Willkommen bei Flurfunk Geschichte

Dein Geschichtspodcast mit Daniel und Solveig
Wir sind Daniel und Solveig und begeistern uns für Geschichte. Wir haben lange zusammen im Museum gearbeitet und Führungen gemacht. Im Mittelpunkt unserer Folgen stehen Menschen, ihre Lebenswelt und die Frage, warum sich unsere Sicht auf frühere Epochen immer wieder verändert. Jeden Monat erzählen wir Euch eine unserer Lieblingsgeschichten.
In der längsten Folge unserer Geschichte nehmen wir euch mit auf eine Reise nach Rom und hinter die Mauern des Vatikans – dorthin, wo seit Jahrhunderten einer der geheimnisvollsten Wahlvorgänge der Weltgeschichte stattfindet: die Papstwahl im Konklave.

Filmkritik: Konklave (2024) – Intrigen im Vatikan

Natürlich waren wir auch im Kino und haben uns den Film „Konklave“ (2024), angeschaut. Der hat schließlich zwar nur einen Oscar bekommen, uns aber größtenteils überzeugt. Der Film schildert ein fiktiv-historisch inspiriertes Papstwahlverfahren im Stile eines politischen Thrillers – mit viel Symbolik, religiösem Ernst und einer Prise Vatikan-Intrige. 
Wir kommentieren nicht nur die filmische Umsetzung, sondern vergleichen sie auch mit realen historischen Ereignissen und dem tatsächlichen Ablauf eines Konklaves. 

Vom Chaos zur Ordnung – Die Entwicklung der Papstwahlen

Anfangs war die Papstwahl kaum geregelt. Der neue Bischof von Rom wurde oft einfach durch Akklamation bestimmt – also durch Zuruf des Klerus oder sogar des Volkes. In dieser frühen Phase konnte die römische Aristokratie massiven Einfluss ausüben. Das führte zu einer Epoche, die rückblickend als sogenannte Pornokratie (10. Jahrhundert) bezeichnet wird – geprägt durch Skandale, Vetternwirtschaft und Frauen wie Marozia, die massiven Einfluss auf die Papstwahl nahmen. Die Lebenserwartung von Päpsten wurde durch diese Machtkämpfe drastisch verkürzt.

Vom Chaos zur Ordnung: Das Kardinalskollegium entsteht

Als Reaktion auf diese Missstände begann man, die Wahlrechte einzuschränken. Im 11. Jahrhundert wurde das Kardinalskollegium als exklusiver Wahlkörper etabliert. Das Papstwahldekret von Papst Nikolaus II. (1059) legte erstmals fest, dass nur die Kardinäle den Papst wählen dürfen. Eine radikale Änderung – der Einfluss weltlicher Mächte wurde damit beschnitten.
Diese Maßnahmen waren Teil der Reformbewegungen, die sich auch gegen die Laieninvestitur richteten. Die Kirche wollte sich von politischer Einflussnahme emanzipieren – Dazu gibt es mehr in unserer Folge zum Gang nach Canossa!.

Das Papstwahldekret und das Konklave von Viterbo

Ein dramatisches Beispiel für einen völlig aus dem Ruder gelaufenen Wahlprozess war das Konklave von Viterbo (1268–1271), das sich über fast drei Jahre zog. Die Kardinäle konnten sich nicht einigen – die Bevölkerung verlor die Geduld, schloss die Kardinäle ein, entfernte das Dach des Palastes und kürzte die Essensrationen. Aus dieser Episode ging schließlich Papst Gregor X. hervor – und mit ihm die verbindliche Einführung des Konklave (lat. cum clave – „mit Schlüssel“).
Das bedeutete: Einschluss, Isolation, Geheimhaltung – bis zur Entscheidung. Ein System, das seither immer wieder angepasst, aber nie vollständig aufgegeben wurde.

Universi Dominici Gregis – Regeln für das moderne Konklave

Die bis heute geltenden Grundlagen stammen aus dem 20. Jahrhundert: Papst Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI. entwickelten die Regeln weiter – etwa die Altersgrenze von 80 Jahren für wahlberechtigte Kardinäle. Die definitive Kodifizierung kam mit Papst Johannes Paul II. und seiner Konstitution Universi Dominici Gregis (1996). 
Heute gelten dabei u. a.:
  • Absolute Geheimhaltung – inklusive technischer Maßnahmen gegen Abhörversuche
  • Die Wahl erfolgt geheim und nur durch das Kardinalskollegium (max. 120 wahlberechtigte Kardinäle)
  • Vier Wahlgänge pro Tag
  • Schwarzer Rauch = keine Wahl, weißer Rauch = Habemus Papam
Prominente Konklaven & heutige Symbolik

Natürlich kommen wir auch auf die letzten Konklaven zu sprechen – wie jenes von 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II., aus dem Benedikt XVI. hervorging, und die Wahl von Papst Franziskus 2013. Letzterer war der erste Jesuit und der erste Papst aus Lateinamerika.
Besprochen werden auch die Rituale, Symbole und die geheimnisvolle Atmosphäre des Konklaves – von den Eidesleistungen über das Extra omnes! bis zum weißen Rauch, der die Welt wissen lässt: Ein neuer Pontifex ist gewählt.

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