hat, wird dann selbst
zum Angeklagten, weil er hier Mist gebaut hat. Und
das ist natürlich ein großer Sieg für Maria Kalina, weil der Tanucci ist
jetzt einfach mal Ÿousand durch, weil er hier so einen Mist veranstaltet
hat, zusammen mit dem Polizeichef. Und ihr
ansehen in, sagen wir mal, den aufgeklärten Kreisen
in Europa ist jetzt eigentlich dadurch schon auf dem Gipfelpunkt.
Wow, was für eine junge, moderne,
aufgeklärte Frau. Seht sie an, die
Königin von Neapel. Und natürlich bleibt es
nicht nur bei Freimaurerei, sondern
dazu gehört auch z.B. die Gründung einer
wissenschaftlichen Akademie in Neapel. Also es hat auch
was Handfestes, jetzt nicht nur so Spielerei,
worum es ihr geht, oder? Ja, es gibt
einen berühmten Philosophen, Juristen,
Gaetano Filangieri, der wird eben
auch eingeladen oder dazu
berufen, das Rechtswesen in
Neapel neu zu gestalten. Weg
von alten traditionalistischen
Verhältnissen hin zu einem Vernunftrecht.
Auch das sicher ein Ausweis sehr dass eine neue Zeit
scheinbar anbricht unter der Führung Maria
Karolinas und dass sich der Einfluss da doch
langsam vergrößert. Ihre eigene
Beschäftigung, muss man sagen, jetzt mit diesen philosophischen
Hintergründen, ist vielleicht doch eher
oberflächlich.
>> Solveig: Für mich jetzt nicht. Wenn die Aufklärereim
erzählen, dass man als Frau ja eh nichts leicht.
>> Daniel: Ja, natürlich hat sie deine zweite Seite aufgeschlagen.
>> Solveig: Da stand die Frau nicht dann so, ja,
dann bin ich weg.
>> Daniel: Ja, tschüss, dann macht es eben alleine.
Und Ferdinand, der fühlt sich ja zusehends zwischen den
Stühlen, zwischen seiner Frau und seinem Schwiegervater.
Ständig muss es der Einrecht machen, dann beschwert sich der andere
wieder. Und Carolina möchte
natürlich auch immer, dass er die Briefe ihr zeigt, die er so
schreibt, bevor er die losschickt an den Papa.
Und dann hat sich Ferdinand langsam angewöhnt, einfach mal zwei Briefe zu
schreiben, einen offiziellen Brief,
den kriegt Maria Karolina zu lesen und dann schickt er immer noch so
einen Brief hinterher, mit dem, was er wirklich
denkt.
>> Solveig: Das ist auch so ein ewiges Kind. Er könnte ja auch einfach sagen,
nein, ich schreibe das, was ich will, lass mich in Ruhe.
>> Daniel: Offenbar ist er konfliktscheu.
>> Solveig: Ja, das meine ich ja so. Das ewige Kind, so, ich möchte sie allen
lieben, alle sollen mich lieben.
>> Daniel: Das hat damit Kindheit nichts zu tun. Ich bin auch konfliktscheu.
>> Solveig: Ja, aber das ist jetzt so, das kommt hier so ein bisschen aus der.
>> Daniel: Kindheit, außer bei bestimmten Kommentaren.
>> Solveig: Ich bin auch konfliktscheu. Ich will es auch allen lieben. Ich möchte,
dass alle mich lieb haben. Deswegen, ich fühle ihn ja,
also ich habe ja mit. Ich sehe mich ja ein bisschen in ihm,
deswegen.
>> Daniel: Ja. Und irgendwann hat Tanucci, ist vielleicht nicht konfliktscheu, der Minister, aber
irgendwann hat er dann doch die Schnauze voll gehabt, beziehungsweise er wollte den
Konflikt auf die Spitze treiben und war sich absolut sicher, wenn ich meinen Rücktritt
anbiete, dann kriegt der Ferdinand Panik und
macht es mir recht und macht's mir recht. Und dann ist er doch ein bisschen
entsetzt.
>> Solveig: Dass er es ihm nicht recht macht.
>> Daniel: Dass es ihm nicht recht macht, sondern Rücktritt einfach annimmt.
Das sollte eigentlich so nicht passieren. Und
das erklärt dann Ferdinand gegenüber seinem Vater
folgendermass. Katholische Majestä
Vater und Herr, ich bin jetzt 26 Jahre
alt und mein Gewissen, meine Pflicht, mein Ruhm und die Liebe zu
meinen geliebten, unschuldigen Kindern
drängen mich unabweislich dazu, an meine Aufgaben zu denken,
wozu ich auch entschlossen bin. Die Liebe zu meinen
Untertanen und meine Ehre, alles zwingt mich dazu.
Ich kann es nicht leugnen. Hat gut gedient. Und in einigen
Dingen war er auch ausgezeichnet. Doch sein fortgeschrittenes
Alter von mehr als 80 Jahren,
seine Wirrnis, seine Trägheit und seine Haltung, die
Geschäfte aller Ministerien an sich zu reißen und schließlich
alles allein machen zu wollen, führt dazu, dass er
nichts macht oder nur sehr wenig. Alles ist im
Verzug, nichts wird zu Ende geführt. Oft widerspricht er sich
selbst und alles wird immer schlimmer. Die Menschen
seiner Umgebung nutzen diese Schwäche aus, ziehen ihren
Vorteil daraus und lassen zu, dass alles den Bach
hinuntergeht. Ich überlasse es dem weisen
Urteil eurer Majestät, wie ich mich fühle, wenn ich vor
aller Welt als sein Befehlsempfänger dastehe. Aber zu
sehen, wie er die Dinge behandelt und dass er
alles allein tun will, macht mich mutlos.
All dies veranlasst mich dazu, die Zustimmung eurer
Majestät zu erbitten, ihn von dieser zu befreien
und einen neuen Sekretär zu berufen, der nicht erster
Minister ist, sondern sich nur die Außenpolitik am
Hofe kümmert. Ich glaube, wir können davon ausgehen, diesen Brief
hat er nicht alleine geschrieben.
>> Solveig: Aber das hat mich jetzt echt schockiert, dass der 80 ist.
>> Daniel: Ja, es steht hier auch noch mal ein Sick dahinter. Ich
habe jetzt nicht überprüft, wie das Geburtsdatum von ihm
ist.
>> Solveig: Ich dachte so, jetzt, ja, der ist.
>> Daniel: Jetzt irgendwie, scheint ein gutes Leben zu sein.
>> Solveig: Dachte, er ist jetzt so 40 oder so. Deswegen alter, alter. Aber
das steht so alt.
>> Daniel: Olivenöl statt Butter. Wow.
Da hält man vielleicht länger durch, außer man ist
königliches Kind. Leider kriegt die Pocken. Die Pocken. Ja,
genau. Also da war offensichtlich auch Maria
Carolina dahinter. Und Ferdi schreibt
dann nochmal, ich wollte.
>> Solveig: Gerade fragen, was ist der, was denkt er selber?
>> Daniel: Ich werde versuchen, sie daran zu hindern, so sehr sie mich auch von
allen Seiten bedroht und erklärt, sie werde mir schon zeigen,
wer sie ist, wer ihre Eltern sind und dass sie uns einen großen
Gefallen getan haben und es ein großes Glück ist, sie in unsere
Familie aufgenommen zu haben. Da geht es nämlich noch mal den
Staatsrat, wo Maria Karolina jetzt
reinkommt. Aber man muss ihr zugestehen, Maria
Carolina geht es tatsächlich die Selbstständigkeit
Neapels. Das wird immer wieder deutlich werden. Also es
ist nicht, dass sie jetzt irgendwie tun will, da was Maria Theresia und
andere Minister, vielleicht aus Österreich, ihr so sagen, was besser
wäre, oder dass sie ja vielleicht schon sich
ein bisschen selbst verwirklichen möchte, sondern sie möchte wirklich
Königin sein von einem Königreich, das selbst
entscheidet, welche Politik es
betreibt. Und sie wird es tatsächlich auch alleine
tun müssen, ohne Ratschläge
in briefen. Also bislang hat ihre Mutter ihr immer
regelmäßig natürlich noch mal geschrieben, aber
1780 stirbt sie, stirbt Maria
Theresia. Und jetzt
fühlt Maria Karolina quasi, dass sie die Rolle vielleicht
ein bisschen auch ihrer Mutter in der Familie
übernehmen müsse, obwohl sie eine der jüngsten Töchter
ist. Aber zunehmend
findet sie zumindest das weibliche
Oberhaupt der Familie zu sein, weil sie ist
ja quasi die Tochter, die Maria Theresia
angeblich am ähnlichsten
war. Und es ist einiges in Bewegung
gekommen in Europa. Es gibt vor allem auch zwei
Länder, die immer mehr mitmischen.
Preußen ist ja, da kann Maria Theresia noch
mal erzählen, bevor sie
verscheidet, wie schlimm das war mit den Preußen.
Dann Russlands Schiffe sind seit kurzem sogar
im Mittelmeer aufgetaucht. Also das
ist eine Macht, mit der man rechnen muss.
Spanien verzettelt sich manchmal in diverse
Konflikte, wo die natürlich immer wieder versuchen, Neapel auf ihre
Seite mit in Auseinandersetzungen zu ziehen und die versuchen
sie rauszuhalten. Aber das allerschlimmste sind die
Piraten aus Nordafrika, bevor Siziliens
Küste quasi den Handel bedrohen.
Also was brauchen wir?
>> Solveig: Eine Flotte?
>> Daniel: Ja, natürlich, wir brauchen eine Flotte. Und die war doch
eher bescheiden oder ist zu diesem
Zeitpunkt noch eher bescheiden, die da im Hafen
von Neapel liegt und befindet sich bislang unter
dem Kommando des Hofarztes.
>> Solveig: Ja, wenn der gut ist.
>> Daniel: Ja, das zeigt auch, welche Bedeutung die offenbar hatte,
was schon sehr verwunderlich ist eigentlich, wenn man ein
Land ist, das hauptsächlich aus Küste besteht.
>> Solveig: Vor allem der Haupthafen war doch eigentlich Brindisee.
>> Daniel: Das weiß ich jetzt natürlich nicht, wo der größte Teil dieser
Flotte lag.
>> Solveig: Im Mittelalter, als man noch auf Kreuzzug gegangen ist, da war
Brindisi das große Degen. Also weil von
Brindisi man sehr gut den Raum kontrolliert, besser
als von Neapel aus.
>> Daniel: Ja, es gibt ja verschiedene
Küstenabschnitte, sowohl in Neapel als in
Sizilien, wo man Schiffe bereithalten
könnte, aber es sind halt nicht so viele, sodass sich halt der
Hofarzt drum kümmern. Und das ist jetzt eben
der neue Staatssekretär, von dem gerade Ferdinand
gesprochen hatte. Und den leiht
sich Maria Carolina bei ihrem
Bruder Leopold in der Toskana.
Die weiß nämlich, dass da ein gewisser John Acton sich einen Namen
gemacht hat. Der hat einen englischen Namen, lebt aber eigentlich schon fast
sein ganzes Leben in Italien. Und da fragt sie jetzt bei
Leopold an, ob sie den mal haben könnte, so für ein, zwei
Jahre. Und der John Acton findet das
irgendwie cool, eine neue Aufgabe zu kriegen und geht
dann nach Neapel. Ich kann gleich sagen, er
wird nie wieder zurück in die Toskana kommen. Maria
Carolina hat ihn behalten und nicht wieder den
Bruder zurückgeschickt, der, weil er natürlich
aus England stammt ursprünglich, versteht er sich auch ganz
gut mit dem britischen Botschafter. Also da gibt es ein sehr schönes
Verhältnis zu William Hamilton, der wird nachher auch noch mal
vorkommen. Dagegen Der französische Botschafter findet
das irgendwie nicht so toll, dass es jetzt einen
englischstämmigen Sekretär im
Staatsrat gibt, der sich irgendwie Neapels Flotte
bemüht. Was soll denn das? Und
innerhalb weniger Jahre schafft es Acton immerhin
150 Schiffe bauen zu lassen. Allerdings sind das
nur vier Linienschiffe. Ich kann dir jetzt nicht genau
erklären, welche Art von Schiffen, wie viele.
Also Linienschiffe sind natürlich die, die im Zweifel in einem
Krieg benötigt werden und in der Lage sind, da
entsprechend Seeschlachten zu bestehen.
Aber immerhin 150 Schiffe, die
Neapels waren jetzt
sicher über das Mittelmeer transportieren und vielleicht auch in der Lage sind,
mit einigen Kanonen dann die Piratenangriffe
abzuwehren. Und angeblich fahren sie sogar bis in die
Nordsee. Stell dir das mal
vor, ein britannisches Schiff, das dann plötzlich in
Rostock ankommt
und die Oliven und das Olivenöl
vorbeibringt. So, und es werden Freihandelsabkommen
geschlossen, sowohl mit dem immer mächtiger werdenden
Russland, als auch mit dem großen Nachbarn, dem osmanischen
Reich. Und
Maria Karolina und dieser neuere Sekretär
Acton haben es sich angewöhnt, da Maria Carolina ja so
lange noch nicht im Staatsrat immer noch sitzen durfte,
einfach ihre Sachen am Staatsrat vorbei zu
klären. Der Tanucci musste ja zwar gehen, aber
es gibt dann formell noch mal einen anderen, der diesen Ministerposten
hat. Und da gibt es dann auch wieder Krach zwischen Maria
Carolinas favorisierten Staatssekretär und
diesem Minister. Und wie kann man eine Frau
angreifen, die einen nervt? Und
an welcher Stelle könnte man eine Königin in
Verruf bringen, dass sie Affären hat, ihre Kinder
nicht? Mit wem hat sie denn da jetzt scheinbar eine Affäre?
>> Solveig: Mit diesem Acten.
>> Daniel: Ja, natürlich. Wie kommt es denn sonst, dass sie den so
befördert? Und ja, es gibt
Flugblätter, die behaupten, Maria Karolina sei ein
Monstrum an Schlüpfrigkeit.
>> Solveig: Das kennen wir von diesen Frauen.
>> Daniel: Das kennst du von den Frauen, die Probleme mit diesen
Frauen haben, weil wir.
>> Solveig: Hatten es auch schon. Marie Antoinette sagt man in der Zeit
dasselbe nach. Also scheinbar diese
Töchter, das liegt vielleicht bei denen auch
in der Familie, die.
>> Daniel: Schlüpfrigkeit, das nimmt irgendwie langsam zu,
solche Reden über sie. Und
das besorgt natürlich mal wieder den spanischen König
Ÿousand. Und er schreibt an seinen wenn du die Augen
öffnest, mein Sohn, wirst du sehen und erkennen, wer dich blendet und
wer dich dazu bringt, mich so zu beleidigen, dass ich dir den Rücken
kehre. Nachdem sie dich zu einem König aus
Pappmaché gemacht haben, nehmen sie dir jetzt auch noch deine Ehre,
das Wohl deiner Kinder und deine Seele. Glaube nicht, dass
ich übertreibe. Wenn du diesen Brief liest, den ich lesen
darf, wer dich zugrunde richtet, wirst du erfahren, was
längst jedes Kind weiß. Nicht nur in Neapel, sondern auch an
allen Höfen Europas, von denen man mir Dinge
schreibt, die ich nicht wiedergeben kann. Alle
wundern sich darüber, was vor sich geht. Auch deine Verwandten
und die deiner Frau. Lass dein
hinterlistiges Gerede. Du musst dich sofort von
Akten befreien und ihn aus deinem Reich verbannen. Wenn
du es nicht tust, kann ich nicht mehr glauben, dass du ein guter Sohn
bist. Und ich bete zu Gott, dass er mir einen Ausweg
zeigt. Meine Fresser haben dir einen Ton drauf,
Ÿousand.
>> Solveig: Du bist ein König von aus Pappmaché, weil du
jetzt nicht mehr das tust, was ich will.
>> Daniel: Ja, schon klar.
>> Solveig: Lass doch den armen Mann meinen Ruh.
>> Daniel: Ja, was macht Ferdinand? Er zeigt den Brief Maria Karolina.
Jetzt geht es im Theater wieder los. Es gibt einen
Skandal wegen dieser Einmischung und überhaupt.
Und es gibt dann noch einen Skandal, weil irgendwelche anderen Briefe auftauchen,
die wer an wen geschickt hat. Dass der Minister noch mal
andere Briefe aufbewahrt hat,
Druckmittel, wo bestimmte Dinge vielleicht drinstehen
sollte, die eigentlich verbrennen. Aber da sind sie nun.
Und Acton profitiert aber von diesem Skandal,
wird jetzt offiziell Staatsminister.
Und Maria Carolina kann sich wieder den wirklich wichtigen
Dingen zuwenden, aus dynastischer Sicht.
>> Solveig: Noch mehr Kinder?
>> Daniel: Noch mehr Kinder. Die kommen ja sowieso nicht, wenn sie
hoffentlich dann bleiben. Aber die, die jetzt da sind, und vor allem
die ersten beiden, waren ja Töchter.
>> Solveig: Ach, die müssen jetzt fair.
>> Daniel: Also so langsam muss man sich Gedanken machen.
>> Solveig: Wie alt sind die? 12?
>> Daniel: Ja, ich habe jetzt nicht mehr mitgezählt, in welchem Jahr, oh
Gott, märchen Jahr wir uns befinden. Aber auf jeden
Fall ist es an der Zeit, zumindest schon mal zu
gucken, wo denn in welchem Herrscherhaus in
Europa Prinzen auch nachwachsen, die in einem ähnlichen
Alter vielleicht sind. Und eigentlich ist
Maria Karolina ja wirklich ganz ihre Mutter. Also man
muss vor allem auch die familiären Beziehungen Zweitausendein
stärken. Und es gibt ja nichts angemesseneres als für
die eigenen Töchter. Wenn der Prinz vielleicht aus dem Hause
Habsburg wiederkommt,
wird die Nase noch größer.
>> Solveig: Der Kopf noch größer.
Sie haben es immer noch nicht verstanden.
>> Daniel: Und sie ist aber auch ein bisschen fies, muss man sagen. So als
Mutter macht sie genauso klare Kommentare über die
Chancen ihrer Töchter, wie das damals ihre eigene Mutter getan
hat. Also über die älteste, Maria Marie Theresa, sagt sie, die sei vernünftig,
aber zu wenig hübsch. Und die Luisa, sagt sie einmal, sei eine
völlige Null.
>> Solveig: Ja, von wer es von der Mutter so
lernt, gibt es so weiter.
>> Daniel: Ich hoffe, sie hat es ihr nicht ins Gesicht gesagt,
wenigstens. Ich weiß nicht mehr, wo, in welchem.
Es war schon ihre eigenen Worte und in einem Brief an jemanden. Ich weiß aber
nicht mehr, ob sie es an ihrer Mutter geschrieben, an ihre Tochter
geschrieben hat, oder vielleicht an die Erzieherin oder an jemand anderen. Das
habe ich mir jetzt hier nicht mehr notiert. Hat mich zu sehr erschüttert,
der Ton. Ja, und sie hat auch ein sehr merkwürdiges
Erziehungsritual, ihren Töchtern klarzumachen, wie bedeutsam
es ist, zu heiraten für den künftigen Lebenslauf.
Und sie geht mit ihren Töchtern immer zu feiern. Offenbar ist
das so üblich in Neapel, wo junge
adelige Damen wegen einer
fehlenden Mitgift den Schleier nehmen müssen.
Das heißt, so übrig gebliebene Töchter,
aus finanziellen Gründen immerhin nicht wegen Pocken oder anderer
zweitausendein ästhetischer Gründe, werden dann ins Kloster
geschickt und dann geht sie mit ihrer Tochter hin. Guck es dir an,
was mit dir passiert, wenn du dir keine Mühe gibst.
>> Solveig: Oder als Option.
>> Daniel: Ja, und wir haben ja bei dir gelernt.
>> Solveig: Eben noch mal drauf
der Gedanke, es ergibt für mich nicht so sinn, also den
Töchtern quasi Angst zu machen, das passiert mit dir, wenn. Wenn
wir nicht mehr für dich finden, weil die Töchter haben es ja gar nicht in der Hand.
Also Maria Caroline entscheidet ja, außerdem haben.
>> Daniel: Wir auch kein Problem mit dem Mitgift.
>> Solveig: Eben. Also deswegen kann ich mir das nicht vorstellen,
dass das passiert, den Angst zu machen. Also, sondern dass
das vielleicht irgendwas anderes dahinter
steckt.
>> Daniel: Vielleicht waren die ein bisschen widerspenstig, auch.
>> Solveig: Die beiden, wenn sie frech waren.
>> Daniel: So, wenn du dich nicht benimmst, das steht eh nicht zur
Debatte. Also ich meine, die Mama muss jemand finden.
>> Solveig: Eben. Also deswegen ist es doch total unten sieht nicht
immer.
>> Daniel: Naja, aber das ist dann letztlich auch der Anlass,
warum sie ihren Gatten zu einer
Reise überredet. Fährt ihn dann zum ersten Mal raus
aus Neapel.
>> Solveig: Aus Neapel sogar.
>> Daniel: Der war noch nicht mal der ein Kaserter war natürlich. Und bis
zur Grenze, seine
Verlobte oder schon mit quasi verheiratete
Frau in Empfang zu nehmen. Aber größere Teile
seines Reiches hat er ganz offensichtlich nie in Augenschein
genommen. Und 1785 machen
sie jetzt tatsächlich eine Reise. Sie sagt nämlich, lass uns mal unsere
Verwandten besuchen. Ich muss mal gucken, wie es den Leopold
geht, ihrem Lieblingsbruder z.b. das ist natürlich die erste
Station und am nächsten dran, also bis
Florenz fährt man und hat dann große
Partys mit Leopold und Ferdinands Schwester ist
ja Leopolds Frau, Maria Luisa oder Ludovica.
Außerdem in Parma ist da noch die Verwandtschaft. Dann macht
man noch einen Stopp in Mantua, trifft den Josef, der
kommt aus Wien angereist, hat auch noch mal Lust die Maria Carolina
zu treffen und noch mal vielleicht was klarzumachen. Besucht
Turin, Mailand und Venedig. Aber
Ferdinand, ja, dem fehlt irgendwie seine
sein Jagdrevier Neapel, der findet das irgendwie alles nicht so
doll. Was wollen wir eigentlich hier?
>> Solveig: Dass sie überhaupt das Land verlassen darf. Ich hatte das mal so
gelesen, also dass das. Vielleicht stimmt das auch
nicht, dass die französische Königin beispielsweise
das Land nicht mehr verlassen darf, deswegen besuchen die dann auch ihre
Verwandten immer nicht.
>> Daniel: Ich glaube, das ist aber auch was, was die nachher dann in die Verfassung geschrieben
haben. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Monarchie
schon war. Tatsächlich kommt das später noch mal vor. Das wird
in dieser Folge werden wir nicht mehr dazu kommen, dass die auch mal so eine
Regelung einführen wollten, dass der König das Land nicht verlassen darf. Aber ich
meine, er ist der König, er entscheidet, es ist ein absolutistischer
Staat, er entscheidet, was er will.
>> Solveig: Die Königin, dass die.
>> Daniel: Achso, aber gut, er ist ja dabei, sie fährt ja nicht
alleine. Sie hat
ihn ja deswegen überredet, dass sie das zusammen
machen. Und letzten Endes natürlich mit dem Hintergedanken, wir
müssen Maria Therese und Maria Luise irgendwie
unter die Haube bringen, die ältesten Töchter. Ja, aber jetzt
diese ganze. Ich meine, das sind alles Städte, so.
>> Solveig: Viel Kulturprogramm, das ist nichts schön fertig.
>> Daniel: Jagden sind scheinbar irgendwie nicht ausreichend im Programm
vorgesehen und deswegen schreibt
Ferdinand an den Minister Acton. Seit
zweieinhalb Tagen bin ich da zweitausendein und
noch habe ich nicht ein bisschen frische Luft
geatmet. Im Haus sehe ich nichts anderes als
vier Mauern und vier Zypressen. Ich verfüge nur über
zwei Zimmer, durch die alle Welt durchgehen muss und
insbesondere das Grossherzogspaar, das sich förmlich in der Wache
ablöst, indem alle halben Stunden ein Teil von
beiden kommt. Daher habe ich jeden Augenblick alle
meine Papiere zu verstecken. Heute Vormittag
musste ich 5 Stunden lang in Kirche Kirchen
herumlaufen und dazu Nachmittag und auch
noch 2 Stunden, was mir sehr lästig fiel.
Morgen Vormittag sollte noch so ein
Kirchenrundgang losgehen, aber ich habe mich unter dem Vorwand
gedrückt, ich müsste für den Kurier nach Spanien Briefe schreiben.
Zudem will ich auch ein wenig schlafen.
>> Solveig: Jeder Mensch, der jemals mit mir im.
>> Daniel: Urlaub war, ja, Maria
Karolina schreibt nämlich auch Brief und die sagt, oh, es ist so geil, ich habe
kaum geschlafen.
Also sie ist jetzt voll in ihrem Element
und Ferdinand will einfach nur nach.
>> Solveig: Hause, ich will keine Kirche mehr sehen.
>> Daniel: Aber leider, leider, leider, leider, der Josef ist sehr
zurückhaltend, was mögliche Hochzeiten angeht und er hat offenbar
da andere Optionen noch für seine Söhne
und die Söhne der Verwandtschaft bzw.
Über die er ja quasi als Haupt der Familie
mitentscheidet. Aber ja, Zweitausendein
insgesamt die letzte Politik, die Maria
Carolina da befördert hat in Neapel und jetzt auch diese
Reise durch die italienischen Metropolen ist doch
durchaus ein Prestigegewinn für das Neapel, dass
man doch teilweise etwas belächelt hatte eine
ganze Weile lang. Und man betreibt offenkundig eben
zunehmend auch eine selbstständige Außenpolitik, dass man sich aus so
spanischen Belangen wieder so einem Ärger am Granada, der
zwischendurch stattfindet, da nicht einen mischen
lässt. Also verweigert auch dann den Beistand,
den eigentlich der Schwiegervater da immer
verlangt. Und wie gesagt,
auch schon innenpolitisch gibt es diverse
Reformen, nicht nur bei der Justiz, sondern man versucht eben auch die
Finanzen in Ordnung zu bringen und ja, vielleicht sogar beim
Militär mal anständige Soldaten
irgendwie zu trainieren. Wir hatten ja da auch Josefs
Kommentar, wie das eigentlich so, auf welchem
Stand die da eigentlich so sind. Die Hauptperson
bei diesen Reformen, die hatte ich ja vorhin auch schon einmal erwähnt, das ist
eben der Filangieri, über den dann der
Minister Acton mal sagt, angesichts all
dieser Widerstände und der schwierigen Aufgaben
ist es ein einziger Trost zu sehen, wie dieser junge,
aufrichtige Filangieri seine Landsleute aufklärt
und den Mut besitzt, die Unterdrückung durch die Barone, die
Gerichte und unsere absurden Gesetze
anzuprangern. Also die sehen einfach auch
selber im Ÿousand diese ganzen Missstände, die sich da über die letzten Jahrhunderte
seit den Normannen, teilweise müssen die noch Regeln
beachten, wo die Normannen irgendwie irgendeinem
Baron irgendwelche Privilegien mal hinterlassen haben
und da ist vielleicht nicht mehr so ganz aktuell,
das jetzt nur aus Nostalgiegründen, wie du vielleicht
möchtest, das zu behalten. Ja, aber es lähmt das
Land und das Problem ist aber natürlich, die
Barone finden das eigentlich gut, wie es
ist. Das Problem ist irgendwie, die
loszuwerden. Wie sollte es jedoch möglich sein, mehr
als zwei Jahrhunderte alte Übel ohne Schmerzen,
Geschrei und irgendwelche Schwierigkeiten
auszurotten? Hat schon Actons
Vorgänger dann gesagt.
Ja, aber das ist eben auch das Problem,
warum man da nicht so richtig weiterkommt.
Also der Feudalismus lässt sich irgendwie nicht
besiegen in diesem Land.
>> Solveig: Was man vielleicht auch noch dazu sagen muss, wo du die Barone
ansprichst, weil du eben auch meintest, es ist ein absolutistischer
Staat, das stimmt, aber ähnlich wie
in England haben die Barone sehr, sehr viel einfluss.
Und was eben in England dazu führt, dass auch das Parlament
gegründet wird, das denken sich die Barone vielleicht hier
auch. Also die wollen auch noch politisch mit.
>> Daniel: Was sie sogar, da kommen wir nachher noch zu, in Sizilien sogar
tun. Denn tatsächlich, es sind ja immer noch in
dem Verständnis zwei verschiedene Länder, die
jedenfalls zwar unter einer Krone vereint sind,
aber sich eben auch über Jahrhunderte unterschiedlich entwickelt haben.
Und diese Barone, die spielen eben vor allem auf Insel
Sizilien eine große Rolle und haben da auch eine
parlamentarische Vereinigung und
Mitspracherechte, gerade wenn es ums Geld geht.
>> Solveig: Und dass man die jetzt loswerden oder einschränken möchte, also deswegen, wenn
wir vom Absolutismus sprechen, das darf man sich da nicht so vorstellen wie
in Frankreich, sondern hier haben wir eben noch eine Partei, die
jetzt scheinbar entmachtet werden, im Festlandteil.
>> Daniel: Neapel mehr als eben in
Sizilien, wo die aber auch nie hinfahren.
>> Solveig: Ja, aber das war schon immer so.
>> Daniel: Die Barone sind auch wahrscheinlich ganz dankbar, dass der König da nie vorbeikommt.
>> Solveig: Das machen wir hier unter uns auch. Die werden
auch gar nicht mehr, Entschuldigung, die werden gar nicht mehr in Palermo gekrönt,
ne?
>> Daniel: Ne, scheinbar nicht, nein.
>> Solveig: Also sie sind ja nur nach Nebel gefahren.
>> Daniel: Palermo wird da mitverwaltet. Also die bezeichnen Sizilien
manchmal auch als Vizekönig Königreich.
Erbärmlich.
>> Solveig: Nicht mal mehr in der großen Kathedrale.
>> Daniel: Wirklich da, wo der Kaiser Friedrich
liegt. Ja, aber die Barone machen natürlich Maria
Karolina verantwortlich dafür, dass sie jetzt hier so
angegangen werden. Und die Minister versuchen zum ersten Mal
ein modernes Kataster zu erstellen. Wem gehört hier eigentlich
was und warum kannst du das belegen, warum das deins
ist? Und wenn du das nicht belegen kannst,
dann ziehen wir das ein. Es kommt in die Casa
Sacra und dann gucken wir doch mal, was wir
mit diesem Land so tun können. Da kann man sich schon vorstellen, dass die Stimmung
da schlecht wurde. Und dazu muss man auch
sagen, in der Zeit bebt es auch mal wieder ordentlich, jetzt in der
Süditalien Erdbeben.
Und da zeigt sich auch so ein bisschen, Maria Carolina ist
jetzt nicht so die richtige Landesmutter. Also sie möchte die
Politik mitmischen, aber sich jetzt da vor Ort mal
zu gucken, wie geht es eigentlich den Leuten oder Geld zu spenden. Das tut
nämlich ihr Mann und gar nicht zu wenig, der dann
schon den Menschen vor Ort auch helfen möchte.
Da in diese Rolle findet sich nicht so gerne.
Deswegen kommen dann wahrscheinlich auch schnell dann mal so
böse Gerüchte über sie auf, weil sie dann auch so vielleicht
nicht unsympathische Seiten hat, aber für die Menschen im
Land so unerreichbar.
>> Solveig: Man hat sie halt nicht auf ihren Naturberuf
vorbereitet. Maria Theresia hat sie zur
Politikerin gemacht.
>> Daniel: Ja, aber da geht es halt, wenn es Natur geht, nur die
Nachkommenschaft, die gymnastische Fortentwicklung.
>> Solveig: Wir waren ja bei der Aufklärung. Diesen Naturberuf
hat man ihr scheinbar nicht in die Wiege gelegt.
>> Daniel: Und Ferdinand zeigt auch noch mal, dass er sich
quasi ja die Menschen in seinem Land durchaus sorgt und auch einige
der aufklärerischen Gedanken offenbar mitbekommen hat.
Wahrscheinlich hat ihn Maria Karoline ab und zu mal in so eine Freimaurerloge
geschickt. Und damit er mal sieht, was die da wirklich machen und
worüber die sich unterhalten.
>> Solveig: Wo sind die Köpfe?
>> Daniel: Schade, hier gibt es gar keine.
>> Solveig: Ich habe so viel gehört von dem Blut.
>> Daniel: Wo ist denn das jetzt alles?
>> Solveig: Wo ist es denn?
>> Daniel: Stattdessen haben die ihm erklärt, die Menschen sind alle gleich
und der König muss vor allem, seine Aufgabe ist, sich die Menschen in
seinem Land zu kümmern. Und das tut er zumindest jetzt symbolisch,
wie das halt so üblich ist im aufgeklärten Absolutismus,
wenn man dieses Label jetzt nochmal verwenden möchte. Er
gründet eine Seidenmanufaktur,
wo dann aber eben, das ist quasi wie so eine Kolonie, wo Menschen auch
leben, die dann in der Seidenmanufaktur arbeiten, unter dem
wunderschönen Namen San Lucio. Das
war ein Schloss, wo aber der
erstgeborene Sohn, Carlo Tito,
verstorben ist, also in diesem
Jagdschloss. Und deswegen wollte
Ferdinand da nicht mehr hin. Und bevor das jetzt ganz
leer steht, machen wir damit irgendwas, was anderen Leuten was
bringt. Und in diesem Schloss ist eben nicht nur diese
Manufaktur, sondern ich habe schon gesagt, es ist wie eine Kolonie, wo es eben
Wohneinrichtungen gibt, wo es eine Schule gibt, wo es
Kultureinrichtungen gibt. Und ja, das irgendwie
nichts zu tun hat mit dem Leben, das wir ansonsten
bislang in Neapel kennengelernt haben, wo die
Lazzaroni quasi der Haupteindruck ist,
den Menschen haben, die da durch die Straßen laufen und
versuchen müssen, sich dieser Banden manchmal zu
erwehren. Und Ferdinand
finanziert das nicht nur, er engagiert sich auch wirklich für die
Ausgestaltung. Und der Markgraf
von Ansbach ist es dann, glaube ich, der
dort war, der hat das dann mal beschrieben, wie das
auch zeigt. Ja, dass Ferdinand wirklich dafür sich persönlich
begeistert. Er führte mich fast eineinhalb
Stunden lang überall herum und erklärte mir alle Regeln der
Anlage bis in die schwierigsten mechanischen Details, die
die Arbeiten erleichterten. Das tat er mit unglaublicher
Präzision, Klarheit und Befriedigung, weil er offenbar über all
das, was ich nur schwer wiedergeben könnte,
genauestens Bescheid wusste und sehr mit dieser
Industrie zufrieden war, die er für das Wohlergehen seiner
Untertanen geschaffen hatte. Und diese
ganze Kolonie bekommt auch so eine Art Verfassung,
die quasi bestimmt, dass es dem Glück des
Königreiches dienen sollte und natürlich dem Nutzen
des Staates und der Familien und Ÿousand. Und das ist eben
auch nicht nur etwas, was diese Kolonie beschreibt, sondern auch die Rolle
des Königs und den Sinn seiner Stiftung. Also da
merkt man schon, sie sind auf der Höhe der Zeit, was so
an Höfen damals möglich ist.
>> Solveig: Ich wollte gerade überlegen, so wie die so
genossenschaftlich. Aber die haben ja selber keinen Anteil an.
>> Daniel: Nein, das ist schon der Gott meinende König. Das ist
sozusagen das, was so die Rolle dessen ist, was wir dann immer so als
aufgeklärten Absolutismus beschreiben. So ist ja so
diese Losung, die Friedrich II. In Preußen
so für sich gefunden hatte, er sei der erste Diener des
Volkes. Das macht für die untertanen jetzt erstmal nicht so viel
Unterschied, weil er dient ja nicht dem Volk,
sondern. Oder er ist der erste Diener des Staates. So
eben nicht der erste Diener des Volkes, sondern der erste Diener des
Staates. Und er zeigt uns ja quasi nur, wie wir alle dem Staat
zu dienen haben. Aber er hat eben auch dieses Verständnis, zum
Wohlergehen gehört es eben auch, dass es den Menschen im Land
wenigstens besser geht, dass sie Bildung bekommen etc.
Also da scheint Ferdinand hier auch jetzt einiges
mitbekommen zu haben. Also es ist nicht mehr nur der
Teenager, den wir jetzt hier vor uns.
>> Solveig: Haben, war ja mittlerweile auch schon 26.
>> Daniel: Es ist gut, dass du mitrechnest.
>> Solveig: Ich vergesse immer, das hat er eben in irgendeinem Brief gesagt. Ich bin
26.
>> Daniel: Stimmt ja, hat sein Vater geschrieben, der
am vierzehnte, das habe ich mir jetzt notiert, am 14. Sep.
1788 endlich stirbt.
Da ist man in Neapel aber ganz traurig.
>> Solveig: Acht Jahre länger durchgemacht als Maria Theresa.
>> Daniel: Oh ja, das stimmt allerdings. Also mit dem musste man sich da länger
rumschlagen und es gibt natürlich eine Hoftrauer. Also
es war ja trotzdem der Papa.
>> Solveig: Eben.
>> Daniel: Aber noch schlimmer ist jetzt der neue König und die Königin.
>> Solveig: Ich wollte gerade sagen, jetzt kommt ja.
>> Daniel: Der Bruder, Ferdinands Bruder Karl der
vierte. Und da wird es aber
noch das noch schlimmere Entwicklung da in Spanien.
Ja, da kommen wir später noch mal zu.
Und die sagen sofort, Mensch, wie
wär's denn, wenn wir mal wieder heiraten, also unsere Familien
verheiraten
und es kommt sofort ein Heiratsangebot für den Thronfolger Francesco,
wo Maria Carolina dann auch sagt,
nee, wir gucken erst noch mal woanders. Diese
Wasserköpfe, die sind doch in
Dings in Wien.
>> Solveig: Ja, aber das entsteht wieder, wenn man so eng heiratet.
>> Daniel: Ja. Und ja, damit sind wir noch mal kurz bei den
Kindern, denn 1789 tatsächlich
ist wahrscheinlich viel trauriger als der Tod von dem spanischen
König ein Jahr vor, dass gleich zwei Söhne hintereinander
sterben. Der eine war ja schon acht Jahre alt und angeblich Maria
Carolinas Lieblingssohn Gennaro.
Und dann gab es nochmal einen neuen Carlo. Das finde ich auch immer ein bisschen komisch,
dass man seine Kinder einfach immer nochmal neu den gleichen Namen
wiedergibt.
>> Solveig: Ja, es sind halt diese Dynastina.
>> Daniel: Ich weiß, aber das ist, ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen. Maria Carolina war auch schon die
dritte Tochter von Maria Theresia, die diesen Namen bekommen hat.
>> Solveig: Das ist bei denen so.
>> Daniel: Ja, merkwürdig. Also Gennaro acht Jahre, Carlo
ein Jahr alt, sterben und
Achtung an einem Impfschaden.
>> Solveig: Da geht das mit den Pockenimpfungen los.
>> Daniel: Das ist ja, was Maria Theresia auch schon macht tatsächlich. Und man kann es
auch verstehen. Also das ist ja wirklich die Plage überhaupt,
die ganze Dynastien vernichtet, dass diese Pocken
immer wieder sich greifen und natürlich auch Teile des Volkes, dass man
immer wieder republieren muss. Also man versucht zum ersten
Mal, also jetzt schon eine ganze Weile tatsächlich eben
Impfungen zu machen, aber noch nicht, nicht mit den Kuhpocken, was
dann nachher sicherer ist, sondern eben mit den menschlichen
Pocken. Und wahrscheinlich hat einfach jemand oder der
Arzt da zu viel genommen. Auf jeden Fall gibt es da
noch eine Beschreibung dazu. Ich weiß gerade nicht, wer eigentlich hier was schreibt.
>> Solveig: Ich kenne das nur mal, ich habe das mal gelesen, dass die irgendwie mit so
Pocken, also wenn du die Pocken hast, dann kriegst du ja wie bei.
>> Daniel: Den Windpocken so Pusteln und nehmen das da raus.
>> Solveig: Genau. Und dann wirst du irgendwie so angepustet.
>> Daniel: Damit oder sie streichen oder sie ritzen deine Haut an
und tun da ein bisschen was da drauf. Wahrscheinlich hat zu viel genommen, dass die
Viruslast zu hoch war. Wir kennen ja solche
Begriffe. Und ja, für Maria
Carolina, obwohl sie ist ja nicht das erste mal, dass sie ein
Kind stirbt, aber jetzt war ja auch ihr Lieblingssohn
dabei. Und Söhne sind ja noch mal, noch mal gymnastisch
gesehen, noch mal von besonderer Bedeutung. Und ja, sie
beschreibt dann ihren Eindruck. Ach so,
du bist das.
>> Solveig: Ja, ich bin doch Marianne. Vor allem, wenn man auch denkt so, ich wollte
zweitausendeinousand denen doch was Gutes tun. Und dann ist man ja auch
mitverantwortlich, dann tut es noch mehr weh.
Gott straft meinen Ehrgeiz. Ich bin nun gänzlich von der
Welt und allen ihren Dummheiten, aber auch Annehmlichkeiten wie
gutes Aussehen, Geist, Schmuck abgekommen. Meine
ganze Leidenschaft besteht darin, dass meine Kinder gut
gelingen. Die Söhne sind immer die interessantesten.
Und nun verliere ich gerade jene, die die gerechtfertigtsten
Aussichten boten. Jetzt habe ich bereits vier Söhne im
Paradies und wünsche nichts anderes, als ihnen dorthin
nachzufolgen, denn ich sehe für den Rest meiner Laufbahn
nur Kummer, Schmerz, Sorge und Elend voraus. Meine
Armen, unglücklichen sieben Mädchen beunruhigen mich
auch. Was wird aus ihnen werden?
>> Daniel: Das ist schon ziemlich traurig. Und sieben
Mädchen unter die Haube bringen. Und sie hat natürlich auch
Ansprüche. Es kann nicht irgend so ein dahergelaufener Herzog sein.
Soll schon was ordentliches sein.
>> Solveig: Das wird auch teuer.
>> Daniel: Das wird auch teuer. Gut, da machen sie sich nicht so einen Kopf, glaube ich.
Sie schon gar nicht. Das muss man auch sagen. Also so sehr
die von ihr beförderten Politiker versuchen, die
Finanzen da wieder in Ordnung zu bringen, Maria Carolina schafft es, dass das
alles wieder zunichte wird. Noch ein Maskenbach,
noch eine Hochzeit, wenn wir denn jemanden finden.
Aber da eröffnet sich etwas und es ist vermeintlich traurig,
denn im Februar 1790 stirbt Josef der
zweite, also ihr ältester Bruder,
der schon länger krank war. Und ich glaube, ich weiß gar nicht,
irgendjemand vorher ist da unmittelbar davor auch
gestorben, in Wien. Jetzt ist mir entfallen, wer das
war, wo der Josef quasi im Krankenbett gesagt hat, schafft ihn da
mal bitte aus der Kapelle, damit Platz für meinen sagt.
Also die sind irgendwie den Tod. Doch, es ist schon sehr präsent. Und sie
gehen interessant mit finde ich. So wie
hier die Maria Josefa, die gesagt ja, ich hätte ja morgen eh wegfahren
müssen.
Ja, auf jeden Fall. Natürlich wird Maria Carolina auch ein
bisschen getrauert haben, aber eigentlich. Eigentlich ist ja Leopold ihr
Lieblingsbruder. Und Leopold wird jetzt auch kam
Kaiser.
>> Solveig: Ach so.
>> Daniel: Also Josef hatte selber offenbar keinen Nachwuchs,
jedenfalls keinen, der den Thron hätte besteigen können.
Also geht jetzt die Thronfolge an den jüngeren
Bruder Leopold, Großherzog von Toskana.
>> Solveig: Wieso macht die Mama da nicht so Druck? Bei Josef
II.
>> Daniel: Ja, aber da auch davor, wenn der Josef II. Ständig in andere Länder
fahren muss, nach den Töchtern zu kommen.
>> Solveig: Eben. Also sie schickt ja Josef II. Nicht nur
zu Maria Carolina, sondern ja auch zu Maria
Antonia. Da macht er ja auch Druck, aber
bei ihm scheinbar nicht, oder wie?
>> Daniel: Hat er noch Brüder?
>> Solveig: Ja, aber trotzdem, ich finde das nicht gerecht.
>> Daniel: Ist aber doch jetzt gut gelaufen für Maria Karolina, dass ihr
Lieblingsbruder, mit dem sie sich super versteht, der ist jetzt
Kaiser, der wird jetzt Kaiser werden. Und der
Leopold, anders als der Josef vorher,
findet es eigentlich auch eine gute Idee, heiraten mit
Maria Carolina, nochmal die Familienverhältnisse wieder
enger und er macht selber dann noch
mal Heiratsvorschläge und formuliert
es noch mal aus, was Maria Carolina ja eigentlich sowieso
auch vorher schon wollte und nur bei ihrer Tour
mit Ferdinand durch Norditalien dann
irgendwie eben noch nicht erreichen konnte. Und der Leopold
schreibt ihr also ich bin
überzeugt, dass du mich wegen des Wechsels meiner
Lage angesichts der Verwirrung, der Verlegenheiten, der Mühen und der
schrecklichen Arbeit bedauern wirst, die mich erwarten.
Und dabei sind meine Kraft und Gesundheit wie mein Kopf nicht
mehr so, wie sie waren. Ich fahre Sonntag,
den 28. Nach Wien. Sei Bitte überzeugt, dass
meine zärtliche Anhänglichkeit und Freundschaft für dich immer
gleich bleiben und ich meine Versprechen halten werde.
Heute in drei Monaten richte ich meinen zweiten Sohn
Ferdinand in secundo genitor als souverän von
Toskana ein und werde ihm eine deiner Töchter Töchter
zur Frau geben. In einiger Zeit werde ich es
wagen, dir für eine andere deiner Töchter einen Vorschlag
zu machen, der dir nicht missfallen wird.
Ich beabsichtige dir auch meine Tochter Marie für deinen
Sohn anzutragen. Schmeichle mir, dass
Spanien in der Zukunft sehr gemäßigt sein wird und
wenn Gott mir hilft, will ich dem Kriege ein Ende machen
und niemals gegen irgendjemanden einen solchen
führen. Ich werde die Ruhe Europas
aufrechterhalten. Zweitausendein. Zumindest ist das mein
lebhaftester Wunsch.
>> Solveig: Das wird er nicht schaffen.
>> Daniel: Das wird er nicht schaffen. Aber Spoiler, nicht gleich,
aber er hat zumindest den Willen dazu. Und
jetzt hat sie da wirklich ein Buddy als neuen Kaiser
im heiligen römischen Reich. Also der
Sohn Ferdinand, der dritte von Toskana, gerade schon
erwähnt, der kriegt die Marie Luise, also die
Null. Ich
habe jetzt nicht mehr genau geguckt, wie es bei denen nachher gelaufen ist, denn
soweit können wir nicht mehr jetzt hier alle Nachfahren
auch noch mit reinbeziehen. Und
der Franz,
der Franz, der Franz, der Sohn von
Leopold, der war, ich glaube, vorher schon verheiratet mit einer
russischen Prinzessin. Das war eine große Niederlage für Maria Carolina
und da konnte, ist sie mit dem Josef auch nicht mehr so gut klar gekommen, weil
sie gedacht habe, was soll das denn? Also ich habe dir hier meine Tochter
vorgeschlagen und du kommst mit irgend so einer russischen Großfürstin Ecke.
Aber die ist dann gestorben. Also Der Franz
ist wieder frei. Und die Marie Therese,
also die älteste Tochter, die bekommt den Franz.
Und da gibt es jetzt neue Möglichkeiten.
Also die steht jetzt in der Erbfolge ganz
weit oben. Und der Francesco, also der eigene
Thronfolger, der kriegt, wie auch hier schon eben genannt,
die Maria Clementina,
also eben auch eine Tochter von
Leopold II. Ÿ.
Und diese Hochzeiten werden wie üblich in
Wien einfach schon mal abgehalten. 1700 neunzigste
und ganz ähnlich, wie sie es von ihrer Mutter gewohnt war,
verteilt Maria Carolina jetzt auch noch mal Ratschläge.
>> Solveig: Halt die Tochter ihrer Mutter.
>> Daniel: Und sie gibt auch, glaube ich, so ziemlich ähnliche Werte
weiter, die sie eben gelernt
hat.
>> Solveig: Haben ihr ja auch viel Glück gebracht.
>> Daniel: Ja, wieso?
>> Solveig: Ja, hat doch alles gut funktioniert. Ich
wurde zu übergroßer Bescheidenheit angehalten. Man
vernachlässigte es, mir zu sagen, ich solle mich reinhalten,
mich pflegen, damit ich nicht allzu großen Wert auf mein
äußeres lege. Jung, bequem, leichtsinnig
dachte ich auch in den ersten Jahren meines gemeint
ehelichen Lebens nicht daran. Und es fehlte nicht viel.
Und ich hätte dadurch meinen lieben Vater fast für das ganze Leben
abgestoßen. Dies lehrte mich, meinen Körper mit
Sorgfalt zu pflegen, mich gut anzuziehen, in jeder
Weise zu waschen, allen üblen Geruch zu
meiden. Ich empfehle es dir auf das
Lebhafteste. Ich kann dir versichern, dass mein
erster Gedanke nach der Niederkunft der Wunsch war, bald
ein weiteres Kind, und besonders, wenn es ein Mädchen
war, nun einen Buben zu bekommen.
>> Daniel: Bitte immer waschen, bitte sauber,
Hygiene muffst du. Genau. Und dann klappt das mit dem
Buben nicht.
>> Solveig: Das ist nicht gut für die Nachkommenschaft.
>> Daniel: Ja, das ist doch der beste Anlass, auch noch mal eine kleine Reise zu
unternehmen. Ja, das heißt, man fährt, ich
glaube sogar schon zu der Hochzeit darfst du wieder das Lernen verlieren, da ist Maria
Carolina dabei. Und anschließend fährt sie,
weil es halt ihr Lieblingsbruder ist, auch noch mit nach Frankfurt am
Main, denn da wird ja Leopold
dann zum Kaiser des heiligen römischen Reiches
gekrönt. Also im Oktober 1700 neunzigste.
Er lebt sie wie ihr Lieblingsbruder zweitausendein
in. Und da muss man sagen, Herr Korti, Herr Korti,
da hat er etwas Falsches gesagt. Wenn ich das richtig in Erinnerung
habe, sind das nicht die Krönungsgewänder von Karl dem
Großen, den erträgt.
>> Solveig: Nein, sondern viel passender, von Friedrich
II. Beziehungsweise von Roger i. Glaube ich
sogar.
>> Daniel: Eben Roger II.
>> Solveig: Im zweiten.
>> Daniel: Ja, Roger II. Was das jetzt hier nochmal war.
Wie gesagt, letztes Jahr Sizilien Trilogie.
Und ich finde, nichts ist passender, als jetzt
dabei zuzuschauen als Königin von Neapel. Wie der
kleine Bruder. Ne, der größere Bruder im Krönungsornat
Rogas II. Königs von Sizilien, zum
Kaiser des heiligen römischen Reiches gekrönt wird. Also eigentlich kann
sie sich da als die Hauptperson fühlen.
>> Solveig: Ist eigentlich der sizilische König.
>> Daniel: Genau. Ach herrlich, wie sich die
Kreise immer wieder schließen. Und jetzt treten wir wieder die
Rückreise an. Und diesmal
machen wir einen Stopp und treffen eine wichtige
Person, da, wo wir letztes Mal,
als sie noch auf dem Weg war, nach ihrer eigenen Hochzeit
nach Neapel dran vorbeigefahren sind, wegen dieser
diplomatischen Missstimmung. Wir treffen den
Papst. Hammer. Das geht natürlich jetzt, weil
jetzt ist sie die Mutter der
künftigen Kaiserin. Also Neapels
Rolle hat sich natürlich nicht grundlegend verändert, aber man kann jetzt
halt aus päpstlicher Sicht schlecht nein sagen, wenn da
die Schwiegermutter des künftigen
Kaisers vorbeikommt und die Schwester
des jetzigen Kaisers. Das heißt, tatsächlich werden
Ferdinand und Maria Carolina eben
empfangen von seiner
Heiligkeit? Ehrlich gesagt habe ich nicht geguckt, welche davon.
>> Solveig: Ich wollte gerade fragen, ich weiß es nämlich nicht.
>> Daniel: Aber hier steht's. Paul VI.
>> Solveig: Der sagt mir auch irgendwas.
>> Daniel: Ist auch egal, nicht? Paul Vio ist der sechste, also der
sagt mir nichts.
>> Solveig: Ÿousand.
>> Daniel: Ist auch egal, muss einem auch nichts sagen. Es geht ja
das Grundverständnis zwischen Kirchenstaat, heiligem
Stuhl und dem Königreich Neapel Sizilien.
Und Maria Caroline berichtet
von dieser Begegnung.
>> Solveig: Wir gingen zum Papst, er gab vor zu schlafen
und nach einer Viertelstunde ließ er uns ohne weiteres eintreten
und grüßte uns freundschaftlich, wenn auch sehr verlegen. Er
ist persönlich ein dicker und großer Mann, der wir
durcheinander spricht und Dummheiten sagt, wie jeder, der verlegen
ist. Zunächst ließ er aber nichts über Geschäfte verlauten, außer
der Versicherung, er wolle uns nicht entgegentreten und mit
uns keinen Wortstreit führen. Nach einleitenden schönen
Worten begann der Papst mit dem König einen
schrecklichen Wortkampf. Ich zitterte fortwährend davor, mein
Mann werde die Wut packen.
>> Daniel: Warum packt Ferdinand die Wut? Weil es natürlich bei diesem
Treffen nicht nur einen Höflichkeitsbesuch geht, sondern bei
dem Anlass sprechen sie natürlich auch noch mal drüber. Sag
mal, können wir das mit dem Schimmel vielleicht lassen? Hört schon mal
die erste Folge an, wenn ihr es nicht mehr wisst. Es ist die sogenannte Chinea.
Ich versuche es mal italienisch auszusprechen. Da müsste es
Chinea sein. Also diese Art. Du meintest, das wäre jedes
Jahr?
>> Solveig: Ich glaube jedes Jahr.
>> Daniel: Pferd, speziell interessiertes Pferd plus Geld dem
Papst übergeben müssen. Und da würde er doch gerne mal drüber sprechen,
ob das wirklich noch sein müsse.
>> Solveig: Vor allem nur kurz. Stell dir das mal vor, du kriegst jedes Jahr
so ein weißes Pferd, da hast du doch noch so eine ganze Menagerie
damit. Ich möchte eine ganze Herde
weißer Pferde, die pass gehen können.
>> Daniel: Was macht ihr damit?
>> Solveig: Vielleicht verschenkt er dies weiter, schickt er.
>> Daniel: Dann weiter nach Spanien oder die ganzen italienischen Staaten.
Aber die sagen dann auch irgendwann, bitte diesmal kein Pferd
mehr.
>> Solveig: Vielleicht sind es auch eigentlich nur fünf Pferde, die untereinander immer weiter
verschenkt werden.
>> Daniel: Wahrscheinlich. Auf jeden Fall, ja.
Es bricht niemand in Wut aus, sondern das hat sich schon
angebahnt vorher in diese Verhandlungen, dass man da
vielleicht jetzt mal ein bisschen was modernisieren könnte. Zweitausendein. Und
ja, es läuft nachher auf ein Konkordat mit dem
Vatikan hinaus, mit dem heiligen Stuhl
vielmehr, dass man das so jetzt nicht mehr möchte. Also man muss
den Schimmel da nicht mehr vorbeibringen, der muss sich auch nicht unbedingt
niederknien. Aber dafür bitte
Dukaten beim Thronwechsel
übergeben als Geschenk. Ja, ist ein ganz ordentliches
Geschenk, aber jetzt eben auch in zeitlichen
Abständen. Also muss man sehen, dass die Könige lange
leben, sonst wird es teuer für.
>> Solveig: Neapel, weil so ein Pferd ist auch teuer, aber
durch. Ja, aber das rechnet, wenn du jedes Jahr so
ein special Pferd brauchst und.
>> Daniel: Das musst du ja auch nochmal Geld mitbringen. Also im
Endeffekt können sie schon dankbar sein, dass es jetzt erst mal anders geregelt
ist. Aber trotzdem, dieses Verhältnis bleibt noch ziemlich lange
bestehen. Also dieses Abhängigkeitsverhältnis, zumindest
nominell vom Papst, und dass man da regelmäßig Geschenke
vorbeibringen muss, das werden sie dann doch noch eine
Weile mitspielen müssen.
Aber dann kommen sie zurück nach Neapel und dort gibt
es einen begeisterten Ÿousand Empfang
für das junge königliche Paar, das also jetzt mittlerweile
fest im Sattel sitzt, beide
selbstbewusst auftreten,
aufgeklärt herrschen,
zumindest insoweit, dass im Volk, man
sieht, dass es ein Teil des Volkes, wenn man einen Platz in der
Seidenmanufaktur ergattert, jetzt vielleicht sogar besser geht.
Und der Marchese Gallo, das
ist, wenn ich das richtig im Kopf habe, eben der
neapolitanische Gesandte in Wien,
der hält das Ganze dann fest. Summa
summarum, vor sechs Jahren war der Name des
Königs von Neapel noch so gut wie unbekannt und würde
höchstens als der eines Vizekönigs von Spanien in
einer Provinz seines Reiches betrachtet.
Jetzt ist sein Ansehen so gewachsen, dass
ihm Ruhm und Hochachtung zuteil
wird. Letztlich hat das alles
Maria Carolina geschafft. Jawohl,
die hat den in Ordnung gebracht, den Ferdinand auf
Vordermann gebracht und den Minister los geworden.
Jetzt auch noch glücklich ihre Töchter verheiratet und
ihren Thronfolger. Also wir sind fest wieder im
habsburgischen Familienverbund verankert
und gehen einer glücklichen Zukunft
entgegen.
>> Solveig: Was kann jetzt noch schief?
>> Daniel: Was soll da noch schiefgehen? Und
wir werden das vorbereiten für euch und
euch weiter erzählen, wie glücklich diese
Familieneabend dann demnächst wird.
Und bis dahin möchten wir uns noch kurz
bedanken bei Silvia und Frauke.
Ja. Die uns nämlich finanziell unterstützt haben. Das
ist wirklich richtig lieb von euch. Vielen, vielen, vielen
Dank. Das heißt, wir können jetzt auch mal hier unsere
finanziellen Reformen eingehen.
>> Solveig: Gleich ein Maskenball.
>> Daniel: Gib ein Maskenball. Vielen Dank, dass ihr uns
das opulente neapolitanische Leben ermöglicht.
>> Solveig: Dankeschön.
>> Daniel: Und haben wir noch was zu sagen? Natürlich freuen wir uns wie immer
über eure Briefe,
eure E Mails und Kommentare. Und
falls ihr das noch nicht getan habt, dann schenkt uns ein bisschen
Liebe und Glück, indem ihr
Sterne verschenkt. Glocken läutet für
Flurfunk Geschichte und für
diese Sommerfolgen aus dem Königreich
Neapel über Maria Carolina. Und schon
bald werdet ihr erleben, wie das Ganze weitergeht.
>> Solveig: Natürlich in Glück und Wohlstand.
>> Daniel: In Glück und Wohlstand.
Jetzt versuche ich gerade, was auf Italienisch zu sagen und es fällt mir nicht mehr
ein, wie man normalerweise auf Italienisch Tschüss sagt.
Ciao und arabi derci. Tschüss.
Es hätte so schön sein können in Neapel. Ja, irgendwas
haben die da noch nicht mitbekommen in Neapel.
>> Solveig: Nein. Also man denkt sich so parallel in einem anderen Land.
>> Daniel: Ja, geht richtig die Party.
>> Solveig: Aber das kann ja nicht so schlimm werden. Ne?
>> Daniel: Das ist noch jemal Jute.
>> Solveig: Ja, genau.